Äthiopien

Diskutiere Äthiopien im Weltweit Forum im Bereich Der beste Espresso der Stadt; Ich gehe demnächst auf Reisen nach Äthiopien. War jemand schon dort und kann gute Kaffeehäuser (insbesondere mit traditioneller Zubereitungsart)...

  1. #1 Gourmand, 06.10.2015
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    Ich gehe demnächst auf Reisen nach Äthiopien. War jemand schon dort und kann gute Kaffeehäuser (insbesondere mit traditioneller Zubereitungsart) empfehlen?

    Natürlich würde ich gerne auch bei allem vorbeischauen, was mit Kaffee zu tun hat, von Plantagen über verarbeitende Betriebe bis zu Handelsplätze. Für alle Tipps für Besucher-freundliche Orte bin ich dankbar!

    Fotos gibt es dann nach Rückkehr...
     
  2. #2 Gourmand, 28.11.2015
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    Ich antworte mir mal selbst. Kürzlich zurückgekehrt aus knapp 3 Wochen in Äthiopien kann ich das Land jedem als beeindruckendes und sicheres (einziges Problem eigentlich in Addis potentielle Taschendiebe) Urlaubsland empfehlen. Ich habe keinen speziellen Kaffee-Urlaub gemacht, sondern allgemein eine Städtetour und Rundreise. Aber natürlich war auch einiges Kaffee-bezogenes dabei. Ich muss die ganzen Bilder noch vorbereiten, Berichte zu Kaffa, Harar und der äthiopischen Kaffeezeremonie werden folgen. Hier erstmal zu Addis Ababa. Generell würde ich nicht länger als 3 Tage in der Stadt bleiben, sie hat nicht soooo viel zu bieten.

    Aber jedenfalls Merkato einen Besuch abstatten, für mich das tollste an Addis. Ebenfalls ein Muss Entoto Montain, toller Ausblick auf die Stadt, zudem die Anfänge der Stadt zu erleben, mit ehemaligen Palast, Museum und St. Maryan Kirche. Das letzte Muss dann das National Museum mit unserer Vorfahrin Lucy. Ansonsten sehr lohnenswert: St. George Cathdral, allgemein der lebendige Stadtteil Piazza, Holy Trinity Church, Ethnological Museum (auf dem entspannenden Uni-Campus), eine Fahrt mit der Straßenbahn, Textilmarkt Richtung Entoto Mt. Eine schöne Tagestour von Addis ist der Mount Wenchi, mit rießigem Kratersee und kleinem Kloster auf 3400m.
    Übernachten kann man hervorragend im Addis Regency, Benin St. (Stadtteil Piazza). Außerdem ein Muss: Die Abberus Bakkery in der Ras Desta Damtew Street (von Churchill Ave. Richtung Meskel Square auf der linken Seite) mit fantastischem Brot (insbesondere das Süße).

    Kaffee gibt es hier wirklich überall - leider ist das Niveau oft enttäuschend. Im Vorfeld war schnell herauszufinden, dass die Äthiopier ihren Kaffee gerne mit Milch und viel Zucker trinken. Ich verstehe nun, warum das so ist. Viele Kaffees haben wirklich tolle Maschinen, auch viele Handhebel sind zu sehen. Leider kommt dort kein für unsere 3rd-Wave-getrimmten Geschmäcker genießbarer Kaffee raus. Überall gibt es Kaffee aus Thermoskannen (z.B. beim Schuhe putzen - Pflicht! nicht mehr als 50 Birr zahlen, wobei 20 Birr (ca. 1 €) ein fairer Touristen-Preis sind), den ich aber aus Hygiene-Sorgen nie getestet habe.

