Elektrik-Problem Heizung nach Trockenfallen HH

Leute!
Ich gebe zu, meine Stimmung ist nach stundenlangem Geschraube gestern, verärgerter Nacht und Frühstück aus dem Brikka-Kännchen etwas gedämpft! Und ich bin mit meinem (schmalen) Latein in Elektrikfragen am Ende. Was war geschehen?

Meine Cimbali Eleva war trockengefallen (nicht lachen, WG-Leben hat immer auch Nachteile, mehr sag ich dazu nicht!), es machte Rums, die Sicherung flog. Ich tippte auf Heizungsschaden, maß schnell durch, wurde bestätigt und schickt das Ding einem Techniker, auf dass er reparieren oder nachbauen möge. Er säuberte sie, maß nochmals mehrmals nach und meinte, sie würde funktionieren. Da dachte ich: Gut, hab ich halt in der Eile falsch gemessen, nahm die Aktion zum Anlass, alles zu reinigen, und baute gestern die blitzblanke Heizung wieder ein:



Eleva in die Küche gestellt, angeschlossen, Wasser rein, und: Rums, Sicherung raus. Toll. Es funkte im Schalter, also hab ich den überbrückt, bringt alles nichts. Der Schalter ist ein einfacher An/Aus-Drehschalter übrigens



Woran kann's denn jetzt liegen? Ich habe diesen Thread hier gefunden zu ähnlichen Problemen bei einer Cimbali Gran Luce. Habe genau so wie dort beschrieben nochmals gemessen, also Multimeter in 20kOhm-Bereich, alle Heizungskabel entfernt und alle vier Kontakte jeweils gegen Masse gemessen. Da war das Ergebnis dann immer: nichts (also eine beständige 1 auf meinem Multimeter). Wenn ich beide Kontakte eines Heizwedels gemessen habe, gab's immer einen schnell abfallenden Wert. Das scheint aber normal zu sein, jedenfalls hat ein Gegencheck bei einer funktionierenden Carimali dasselbe ergeben.

In dem Gran Luce-Fred steht was von Haarriss, aber bei mir fliegt ja die Sicherung sofort. Was kann da passiert sein bei dem Trockenfallen, dass jetzt nüscht mehr geht? Liefere gerne mehr Infos, wenn benötigt!

 

Aaaalso, der Vorbesitzer hat mich per Email und einer anderen Maschinengeschichte auf eine Idee gebracht. Wasser war ja schon drin, auch beim Messen. Ich habe dann einfach mal die Heizung direkt angeschlossen an ein altes Lampenkabel mit Schalter. Und siehe da, das Ding tut! Heizung ist's also tatsächlich nicht. Irgendwas anderes muss beim Trockenfallen kaputtgegangen sein, und es gibt da ja kaum Kabel: Eingangskabel, Schalter, Kabelstrang zum Quecksilberpresso, und von dort an die Heizung.

Kann der Quecksilberpresso einen abbekommen haben? Die Phiolen sind dicht, das ist ja das Wichtigste...

Na jedenfalls hab ich jetzt, da auf Entzug, per Handpressostat einen schönen Espresso gezogen - da merkt man erstmal, wie oft son Ding schaltet!

 

So, nach einigen Tagen der Abwesenheit kann ich Licht ins Vermutungsdunkel bringen. Es war immer die Sicherung rausgeflogen, einen FI gibt's bei uns nicht - ist jedenfalls meine Vermutung, da Uraltbau mit einem Sicherungskasten, der für Drehsicherungen ausgelegt ist - immerhin haben wir welche, die man wieder einschalten kann, also nicht die alten Porzellandinger.

Ich habe heute morgen jetzt nochmal einen Test mit Erdung gemacht, bis 1,4 bar hochgeheizt, und alles war schick. Die Erdung war dabei an eine Kesselschraube aus Edelstahl angebracht, das müsste doch dann in Ordnung sein nach eurer Beschreibung?

Was könnte ich noch testen, was die Elektrik betrifft?

Danke im Voraus!

 

Genau, mysteriöserweise hat alles funktioniert. Die Sicherung flog ja vorher (also als ich über die vorhandene Verkabelung in der Maschine ging) immer sofort beim Einschalten raus. Die Schritte waren:

1 Maschine im Normalzustand -> Sicherung fliegt
2 Ein/Ausschalter umgangen -> Sicherung fliegt
3 Heizung direkt angeschlossen (ohne Erdung) -> läuft
4 Heizung direkt angeschlossen und Messingaufnahme der Heizung an Erdung -> läuft

 

Nein, ich hab die Heizung jetzt nicht nochmal ausgebaut. Aber vielleicht kannst Du mir nochmal den Unterschied erklären: Ich hab die Heizung ja sowohl mit als auch ohne Erdung in der Maschine getestet, funktionierte beides. Was wäre im Wassereimer anders?

