Feima 600N, oder das "Fernost Experiment"

Hallo Freunde!

Da ich ja gerne die chinesischen eBay Derivate besuche und schon das ein oder andere Schnäppchen gemacht habe, ist mir neulich eine Mühle untergekommen.

Die Rede ist hier von einer Mini Ausgabe der EK43 von Mahlkönig, zumindest sieht sie dieser zum Verwechseln ähnlich. Die Daten lesen sich ganz gut:

- 61,5 mm Scheibenmahlwerk aus gehärteten Werkzeugstahl
- 100 W Motor
- 3,6kg Kampfgewicht
- Gehäuse aus Metallguss
- 220*120*310mm Abmessungen

Und das für den Preis von unter 36€. WAS??? 36€????

Ja, richtig gelesen. Nun, das ist natürlich nicht der absolute Endpreis. Mit Versand per UPS und Zoll ergab sich ein Gesamtpreis von knapp unter 90€.

Klar, für das Geld bekommt man sicherlich viel besseres Gebrauchtes, aber ich wollte es einfach mal wissen, zumal mich die schrullige Optik echt angelacht hat.

Ob Sie wirklich "espressofein" mahlen kann, war mir in diesem Fall ohnehin egal, da ich gerne noch eine Mühle für die Presstempelkanne haben wollte.

Also gab ich dem lustigen Ding eine Chance und bestellte Sie mir kurzerhand. 5 Tage später klingelte dann der UPS Mann an der Tür mit einem abenteuerlich zusammengeschnürten Paket und einem besorgniserregendem Prüfprotokoll einer chinesischen Behörde, die sich "Shanghai Research Institute of Chemical Industry Testing Centre" nannte. Oha, was hat man mir bloß da geschickt. Nun so schlimm konnte der Inhalt nicht sein, immerhin sagte der Prüfbericht aus, dass selbiger unter der vorgeschriebenen magnetischen Feldstärke lag. Na gut. Ich nehm's mal so hin.

In der Erwartung drei eingepackte chinesische Backsteine zu erhalten, blickte ich nach dem anstrengenden Auspacken auf ein wirklich putziges Mühlchen.

Geliefert wurde es allerdings mit einem dreipoligen Netzstecker, den ich aber sofort auf Schuko umgebaut habe. Getestet habe ich die Mühle übrigens im Café eines auch kaffee-enthusiastischen Freundes, der ebenfalls äußerst gespannt war, das nur am Rande.

Eingeschaltet und - Sicherung flog nicht - sie lief!!

Also haben wir einen ersten Testlauf mit Bohnen gemacht. Nun... Naja. Heraus kam erstmal sehr grobe Brösel. Also bis maximal fein gedreht und siehe da, das Ergebnis konnte man zumindest schon mal für Filterkaffee hernehmen.

Dennoch, da muss doch noch ein wenig mehr gehen. Also inspiriert durch diesen Bericht

http://thinking-coffee.com/2014/06/19/new-gear-feiying-600n-grinder/

habe ich das relativ wertig wirkende Plastikstellrad abmontiert (eine Schraube) und gesehen, dass man es einfach umsetzen konnte, sodass man die Mahlscheiben um Grunde soweit zusammen bringen konnte, bis sie aneinander Reiben.

Zusammengebaut und siehe da - das Mahlgut war so fein, dass es einen Testlauf im Siebträger zuließ.

Allerdings war das Mahlgut nun zu fein, die M100 Cimbali schaffte es leider nicht, auch nur einen Tropfen hindurchzu pressen.

Nach drei Versuchen klappte es aber:




Aussehen top, geschmacklich - BÄÄÄH! Ein Konglomerat aus metallischen Noten mit Maschinenöl. Gut, was zu erwarten war. Also haben wir die Mühle erst einmal auseinander gebaut, was erstaunlich schnell und einfach ging (3 Schrauben) und die Scheiben begutachtet. Nicht schlecht, nicht ganz so scharf wie man es gerne hätte aber alles andere als Billigmüll oder gar unbrauchbar.

Nach Einmahlen mit alten Bohnen erfolgte schließlich ein erneuter Test bei mir Zuhause. Es ist wirklich trinkbar, was die Mühle da produziert. Sicherlich wird sie sich schwer tun gegen die großen Vertreter anzukommen, aber wenn man mal den Mahlgrad gefunden hat, bekommt man ein wirklich befriedigendes Ergebnis in die Tasse. Ich werde auf jeden Fall weiter probieren und testen.

Hier ein paar Impressionen zu dem guten Stück:

 

So. Nach ein paar Tagen des Testens, habe ich folgende Erfahrungen gemacht.

