Industriekram (Jacobs etc.) - Wer kennt sich aus?

Diskutiere Industriekram (Jacobs etc.) - Wer kennt sich aus? im Bohnen und Kaffee Forum im Bereich Rund um die Bohne; Hallo Forum, was ich mich schon länger frage, aber immer vergessen habe, mal zu posten: Woraus besteht eigentlich die Industrieware wie...

  1. #1 chris_weinert, 30.12.2006
    chris_weinert

    chris_weinert Mitglied

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    Hallo Forum,

    was ich mich schon länger frage, aber immer vergessen habe, mal zu posten:

    Woraus besteht eigentlich die Industrieware wie Jacobs, Melitta, Tchibo, Albrecht etc.? Oder konkreter gefragt: Wie hoch ist beispielsweise der typische Robustaanteil bei als hochwertig vermarkteten Industriekaffees wie Krönung etc.?

    Ich gehe mal davon aus, daß die so einen Blend mischen, den sie dann variieren können, um Qualitätsschwankungen auszugleichen und trotzdem immer die gleiche Geschmackstendenz hinzubekommen?

    Mich würde einfach mal allgemein interessieren, woher der Inhalt so kommt. Wenn jemand eine Quelle im Netz hat, auch ne guude Sache.

    Danke,
    Chris
     
  2. sebsei

    sebsei Mitglied

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    Ein gutes Neues!

    Angesichts dessen, dass die von Dir angesprochenen Großröster Qualität immer noch mit Arabica gleichsetzen (resp. dies dem Kunden suggerieren wollen) gehe ich davon aus, dass Du in den typischen Supermarkt-Filterkaffeemischungen eher kaum Robusta finden wirst.

    Als (mitunter zweifelhaftes) Qualitätsargument wird oft auch auf der billigsten Packung Kaffee der 100%-Arabica-Status hervorgehoben.

    Dass es sich dabei auch um anteilig billige und minderwertige Arabicas handeln kann, die zudem in wenigen Minuten schnellgeröstet wurden, steht auf einem anderen Blatt...

    Grüße,
    Sebastian.
     
  3. #3 didiman, 02.01.2007
    didiman

    didiman Mitglied

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    Auch von mir ein gutes Neues,

    das mit dem vorgeblich kaum vorhandenen Robusta bei "Industriekaffee" ( besser wäre ja der Ausdruck Einzelhandelsware im Unterschied zu Gastronomie- oder frisch erzeugten Kaffee ) passt natürlich nicht mit den Einfuhrzahlen von Robustakaffee's nach Deutschland zusammen. Wenn anscheinend alle nur 100% Arabica machen, wo bleibt dann der Robusta ? So waren alleine im September 2006 ungefähr 16% aller Rohkaffeeeinfuhren ( Quelle Kaffeeverband ) Vietnamrobusta ( billiger geht's nimmer ). Da kann man sich dann ja auch denken, wo dieser Kaffee ( immerhin ca. 13.000 Tonnen ) geblieben ist.

    Andreas
     
  4. jutta

    jutta Mitglied

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    Hallo,

    Ich denke, das trifft es. Und das ist ja auch der Sinn eines Markenproduktes.

    Was die 19% Robustaeinfuhren betrifft, gibt es einiges, wo das bleibt. "Traditionell" im löslichen Kaffee mit all den Spielarten. Sicher auch nicht überraschend: in Espressomischungen. Dann gibt es noch - wurde auch schon im Netz beschrieben - Bearbeitungsverfahren, die Robusta nennenswert sensorisch verbessern.

    Wieviel in Krönung ist, kann ich Dir auch nicht sagen. Aber dann gibt es noch die sicher zutreffende Meinung: Kann ein guter Robusta nicht besser (und teurer) sein, als ein schlechter Arabica.

    Grüße und ein gutes Neues Jahr

    Jutta
     
  5. #5 didiman, 02.01.2007
    didiman

    didiman Mitglied

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    Nur damit wir uns nicht falsch verstehen, ich meinte 16% alleine Vietnam-Robusta. Da sind die ganzen Kaffee's aus z.B. Uganda, Nicaragua, Indien etc. noch garnicht bei. Und wer sich einmal Gedanken darüber macht das auf einem Kilogramm Röstkaffee 2,19 Euro Kaffeesteuer sind, kann sich relativ schnell ausrechnen das die derzeitigen Kaffeepreise im Einzelhandel nur mit den günstigsten Qualitäten zu erreichen sind.
     
