manuelle Präinfusion bei E61 Maschinen

Diskutiere manuelle Präinfusion bei E61 Maschinen im Espresso- und Kaffeemaschinen Forum im Bereich Maschinen und Technik; Hallo Zusammen, ich bin ja nun E61 Neuling, so versuche ich mir zur Zeit ein wenig Wissen anzueignen, wie ich hier einen anständigen Shot ziehe....

  1. BeMaXX

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    Hallo Zusammen,

    ich bin ja nun E61 Neuling, so versuche ich mir zur Zeit ein wenig Wissen anzueignen, wie ich hier einen anständigen Shot ziehe. Dabei bin ich über dieses Video gestolpert:

    [video=youtube;3-OJTdY9Dio]http://www.youtube.com/watch?v=3-OJTdY9Dio[/video]

    Hier habe ich mit meinem bescheidenen Wissen über die Brühgruppe ein Verständnisproblem. Wie verhält sich denn der beschriebene Effekt bei eingespannten Siebträger und Puck inside? Wird beim E61 nicht in der Präinfusionskammer erst befüllt und über den zunehmenden Gegendruck der Bezug gestartet, während das Kaffemehl schon ein wenig quellen konnte? Blöde Beschreibung, ich weiß...
     
  2. #2 CafeCostes, 18.10.2013
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    AW: manuelle Präinfusion bei E61 Maschinen

    In dem Video kann man halt sehen, dass heißes Wasser in die Gruppe befördert wird, wenn man den Hebel gegen den ersten Widerstand nach oben zieht.

    Wenn Du den Siebträger mit dem Puck eingespannt hast, kannst Du das nur hören, das ist dieser Moment, bevor die Pumpe einsetzt. Mit dem kann man etwas spielen, also die Pre-Infusion verlängern, aber ich verlasse mich da lieber auf meine Maschine, einfach weil ich keine Verbesserung feststellen konnte, wenn ich das Anspringen der Pumpe etwas hinaus gezögert habe.​

     
  3. #3 Bubikopf, 18.10.2013
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    E61 Group Espresso Machine: Detailed Interior Schematics - Espresso Machines • Home-Barista.com
    Die Schnittbilder kennst Du schon ?
    E61 hat eine automatische PI. Diese wird erzeugt durch die PI Kammer ( Volumen ) und ein Federventil, welches diese Kammer verschliesst ( erstes Ventil unterhalb des Exzenters ). Ist der Hebel in unterster Stellung, sind das PI Ventil und das Ablassventil geöffnet, die Kammer und BG leer.
    Bringt man nun den Hebel in Mittelstellung, werden die unteren beiden Ventile geschlossen, das Einlassventil aber noch nicht geöffnet.
    Im nächsten Schritt wird normalerweise der Bezugshebel in die obere Position gebracht, dadurch das Einlassventil geöffnet und gleichzeitig der Microschalter hinter dem Hebel geschaltet, die Pumpe läuft an.
    Über eine Düse oben in der Glocke wird der Zulauf des Wassers stark begrenzt.
    Zuerst füllt sich nun die BG und der ST mit Wasser und es wird Druck aufgebaut. Bei dem durch die Feder des PI Ventils bestimmten Druck wird das Ventil aufgedrückt und genau dieser Druck wird gehalten, bis die PI Kammer mit Wasser gefüllt ist, erst dann steigt der Druck auf Brühdruckniveau.
    Die Zeit der PI wird durch die Flussrate und die Größe der PI Kammer bestimmt.
    Durch die Wahl des Düsenquerschnitts kann man auch die unterschiedlichen Flussraten der Pumpen ( Rota vs Vibra ) ausgleichen.
    Soweit die E61 typische PI.
    Nun zur manuellen PI. Hier muss unterschieden werden in 3 verschiedene Fälle.