Der seltsame Beigeschmack war auch nach ein paar Mahlungen noch nicht komplett verschwunden. Ich habe daraufhin einmal das Mahlwerk auseinander gebaut um die Flächen mit der die Bohnen überall in Kontakt kommen können, komplett zu entfetten und zu reinigen.

Hier sieht man die innere Mahlscheibe mit 61mm Durchmesser:







Diese habe ich entfernt und mit der von der Welle gezogenen Förderschnecke in Pulycaff versenkt. Den Innenraum der Mühle habe ich mit Alkohol entfettet und Spüli ausgewischt. Ebenso habe ich die Welle entfettet und dafür aber mit Lebensmittelechten, geschmacksneutralen Fett eingeschmiert. Im Anschluss daran, habe ich die gut getrockneten Teile wieder eingesetzt und die Mühle verschraubt.

Ein erneuter Testlauf verlief auch sehr vielversprechend. Der Beigeschmack ist komplett weg.

Vergleich Mahlgut, leider etwas schwierig auf dem Foto zu beurteilen (links Gaggia, rechts Feima):




Erstaunlich homogen und es klumpt rein gar nichts.

Hier einmal ein direkter Vergleich des Extraktionsergebnisses mit meiner Gaggia MD 64 (links Feima, rechts Gaggia) mit jeweils 10,8g im LM 1er:



Leider sind die Farben etwas verfälscht. Dennoch: Das Ergebnis in der Tasse ist im Angesicht des Preises durchaus erstaunlich. Zur Gaggia fehlt dem Espresso etwas der Körper (Bohne Fausto Monaco).

Links Ergebnis der Feima, rechts Gaggia.



Hier ein Bezug (Fausto Monsooned Malabar):




Als größter Nachteil der Feima stellt sich das Herumsauen heraus. Ich kenne keine Mühle, die mit mehr statischer Aufladung brilliert. Das ist wirklich sensationell. Zwar kann man aufgrund der kleinen Auswurföffnung relativ gut in den Siebträger mahlen, ein Geschicklichkeitsspiel bleibt es trotzdem. Weiterer Kritikpunkt ist die relativ starke Erwärmung beim Mahlvorgang. Es ist nicht wirklich tragisch, aber sollte nicht unerwähnt bleiben.

Dennoch möchte ich meine kleine Chinesin nicht mehr missen und stufe den Test durchaus als erfolgreich ein. Für die French Press am morgen, eine Testsorte Espresso zwischendurch, man hat spielend leicht den Mahlgrad wieder gefunden. Auch der Geräuschpegel hält sich in Grenzen. Klar, eine Leisetreterin ist sie nicht, aber völlig im Rahmen. Ich bin wirklich zufrieden mit Ihr und kann sie, wenn man sie vorher ordentlich reinigt und säubert, als Zweit oder Drittmühle empfehlen.

 

Hey hey

Schön, dass Dir mein Bericht gefallen hat!! Die Mühle hat ja noch eine Schwester in Europa und heisst Tiamo. Diese kommt werksseitig mit La San Marco Scheiben. Von den Abmessungen passen die übrigens scheinbar auch auf meine... Das werde ich mal testen...

Also gekauft habe ich die Mühle bei aliexpress.com. Weiterhin gibt es aber auch nocht dhgate.com und eachbuyer.com. Ich habe auch bisher immer nur gute Erfahrungen gemacht und erst in dieser Woche wegen eines Fehlers in einer Software bei einer gekauften Action Cam mal exemplarisch den Support den Verkäufers bemüht. Ich bin echt erstaunt. Scheinbar schläft da niemand! Nach 10 Minuten hatte ich die erste Antwort in einem zwar etwas brüchigem Englisch aber unfassbar nett und bemüht. Der Vorschlag war, sie suchen mir umgehend ein Firmware Update oder sie schicken per DHL kostenlos eine neue. Das Firmware Update habe ich innerhalb von 12 Stunden erhalten und die Kamera lief! Da war ich wirklich, wirklich erstaunt.

dhgate.com nimmt zum Beispiel auch Paypal, aliexpress leider nicht. Aber die haben da so ein System was den Käufer sehr begünstigt. Erst wenn man die Ware erhalten hat und alles ok ist, wird die Zahlung an den Verkäufer freigegeben. Trotzdem habe ich auch ein wenig Bedenken gehabt und mir auf meiner Zweitkreditkarte den Rahmen so eingerichtet, dass es eine gewisse Sicherheit gibt und wenn es mal zu Unstimmigkeiten kommt, der Betrag verschmerzbar ist.

Dennoch - bisher ist alles gut gegangen und ich war voll zufrieden!!

Eines muss aber auch klar sein: Fakes gibt es da en masse, aber wer ein Eifohn (<---- auch so geschrieben) für 79 Dollar bestellt, wird auch kein Originales bekommen. Sondern eben das was er da halt bestellt^^.

Liebe Grüße

Tom