(Restauration) einer seltenen 1-gruppigen Handhebel Maschine (La Dorio)

Diskutiere (Restauration) einer seltenen 1-gruppigen Handhebel Maschine (La Dorio) im Restaurierungen und Raritäten Forum im Bereich Maschinen und Technik; Nachdem ich bei einem meiner letzten Threads über eine extrem seltene Mühle berichtet hatte,...

  1. #1 berlino, 04.01.2016
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    Nachdem ich bei einem meiner letzten Threads über eine extrem seltene Mühle berichtet hatte,
    www.kaffee-netz.de/threads/was-ich-unbedingt-noch-zeigen-wollte-raritaeten.85296/page-2#post-1075816
    wollte ich hiermit über meine Restauration einer äußerst seltenen 1-gruppigen Handhebel-Maschine berichten:
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    1.Arbeitstag
    Eine „1-gruppige La Dorio Lili“ in knall-rot stand bei mir seit mehr als 10 Jahren (wahrscheinlich noch viel länger - aber das wollte ich lieber nicht mehr so genau wissen) in einer warmen und trockenen Garage.
    Jetzt musste (s)ich etwas tun, denn der Platz wird gebraucht und außerdem fühlte ich mich im Moment gut gewappnet für so eine Aufgabe.

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    Zwar wollte ich auch noch ein paar ältere Mühlen fertig machen, aber später!
    Google-Suche und SuFu im Kaffee-Netz haben so gut wie keine Informationen zu dieser im allgemeinen Bewußtsein nicht so verbreiteten Marke /und Maschine gebracht

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    Es gibt auch so gut wie nichts zu „Macchine Per Crema Caffe' Lili“,
    das ist anscheinend die offizielle Bezeichnung für diese 1-gruppige Handhebel Maschine aus Italien.
    Zuletzt residierte die Firma La Dorio in Udine – Italy (wie La San Marco auch), Via Musoni 11, und sogar die Telefonnummer kann ich dem angeschraubten Typenschild entnehmen.
    (wer will hier ein bißchen Info zu Udine) http://de.wikipedia.org/wiki/Udine
    And more?!
    Ich hatte gesehen, dass ein paar wenige Boardies entweder eine „La Dorio“ gehabt hatten, oder auch noch haben. Aber nur 2-Gruppige?!
    Ich würde mich sehr freuen, wenn ich/(wir) mehr Informationen zu dieser Marke bekommen würden.
    Besitzer von La Dorio wo seid ihr?
    Enrico Maltoni“ hat natürlich auch eine „Lili“ im „Mumac“ stehen. http://www.espressomadeinitaly.com/
    http://www.espressomadeinitaly.com/en/
    Allerdings auch nur eine 2-Gruppige:
    http://www.espressomadeinitaly.com/galleria-dorio-portogallo-1971.html
    Aus welchem Jahr meine Maschine genau stammt, ist nirgends ersichtlich.
    Denn auf dem Typenschild ist alles Mögliche (Freihand-Schlagzahlen) gestempelt worden, nur nicht das Produktionsjahr.


    Da aber die Firma „La Dorio“ Anfang der 70-Jahre in die Pleite ging und Enrico Maltoni seine rote 2-Gruppige-Lili von 1971 datiert, wird auch meine hier so um die 60er-70er Jahre gebaut worden sein.
    Hier schreibt „achmed“: ...„Auch wenn Dorio sicher nicht zu den Großen gehörte, haben sie doch bis Anfang der 70er mitgespielt. Danach war, wie für einige andere auch, Schluss mit lustig“...
    http://www.kaffee-netz.de/threads/zweigruppige-handhebel-dorio-was-kann-die.36551/#post-414914
    Bei meiner „Lili“ hier, wurden fast alle einzelnen Bauteile von Hand mit Schlagzahlen gestempelt.
    (trägt die Nr. „20“). Scheint also eine der Ersten gewesen zu sein.

    User „flatzi“ schreibt in einem Beitrag von 2004 (auch schon wieder mehr als 10 Jahre her) über seine „La Dorio Lili“, dass sie schon 1965 gebaut worden sein soll. Könnte das stimmen?
    http://www.kaffee-netz.de/threads/alte-hebelmaschine-dorio-mit-bild.1544/
    Anyway.
    Als ich damals vor mehr als 10 Jahren die Maschine gekauft hatte, funktionierte sogar alles!
    Von Verkalkung/Rost/Ausblühungen etc. war zu mindestens von außen nichts zusehen und der Vorbesitzer versicherte mir, das alles ok wäre. (Aber das hört man ja fast immer.)
    Entweder war diese „Lili“ selten im Einsatz, und / oder der Vor- oder Vorvor-Besitzer hatte die Maschine wahrscheinlich mal entkalkt und auch gut/sehr gut behandelt.
    Es war gut, dass ich damals die „Lili“ mit Decken gut verpackt in die Garage „geparkt“ hatte.
    Das hatte auch den Vorteil, dass ich nicht immer dieses schöne rote Exemplar anschauen musste.