    A. Tankbetrieb: Zwischen der Mittelstellung des Hebels ( alle Ventile zu ) und dem Moment, in dem über den Microschalter die Pumpe zugeschaltet wird, kann ein mehr oder weniger großer weg bestehen ( der Microschalter kann über seine Einbautiefe variiert werden und so der Schaltpunkt ). Hebt man also den Hebel grade so, dass das Einlassventil öffnet, aber die Pumpe noch nicht anspringt, entlädt sich der HX/Brühkessel per Expansions/Dampfdruck in Richtung BG/ST, baut dabei aber kaum Druck auf das Volumen auf, die PI Kammer bleibt zu, die obere Kaffeeschicht wird etwas benetzt. Im Leerbezug läuft da wesentlich mehr Wasser als bei eingespanntem und gefülltem Sieb. Hebel ganz hoch, Pumpe an und der normale Bezug inkl. automatischer PI läuft praktisch ganz normal ab. Ist wenig berechenbar, da abhängig vom grade vorhandenen Expansionsdruck des HX/Kessels und auch wenig effektiv.

    B. Festwasserversion mit Druckminderer, FW Druck < PI Druck der Gruppe.
    In der Stellung des Hebels knapp oberhalb der Mittelstellung kann per FW Druck Wasser in die Gruppe einströmen und mit etwas Druck den Puck durchfeuchten ( Zeit je nach FW Druck und Mahlgrad ), das PI Ventil bleibt aber geschlossen und die PI Kammer leer. Startet man nun den eigentlichen Bezug, wird zuerst die PI Kammer geöffnet und gefüllt, dann erst der Druck auf Brühdruckniveau gebracht. Nachteil, eine manuelle und dann eine automatische PI hintereinander, der eigentliche Druckanstieg in allen Fällen dann recht schnell. Mögliche Abhilfe wäre eine größere Düse im Zulauf (Glocke) um die automatische PI auszuhebeln/zu beschleunigen.

    C. Festwasseranschluss ohne Druckminderer / FW Druck > PI Ventil Öffnungsdruck.
    Hebel in PI Stellung ( s.o. ), nun wird die BG per FW Druck geflutet, bei Erreichen des PI Kammer Öffnungsdrucks die PI Kammer ebenfalls geflutet, bei vollständiger Füllung derselben Anstieg des Drucks in der BG/ST auf den FW Druck. Nach betätigen des Microschalters schneller Anstieg auf Brühdruck. Zuerst wird das Kaffeemehl drucklos oberflächlich befeuchtet, dann Anstieg auf aut. PI Druck, dann nochmals eine Rampe mit man/FW PI Druck, dann Brühdruck.

    Im Prinzip ist es Unsinn, eine E61 mit eingebauter PI zu kaufen um dann die PI auszutricksen, ist aber eben sehr leicht möglich. Man wird sicher nicht der eigentlichen Philosophie die hinter dieser BG steht gerecht, soll sie doch eigentlich ein absolut festes Brühschema liefern. Man kann diese einstellbare PI ja auch mit anderen Mitteln bei weitaus preiswerten BGs verwirklichen ( Tank: 2.Pumpe, getrenntes Schalten von MV und Pumpe, MV Bypass mit OPV auf PI Druck. FW: deutlich leichter durch 2stufiges Schalten von MV und Pumpe ).
    Gruss Roger
     
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  4. #4 CafeCostes, 18.10.2013
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    AW: manuelle Präinfusion bei E61 Maschinen

    Danke, Roger, für diese tolle umfangreiche Erklärung. Jetzt weiß ich auch, warum diese Trickserei bei meiner Isomac rein gar nichts gebracht hat. Außerdem habe ich inzwischen gelernt, wenn das Ergebnis in der Tasse nicht stimmt, fange ich erst einmal mit dem verwendeten Kaffee an, dann gehe ich an den Mahlgrad usw. ;-)
     
  5. #5 Bubikopf, 18.10.2013
    Bubikopf

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    Bei einer Isomac mit 120ml HX kommen bei diesem Trick bei eingespanntem Puck ein Paar Tropfen mit Mühe bis zum Kaffee, bei der Maschine im Video ist das ( DB ) schon ein wenig mehr .
    Die DC Mini macht ja auch eine programmierbare PI ( 2-4s ) perExpansion, da gibts irgendwo Puck-Schnittbilder auf denen man die Auswirkung gut sehen kann.
    Gruss Roger
     
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  6. BeMaXX

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    Danke für die Erläuterung. Also halte ich mich an das Standardvorgehen.
     
  7. #7 mick_we, 18.10.2013
    mick_we

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    Ich habe das jetzt erste mal richtig verstanden. Vielen Dank.
     
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