Chem. betrachtet: Thema Aluboiler und Entkalkung

Diskutiere Chem. betrachtet: Thema Aluboiler und Entkalkung im Reparatur und Wartung Forum im Bereich Fragen und Tipps; Hi Leuts, ich hab nun schon einige Zeit versucht über die Suche im Forum mal aufklärende Infos über die Verwendung von Entkalkern in Aluboilern...

  1. mamici

    mamici Mitglied

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    Hi Leuts,

    ich hab nun schon einige Zeit versucht über die Suche im Forum mal aufklärende Infos über die Verwendung von Entkalkern in Aluboilern zu finden.

    Meine subjektive Bewertung verwertbarer Informationen hat folgendes ergeben.

    1. Am besten geeignet ist Weinsäure, weil nicht so aggressiv wie Zitronensäure etc.

    2. Das Mischungsverhältnis ist 30g oder zwei Eßlöffel Weinsäure (synonym: Weinsteinsäure) auf 1 Liter Wasser.

    3. Der Original-Gaggia-Entkalker enthält eben genau diese Weinsteinsäure (30g) pro Packung.

    4. Es ist bei Aluboiler sicher wichtiger als bei anderen Materialien die saure Lösung nicht überzudosieren, um ein Anfressen zu vermeiden.

    Was mir bisher nicht einleuchtete, war der Umstand, daß auch von Zitronensäure abgeraten wurde.

    Also hab ich mal ein bischen geforscht und hab folgendes rausgefunden. Leider bin ich was chemische Prozesse angeht nur Laie, jedoch kommen mir meine folgenden Schlußfolgerungen logisch vor. Vielleicht kann der ein oder andere, der mehr von der Materie versteht, mal was dazu sagen.

    Los gehts:

    1. Das reine Leichtmetall Aluminium hat aufgrund einer sich sehr schnell an der Luft bildenden dünnen Oxidschicht ein stumpfes, silbergraues Aussehen. Die undurchdringliche Oxidschicht macht reines Aluminium sehr korrosionsbeständig. siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Aluminium

    --> Dann hab ich mich mal der Oxidschicht gewidmet.

    2. Aluminiumoxid, auch Tonerde genannt, ist eine der Sauerstoffverbindungen des chemischen Elements Aluminium.
    siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Aluminiumoxid

    3. Tonerde bezeichnet im engeren Sinne das kubische γ-Al2O3 Aluminiumoxid. Dieses wird unter anderem zur Herstellung von Aluminiumoxidkeramik verwendet und wandelt sich beim Brand (ab 800°C) in die rhombische α-Modifikation des Al2O3 um.

    Tonlagerstätten (siehe Tonmineral) enthalten dagegen eine Vielzahl weiterer Mineralien.

    Weitere Stoffe:

    * Essigsaure Tonerde: Aluminiumacetat
    * Schwefelsaure Tonerde: Aluminiumsulfat

    siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Tonerde

    4. So nun wirds spekulativ aber interessant, folgenden Hinweis fand ich

    hier http://www.chemie-abc.de/pse/al.html

    Aluminiumsulfat
    Aluminii sulfas Al2(SO4)3 · 18 H2O

    Eigenschaften

    * lösliches Salz

    Verwendung

    * Eingesetzt als Gurgelmittel und Wundspülmittel in einer 2% Lösung
    * Zur Herstellung von essigsaurer-Tonerde

    Herstellungsweg essigsaure-Tonerde
    Al2(SO4)3·18 H2O + 3 CaCO3 Al2(OH)4CO3 + CaSO4·3 H2O + 2 CO2 + 10 H2O

    Al2(OH)4CO3 + 4 CH3COOH 2 Al(OH)(CH3COO)2 + CO2 + 3 H2O

    Essigsäure-Tonerde stabilisiert durch Weinsäure


    Das führt mich zu folgendem Schluß:

    Weinsäure ist deshalb die erste Wahl für Aluboiler, weil sie die natürliche Oxidationsschicht des Aluminiums (bei richtiger Dosierung) nicht nur nicht angreift, sondern deren Eigenschaft auch noch stabilisiert.


    Da seid Ihr platt oder? :wink:


    Irgendwelche Chemiker anwesend, die meine These bestätigen oder kaputtreden möchten?

    mfg mamici
     
  2. #2 steffenk, 15.09.2006
    steffenk

    steffenk Mitglied

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    Als alter Alukessel-Veteran interessiert mich das Thema auch noch. Ich habe aufgrund des Alukessels letztendlich gewechselt.

    Ich hatte damals alles, außer Weinsäure ausprobiert und war auch zu dem Schluss gekommen, dass wenn überhaupt Weinsäure das Mittel der Wahl ist. Alle anderen Mittel haben bei mir das Aluminium angegriffen.

    Interessanter Gedanke!

    Gruß
    Steffen
     
  3. Melone

    Melone Gast

    Hallo

    Ich bin zwar Chemiker, aber ich weiss auf Anhieb nicht, ob Weinsäure bei höherer Temperatur effektiv das Aluminium nicht angreift. Fakt ist aber, dass die Oxidschicht des Aluminiums zwar korrosionsbeständig ist (und damit meint man, dass der Angriff durch Sauerstoff nach der Bildung der Oxidschicht unterbrochen wird, im Gegensatz zu Eisen, welches durchrosten kann) aber sie wird durch Säuren (und auch Laugen) gelöst.

    Gruss
     
  4. #4 silviatore, 21.09.2006
    silviatore

    silviatore Mitglied

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    hallo,

    ein paar anregungen:

    1. bei den meisten al-bauteilen handelt es sich um legierungen. im vergleich zu reinem al korrodieren diese leichter.

    2. auch wasser ist sauer (geloestes co2)+der ph-wert ist temperaturabhaengig (chemisches dissoziationsgleichgewicht). fuer wasser sinkt der ph-wert bei steigender temperatur: das wasser ist saurer.

    ich kann mir vorstellen, dass weinsaure mit al-ionen und/oder al(oh)x schlechter lösliche komplexe/salze bildet und daher die korrosion der al-legierung verlangsamt.
    aus meiner erfahrung mit ofenkaennchen korrodiert alu relativ schnell allein durch die einwirkung von heissem wasser.

    hoffe etwas geholfen zu haben. waere vielleicht eher eine frage fuer einen materialwissenschaftler?


    beste gruesse

    eike
    ---
     
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