Es gibt keinen "besten Espresso der Stadt"

AW: Es gibt keinen "besten Espresso der Stadt"

hihi

 

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Ich hab z.B. in Istanbul einen Espresso getrunken, der relativ schwach war (wenig Körper) und kaum Crema hatte - das war mit der beste Espresso den ich bisher serviert bekommen habe. Ich hatte aber auch schon Espresso, der eine Mördercrema und einen vollen Körper hatte, aber schrecklich schmeckte.

Es mag Anhaltspunkte geben - z.B. die Menge und die Durchlaufzeit, die relativ eng festlegen, wie ein Espresso zu sein hat. Über alles andere lässt sich aber vortrefflich streiten und letztendlich entscheidet der Geschmack.

 

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Die Betreiberin hat sich entschuldigt und sowas gesagt wie: "Ich werde darüber nachdenken. Sie haben natürlich Recht. Ich bin leider neu in der Gastronomie." Die Betreiberin war aber zu süß, um ihr böse zu sein. Vielleicht hat sich ja mittlerweile der Preis geändert.
Zusätzliches Trinkgeld gab es aber bei 3,60 nicht.

 

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Natürlich sind Körper und Crema kein Garant für guten Geschmack, aber vielleicht kannst Du zustimmen, dass sie in der Regel ein Hinweis auf einen handwerklich regelrecht bezogenen Espresso sind, wobei Du letztlich recht hast: Am Ende entscheidet der Geschmack des Kaffees in der Tasse.

 

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Ich bin immer noch nicht über den Espresso in einem hier vor ein paar Monaten neu eröffneten Schicki-Micki-Asiaten hinweg (der Laden ist ansonsten gut, wir gehen regelmässig Mitagessen; Sushi wird nett mitten im Essraum zubereitet). Der ST sah schon sehr gut aus, alles wichtige war dabei (Mühle mit angenehm kleinen Hopper etc.).

Ich also am Eröffnungstag hin und nach dem guten Essen einen Espresso bestellt.

Der Rest ist Geschichte. Im Doser fand sich noch ein wenig Mehlstaub, der für meine Portion gereicht hat; der Espresso ist in ungefähr 0.2s durch das Sieb gerauscht, wurde mir ohne mit der Wimper zu zucken elegant serviert, ich habe einmal genippt und ihn stehen gelassen.

Ehrlich gesagt war die Demonstration so perfekt, dass ich es dabei belassen habe, d.h. auch nichts mehr gesagt (der stehengelassene volle Espresso müsste, wenn überhaupt, Aufschluss geben). Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber sie stirbt.

Dafür sind sie *immer* mit zu viel Personal ausgestattet (also 5 Kellner für eine Anzahl von Tischen, wo auch locker 2 gereicht hätten), nur das Geld für eine Kaffee-Schulung war nicht drin.

 

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Vor allem mit dem letzten Punkt bin ich einverstanden.

Im Ernst: Natürlich gibt es Regeln, wie ein Espresso im Idealfall dastehen sollte. Ich denke nur es ist extrem schwer eine "Check-Liste" zu machen auf der dann gewisse Punkte abgehakt werden können oder müssen, um am Ende einen ordentlichen Espresso auf dem Tisch stehen zu haben. Andersrum wird aber durchaus ein Schuh draus - ein guter Espresso erfüllt gewisse Ansprüche an die Fertigung und die optische Erscheinung. Und da sind wir uns auch definitiv einig.

 

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Bezüglich dem Beurteilen von Kaffee genügt auch hier völlig normale Wahrnehmung. Es geht ja nicht um "Herr Ober, dem Kaffee aus Äthiopien fehlt die Bergamotte", sondern ob die Suppe versalzen, wässrig oder übelschmeckend ist (was die meisten Leute durchaus erkennen können).

