Hartnäckigen Flugrost entfernen

Diskutiere Hartnäckigen Flugrost entfernen im Was ich unbedingt noch sagen wollte... Forum im Bereich Kaffeeklatsch; OT: Möbel statt Kaffeemaschine Guten Abend, hier eine Frage an die Restaurations-Cracks: Ich habe da einen schönen Stuhl, ein moderner...

  1. sebsei

    sebsei Mitglied

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    OT: Möbel statt Kaffeemaschine

    Guten Abend,
    hier eine Frage an die Restaurations-Cracks: Ich habe da einen schönen Stuhl, ein moderner Klassiker aus den 50ern, aus verschweißten und verchromtem Rundstahl. Der hat nun hartnäckigen Flugrost an den Stäben.

    Ich bin ihm bereits mit NevrDull zu Leibe gerückt, bekomme aber nicht alles weg. Erschwert wird das ganze durch die Grillrostartige Verstrebung, was bei starkem Schrubben an den Fingern schmerzt. und in die Ritzen der Verschweißungen kommt man auch kaum.

    Ich habe jetzt erstmal die Faxen dicke und frage Euch, ob es da doch noch irgendeine (chemische) Keule gibt, mit der ich den Rost wenigstens vorbehandeln kann - alles natürlich, ohne die Chromschicht zu beschädigen.

    Gibt's da was?

    Danke schonmal,
    Sebastian.
     
  2. Caruso

    Caruso Mitglied

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    Die einzig wirksame Methode zur dauerhaften Entfernung von Rost ist die Anwendung von Komplexbildnern, wie z.B. 10%ige Zitronensäurelösung, die optional mit Ammoniak auf einen pH-Wert von ca. 5,5 eingestellt ist. Optimal für eine schnelle Umwandlung ist eine Temperatur der Lösung von 80° C. Mein Vater war Restaurator, spezialisiert auf Bodenfunde, und hat das immer mit bestem Erfolg angewendet.

    Mehr zum Thema Komplexchemie findet man z.B. hier bei Wikipedia.

    Eine kurze Erklärung zur Entrostung mit Zitronensäure findest Du hier.

    Der Zusatz von Ammoniak hat, glaube ich, damit zu tun, dass oft Chlorid-Ionen bei der Entstehung von Rost involviert sind, die damit als Ammoniumchlorid gebunden werden.

    Große Objekte kamen in einen Kunststofftank, der mit Styroporplatten wärmegedämmt wurde, dann kam ein normaler Tauchsieder hinein und ein Quirl aus einem kleinen Elektromotor, einer Welle und einer Kunststoffschraube für ein Modellboot, der die Lösung in Bewegung hielt. Später hat er auch eine (modifizierte?) Aquarienheizung / Umwälzanlage verwendet. Wichtig ist vor allem Styropor oben drauf, da ja die Wärme nach oben entweicht.

    Nach ein paar Stunden ist vom Rost nichts mehr da.
     
  3. sebsei

    sebsei Mitglied

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    Guten Morgen Caruso,
    danke für den Tipp, das hört sich ja spannend an. Kann ich aber leider so nicht umsetzen bzw. wäre dann doch etwas zuviel Aufwand.

    Ich dachte da eher an irgend etwas aus der Sprühflasche, das ich auftragen und ein bisschen einwirken lassen kann, bevor ich den Rost abschrubbe...

    Grüße,
    Sebastian.
     
  4. Caruso

    Caruso Mitglied

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    Was mir noch eingefallen ist: meine Mutter hatte einen (Designer-)Stuhl mit verchromten Beinen im Vorzimmer, der in der Nähe eines Fensters stand, das meistens offen war. Die verchromten Beine setzten ebenfalls Flugrost an. Wir haben das mit einem Chrompflegemittel aus dem Autozubehörhandel (von Aral?) wegbekommen, und durch die regelmäßige Anwendung kam der Rost auch nicht wieder, da das Eisen durch die Wachsschicht geschützt wirde.

    Bei leichtem Flugrost kann auch die Anwendung von Kriechöl (MoS2, Molybdändisulfid, ebenfalls Autozubehörhandel) helfen, da das Kriechöl unter den Rost kriecht, diesen einhüllt und das Eisen vom Kontakt mit der Luftfeuchtigkeit schützt.

    Optimal wäre vielleicht zuerst vorsichtiges Einsprühen mit Kriechöl mit MoS2 und dann regelmäßig putzen mit einem Chrompflegemittel.

    Das Entrosten mit Zitronensäure ist wohl eher für rostige Rahmen von Espressomaschinen zu empfehlen.
     
  5. #5 mcblubb, 05.06.2007
    mcblubb

    mcblubb Mitglied

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    MoS2???

    Wozu? Damit das ganze schwarz und dreckig wird?

    MoS2 ist ein Pulver, das man Ölen und Fetten beimischt um Notschmiereigenschaften zu erlangen. Wenn alles verkokt und verdampft ist, bleibt schwarzer Dreck übrig der schmiert.

