[Vorstellung] Erfahrungsbericht: Industrieröstanlage vs. Kleinrösterei

Diskutiere Erfahrungsbericht: Industrieröstanlage vs. Kleinrösterei im Gewerbliche Vorstellungen Forum im Bereich Schwarzes Brett; Er schrieb doch oben, sie haben das Maximum von 1000kg / Woche, auf 2 Rösttage verteilt. Das wären 20 Röstungen am Tag, sind also weit weniger...

  1. #21 Markus M, 27.11.2015
    Markus M

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    Er schrieb doch oben, sie haben das Maximum von 1000kg / Woche, auf 2 Rösttage verteilt.

    Das wären 20 Röstungen am Tag, sind also weit weniger als 3 pro Stunde wenn man reguläre Arbeitszeiten annimmt.
     
  2. #22 Welskador, 27.11.2015
    Welskador

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    Oh, okay. Das mit den 1000kg pro Woche habe ich irgendwie überlesen. Dann ist das ja tatsächlich überschaubar. Ich hätte nicht gedacht, dass der Marktanteil vom "Oh Harvey" so deratig hoch ist und habe mit dem dreifachen gerechnet.
     
  3. #23 Pacamara, 27.11.2015
    Pacamara

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    Hallo,

    ich denke, genau das ist das Problem. Bei dem aktuellen Boom in Deutschland schießen etliche Kleinröster
    wie Pilze aus dem Boden. Es ist ja auch (bitte korrigiert mich) IMO kein zulassungspflichtiges Handwerk
    mit vorgeschriebener Qualifikation, sondern das kann im Prinzip jeder machen.
    Genau darin sehe ich die Gefahr, da die meisten Konsumenten gar nicht wissen oder
    beurteilen können welche Qualität an Kaffee sie dort erwerben.
    Daher ist es wohl erst mal schwierig, sich von der Masse der Röster zu differenzieren.

    Ich sehe als mögliche Differenzierungspunkte:
    Angabe von Röstdatum (macht fast jeder), Angabe der Herkunft und Aufbereitungsverfahren der Bohnen, der Bestandteile von Blends ,
    grosse Angebotsvielfalt (z.B. Supremo, Die Kaffee),
    geschickte Positionierung in einer (Speciality)-Nische (z.B. Machhörndl),
    Positionierung über die Szene und/oder Gastronomie (z.B. jb, Square Miles), Angabe der Q-Grading Scores auf der Packung (macht z.B. Th. Eckel),
    Verkauf über ein oder mehrere angegliederte Cafes mit eigenem Ausschank,
    geschicktes (Online) Marketing (z.B. Quijote ;)), Vertrieb über einschlägige Händler (z.B. caffe a due),
    gute Lage des Geschäfts, Angabe/Empfehlung von Zubereitungsrezepten ...

    Das ganze aber immer verbunden mit absoluter Frische und Top Qualität, sonst hilft es alles nichts.

    My 2 cents, kontroverse Meinungen willkommen.

    Viele Grüße
     
    smu83, cafesolo und jazzadelic gefällt das.
  4. #24 Sebastiano, 28.11.2015
    Zuletzt bearbeitet: 28.11.2015
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    Diesen Punkt sehe ich als ein Schlüsselargument – und ich möchte hier an den trefflichen Beitrag von @Walter_68 anschließen…

    Es ist ähnlich wie in der Kunst. Es hat wenig Sinn, wenn ein Künstler mit seinem Schaffen möglichst viel bewirken und eine große Zahl von Rezipienten erreichen möchte, diese jedoch quasi 'ungebildet' irgendwo ratlos stehen zu lassen und nicht dafür zu sorgen, dass sie auch nur einigermaßen in der Lage sind, das Dargebotene in der Ikonographie und einer geeigneten Weise für sich selbst zu deuten, 'zu verstehen' und gedanklich anregend zu nutzen – eben zu rezipieren…

    Auf den Kaffee übertragen bedeutet dies, dass hier die Sensibilisierung und 'Bildung' der Kunden forciert werden sollte. Nur ein wirklich wissender, kritischer Kunde kann das Dargebotene auch wirklich wahrnehmen, die Rohkaffee-Qualität und den Aufwand des Röstprozesses nachvollziehen, wertschätzen und letztlich eben durch einen angemessenen Preis honorieren. Aufgeklärte, kritische Kunden sind aber von der Groß-Industrie nicht besonders geschätzt, stellen nicht die 'lukrative Masse dar' sie machen ja nur unnötige Probleme, verweigern am Ende noch den Kauf der großindustriellen Food-Segnungen… Ähnliche Tendenzen lassen sich in der Draft-Bier-Szene oder manufakturalen Klein-Distillen beobachten. Selbst wenn dies mitunter zu einem zeitgeistigen Trend für 'neureiche Szene-Käufer' mutieren mag… gute Produkte kann es eben langfristig nur geben, wenn sie auch gekauft werden. Die Beweggründe warum jemand ein 'gutes Produkt' kauft sind zwar durchaus wichtig – letztendlich zählt aber, dass eben dieses 'gute Produkt' gekauft wird, statt eine durch allerlei wohlklingende Label, Marketing oder Kundenverblendung aufgehübschte mindere Qualität.

