[Veranstaltung] Liste von direkt gehandelten Kaffees von Röstereien aus Deutschland

Genau! Zu ersterem fällt mir folgende Begebenheit von letzter Woche ein: Ein lieber Dauerkunde stand im Laden und fragte mich, wieviel ich verlangen würde, wenn ich ihm die 5kg Kaffee rösten würde, die ihm ein Freund aus Kolumbien mitgebracht hat. Direkt vom Bauern. Also 100% direct trade ohne Mittelmänner
Leider musste ich ihn enttäuschen, da er den Kaffee genau so bekam, wie ihn der Bauer dort verkauft, also mit folgenden Arbeitsschritten vollzogen:
EDIT: Verzeiht das "denglisch"!
Angebaut (äh, logisch, jaja)
Geerntet (ach was, wirklich?)
Gepulpt (also Kirschhaut entfernt)
Gewaschen (Zuckerschleim entfernt)
Getrocknet (also getrocknet, evtl. auf Betonboden, erhöhten Trocknungstischen oder in Trocknungskammern)
- Für mich leider vollkommen unmöglich zu rösten, da folgende Schritte nicht vollzogen:
Gehullt (Pergamenthaut entfernt)
Gescreent (Rohkaffeebohnen nach Größe sortiert) - noch am akzeptabelsten zum rösten
Gegraded (Fremdkörper entfernt, Defekte aussortiert)
Cupping (Man muss ja schließlich wissen, ob alle Schritte lohnend sind. Darum VORHER kleine Samples aufbereiten, rösten und probieren!)
- Außerdem bestand die Gefahr auf unerwünschte Immigranten kleinster Art: Broka Käfer. Die will keiner in seinem Rohkaffelager haben!

Meistens endet eben die Weiterverarbeitung des Kaffees durch den Bauern genau da, wo dies auch der Fall war. Wir brauchen die stations ebenso, wie wir oft die Exporteure brauchen, da diese die Exportgenehmigung besitzen, die vielen kleinen Kaffeebauern fehlt.
Das Sortieren ist essentiell an der Qualität beteiligt, wie auch ein gleichmäßiges Bohnenbild durch screening. Außerdem beschäftigen viele Kooperativen auch Cuptaster, die die Qualität kontrollieren.
Also Direkt vom Bauern zum Röster, ohne jeden anderen, ist sehr schwierig wenn der Bauer keine eigene Mill besitzt und keine Exportgenehmigung. Wäre natürlich das ideale direct trade.

Wie du und ich schon sagten, es lässt sich bestimmt viel Schmu machen, wenn man will. Die Transparenz ist wahrscheinlich ein entscheidendes Kriterium und das Ergebnis in der Tasse natürlich auch. Es gilt also weiterhin: Kritisch nachfragen!

 

Danke @pingo und @Oblator für die offene Auseinandersetzung, gerade weil sie zentrale Punkte eures Business betrifft.

Back on topic:
Schwarzmahler gibt ebenfalls an nur direkt gehandelten Kaffee - Kooperativenkaffee - zu vertreiben. Beziehst du diesen selbst oder über einen der bereits genannten "Importeure" @hko ?

Brasilien
Ecuador
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EDIT: Letztlich hängt mal wieder alles vom persönlichen Vertrauen ab; für euch Röster/Importeure, wie anschließend für uns Endverbraucher.

 

Klar, aber willst Du nicht in einer Welt leben, in der man anderen vertrauen KANN?

 

Ein "großes Wort". Abgesehen davon, dass bei vielen KaffeeliebhaberInnen ja genau dieses Vertrauen praktiziert wird, gibt es eben auch Röster, die, wie Pingo ja ebenfalls erwähnt, die Begriffe als Marketinginstrument nutzen, ohne hinter einer Philosophie zu stehen.
Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich den "neuen" Begriff, wie Direct Trade oder Direkter Handel, wirklich gut finden soll. Da wird ein Unterscheidungsmerkmal geschaffen, dass aber weder Mindeststandards definiert, noch durch Vereinbarungen oder ähnliches geschützt wird. Da besteht die Gefahr, dass da gleich etliche Süppchen gekocht werden; von "inhaltslos" bis hin zu "mit sämtlichen Einlagen". Ich weiß, dass die Röstergilde nicht von allen "geliebt" wird aber da wäre die Chance gewesen, einen Mindeststandard (zumindest für Deutschland) zu setzen.

 

Der Begriff und die Umsetzung sind von 1984. Nach einer Vorbereitungszeit von mehr als zwei Jahren fing Prof. Günter Faltin an Tee der Sorte Darjeeling direkt zu importieren. Sein sowohl soziales wie ökologisches Angegement in den Anbauländer sucht bis heute seinesgleichen. Im Vergleich zu der ursprünglichen Idee ist die Umsätzung beim Kaffee...
Jeder soll sich lieber da eine eigene Meinung bilden.

 

Hi @domo,
leider eben erst den Beitrag gesehen... @pingo hat das ja aber schon beantwortet.
Viele Grüße und: toller Thread!

 

Hallo domo,
entschuldige bitte die späte Antwort. Meinen Rohkaffee beziehe ich durch Amarella. Die produzierten Mengen meiner Rösterei sind momentan leider noch zu gering sind um eigene Importe durchzuführen. Mit Amarella habe ich für mich eine gute und vor allem gewissenhafte Lösung gefunden. Für mich stand von Anfang an fest, auch wenn ich den Kaffee nicht selbst importieren kann, das ich einen Importeur finden möchte der eine bereits langfristige Beziehung mit den Farmern führt und mir eine vollkommende Transparenz bietet. Das war in meinem Fall Amarella. Die Farmer habe ich glücklicherweise im letzten Jahr ebenfalls kennen lernen dürfen.

Auch ich habe mir nach den Aussagen von Pingo und Torsten von Good Karma klarmachen müssen das es sich bei mir nicht um "direct trade im engeren" sondern um "direct trade im erweiterten Sinne“ handelt.

Viele Grüße,
Mario.

 

Bezüglich einer Definition oder eher dem Prinzip hinter Direct Trade:

"The idea behind all these buying models [Relationship Coffee, Direct Trade und Fairly Traded; Anm. d. Verf.] is for roasters to try to buy more traceably, to remove unneccesary middlemen from the supply chain, and to pay prices that incentivize the production of higher quality coffee."
James Hoffmann, The world atlas of coffee. From beans to brewing - coffees explored, explained and enjoyed; S.45

 

Falls die hier mitlesenden Kollegen Interesse haben:
Im April mache ich den nächsten Sourcing-Trip nach Kolumbien und wer Interesse an Rohkaffee hat darf sich gerne möglichst bald melden!
Liebe Grüße,
Torsten