    Korrosionsschutz: "0"

    Bei Wikipedia ist ein schöner Artikel bzgl. Rostumwandler. Das bringt einen bei einem chromstuhl nicht weiter.

    Schon mal mit "Ako-Pads" versucht?

    Hab ich fürher am Fahrrad (als es noch chromteile gab) und am Moped benutzt.

    Gruß

    Gerd
     
  6. Caruso

    Caruso Mitglied

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    Ich habe noch einmal nachgelesen.

    Das Wichtigste ist die zunächst die Reinigung.

    Wenn der "Flugrost" mit Nevr Dull nicht dauerhaft zu entfernen ist, dann besteht für mich der schwere Verdacht, dass da irgendwo noch Chlorid-Ionen involviert sind. Die wirken ähnlich wie ein Katalysator und sind nach jeder Bildung eines Rostmoleküls wieder aktiv. Die Menge der Chlorid-Ionen lässt sich am Einfachsten durch sehr langes Waschen mit klarem Wasser reduzieren.

    Auf keine Fall den Kärcher verwenden! Das sieht vielleicht professionell aus, aber er zerstört die Verchromung zuverlässig.

    Nach dem Waschen kommt das gründliche Trocknen.

    Zur Reinigung und Pflege wird "Nevr Dull" empfohlen.

    Nach der Reinigung kann ein Rostumwandler (Wikipedia) angewendet werden.

    Dann kommt die Pflege. Öle das Metall ein! Chrom, der absolut trocken poliert wurde, ist sehr anfällig gegen Rost.

    Vor allem aber sind die sauberen, trockenen Roststellen, auch nach der Behandlung mit einem Rostumwandler, extrem anfällig für sofortiges Wiederverrosten!

    Nach der gründlichen Reinigung und der Anwendung eines Rostumwandlers solltest Du als wichtigsten Schritt ein Sprühöl zur Hand nehmen. Ich hatte damals nur eines mit MoS2. Die Argumente gegen MoS2 verstehe ich. In einschlägigen Foren wird immer wieder "Rad-Glanz" von Atlantic-Öl empfohlen. Dieses Öl ist sehr dünnflüssig. Dabei reinigt und konserviert es alle Metallteile, schützt sie vor Luftfeuchtigkeit, verhindert neuen Rostansatz und erleichtert die regelmäßige Pflege durch den dünnen Ölfilm, den es hinterläßt. Es ist angeblich ein geniales Mittel, das ebenso empfohlen wird wie "Never Dull".

    Gegen Rost gibt es kein Wundermittel. Blankes Eisen rostet beim geringsten Kontakt mit Feuchtigkeit sofort, und daher muss es vor dem Kontakt mit Feuchtigkeit geschützt werden. Eine Verchromung ist nur dann ein ausreichender Schutz gegen Rost, wenn in allen Stufen der Verchromung absolut sauber und "richtig" gearbeitet wurde. Das ist dem verchromten Stück aber nicht anzusehen. Wenn es rostet, dann stimmt etwas nicht, und man muss den Schutz gegen Luftfeuchtigkeit eben anders bewerkstelligen. Z.B. mit dünnflüssigen Ölen.
     
  7. sebsei

    sebsei Mitglied

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    Guten Morgen zusammen,

    vielen Dank für die ausführlichen Tipps und Hinweise!

    Ich habe nun drei Abende hintereinander den Stuhl mit NevrDull poliert und das Gröbste an Rost auch wegbekommen. Mit den verbliebenen Roststellen, vor allem rund um die Verschweißungen zwischen den einzelnen Drähten, kann ich erstmal leben - verbuche ich mal als Patina, die bei einem alten Möbel durchaus erlaubt ist. Ich dachte allerdings daran, mir im Baumarkt ein paar Polierscheiben für die Bohrmaschine zu besorgen, und die dann mal mit etwas Autosol - natürlich ganz vorsichtig - auf den Rost loszulassen.

    Werde dann berichten,
    Sebastian.
     
  8. sebsei

    sebsei Mitglied

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    So, sieht ganz gut aus. Habe mir im Baumarkt einen sog. Topfreiniger Gekauft. Das ist ein runder, bürstenartiger Aufsatz mit dicken harten Nylonborsten (gabs auch in Messing, dachte aber, Nylon ist besser für die Verchromung). Drauf damit auf die Bohrmaschine und ab die Post.

    Langsam, aber stetig löst sich damit der feste Rost, in die Ecken der Verschweißungen kommt die Bürste auch gut. Die Chromschicht wird allem Anschein nach nicht zu sehr in Mitleidenschaft gezogen, hinterher nochmal mit NevrDull drüber, wunderbar. Einzig: Das Schleifen macht einen Höllenkrach, sodass ich die Arbeiten erstmal unterbrochen habe. Ein-, zweimal muss ich da noch ran.

    Grüße,
    Sebastian.
     
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