  6. #6 Schreibfix, 05.08.2007
    Schreibfix

    Schreibfix Gast

    AW: Industriekram (Jacobs etc.) - Wer kennt sich aus?

    Hallo,

    mir ist da noch eine andere Frage gekommen: Wenn auf der Packung ein Herkunftsland steht, wie es Tchibo mit seiner "Neuen Ernte" macht, wieviel muss aus diesem Land dann drin sein? Also wenn ich einen Kaffee kaufe, auf dem zum Beispiel "Costa Rica" oder "Tanzania" steht, ist dann nur Kaffee drin, der in Costa Rica oder Tanzania hergestellt wurde? Oder sind das Mischungen mit Kaffees aus anderen Ländern?

    Grüße
    Schreibfix
     
  7. anrubo

    anrubo Mitglied

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    AW: Industriekram (Jacobs etc.) - Wer kennt sich aus?

    warum schreibt ihr die companies nicht einfach zum spass mal an?

    ob die antwort dann stimmt ist noch nen anderes thema aber dann hätten wir erstmal eine *grins*

    Gruss
    Andi
     
  8. #8 Kaffeeschwabe, 06.08.2007
    Kaffeeschwabe

    Kaffeeschwabe Mitglied

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    AW: Industriekram (Jacobs etc.) - Wer kennt sich aus?

    Hallo,
    unsere Nachbarn in Östereich starten da richtige Unterschriftsaktionen. Sie Institut für Kaffee Experten Ausbildung. Es ist mir ebenso schleierhaft ist wie Röster ein MHD von 24Monaten angeben können. Der Kaffee muß doch aromatisiert sein. Vielschlimmer sind die karamelisierten Kaffees wie Wiener Melange von Tchibo und dessen Grand Cafe 11% Zucker in verbrannter Form als Karamell.
     
  9. Ireton

    Ireton Mitglied

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    AW: Industriekram (Jacobs etc.) - Wer kennt sich aus?

    Karamellisierter Kaffee, der wiederum in Ostdeutschland zum Beispiel sehr populär ist. Die Tatsache, dass der Magdeburger Kaffeeröster Röstfein seinen alten karamellisierten Kaffee 'Rondo' wieder auf den Markt gebracht hat, hat ihm das Überleben gesichert. (Auch wenn Rondo zu DDR-Zeiten nicht unbedingt populär war: 'Jacobs ist die Krönung, Rondo ist die Höhe!')

    Was die Aromatisierung angeht: Wie sieht es denn da mit dem Verbraucherschutz aus? Müsste so etwas nicht angegeben werden auf der Verpackung? Die EU und auch deutsche Behörden verstehen in der Hinsicht ja wirklich keinen Spaß.
     
  10. #10 Walter_, 07.08.2007
    Walter_

    Walter_ Mitglied

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    AW: Industriekram (Jacobs etc.) - Wer kennt sich aus?

    Über Edelbauer's Kaffee-Experten gibt's ja schon den einen oder anderen Beitrag...

    Beim MHD ist es bei den meisten Kaffees völlig egal, ob es nun z.B. 12, 18 oder 24 Monate sind. Nach dem 3. Monat ab Röstung passiert ohnehin nicht mehr viel, die Bohnen sind klinisch tot. Die zwingende Angabe des Röstdatums hingegen würde dem Konsumenten viel eher eine höhere Qualität in der Tasse bescheren...
     
  11. Ernie

    Ernie Mitglied

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    AW: Industriekram (Jacobs etc.) - Wer kennt sich aus?

    Naja, Vorschriften gibt es da aber für Kaffee keine, wo Kaffee draufsteht ist auch Kaffee drin - viel schlimmer, es darf sogar ein bestimmter Prozentsatz 1-3%, je nach dem, ob es Instantkaffee ist oder nicht, "Fremdanteil" vorhanden sein...
    Es hat sich eben im Übrigen noch nicht die Erkenntnis durchgesetzt, dass Kaffee nicht gleich Kaffee ist - daher auch keine europäische oder deutsche Regelung. Ist beim Wein übrigens ganz ähnlich, dort besteht auch keine Kennzeichnungspflicht für "designte" Weine aus Amerika etc.
     