    1. Arbeitstag
    Tassenabdeckblech abnehmen und einen Blick ins Innere:
    oh Graus, der Boiler war richtig fett mit Asbest isoliert, der an etlichen Stellen auch noch anfing so richtig abzubröseln.
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    Schon zu Anfang gleich die erste Unterbrechung.
    Also fuhr ich lieber erst einmal zum örtlichen Entsorgungsbetrieb und hatte nach einer möglichen Asbest-Entsorgung gefragt.
    (Meine Erfahrung ist es, lieber direkt mit den Leuten reden, als alles am Telefon erledigen zu wollen. Die Leute sind dann meistens eher bereit „sich überzeugen zu lassen“).
    - Und, hier, ja, sie haben mir das alte Asbest-Zeug gegen einen geringen Obolus abgenommen.

    Dann: so weit wie es ging, hatte ich alle Bleche und Anbauteile abgeschraubt.
    Natürlich hatte ich alles vorher gut mit WD 40 eingesprüht und auch wirklich laaaange einwirken lassen.
    (Ich hatte noch einmal in anderen Restaurations-Threads nachgeschaut, manche Boardies sprechen hier von 24 Stunden, na ja, so lange wollte ich aber nicht warten.)
    Aber die wichtigen Boilerschrauben hatte ich dann lieber ein paar Mal öfter eingesprüht.
    Und tatsächlich, es ließen sich fast alle Verschraubungen auch auf Anhieb gut lösen.
    Alle Rohre schon mal runter und ab in das vorbereitete Entkalker-Bad.
    In den Rohren war wenig bis gar kein Kalk zu sehen.
    Asbest sollte man nur wirklich feucht entfernen und eine gewässerte Heizung kommt nicht so gut.
    Deshalb hatte ich zunächst auch noch den Kesselflansch abgeschraubt.
    Auch hier gingen alle 8 Schrauben (dank WD40) ganz gut runter.

    In den Boiler reingeschaut und tatsächlich, auch hier, war so gut wie überhaupt kein Kalk vorhanden. Meine Vermutung, dass hier schon mal was getan wurde, hatte sich also bestätigt.
    Nachdem ich den Boiler von der Maschine getrennt hatte, musste nur noch das Asbest nass runter geschabt werden (natürlich nur mit Atemschutzmaske!).
    Danach auch den Boiler ab ins Entkalkerbad und guuut ziehen lassen.
    Für Erste einmal.
    bernd
     
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  2. #2 benni90, 04.01.2016
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    Wundervoll. Ein ganz Hübsche hast Du da!
    Der Dampfknauf gefällt mir ausgesprochen gut.

    Ist abonniert und ich freue mich auf weitere Bilder.
     
  3. #3 berlino, 05.01.2016
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    Fortsetzung!
    am 2. Arbeitstag hatte ich folgendes erledigen können:
    Nachdem alle Bleche runter waren, kam ich an den Rahmen ran.
    Wahnsinn!
    Der Rahmen ist aus leichtem Aluminium
    !

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    Was für eine Revolution für damalige Verhältnisse!

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    Alle anderen Hersteller hatten ihre Maschinen in einen Gitterkäfig aus Stahl hineingesteckt.
    Damit rosten dann alle mehr oder wenig stark vor sich hin!
    Gibt ja unzählige „rostige“ Beispiele hier im Kaffee-Netz von den verschiedensten Restaurationen.
    Und hier bei der La Dorio – alles aus Aluminiumguss.
    Dieser Teil der Arbeit hatte sich ja schnell erledigt.
    Die Mehrzahl der Restaurationen hier im Kaffee-Netz benötigen sehr viel Zeit mit Schleifarbeiten, Sandstrahlen und Verzinken oder Pulvern und/oder Neubauen von Rahmen bzw. Rahmenteilen und Blechen etc.
    Bei dieser Dorio – gar nicht!


    Ran an die Feuer-Rot lackierten Blechteile.

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    Auch der Lack der einzelnen Bleche scheint meiner Meinung nach, noch wirklich sehr guuut zu sein.