 

Hm, wüsste nicht wie, denn zwischen der Gruppe und der Heizung ist ja ein großes Plastikteil, da kommt nix durch. Mysteriös nach wie vor...

 

SO LEUTE, es ist vollbracht! Das Rätseraten hat ein Ende für mich.... Ich hatte nochmal Rücksprache mit dem sehr freundlichen Techniker, der genau so wie hier besprochen getestet hatte, insofern waren Haarrisse doch auszuschließen. Aber die Sicherung flog ja immer noch.

Ich habe dann peu à peu einzelne Kabelstränge rausgenommen, und irgenwann war klar, dass es am Quecksilber-Presso liegen musste! Der sah aber ganz schick aus, bis ich mal mit einem Spiegel druntergeschaut habe.

Der Quecksilberpresso arbeitet ja so, dass eine etwas weniger als Bierdeckelgroße Metallmembran leicht nach außen gewölbt wird. Man sieht die Membran hier unten im Bild:



Mittig ist ein Rad angebracht, das auf dem oberen Bild schon abgeschraubt ist, hier mal in der Nahaufnahme:



Die Rundmutter ist letztlich der Stift, der dann Druck nach oben weitergibt. Je nach dem, wie weit rein oder raus man sie schraubt, verändert sich die Schalttemperatur bzw. natürlich der -druck. Dieses Rad saß nicht mehr auf der Schraube, sondern lag quer, ungefähr so:



Und muss dadruch einen Kurzen verursacht haben. Fragt mich jetzt nicht, was das mit dem Trockenfallen zu tun hat - vielleicht war die Schraube ganz oben angekommen, und das Trockenfallen hat irgendwelche Vibrationen ausgelöst, und das Ding ist abgekippt. Oder was weiß ich...

Hier nochmal Bilder vom Quecksilber-Presso, man findet im Netzt kaum welche:





Der massive eckige Metallstift, der im linken Bereich nach unten hängt, liegt in eingebautem Zustand in der Waagrechten. Je nach dem, in welchem Loch der kleine Metallstift befestigt ist, ergeben sich unterschiedliche Winkel und damit Druckbereiche. Wenn er dann waagrecht liegt, überträgt er den Druck der oben erwähnten Hutmutter auf einen kleinen Stift, der sie wiederum an die Wippe mit drei Blattfedern weitergibt. Dann kippen die Quecksilber-Phiolen nach oben, aber nur mit den dünnen Federblättern dran, die Bessingbasis bleibt, wo sie ist.

Herzlichen Dank nochmal an alle, die mit Vermutungen, Tips und Ideen geholfen haben. ENDLICH kann man wieder normal Espresso beziehen, ohne selbst schalten zu müssen...

 

Ein klassischer TRUGSCHLUSS.... Die Erklärung mit dem Pressostaten war sozusagen eine Scheinlösung. Denn nach einigen Wochen machte es, richtig, wieder mal zack! und die Sicherung war draußen.

Ihr könnt euch vorstellen, wie sehr sich meine Lust, diesem hin und wieder einfach mal in Erscheinung tretenden Phänomen auf den Grund zu gehen, in Grenzen hielt. Ich hatte zwischendurch einige kleinere Details gelöst, das Ding auf Füße gestellt und eine Isolation angebracht, siehe hier:





Und als es dann wieder soweit war, und ich ja von vorherigen Tests wusste, dass es weder der Schalter noch die Steckdose war noch die Heizung, wollte ich die nächste Quelle ausschließen und hab mir einen Sirai bestellt, sowas kann man ja immer in der Schublade brauchen. Als ich dann dabei war, ihn anzubringen, blitzte etwas auf (Bild von oben an der rechten Seitenwand):



Und tatsächlich, des Rätsels Lösung ist gleich doppelt:



Was war also geschehen? Beim Überhitzen durch Trockenfallen muss die Temperatur, als das Wasser weg war, so angestiegen sein, dass die Kabel schmolzen. Und das war eigentlich ein Glück, weil dadurch der Kurzschluss dem Durchbrennen der Heizung zuvorkam. Eine oldschool-Heizungssicherung also!

Und das was mir entgangen, weil ich von allen Seiten in die Maschine reingeleuchtet hatte, aber nicht die Bleche abgenommen hatte. Das ist bei der Eleva nämlich ungleich komplizierter als bei der Junior.

Jetzt habe ich die Kabel alle ersetzt und mit Silikonschlauch ummantelt, der sauteuer ist (6€ bei Conrad plm), aber bis 1200 Grad hitzebeständig sein soll. Sei's drum, ich hab etwas mehr Spiel verbaut, jetzt liegt kein Kabel mehr am Kessel an, der ja ohnehin isoliert ist.

Uff! Aber wieder was gelernt, nicht gründlich genug geforscht, und irgendwie wächst ja auch die Geschichte der Maschine mit....