    Auf den ersten 4 Bildern (mehr Text weiter unten) sind Buna Machiato zu sehen von:
    1. Mokarar Coffee, Stadtteil Piazza, gegenüber Soramba Hotel: Tolles Ambiente, der Röster im Hinterraum, der Kaffee aber mäßig.
    2. Kaldi's Coffee, die Filiale in Churchill Avenue: Die wohl größte Kette Äthiopiens, bekannt als "Starbucks Klon", der Espresso schmeckte nicht.
    3. Ein zufällig ausgesuchtes Kaffee nahe des National Museum mit Handhebel: schmeckt nicht
    4. Tomoca, Wawel Street (neben Churchill Ave.): Ein Muss in Addis! Das kennt zwar jeder und es steht in jedem Reiseführer, aber es ist eine Institution, das Ambiente ist großartig und der Kaffee relativ gut. Hier treffen sich Einheimische und Touristen gleichermaßen, Touristen kaufen zudem tonnenweise Kaffee für zu Hause als Mitbringsel.

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    Kaffeeliebhaber, die Addis Ababa einen Besuch abstatten, müssen natürlich zur ECX (Ethiopian Comodity Exchance, die einzige afrikanische Kaffeebörse, gegründet von einer der inzwischen bekanntesten Frauen Äthiopiens). Ich war an einem Freitag da, so dass leider kein Handel im "Pit" stattfand und es nicht viel zu sehen gab.
    Als Tourist kann man hier einfach reinlaufen und an der Rezeption fragen, ob man eine Führung bekommt. Eine sehr nette und kompetente Dame zeigte mir dann den Pit und erzählte, wie der Ablauf ist. Mehr dazu noch, wenn ich aus Bonga/Kaffaa berichte. Auch die ECX stellt inzwischen zusehends auf Computerhandel um.
    Tipp zum Auffinden (zu Fuß, per Straßenbahn oder Taxi): Die ECX ist neben der St. George-Brauerei, die jeder kennt. Die Straßenbahnhaltestelle (die Fahrt lohnt, auch wenn die Bahnen meist sehr voll sind) heißt Tegbared.

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    Beim Halt des Fernbus testete ich noch beim Halt den lokalen Kaffee. Es war so viel Zucker drin, dass es auch schwarz gefärbtes Wasser hätte sein können, das war vom Geschmack nicht zu sagen. Aber danach war ich wach, also vermutlich war zumindest Koffein dazugegeben. Das alles führte schnell zu einer Reduzierung des Kaffee-Konsums und Steigerung des Tee-Konsums.

    Äthiopien hat auch viel Kompetenz in Tee zu bieten, der allgemein wirklich gut schmeckte, den ich also allgemein gerne empfehle (selbst hier im Forum). Das Tee-Bild ist aus dem Oslo-Kaffee in der Dej. Jote Street (Stadtteil Piazza, drei Straßen vom angeblich besten italienischen Restaurant Afrikas (nicht getestet), Castelli, entfernt - das Kaffee hat schönes Ambiente, ist beliebt bei jungen Leuten und könnte so auch in Italien stehen).

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  3. #3 ComKaff, 28.11.2015
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    Danke für den Bericht, ich bin im Januar einige Zeit im Norden des Landes und anschließend in der südwestlichen Kaffeeregion.
    Dies wird meine dritte Äthiopienreise. Darf ich fragen, warum einige Gesichter Masken haben?

    Grüße, Stefan
     
  4. #4 Gourmand, 28.11.2015
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    In den Norden muss ich das nächste Mal auch, die Kulturschätze dort darf man ja nicht verpassen. Südwesten ist super, da ist es wirklich wunderschön. Dazu werde ich noch ein paar Fotos und Berichte posten.