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    Die damaligen Lackierer hatten anscheinend auch schon viel Wert auf Nachhaltigkeit gelegt.
    Die Bleche waren natürlich verstaubt und auch teilweise mit Kaffeefett verschmutzt, aber dafür gibt es ja Lackreiniger. (Autozubehör)
    Einige gröbere Kratzer werden bleiben, aber dafür hat die Maschine ja auch fast 50/60 Jahre auf den Buckel. Und mir ist es lieber das bisschen Patina zu erhalten zu haben, als eine „völlig Neue“ zu haben.

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    Macht bloß nicht den Fehler und nehmt rotierende Aufsätze.

    Lieber von Hand polieren. Das dauert zwar länger und ist schweißtreibend, aber meiner Meinung nach, lohnt es sich.
    Sieht das gut aus?
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    bernd
     
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  4. #4 XeniaEspresso, 05.01.2016
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    Sehr schön!
     
  5. #5 berlino, 06.01.2016
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    Fortsetzung

    3.Arbeitstag
    Für den Heizungsflansch und den Brühgruppenflansch hatte ich neue Dichtungen angefertigt.
    Dazu hatte ich „Klingersiel" genommen.
    Hatte ich schon vor Urzeiten für ein anderes Restaurationsobjekt mal gekauft.
    Gibt es in unterschiedlichen Stärken und in unterschiedlichen Grüßen.
    Das geht ganz einfach! Abmessen, Zirkel raus, anzeichnen, ausschneiden, Löcher bohren, fertig!
    Beim Brühgruppenflansch das gleiche.
    Die Dichtung für die Brühgruppenflansch bekommt man als Ersatzteil zu kaufen, denn die Brühgruppe ist die allseitsbekannte CMA-Brühgruppe. Die kommt später noch dran.
    Heizungstechnisch ist die La Dorio für heutige Zeiten etwas unterdimensioniert gewesen (Heizleistung gesamt = 1800Watt, einmal 300 Watt und eine weitere Heizung mit 1500 Watt), deshalb hatte ich der Dame 2 neue Heizungen von der La San Marco spendiert. Die Abmasse passten dafür hervorragend.
    Jetzt läuft die La Dorio Lili mit 2.800 Watt.
    Probehalber hatte ich mal kurz den Boiler eingesetzt.

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    Aber bevor der Boiler seinen Platz endgültig wieder bekommt, wurde der auch wieder isoliert, aber diesmal mit modernen Mitteln, nämlich „Armaflex HT“(kommt aus der Solarbranche).
    Also erst einmal eine Papierschablone anfertigen, die Löcher/Aussparungen anzeichnen und ausschneiden.
    Kurz überprüfen, ob auch alles passt.
    Danach alles direkt auf das Armaflex übertragen und mit einer normalen Schere ausgeschneiden.
    Anschließend wird das Armaflex mit Armaflex-Fixierband zusammen geklebt. Weitere Fixierungen wollte ich nicht.
    Fortsetzung folgt.
    bernd
     
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  6. #6 Espresso doppio, 06.01.2016
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    Sehr hübsche und seltene Maschine. Immer wieder schön zu sehen, was es an kleineren Herstellern noch so gegeben hat und in Form von langlebigen Maschinen überdauert hat.
    Dein Loblied auf den Alurahmen in Ehren, nur einstimmen möchte ich da nicht. Ich glaube, da hast du einfach Glück gehabt. Zenith hat - zumindest bei der Meteor - auch Rahmen aus Aluguß verwendet. Was da 50+ Jahre Feuchtigkeit, Wärme und die Kombination mit Schrauben aus Stahl für nette Verbindungen ergeben haben kannst du dir sicher vorstellen, ich hatte viel Freude. Mir ist da eine ehrlich festgegammelte Schraube in einem Stahlrahmen lieber, die man auch ordentlich erhitzen kann und im Ernstfall besser ausbohren kann, als aus bröseligem Alu. Und einen Rahmen zu strahlen und anzupinseln ist ja auch überschaubar.
     
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  7. #7 berlino, 08.01.2016
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    Fortsetzung:
    4.Arbeitstag,
    da waren die Chromteile mit Polieren dran, also das große Frontblech, das große obere Tassenblech und ein kleines Tassenblech für die Auffangwanne.
    Damit auch hier die Patina erhalten bleibt, es wurde nichts neu verchromt!
    Auch hier wieder meine Erfahrung, poliert lieber von Hand, als mit irgendwelchen rotierenden Werkzeugen. Das dauert zwar länger, kann aber nicht so schnell verkratzen bzw. wird nicht ungleichmäßig.

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    Danach ging es schon wieder an den Zusammenbau.
    Der Boiler war jetzt fertig isoliert und wurde angeschraubt.