So ist es auch beim Kaffee und bezüglich "Minimal-Qualität" gibt's auch keinen "Experten-Geschmack". Ein routinierter Cupper ist sicher etwas geeichter bezgl. Säure, wenn sich der Kaffee im Mund aber unangenehm säuerlich anfühlt, dann ist das weder "fruchtig" noch "ein Qualitätsmerkmal", sondern Unterextraktion. Und durch Bitterkeit aufgestellte Nackenhaare lassen sich auch nicht mit "typisch italienisch" glattbügeln, dann wurde der Shot einfach vergeigt. Kaffee fühlt sich nicht wässrig an und Espresso hat auch serviert noch Crema oben drauf, basta.
Sind diese absolut banalen Kriterien erfüllt, ist schon mal Ok, aber nicht mal dieses Niveau wird durchgehend erreicht. Da darf und muss man kritisch sein und ich hoffe, das nimmt zu.

Klar gibt es innerhalb von "gut" dann verschiedene Geschmäcker, was der Gastronom dann am besten einfach deklariert, wenn es Richtung "Spezialitäten" geht (wie z.B. bei scharfen Speisen).
Hier müssen sich die Gastronomen halt auch mal überlegen, wie sie und ihr Angebot wahrgenommen werden. Praktisch jeder Mensch überlegt sich bei der Kleiderwahl, wie man gegenüber anderen Personen wirkt. Wer also Ketchup auf den Tischen hat darf nicht erwarten, als Gourmet-Tempel wahrgenommen zu werden. Wer Zucker auf den Tischen hat darf sich nicht ärgern, wenn der Speciality-Coffee damit zugeschüttet wird. Und auch die ewige Story mit "die Kunden wollen Kakao auf den Cappu" - ein Foto eines Latte-Art-Cappus vorne auf die Getränkekarte und die Sache ist gegessen...

Gruss
BM

 

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Schöner Beitrag von Bluemountain. Von meiner Seite aus, kann man das einfach so stehen lassen und hier zu machen

 

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Absolut d'accord.

 

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Besser kann man´s nicht sagen!

Danke!
Lg Kenny

 

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Der beste Cappuccino der Welt.


Den "besten Espresso der Stadt" gibt es vielleicht nicht - aber den
"besten Cappuccino der Welt"!

Ich hatte am gestrigen Sonntag nicht unbedingt das Vergnügen aber
die Ehre, den "besten Cappuccino der Welt" trinken zu dürfen.

Von Zeit zu Zeit gehe ich in eine italienische Gaststätte in der
Nähe (Kleinstadt) und hole mir eine recht gute Pizza.

Dort steht eine 2-gruppige Siebträgermaschine und ich habe die
die Bedienung gefragt, wie der Cappuccino so ist.
Er meinte, das wäre der beste Cappuccino der Welt und sie verkaufen
pro Tag 100 Kaffees. Da dachte ich: So viele Leute können sich doch
nicht irren, nieeeemals. Also bestellte ich einen.

Er hielt den Siebtäger unter die Mühle und war auch schon wieder
fertig. Zuerst dachte ich: Boah, ist die Mühle schnell - dann wurde
mir aber bewusst, dass die Mühle noch läuft, während er schon am
tampern ist!
Ich wollte es genauer wissen und ging so dicht an die Maschine,
wie ich konnte. Der Doser war proppen-voll!
Klar, in der Gastronomie benutzt man Doser und mahlt auf Vorrat -
das weiss ich durch dieses Forum.
Vielleicht macht man das automatisch, wenn eine Portion Kaffeemehl
gezogen wird, dass man gleich wieder nachmahlt?
Es war jedoch bereits 21 Uhr, im ganzen Lokal sassen nur 3 Gäste
und der Wahnsinns-"run" wird wohl nicht mehr kommen.
Die Frage, wann wohl der letzte Gast einen Kaffee bekam und wie
lange mein Kaffeemehl schon rumlag, habe ich versucht, gleich
wieder zu verdrängen. Nur nicht zu viel grübeln...

Er reichte mir den Cappuccino und es war Kakao oben auf der sehr
stattlichen Schaumkrone.
Beim ersten probieren bekam ich trotz des vielen Schaumes auch etwas
vom Kaffee-Geschmack mit: Ziemlich "laff".

Dann kam die unvermeidliche Frage: Wie schmeckt der Kaffee? Nicht
gut, war meine Antwort. Warum?
Tja, eigentlich kommt schon mal kein Kakao auf den Schaum. Ich hätte
keine Ahnung, meinte er. Ich erwiderte, dass sowas in Deutschland
gemacht wird, aber nicht zu einem italienischen Cappuccino gehört.
Ich hätte keine Ahnung...