    Und genau hier sehe ich ein wunderbares Potential für engagierte Kleinröster, die vor Ort, eventuell auch in überregionalen Kooperationen Transparenz, Produkt-Informationen, Trainings, Cuppings, Betriebsbesichtigungen, PR-Arbeit und echte Sensibilisierung durch Geschmacksschulung etc. zu initiieren. Auch einen freundschaftlichen Dialog auf Augenhöhe mit den Kunden führen, ihn als 'würdigen Menschen' zu sehen, anzusprechen und nicht wie leider oftmals üblich lediglich als 'Verbraucher'. So sollte es auch möglich sein Kunden in Richtung Spezialitäten-Kaffees zu öffnen, die eben von Großröstern logistisch kaum realisierbar sein dürften. Das ganze kann auch in nutzbringender Kooperation mit Maschinenherstellern erfolgen. Denn ein wissender, anspruchsvollerer Kunde wird sich in der Regel auch gern ein etwas höherwertiges technisches Equipment zulegen. SCAE ist ja auf Messen bereits aktiv, aber da läuft eh schon eine spezielle Klientel herum und die Aktivitäten haben für meinen Geschmack einen zu vordergründig klischeehaften Marketing-Charakter.

    Am Rande: Sind hochwertige Lagen- oder Bio-Kaffees denn in beliebigen Mengen verfügbar, so dass Großröster im großen Stil aber 'im Gewand eines Kleinrösters' darauf einsteigen könnten? Auch bin ich immer noch auf der Suche nach Sortenvielfalt bei Verbands-Bio-Kaffees… Fehlanzeige. Es gibt zwar Demeter-/Naturland-Kaffees, aber die Espresso-Röstungen haben mich bisher alle nicht überzeugt, hier vermute ich auch eine interessante 'Marktlücke' für Kleinröster.

    Unternehmenswachstum ist für einen Kleinröster ein reizvoller Gedanke, jedoch sehe ich durchaus eine gewisse Schallmauer, die, falls sie durchbrochen wird, betriebswirtschaftlich und markttechnisch zu weiterem Wachstum nötigen kann. Will man eine Marke aufbauen, die irgendwann lukrativ verkauft werden kann oder will man eine überschaubare Größe behalten, in der man sich langfristig selbst und vor Ort einbringen und verwirklichen kann.

    Also, lieber @pingo, im Prinzip bist Du ja längst auf dem richtigen Pfad. Neben transparenter, kompromissloser Qualitätsorientierung und Spezialisierung sind wissende, aufgeklärte Rezipienten Deine zukunftssichere Klientel, die Du als 'frei agierender' Unternehmens-Inhaber persönlich, offen und aufrichtig ansprechen kannst, im Gegensatz zu strategisch weisungsgebunden Angestellten oder PR- und Werbeagenturen anderer Unternehmen. Und dies eben nicht 'nur' als Kaffee-Röster, sondern als Mensch und als Persönlichkeit, die in einer Gesellschaft, einer Kultur engagiert Position bezieht. Also auch als jemand, den ich als Entität anerkenne, respektiere, ja vertraue – dem ich dann auch als Kaffee-Röster/Unternehmer gern glauben und vertrauen kann. Damit wirst Du auch mehr kritische Menschen gewinnen, die ihre Resistenz gegen die Segnungen 'anonymer' rein profitorientierter Unternehmen beibehalten, selbst wenn diese im 'Gewand eines Kleinrösters' auftreten… Nicht zu vergessen der Multiplikator-Effekt durch derartig 'gebundene Kunden' in deren Freundes- und Bekanntenkreis.

    Bei der Art der Kommunikation und des Kundendialogs denke ich auch an die legendären Manufactum-Katalogtexte, speziell aber an die Hausnachrichten des Manufactum-Gründers Thomas Hoof, die er stets persönlich verfasst hat – von 1988 bis zum Verkauf des Unternehmens im Jahre 2007. Die finden sich übrigens in einer trefflichen Auswahl in einem kleinen Büchlein wieder, das hier vor mir liegt und das ich zur anregenden Lektüre wärmstens empfehlen mag: 'Nebenbei und obendrein' Manuscriptum Verlagsbuchhandlung, Thomas Hoof. Durch diese 'andere Art' des Auftritts und des Kundendialogs war es nie erforderlich eine Presse-Information herauszugeben oder gar klassische Werbemaßnahmen durchzuführen – das haben andere 'da draußen' in der Medienlandschaft im großen Stil redaktionell und kostenfrei übernommen…

    Pardon für die langen Ausführungen, aber dieses Thema ist facettenreich und mir persönlich sehr wichtig.

