Virtuelle Mühle, MMC 303

Hallöchen,

eigentlich hatte ich gar nicht vor noch eine Mühle zu entwerfen, aber die hier ist mir
irgendwie so aus dem Handgelenk gerutscht…

Interessant, wie ich finde, ist bei einer Mühle die Tatsache dass alles auf Achse steht.
Die Bohnen, das Mahlwerk, der Motor, die Ausgabe. Theoretisch könnte das eine
durchgängige Linie sein - und alles was so stringent ist erfreut den Designer.

Aber die Dinge stehen sich im Wege. Ist der Motor unten, dann dort wo eigentlich das
Mehl rauskommt, ist er oben, dann dort wo eigentlich die Bohnen sind. Oft wird dann
ein Knick eingefügt, man geht in eine andere Raumachse, oder installiert eine weitere
Linie daneben, dahinter usw., man kennt das ja.

Nun habe ich mir gedacht, was übereinander oder nebeneinander sein kann, das kann
auch, verschiedene Radien vorausgesetzt, ineinander sein. Also habe ich mal eine
Mühle entworfen, die scheinbar nur noch aus einem Bohnenbehälter besteht, die
Darstellung derselben in den Vordergrund rückt und lediglich noch ein paar Beine besitzt
um Raum für die Ausgabe zu schaffen. So ein Design habe ich auch noch nicht gesehen,
deshalb habe ich mir mal den Spaß gemacht…




Hier sehen wir eine verchromte runde Bodenplatte an der drei Beine geschraubt werden.
Durch das Loch in der Mitte fallen die Bohnen, an den vier Motorträgern vorbei, in ein
Kegelmahlwerk darunter. Den Mahlkegel sehen wir drüber am Motor, allerdings nur als
Kegel, die Messer habe ich noch nicht ausgearbeitet. Der Motor läuft mit Netzspannung
und ist ein Direkt-Langsamläufer mit 200 Watt und 600 UpM.




So sieht das zusammengebaut aus. Da der Schwerpunkt mittig und tief liegt, reichen
drei Beine für ausreichend Standfestigkeit aus. Bei den Schwingungen setze ich nicht
auf Dämpfung sondern auf Entkopplung. Es gibt keine freien Flächen die schwingen
könnten, sondern einen massiven Kern. Die Dämpfung, vorwiegend akustisch, dient
als Gegenkopplung zu den leichten Teilen aussen. Das soll dafür sorgen, dass man
kaum Erschütterungen wahrnimmt und nur ein leichtes Brummen, weil alles was
Geräusche machen und schwingen kann, aussen ist und von der Quelle entkoppelt.




Der Mahlkranz, hier unten und auch noch ohne Zähne, wird im Einstellring darüber
befestigt. Darunter wird ein Trichter gesteckt. Diese Ausgabeeinheit wird nun von unten
in die Basisplatte geschraubt. Bis auf Anschlag eingedreht bedeutet feinster Mahlgrad,
die Zähne der Mahlwerke „berühren“ sich dann. Ein Feingewinde erlaubt die stufenlose
Einstellung. Eine Skala fehlt noch.




Das schwarze Kästchen vorne enthält die Bedienteile und stellt die elektrische Verbindung
her. Der Knopf oben schaltet das Gerät ein, die Taste leuchtet dann weiß. Drückt man die
untere Taste einmal, startet die Mühle, drückt man erneut, stoppt sie. Lässt man die Mühle
laufen, dann stoppt sie automatisch nach einer Portion (7.5 g). Diese Zeit kann mit dem
Drehregler in der Mitte nach Plus und Minus justiert werden.
Das weiße um den Motor herum ist die Dämmung (akustisch) und die Entkopplung der
Schwingungen des Motors zum Behälter der hier noch fehlt. Der komische Motordeckel
oben erklärt sich auch erst später.




Der Bohnenbehälter links ist aus gefärbtem Kunststoff, dient als Lichtfilter für die Bohnen,
lässt diese aber noch erkennbar. Der Behälter ist ein unterbrochener Ring, der ca. 750 g
Bohnen fasst, durch die Art der Darstellung aber wie zwei Kilo aussieht. Rechts und
unscharf liegt der Hauptdeckel, der sich magnetisch an der Schraube des Motordeckels
festhält. Tatsächlich gibt es nur wenige Schrauben und wenige Teile, die dafür aber
komplexer sind und andere Teile enthalten. Der Bohnenbehälter aber ist aus einem
Stück und kann ohne Stege und Kanten leicht ausgespült werden.




Von oben ohne Deckel. So sieht das aus, wenn man Bohnen einfüllt, deshalb sieht auch
der Motordeckel so aus. Einfach die Bohnen dort drauf kippen, sie rutschen dann in den
Rand.



So, Bohnen drin. Jetzt erst mal einmahlen das Ding, ist ja noch ganz neu
(Ah, Mist, das Stromkabel fehlt ja noch)

Vielleicht gefällt's.

 

Wenn ich den Siebträger meiner Silvia hinstelle, dann ist der völlig gerade
und kann eigentlich so direkt unter der Mühle stehen. Ich gehe auch von einem
Ring als Einfüllhilfe aus, da brauche ich an der Mühle nix mehr machen.
Vielleicht höhenverstellbare Beine?

So viele Dinge es dort auch gibt, wo ich mir nicht sicher bin, bei der Standfestigkeit
bin ich es schon. Das schwerste ist der Motor, der Basisring und der Ausgabering.
Diese Dinge liegen alle im Zentrum und tief, rechnerisch dürften die Beine sogar
noch enger sein. Alles was optisch ausserhalb liegt, und den Eindruck täuscht,
ist dagegen sehr leicht (Bohnen und Behälter). Und ja natürlich, unter den Füßen
wäre dann natürlich noch 'ne Schicht Gummi oder so.

Auf 50-70er Jahre Design steh' ich total, das kann ich kaum leugnen

Rot ist eigentlich eher Braun und mehr eine Wahl der Wellenlänge des Lichtes zum
Schutze der Bohnen, denn eine geschmackliche oder kreative. Die Farbe die dann
im Rendering entsteht ist wie beim realen Foto stark von den Farben der Umgebung
und des Lichtes abhängig. Würde ich das Ding an den Strand in praller Mittagssonne
stellen, würde es ins Violette gehen. Farblich bewusst gewählt sind nur Beine und Panel.

Wie lange es braucht...?
Nun, ein Laie braucht lange, ein Profi macht es flott. Privat spielt Zeit keine Rolle aber
kommerziell muss man anders rechnen. Selbst qualitativ befinden wir uns nur in der
Mitte, mehr lohnt die Idee aber nicht.
Für das Modell hier habe ich etwa vier Stunden gebraucht, für die Szene etwa eine,
für alle Renderings, also die sieben Bilder, war der Rechner* ca. 2.5 Stunden beschäftigt.
Was für das benutzte Berechnungsmodell sehr schnell ist.
* MacPro 12-Kerner, 3 GHz, 32 GB