Wie ich denn den Cappuccino machen würde?
Meine Antwort: Ich würde erstmal die Bohnen frisch mahlen.
Ich hätte wirklich keine Ahnung, sowas wird nirgends gemacht.
Ok, bei 100 Kaffees pro tag ist das eine naive Vorstellung von mir.
Aber...
Er meinte: Wenn die Maschine betriebsbereit gemacht wird, werden
die Bohnen gleich für den ganzen Tag gemahlen.
Ufffff. Ab jetzt war ich mir ziemlich sicher, dass zumindest wir
beide wohl keine Ahnung haben.


Dabei war der Cappuccino nicht wirklich schlecht! Gut war er leider
auch nicht.
Ich mag meinen Kaffee eher mild, fand den aber zu "laff". Der Zucker
brauchte zwar eine Weile, bis er durch den Schaum sank, trotzdem
fühlte sich der Schaum einigermassen feinporig an.


Ich bin heilfroh, keinen Espresso bestellt zu haben. Beim Cappuccino
fallen die Defizite wenigstens nicht so sehr auf und er ist oft
irgendwie trinkbar.

Und die Pizza (die ein anderer immer macht) war ja wie gewohnt gut!
("Estate": frische Tomaten, Mozzarella, frisches Basilikum)

 

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Geschmack kann aber nicht bewertet werden. Und dann kommt doch wieder Crema, Körper, Farbe etc. ins Spiel

 

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Du fährst nicht zufällig jeden Morgen meine Strecke und das auch noch hundertfach? Ich bin ja für mehrspurige Fahrradstrecken, damit man Gurken und richtige Fahrräder trennen kann... ;-)

Ne, aber zum eigentlichen Thema: Darüber hab ich schon so oft mit Freunden und v.a. in Italien diskutiert, wo man natürlich nie und nimmer gefragt wird ob der Kaffee geschmeckt hat, und meist muss man auch kein Negativerlebnis befürchten. Ich finde, ein "Espresso" ist einfach mal per se ein bestimmtes Produkt mit bestimmten Eigenschaften. Klein, heiß, cremig, aromatisch, lecker. Und mit einer bestimmten Maschine zubereitet. Ich würde jedenfalls auch kein "gezapftes Bier" akzeptieren, das keinen Schaum drauf hat, kaum prickelt, schal schmeckt oder gar aus irgend einer Plasteflasche umgefüllt wird. Fragt auch keiner "hat Ihnen denn das Bier geschmeckt?".

Je nach Bar, Gegenüber am Tresen und Laune sage ich, wenn es furchtbar war oder ich gehe einfach nicht mehr in den Laden. (Leider gehen zu wenige Läden ein, die schlechte Produkte anbieten, und die Guten überleben nicht automatisch länger...) Manchmal begegnet mir tatsächlich soviel Wissbegier oder Entgegenkommen, dass ich schon mal die Mühle eingestellt hab oder einen 15-Minuten-Crashkurs zum Feierabend gegeben habe.

"Geschmacklich bewerten" kann ich übrigens erst, wenn die Grundparameter stimmen. Das gilt für das nicht durchgebratene Schnitzel ebenso wie für schlecht extrahierten Kaffee.

 

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David Oistrach hat eimal gesagt, es gibt keinen besten Geiger auf der Welt, nur zweitbeste.
So würde ich sagen, es gibt keinen "besten Espresso", sondern nur gute und schlechte.

 

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Ich bin auch der Meinung, dass man weit gehen muss um einen Espresso in passender Qualität zu bekommen.
Ich habe.eine Freundin die in einem Lokal bedient. Die sagt, dass keiner der Angestellten eine Ahnung von Espresso hat. Klar woher auch. Sind alles billige Studentenaushilfskräfte.
Jemand der den Job Barista kann, kostet.

Ich sehe es ganz genauso wie der Threadstarter: Der Markt regelt alles; Solange ws genug Kunden gibt, die die Plörre bestellen, ändert kein Barbetreiber sein Denken.

Aufregen muss man sich nicht darüber - die Getränkekarte bietet ja noch andere Dinge.

Gruss