    Die Gesichter sind maskiert wegen Datenschutz...Die Personen haben nicht darin eingewilligt, dass ich sie fotografiere. Vor allem die beiden Weißen mit Anzug und Einstecktuch in Addis könnten leicht zu identifizieren sein ;)
     
  5. #5 Gourmand, 06.12.2015
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    Harar: Kaffee selbst rösten, super Bäckerei

    Die für mich tollste Stadt in Äthiopien ist Harar, zugleich eine der Städte der Welt, in denen man mal gewesen sein muss, so beeindruckend ist das Gewirr enger Gassen und kleiner Häuser. Wichtig natürlich der Kaffeekannen-Brunnen, die Hyänen-Fütterung und die Märkte. Kaffee wird in der Nähe angebaut, aber ich hatte leider keine Zeit zur Besichtigung bzw. bin lieber in den Nationalpark. Die Stadt ist eine alte Handelsstadt, UNESCO-Weltkulturerbe, fast jeder dort kaut Khat und fast jeder liebt Kaffee. Fotos dazu unten, vorerst natürlich erstmal zum Kaffee:

    Ich habe einen netten Tourguide gefunden (sogar staatlich akkreditiert), Abdusemed (0924023206), der sich in Harar gut auskennt und tolle Tipps hat, die man einfach so niemals finden würde (fragt nach der Bäckerei!, dazu unten) und einem dem Lebensstil in der Gegend dort eindrucksvoll vermittelt. Meine Liebe zum Kaffee merkte er schnell und so kauften wir auf dem Markt Rohkaffee, den seine Mutter für mich röstete. Etwas Khat zum Zeitvertreib dürfte freilich nicht fehlen.

    Der Kaffee wird auf dem Markt gekauft, hier wohl eher nicht sortenrein oder third-wave-konform, aber das Erlebnis freilich unschlagbar.
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    Vor Ort wird der Kaffee gewaschen. Eine Tätigkeit, bei der man gut auf das Kind aufpassen kann, am Rücken sitzt es gut.

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    Der Ofen mit Holzfeuer (gibt es überall in Äthiopien) wird vorbereitet und die Schüssel für geröstete Bohnen bereit gestellt, dann geht das rösten los:

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    Schnell breitet sich ein intensiver Duft aus, die Bohnen werden mit einem Werkzeug bewegt. Schon hier sieht man, dass die Röstmethode ihre Tücken hat: die Bohnen werden sehr uneinheitlich geröstet, manche sind früh fertig, viele deutlich später:

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    Der Prozess wird wiederholt, bis alle Bohnen geröstet sind:

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    Zum einpacken muss natürlich gekühlt werden, durch Warten (wie wäre es mit etwas mehr Khat?) und Wenden der Bohnen.

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    Luftdicht verpacken darf nicht fehlen. Es gibt keine Maschinen zum Einschweißen? Egal, wer braucht schon diese moderne Technik! Viel besser ist es mit Plastikfolie, Kerze und Zeitungspapier, da so tagelang ein wunderbarer Kaffee-Geruch in der Wohnung sichergestellt ist:

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  6. #6 Gourmand, 06.12.2015
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    Hier noch zur Bäckerei (nur eine kleine Auswahl der Fotos, da das hier ja kein Bäcker-Netz ist). Dieser Arbeits- und Wohnort einer Familie und diverser Gäste war wunderbar, hier dürfte ich die meiste Zeit in Harar verbracht haben, auch zu einer Kaffeezeremonie. Allgemein schmeckt das Brot in Äthiopien fantastisch, da es meist noch frisch gebacken wird.
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    Und wie versprochen die Stadt noch allgemein vorgestellt. Heißer Tipp zur Übernachtung: Zubeyas Guesthouse in der Altstadt. Eine Familie die Zimmer vermietet, einfach aber sauber, hier ist man mitten drin im typischen Leben. Die Hotels (ein wirklich gutes gibt es dort nicht) sind eigentlich außerhalb der Altstadt, so dass viel Flair verloren geht. Zubeya wird auch von den Reiseführern empfohlen und eigentlich jeder Einwohner kennt sie. Das Frühstück dort ist großartig! Für einen Drink am Abend hat es mir im „Centeral Hotel“ [sic] etwas außerhalb der Altstadt gut gefallen, eine tolle Lage hat auch die Bar am zentralen Platz in der Altstadt im 1. Stock außen (nicht zu verfehlen, aber Achtung, dort wird kein Alkohol verkauft).

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