Kleinst-Individual-Rösterei

Wenn das Geschäft nebenher laufen soll und auch kein wirtschaftlicher Erfolgsdruck besteht, könnte es funktionieren. Ansonsten ist das Feld "traditioneller Kleinröster" schon sehr gut besetzt.
OT: Schaut Euch mal unter dem Stichwort Craft-Beer um. Ich denke da geht noch ein bißchen mehr. Das Feld ist noch nicht überall besetzte und hat noch Potential.

 

Als ich vor 15 jahren mit dem rösten angefangen habe sagte mir die ersten bei denen ich gelernt habe das es ein verdammt schwieriges geschäft ist nur davon zu leben.es gibt beispiele aller Quijote Kaffee die innerhalb kürzister zeit davon leben konnten.sie haben einem vorgemacht was mit gutem marketing, engagement
und sehr guter qualität zu erreichen ist.und ich gönne es ihnen von herzen.
aus meiner eigenen erfahrung nach nach all den jahren ist es das es wirklich ein hartes geschäft ist.

 

Es ist toll, wenn man sein Hobby zum Beruf machen und damit seine Leidenschaft ausleben kann.
Trotzdem habe ich starke Zweifel, ob die "Leidenschaft" immer der wirtschaftlich beste Ratgeber ist.

 

Ja und Ja.

 

Da gebe ich dir vollkommen Recht, die Frage ist nur ob das auch allen Kunden bewusst ist!?

Das ist wohl kein Problem; man muss die Bohnen nur lang genug im Röster lassen: Jeglicher Eigengeschmack wird damit konsequent "herausgebrannt"

 

Mmmh. Also mit der Einstellung röste ich zuhause Kaffee für meinen Eigenbedarf auch. Wenn eine Charge nicht so dolle ist, dann würge ich den Kaffee runter und verbuche es unter "Lehrgeld".
Aber wenn ich zu einem kommerziellen Röster gehe und 28€/kg, also 7€ für 250gr-Päckchen, dann erwarte ich eine gewisse Qualität. Dazu gehört eine Kontinuität - z.B. ein Sidamo für Filterkaffee soll morgen so schmecken wir heute. Gerne kann mir ein Röster alle paar Monate sagen "ich habe das Röstprofil überarbeitet" und erst recht "ich habe eine neue Ernte bekommen, die schmeckt anders". Aber ich möchte mich nicht bei jedem Kaffeekauf überraschen lassen, wie der eigentlich immer gleiche Kaffee heute wohl schmecken mag. Schnell kann da der Gedanke aufkommen, daß ich dem Röster die Lernkurve finanziere.
Ich könnte mir vorstellen, daß die meisten potentiellen Kunden ähnlich denken....

Damit wird ein Online-Handel schwer. Natürlich kann man per Telefon, Email und Chat eine Beratung durchführen, bei Onlineshops ist das aber praktisch ehr eine Ausnahme - gute Beratung wird bei den meisten Kunden "face to face" angenommen.

Hauptberuflich oder nebenher?
Die angegebene Röst-/Verkaufsmenge und der angestrebte Preis beantworten die Frage schon: 250kl á 28€ sind 7.000 Bruttoumsatz, abzgl. MWSt und Kaffeesteuer bleiben 6.000€, von denen vielleicht 2.000€ für Materialeinsatz draufgehen. Da bleiben 4.000€ übrig, um Röstmaschine, Zubehör, Räumlichkeiten, Verpackungsmaterial, Werbung / Webauftritt, Versicherungen, Buchhaltung/Steuerberater, Versandkosten und dergleichen zu finanzieren. Von dem was da über bleibt kann man vielleicht überleben, solide eine Existenz finanzieren wohl ehr nicht.

Enthusiasmus und Liebe für das, was man tut, sind phantastisch und sicher auch ein sehr wichtiger Baustein für Erfolg. Aber eben nur ein Baustein, neben vielen anderen Steinen. Nur muß das erst beim Kunden in kleine Münzen umgewandelt werden.
Am Anfang und am Ende des Projekt steht dann aber eines: Knallharte Betriebswirtschaftslehre!

Grüße, Olli

 

Genau !