  12. Ireton

    Ireton Mitglied

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    AW: Industriekram (Jacobs etc.) - Wer kennt sich aus?

    Das finde ich interessant, danke! Rechtsprechung gibt's dazu auch nicht? Der EuGH hat größeren Unternehmen schon so manches Mal den Spaß verdorben, wenn ich das richtig erinnere. Der kann doch recht unangenehm werden, wenn es um Verbraucherschutz geht. (Ebenso wie die deutschen Gerichte.) Danke jedenfalls für die Information. Meine Vermutung wäre schon, dass bei gemahlenem Kaffee eine Aromatisierung, die nicht angegeben wird, nicht bzw nur sehr sehr eingeschränkt zulässig ist. (Bei karamellisiertem Kaffee finden sich dazu dementsprechend auch Angaben.)

    Ich habe inzwischen Kraft-Foods eine E-Mail geschrieben und bin auf die Antwort gespannt.
     
  13. Ireton

    Ireton Mitglied

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    AW: Industriekram (Jacobs etc.) - Wer kennt sich aus?

    Das ist die Antwort von Kraft Foods. Gefragt hatte ich danach, ob zur Verstärkung des Kaffee-Geschmacks bei normalem Kaffee Aromen hinzugesetzt werden. Außerdem hatte ich geschrieben, dass es bei vielen Kaffeeliebhabern die Auffassung gibt, dass die Röstmethode der Großröster den Kleinrösterverfahren unterlegen sei und dazu führe, dass die Bohnen nicht durchgeröstet und daher weniger bekömmlich seien:

    Sehr geehrter Herr XXX,

    vielen Dank für Ihre Nachricht.

    Normaler Röstkaffee wird nicht aromatisiert, aber es ist Ziel moderner technologischer Verfahren das beim Rösten sich bildende Kaffeearoma so weit wie möglich zu erhalten und im Vakuumpäckchen einzuschließen, damit der Verbraucher den vollen aromatischen frischen Kaffeegeruch und Geschmack genießen kann. Durch geeignete moderne Produktionstechnologie und moderne Verpackungen wird der Kaffee so verpackt, dass die Qualität des Röstkaffees laut Haltbarkeitsdatum gewährleistet ist.

    Es gibt auch aromatisierte Kaffees auf dem Markt, hier wurden aber dem Kaffee besondere kaffeefremde Geschmacksnoten (Aromen) zusätzlich beigefügt (z.B. Vanille, Nuss, Schoko, Amaretto etc), daher können wir hier von einer Aromatisierung sprechen. Ziel ist aber wiederum nicht die Haltbarkeitsverlängerung sondern eine Geschmacksnuancierung.

    Bei den Röstverfahren gibt es verschiedene Technologien, die sich durch die Art der Wärmeübertragung bei der Röstung unterscheiden: die alten Trommelröster, die oft noch von kleinen Herstellern eingesetzt werden (z.B. auch aus Kostengründen) und die modernen Röstanlagen, in denen die Kaffeebohnen im Heißluftstrom effektiver und damit einhergehend auch schneller geröstet werden. Diese Anlagen sind eher bei größeren Röstern zu finden.
    Bei beiden Verfahren werden die Kaffeebohnen durchgeröstet, um den erwünschten Röstgrad und damit einhergehend den gewünschten Geschmack zu erzielen.

    Die Bekömmlichkeit von Kaffee ist individuell verschieden von Mensch zu Mensch. Sie kann durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden. Die auf dem Markt erhältlichen Kaffees zeichnen sich aus durch geeignete Auswahl von: Vorbehandlung der Bohnen, Bohnenmischung, Röstgrad.
     
  14. #14 Walter_, 13.08.2007
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    AW: Industriekram (Jacobs etc.) - Wer kennt sich aus?