    Inspirierenden Gruß, Sebastiano
    .
     
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  5. #25 domimü, 28.11.2015
    domimü

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    Schön dargelegt, jetzt fehlt nur noch das Anwenden. Sich also nicht durch
    zum Kauf von "Monoarabica" verleiten zu lassen - was ja andeutet, dass es 100% Arabica sind und de aus einem bestimmten Land - Tchibo nennt seine vergleichbare Linie "Privat-Kaffee".
     
  6. #26 Cafe Export Colombia, 28.11.2015
    Cafe Export Colombia

    Cafe Export Colombia Gast

    So lange es sich Großkonzerne leisten, Kaffee durch die Welt zu fliegen um ihn zu rösten, so lange braucht sich der qualitativ gute Kleinröster keine Sorgen zu machen. Erinnert an das Gerücht, wonach man Mais nach Indien liefert um dort Pringles herzustellen und dann wieder nach Deutschland zu importieren. ( Ich habe es nicht weiter verfolgt)
    [​IMG]

    Für umgerechnet 30€/kg ist der Kaffee aus dem Cauca (angeblich von einer Kooperation mit 4 Fincas) kein Schnäppchen mehr (Für Kolumbien). Der Barista hat es gut mit mir gemeint und mir den Rest aus der Frenchpress in einen halben Liter Becher geschüttet. Naja, so gut war er dann auch wieder nicht und so habe ich ihn einer Indiofrau und ihren Kindern auf der Strasse geschenkt.
     
  7. pingo

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    Vielen Dank für Eure guten und kritischen Beiträge, ich hätte hier nicht gedacht bei einem so provokativem Post wie meinem eine ordentliche Diskussion zu haben!
     
  8. #28 Kaffeesack, 28.11.2015
    Kaffeesack

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    Ich bin überrascht, dass ein größer Trommelröster schon als Industrieröstanlage bezeichnet wird. Als Laie denke ich da eher an Heissluftverfahren für tonnenweise Bohnen.
    Wie sieht denn das Equipment bei Tchibo, Darboven et al für deren Massenproduktlinie aus?

    Grundsätzlich ist der Vergleich sehr interessant.
    Bezügl der Qualität der "Industieröstung" darf man aber nicht vergessen, dass Pingo keine Erfahrung mit Batchmenge und Röster hat und so bestimmt noch etwas Optimierungspotential vorhanden ist.
    Hilfreichdenke ich ist der Umstand, dass der Röster gleiches Röstverfahren sowie gut die zehnfache Menge hat. Milchschaum hat ja die Skalierung der Röstung schon angesprochen,
    Spannender hätte ich eine Röstung lediglich mit Pingos Rohware in der großen Trommel und Röstung durch M&H Personal inkl vorausgegangener Proberöstungen gefunden:cool:

    Ich sehe schon die 1000kg Lohnröstung von Pingo, der in der so gewonnen Zeit UltraMicroLots aus der Röstbiene mit handgemalten Etiketten anbietet..:p

    Wie ist die Preiskalkulation beim Experiment?
     
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  9. pingo

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    Moin @Kaffeesack

    Meyer & Horn haben eine Stundenkapazität von mehr als weit über 2500 kg wenn ich die beiden Röster sehe. 12 h Betrieb am Tag machen dann mal 2 Container Rohkaffee braun. Das ist definitiv eine Industrieanlage.

    Tchibo z.B. kann ebenso wie Melitta und viele andere der Großen der Branche beides. Sie haben sowohl Trommelrösten (wird vor allem für ganze Bohnen und die Espressi genutzt) als auch reine Heißluft (hatte ich oben glaube ich auch schon irgendwo geschrieben).

    Die guten Kollegen an den Maschinen von M&H haben sich selbstverständlich sehr für unsere gemeinsame Röstung interessiert und wären nun genauso wie ich in der Lage das angewendete Profil weiter zu verbessern.

    Die 1000 kg Lohnröstung werden wir wohl nicht machen lassen...eher schon 2000-3000 kg um die Transporte (immerhin 40 km von uns aus mitten durch Hamburg durch) effizienter zu gestalten als bei unserem Test :rolleyes:
    Die Preiskalkulation war nur über den Daumen gepeilt und bezieht sich tatsächlich nicht auf die einzelne Röstung, sondern auf das, was möglich wäre, wenn wir viel mehr Kaffee dort rösten lassen würden. DieTransportkosten und meine Anwesenheit dort für einen halben Tag machen das Ganze nicht wirklich billiger als unsere eigene Anlage. Dazu zu sagen ist, dass M&H sehr attraktive Preise für die Lohnröstungen anbietet, ich diese aber nicht in der Öffentlichkeit diskutieren werde.
    Die Materialkosten für die Verpackung sind mit unseren eigenen vergleichbar.
     
Thema:

Erfahrungsbericht: Industrieröstanlage vs. Kleinrösterei

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