Handhebel vs Zweikreiser geschmacklichen unterschied?

Oh ja, welch wahres Wort!
Wenn ich an meine Leseerfahrungen (zur Pavoni) denke, dann hatte ich einen mordsmäßigen Respekt vor dem kleinen Teilchen. Ich stand, beim ersten Aufheizen, davor und stellte mir alle möglichen schwierigen Szenarien vor, bei dem die ersten Ergebnisse ungeniesbar bis gesundheitsschädigend aussahen ....
Und dann landete in der Tasse 1. zu wenig Flüssigkeit mit zu wenig Crema, dafür aber wars alles andere als "ungeniesbar"!
Bei mir gibt es immer noch den einen oder anderen "minderen Bezug" aber im Gesamtergebnis trinke ich fast jeden Tag 2 - 5 leckere Espressi.
Also: Gar nicht soooooo schwer/kompliziert usw. die Handhebler ....
Aber vielleicht gehört es ja auch zum "Image", das man "eine Diva beherrscht"!

 

@Heinerich, genau so wie du es beschreibst.

man sollte keinen falschen respekt vor den maschinen aufbauen, eher mehr mut zum ausprobieren aufbringen und anhand der erfahrungen damit lernen.

abgesehen davon macht es einfach zufriedener, aus eigener neugierde heraus den dingen auf den grund zu gehen,
als sich der geballten äußerungsmacht des forums ohne selbstgemachte erfahrung auszusetzen.

aber selbstverständlich jeder nach eigener facon.

bevor man verzweifelt das handtuch nach dem hebler und diesen aus dem fenster wirft,
besser die problematik der schwarmkraft des forums anheimgeben.

 

Temperaturstabilität im eigentlichen Sinne ist bei einem klassischen Handhebler gar nicht gewünscht. Der besondere Charakter ergibt sich ja durch ein fallendes Druck- und Temperaturprofil.

Was bei jeder Maschine wichtig ist, ist die Reproduzierbarkeit der einzelnen Shots. Da gibt es zwischen den Modellen schon Unterschiede.

 

> Temperaturstabilität im eigentlichen Sinne ist bei einem klassischen Handhebler gar nicht gewünscht. Der besondere Charakter ergibt sich ja durch ein fallendes Druck- und Temperaturprofil

Hat ein Handhebler tatsächlich ein besonderes Temperaturprofil im Sieb, d.h. nennenswert anders als z.B. das kleiner Einkreiser (Gaggia ca. -2 Grad)? Ich kann auf Videos mit Messungen nichts Besonderes erkennen (z.B. youtube.com/watch?v=tJDc9BLl_5M). Es müssen nur 25ml Espresso abgeliefert werden. Erstens: Wie soll man so einer kleinen Menge ein nennenswertes Temperaturprofil aufprägen? Selbst der schlechteste Wasserlieferant müsste doch 25ml ohne große Schwankung liefern. Zweitens: Selbst wenn das angelieferte Wasser signifikant abkühlen würde: wie soll man mit so wenig "Munition" wie 25ml ein bemerkenswertes Temperaturprofil erzeugen? Je länger ein Bezug gelaufen ist, desto weniger kann man an der Temperatur im Puck noch ändern, da immer weniger ml folgen, die die erreichte Temperatur - durch Mischung - gravierend ändern könnten: Den Druck kann man jederzeit ändern, die Temperatur nicht, da diese Größe quasi das integriert, was bis zu einem bestimmten Zeitpunkt passiert ist. Das meiste Wasser strömt in den ersten Sekunden ein.

 

@faustino: Das Wasser strömt ja mit mehr als 100 Grad in die Handhebelbrühgruppe ein, die unter 90 Grad warm ist. Während des Brühvorgangs wird das Wasser durch die schwere Brühgruppe immer weiter runtergekühlt. Die Temperatur des Bezugs liegt bei PI noch nahe an der Kesseltemperatur und am Ende nahe an der Brühgruppentemperatur. So funktioniert das zumindest bei den klassischen Handheblern. Dass die Temperatur mit zunehmender Bezugszeit sinkt, sieht man meiner Meinung nach auch in dem von Dir verlinkten Video.