    Eloquent, die Antwort. Vielleicht hätte man sie auch fragen sollen, wie sie zu den Vorwürfen stehen, daß sie mit Ihrer Einkaufspolitik moderne Sklaverei unterstützen und die Existenzgefährdung bzw. - vernichtung zahlreicher Kaffeebauern provoziert haben bzw. es noch immer tun... :rolleyes:

    Aber in einem haben sie recht, durchgeröstet sind ihre Sorten ja. Weniger bekömmlich sind ihre Kaffees ja nicht, weil die Röstung zu früh beendet wird, sondern weil die kurze Röstdauer nicht ausreicht um verschiedene Substanzen wie. z.B. Chlorogensäuren weitgehend abzubauen bzw. umzuwandeln.
     
  15. Ireton

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    AW: Industriekram (Jacobs etc.) - Wer kennt sich aus?

    Ja, nach der Einkaufspolitik hätte man sicher fragen können. Wobei sich das möglicherweise nicht so sehr von den Kleinröstern unterscheidet, die sicher keine Privatverträge mit Kaffeebauern abgeschlossen haben. Außerdem tut sich in der Branche etwas: Auch von Jacobs, Tchibo und Darboven gibt es inzwischen fair gehandelten Kaffee zu kaufen. (Was manche mir bekannte Weltladenbesitzer ärgert - aber ist es besser, wenn Kraft Foods keinen fair gehandelten Kaffee verkauft?)
     
  16. #16 Walter_, 13.08.2007
    Walter_

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    AW: Industriekram (Jacobs etc.) - Wer kennt sich aus?

    Nein, solche Privatverträge gibt es kaum, sie sind wegen der hohen Logistikkosten auch nur selten sinnvoll. Trotzdem kenne ich einige Kleinröster - mich eingeschlossen - die wann immer es möglich ist Kaffees kaufen, bei denen es sichergestellt ist, daß die Kaffeebauern einen wirklich fairen Preis - der ein Vielfaches des ICO Preises und oft auch des Fairtrade Preises ist - bekommen.

    Der Begriff Fairtrade wird leider recht oft mißbraucht und ich sehe einige Schwachstellen in dem Konzept wie z.B.

    -es gibt keinen direkten Konnex zur Qualität des Kaffees, FT ist mehr oder weniger eine Art Sozialabgabe
    -die FT Kontrollmechanismen wachsen langsamer als der Handel mit FT Produkten, mit einer gewissen Regelmäßigkeit werden Fälle von Mißbrauch bekannt
    -der Konsument hat mit dem Kauf eines FT Kaffees zwar sein Gewissen beruhigt, trotzdem sind die FT Preise für die Kaffeebauern meist immer noch viel zu niedrig um auch nur ein halbwegs vernünftiges Auskommen zu finden.
    -Konzerne scheinen den Begriff seit einiger Zeit - u.U. gezielt - für den Konsumenten irreführend einzusetzen in der Hoffnung, den Konsumenten über ihre wahren Strategien - in denen die Fairness gegenüber ihren Lieferanten keinen hohen Stellenwert genießt - hinwegzutäuschen.
     
  17. toraja

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    Hallo,

    was kommt denn nun wirklich beim Erzeuger an? Was kommt beispielsweise durch Relationship Kaffeesorten beim Erzeuger an? Steve bietet ja seit einer Woche nun auch einen Relationship Kaffee an (grower to buyer relationship). Für ein Kilogramm einer guten Qualität bezahlt man ja derzeit ca. 20 €. Was kommt davon wirklich beim Erzeuger an? Mehr als ein Euro?
     
  18. Ireton

    Ireton Mitglied

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    AW: Industriekram (Jacobs etc.) - Wer kennt sich aus?

    Die Welt ist nicht perfekt, und sicher wird auch das Fairtrade-Siegel (oder dessen Entsprechungen) zum Teil missbraucht. Aber: Ich glaube nicht daran, dass Konzerne ihre Marktmacht böswillig nutzen. Sie nutzen sie natürlich auch nicht gutwillig, weil beides für sie keine Kategorien sind. Es geht für sie in erster Linie schon darum, was auf dem Markt nachgefragt wird und wie sie ihr Unternehmen langfristig erfolgreich machen können. Wenn FT und Bio stärker als bisher vom Konsumenten gewünscht werden, hat das Konsequenzen auf die Einkaufspolitik der Großröster. Es ist auch nicht im Interesse der Großröster, dass sie ein schlechtes Image in der Öffentlichkeit haben. Wenn das dann im Umkehrschluss dazu führt, dass sie sich sozialpolitisch engagieren, finde ich das per se nicht schlimm, sondern eher einen Beweis für die manchmal doch vorhandene Steuerungskraft einer sozialen Marktwirtschaft.