 

Ich glaube leider, dass es die weit überwiegende Zahl Kaffeetrinker schlicht schätzt, wenn der Geschmack gleichbleibend ist. Wein ist da eine ganz andere Sache und Parallelen kann man nicht ziehen. Kaffee ist mehr Nahrungsmittel, Wein mehr Genußmittel (das ändert sich zwar leicht, ist aber im Prinzip immer noch so).
Was will denn Ottonormalverbraucher: Morgens zum Frühstück eine leckere Tasse Kaffee und dann im Büro einen netten Koffeinbegleiter. Die Genießer, die Varietäten erschmecken wollen, sind da weit in der Minderzahl.
Ich glaube, diese Ansprüche kann man bereits mit einem handwerklich gut gerösteten Standardkaffee erfüllen. Mikrolots aus Direktimporten und Kopi Luwak braucht es dafür nicht.
Ich will Dir ja dein Projekt keinesfalls ausreden. Ich denke aber, dass es mittlerweile nicht mehr so einfach ist, als Röster zu starten.
Die Vorredner haben auch insoweit recht, als dass man bei € 28,00 pro Kilo nicht als Betatester fungieren will.

 

Denke auch die sich so dafür interessieren rösten dann auch gleich selbst.
Dann kann ich wenigstens auch meinen Röstgrad festlegen.
Für alle anderen wird es zu schwer sein die Sorten zu mischen.
Für mich ist das nichts halbes und nichts ganzes.
Entweder kaufe ich mir eine fertig gemischten Kaffee der vom Fachman fein abgeschmeckt ist oder ich will alles erleben als röste ich selbst.

Gunnar

 

Den Anspruch sollte man auch immer haben. Nur man muss ich ihn ja nicht weidlich ausleben.

Sehr geschickt könnte es sein mehrgleisig zu starten. Da gäbe es dann die 'normalen' Sorten, denen du bestimmte Eigenschaften zuordnen kannst. Und es gäbe ein überschaubares Angebot an Mischungen bei denen du zumindest helfend erklärst, was was bewirkt. Das kundengerecht darzustellen wird die Herausforderung an sich. Schaffst du das, wird es wohl ein Erfolg.
Über die 'normalen Kunden' wirst du die 'auswählenden Kunden' bekommen.

 

... wie einige hundert Kleinröster

Ist doch ok, wenn es deine Überzeugung ist.
Zum Glück schmeckt ja auch nicht jedem dasselbe. Wenn dir das Geschäft Spaß machen soll, verkauf das, wovon du überzeugt bist, und nicht das, was gerade in einem Forum "gefragt" ist.

 

Wenn ich selbst für mich röste, muss ich damit, dass der Kaffee bei jeder Charge anders schmeckt lebe. Das ist Teil meiner Lernkurve und ich lerne wie ich immer mehr von den Parametern des Röstvorgangs unter Kontrolle bekomme. Die Ergebnisse nähern sich dann (hoffentlich...idealtypisch) immer weiter meinen Ansprüchen und meinen Geschmacksvorstellungen an.

Wenn ich beim Röster bestelle, setze ich eigentlich voraus, dass diese Lernkurve schon recht flach ist und das Ergebnis konstant gut ist. Dort muss ich mich also entweder auf die Beschreibung des Röstmeisters verlassen, die mir suggeriert, was ich erwarten kann, oder aber ich teste mich einfach durch verschiedene Sorten, um dann zu beurteilen, ob ich die mag oder ob sie eher nicht so mein Fall sind. Wenn ich aber bei einem Röster bestelle, der jedes mal im eher steilen Teil der Lernkurve arbeitet und die Ergebnisse - trotz grundsätzlich gleichem Produkt - vielleicht jedes mal anders sind, warum sollte ich dann wieder den gleichen Kaffee bestellen? Insofern: Beim Profi erwarte ich eher Konstanz als Experimente...es sei denn man macht so ne Art Kaffee-Roulette

Im weiteren Verlauf einer Geschäftsbeziehung könnte ich mir vorstellen, dass man auch einem Röster einfach vertraut...d.h. ich gehe einfach davon aus, dass das, was Du für mich röstest, schon meinem Geschmack entsprechen wird...das ist dann so, wie wenn ein Heimröster für seine Freunde röstet. Dazu bedarf es aber halt wirklich Vertrauens. Das würde ich als Dein Kunde nur sehr eingeschränkt haben...ich bin mir nicht sicher, ob ich einem Lieferanten da mehrere Versuche Zeit geben würde, meinen Geschmack zu treffen.

 

Ich sehe ein großes Problem in der Vielzahl der Röstungen inklusive zeitaufwändigem individuellen
Mischen.
Verpacken, versenden und geplante aufwändige Kundenberatungen, etc-alles im Takt einer 15min Röstung...