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    Die fertig entkalkten Rohre ebenso.
    Auf jeden Fall Rohre und Boiler noch einmal ausrichten, damit es keine Verspannungen gibt!

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    Fest ziehen, aber nicht zuuu fest.

    Die Abwasserschale bei dieser La Dorio ist auch komplett aus einem Aluminium-Guss.
    Und es gibt nur eine kleine Bohrung für das Restwasser, deshalb war es hier extrem wichtig, dass der Abfluss wirklich frei ist.
    Die Schale hatte ich deshalb auch erst einmal in Kaffeefett-Entferner (Pully-Caff oder ähnliches) „eingelegt“

    Die vier außenliegenden verchromten 90°Bögen (Anschlüsse Fest und Abwasser) wollte ich ursprünglich nur polieren, aber irgendjemand vor mir, hatte zwei Bögen mit einer Rohrzange(!) behandelt.
    Diese 2 Bögen sehen jetzt nicht mehr so schön.aus.
    Erst hatte ich vor, diese zwei Bögen wegzulassen, aber eigentlich gehörte das ja so zu dieser Maschine.
    Deshalb hatte ich die Bögen nur poliert und nur etwas anders ausgerichtet. Das sieht jetzt wieder gut aus.

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    Danach wollte ich probehalber die Rückwand montieren und dabei fiel mir eine Zierleiste ab.

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    Diese Zierleisten (aus Aluminium–Guss?) kann man ganz einfach abnehmen (sind nur angeklemmt) und so lassen sich diese Leisten viel besser putzen.
    War mir aber nicht aufgefallen. Backten ganz gut zusammen. Hatte ich natürlich nachgeholt.
    Die bei La Dorio waren aber wirklich sehr detailverliebt.
    Hat sich das damals eigentlich gerechnet?
    Heute bestimmt nicht mehr!
    Und woran sind die wohl pleite gegangen?
    bernd
     
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  8. #8 berlino, 09.01.2016
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    Fortsetzung:
    die CMA-Hebelgruppe hatte ich demontiert.
    Erstaunlich viel Kaffeschmodder.
    Das war bisher die größte Baustelle, alles andere ging ja wirklich einfach.
    Das Duschensieb wollte ich nicht mehr verwenden.
    Gibt es ja auch als Ersatzteil zu kaufen. Ist ja schließlich ein Verbrauchsartikel.
    .
    Die Hebeleinheit lässt sich jetzt ganz gut demontieren.
    Erst die 4 Hutmuttern abschrauben.
    Danach nur die vier 6mm-Schrauben lösen und theoretisch sollte man dann die Einheit in zwei Hälften haben. Aber hier hielt eine total festgebackene Dichtung die beiden Hälften noch zusammen.
    Hier war seit etlichen Zeiten niemand mehr am Werke gewesen.
    Ich hatte eine scharfe Klinge zwischen die Hälften angesetzt und einmal drumherum gefahren. Ein kurzer trockener Schlag mit einem weicheren Gummihammer und die Einheit fiel auseinander.
    Jetzt kam die total verrostete Feder und unglaublich viel Fett zum Vorschein.

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    Irgendjemand hatte anscheinend versucht, die Stahlfeder mit viel Fett vor Korrosion zu schützen.
    Natürlich konnte so ein Versuch nur misslingen!

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    Der schwierigste Teil besteht natürlich darin, die Feder zu entspannen, ohne irgendeinen Schaden anzurichten und/oder zu erleiden.
    Also unbedingt eine Vorrichtung bauen, oder einen professionellen Federspanner benutzen! Ich hatte noch von einer anderen Restaurierung mir mal so eine Vorrichtung gebaut. Also spannen und dann langsam entspannen.
    Und diese Feder hatte trotz der Jahrzehnte noch eine richtig fette Federkraft.

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    Bloß weg mit diesem rostigen Dings.
    Die Kolbenstange ist auch verchromt und sah eigentlich noch sehr gut aus.

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    Erstaunlich!

    Es gibt hier etliche Restaurations-Threads wo verrostete Kolbenstangen zu sehen sind.
    Aber hier, hatte ich nur kurz polieren müssen, schon fertig, wunderbar!

    Die Kolbendichtungen waren natürlich extrem hart und auch etwas kaputt.
    Also auch hier, komplett alle Dichtungen erneuern!
    Das sollte eigentlich für alle Restaurationen gelten:
    an den Dichtungen bloß nicht sparen. Die kosten in der Regel wirklich nicht viel.