 

Die Temperatur steigt zum Shot-Begin auf 93 Grad und ist am Ende des Shots bei 90 Grad. Meine Gaggia hatte ungefähr den gleichen Temperaturverlauf. Das ist nichts besonderes. Auch bei zahllosen anderen kleinen Einkreisern dürfte man genau den gleichen Bananenkurven-Temperaturverlauf haben. Beispiel Lelit: http://www.kaffee-netz.de/threads/bericht-lelit-pl60-plus-t.69922/page-12

 

Ich glaube, dass die Temperaturanzeige die tatsächlichen Verhältnisse am Puck nicht ausreichend widerspiegelt. Bei Beginn der PI trifft das Wasser mit Dampftemperatur auf die Puckoberfläche, es kommt ja direkt aus dem Boiler. Wenn die 50ml zehn Sekunden in der schweren Brühgruppe verbracht haben, liegt die Temperatur an der Oberfläche nah an 80 Grad, das muss logisch so sein. Diese großen Schwankungen findest Du in einer Lelit nicht.
Das Messgerät scheint sehr träge zu sein und am ehesten einer gemittelten Pucktemperatur zu entsprechen.

 

Das geht bei ner Gaggia aber nur ein mal... würde ich tippen..

 

> Bei Beginn der PI trifft das Wasser mit Dampftemperatur auf die Puckoberfläche

Das Wasser dürfte nach dem Einströmen in den Handhebelbereich nicht mehr heißer als der Siedepunkt des Wasser sein, also 100 Grad (da dieser Bereich erst mal drucklos ist). Wie bei jeder anderen Maschine kommt zum Beginn des Bezugs ein Schwall heißes Wasser quasi-konstanter Temperatur - bei der einen Maschine aus einem Boiler, bei einer anderen aus dem HX - zum Sieb. In dieser Phase wird vermutlich schon etwa die Hälfte des gesamten Wassers des Bezugs geliefert, in Sekunden: Es sind große Hohlräume zu füllen, insbesondere über dem Puck, und der Puck nimmt auch relativ viel Wasser auf. Dieses Wasser und der Kontakt mit der Brühgruppe legt das Temperaturniveau im Puck erst mal fest. Was dann noch nach und nach in 20s dazu kommt (in Relation zur schon wassergetränkten Masse des Siebs wenig), wird, auch wenn es in diesem Wasser ein fallendes Temperaturprofil gibt, nicht mehr viel ändern; Anscheinend sind es etwa -3 Grad. Ich sehe keinen logischen Grund, an der Messung zu zweifeln. Das noch nachkommende Wasser (ca. 25ml) steht auch bei anderen Maschinen z.g.T. in Komponenten, die nicht beheizt werden, also hinter dem Boiler.

 

Das würde ich ähnlich sehen, allerdings denke ich, dass das Wasser langsamer abkühlt. Geschmacklich ist es schon ein Unterschied, ob ich das Wasser fast ohne PI durch das Kaffeemehl drücke oder 10s warte. Ich nehme an, dass die Abkühlung dabei eine größere Rolle spielt als das Druckprofil, kann es aber nicht belegen..

Grüße,
Dale.

 

Im Unterschied zu allen anderen Systemen wird bei den meisten Handheblern das Wasser aus dem Dampfboiler direkt für den Brühvorgang verwendet (der mehr als 1 bar hat). Beim Einkreiser und (idealerweise) beim HX hat das Wasser nahezu Brühtemperatur.
Ich bin wie Dale der Meinung, dass diese Temperaturunterschiede wichtiger für den Geschmack sind als das Druckprofil - genau wie Dale kann ich aber keine Beweise liefern.

 

Liegt bei mir wohl daran, dass ich lange mit DB gearbeitet habe und alle Bezugsunterschiede gewohnt bin, auf die Temperatur zu beziehen..

 

Ich habe den Bezug mal gemessen an meiner Pompei.
Also Thermometerdraht im Puck und dann einen Bezug machen.
Pre infusion begann mit 97 Grat und der Bezug endette mit 93.

 

Geht mir mit meiner Lambro auch so.
Ich bin mir sicher, der nächste Winter kommt bestimmt und dann zieht eine Urania ein und wird hübsch gemacht.

 

Deckt sich auch mit meinen Messungen an der Nobel bei 0,9 Bar. Habe mich immer gewundert, wie manche das mit 85° hin bekommen.