    Was man bei der Diskussion vielleicht nicht ganz übersehen sollte: Bei aller berechtigten Kritik, und ich bin wirklich kein Apologet von Großkonzernen - bei diesen Großröstern handelt es sich nicht nur um abstrakte Konzerne, sondern es sind Unternehmen, deren wirtschaftlicher Erfolg für viele Familien die Existenzgrundlage darstellt. Es hat mE wenig Sinn, sie zu verteufeln.
     
  19. #19 Walter_, 13.08.2007
    Walter_

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    Ich weiß es nicht, da müßtest Du ihn schon selbst fragen. Bei meinen Cup of Excellence Sorten weiß ich, daß 85% des Versteigerungserlöses an die Farmer gehen, bei der Costa Rica Versteigerung lag der Durchschnittserlös beim Vierfachen des Marktpreises und der Erlös für das am niedigsten gehandelte Lot immer noch beim Doppelten des Marktpreises. Für den Sieger wurde übrigens das 17-fache des Fairtrade- und das 19-fache des Marktpreises bezahlt...
     
  20. #20 Walter_, 15.08.2007
    Zuletzt bearbeitet: 15.08.2007
    Walter_

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    AW: Industriekram (Jacobs etc.) - Wer kennt sich aus?

    Ich gebe Dir völlig Recht, Konzerne denken und handeln nicht im Sinne von Gut und Böse, worum es ihnen geht ist Profitmaximierung. Und eines der strategischen Instrumente hierzu ist ein massiver Preisdruck auf ihre Lieferanten.

    Wenn allerdings dann ein sehr hoher Teil des Aufwandes in die Pflege des Corporate Image geht anstatt in das eigentliche sozialpolitische Engagement, ist die Optik - zumindest für mich - trotzdem recht schief.

    Man sollte aber auch nicht übersehen, daß diese Großkonzerne nur selten Hemmungen haben Tausende von Arbeitnehmer im Zuge irgendwelcher Einsparungsmaßnahmen zu entlassen, ohne sich allzu viele Gedanken über die Existenzgrundlage der betroffenen Arbeitnehmer zu machen. Gottseidank gibt es in den meisten Ländern ein "soziales Netz", das die Betroffenen dann - auf Kosten der Gemeinschaft - auffängt, wenn diese Konzerne dann - Nomaden gleich - mit ihrer Produktion in Länder weiterziehen in denen sie "kostengünstiger" produzieren können, auch wenn sie ihre Produkte dann - u.U. mehrfach - um den halben Globus transportieren müssen, um sie in jenen Ländern mit mehr Gewinn zu verkaufen, in denen sie zuvor ihre Produktionsstätten geschlossen haben.

    Allerdings - um wieder etwas weg von der Polemik und zurück zum Thema Kaffee zu kommen - denke ich nicht, daß ein wenig höhere - nämlich wirklich faire - Einkaufspreise gleich notwendigerweise die Schließung zahlreicher Großröstereien und die Entlassung Hunderter Arbeitskräfte zur Folge hätte. Umgekehrt hat aber die Einkaufspolitik der "Großröster" (Kraft, Nestle, Procter & Gamble, Sara Lee sind die vier Größten, aber auch Tchibo ist nicht ganz unbedeutend) schon Hunderttausende!!! Arbeitsplätze*) gekostet -- und zwar vorwiegend in Ländern in denen es kein soziales Netz gibt.

    P.S.: Mir geht's auch nicht darum irgendwelche Konzerne zu "verteufeln", aber nachdem sie sich in ihrer Selbstdarstellung zumeist als reine Philantropen zeichnen, möchte ich diese Optik gerne ein wenig "geraderücken"...
     
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