    Und wer möchte schon im Nachhinein die Maschine noch einmal auseinander nehmen und die Maschine dann ein zweites Mal abdichten?
    Der Messingkolben hatte auch keine Riefen oder ähnliches.
    Auch die Laufbuchse (Passe) wart riefenfrei.
    Die könnte man aber zur Not natürlich auch austauschen, gibt es ja auch als Ersatzteil zu kaufen.
    Säubern und fertig für die neuen Kolbendichtungen.
    Fetten, nicht vergessen! Lebensmittelechtes Fett für die Kolbendichtungen nehmen.

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    In der Zwischenzeit hatte ich noch einmal etwas intensiver zu der Firma „La Dorio“ recherchiert.
    Kommt ja doch noch etwas mehr zu Tage:

    Die Familie Dorio produzierte seit 1928 in der Via Mussoni 11, in Udine Espressomaschinen.
    hier ein bißchen zu Udine:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Provinz_Udine
    Das Oberhaupt der Familie war „Guilio Dorio“, er war ein Erfinder und Tüftler.
    Nach Ende des II. Weltkrieges beschäftigte er schon wieder ca. 30 Mitarbeiter und ein Dutzend Lehrlinge.
    Bereits 1950 lässt er Werbebroschüren seiner Espressomaschinen schon in 3 Sprachen drucken!
    Er möchte also nicht nur den italienischen Markt erobern.
    Auch verpasste er seinen Maschinen eine aerodynamische Form und experimentierte mit Farben.

    Das hatte sich vor ihm niemand getraut.

    Siehe „La Dorio Olimpica 305“. Bei uns eher bekannt unter „La Dorio Kapitän“. Die Maschinen hatten oft grün und blau in Kombination, eine gewagte Farbkombi.

    1958 kostet eine 2-gruppige La Dorio Espressomaschine ca. 500.000 Lire. Dabei muss man bedenken, dass ein mittlerer Angestellter im Durchschnitt zu dieser Zeit ca. 20.000 Lire im Monat verdiente. Er hätte also 25 Monate sein ganzes Gehalt nur zum Kauf dieser einer Espressomaschine verwenden müssen.
    Ganz schön viel.

    Habt ihr noch andere Infos zu „La Dorio“?
    bernd
     
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  9. #9 crimp2333, 09.01.2016
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    wieviel Fett hast du denn an den Mechanismus in etwa geschmiert? Wie oft muss man nachschmieren?
     
  10. #10 turriga, 09.01.2016
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    Diese ist eine altes Messebild, das ich mal bei Home Barista gefunden habe! Maltoni hat aber protestiert, dass es sein Bild sei (subito)!
    Ganz vorne rechts ist die Sultana Lucciola zu sehen, die ich hier im KN auch schon mal gezeigt habe und von der auch Davide ein ähnliches Exemplar besitzt!
    Dann soll noch eine laut HB nach Frankreich verkauft worden sein, mehr sind aktuell nicht bekannt (obwohl, vielleicht noch eine in Franken)!
    [​IMG]
     
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  11. #11 odermitsahne, 09.01.2016
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    Schade, wie ein Unternehmen mit so einer Qualität so schnel in Vergessenheit gerät.
    Falls es noch keiner gefunden hat, hier ein link zu einem Zeitungsarchiv
    http://ricerca.gelocal.it/messaggeroveneto/archivio/messaggeroveneto/2004/12/27/NZ_13_UDC50.html
    Ich kann leider kein italienisch und habs mit Google-Übersetzung gelesen (ist dann ein bischen holprig)
    Wer in Modena seinen Wagen im Werk abholt, sollte ein Abstecher einplanen http://www.collezionecaffecagliari.it/portfolio/233/
    Da stehen auch ein paar "La Dorio"
     
  12. #12 odermitsahne, 09.01.2016
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  13. #13 berlino, 10.01.2016
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    6. Arbeitstag
    Ich hatte vergessen, dass das Manometer nicht auf 0 bar sondern auf ca. 0,3 bar stand.
    Äh, natürlich nicht bar, sondern kg/cm2
    Also das Manometer demontieren (geht ganz einfach, hier ist alles noch geschraubt) und den Zeiger neu justieren. Ist auch mal in einem Restaurations-Thread beschrieben worden.
    http://www.kaffee-netz.de/threads/bruehdruckanzeige-astoria-reparieren.27770/#post-304184
    Danach alle Teile wieder einmal nur von Hand gereinigt und poliert (auch das Glas) und wieder zusammengebaut.Sieht jetzt auch wieder gut aus.

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    Dabei hatte ich festgestellt, dass auf der Messing-Rückseite das Manometer gestempelt ist. 12.6.
    Was auch immer das heißen mag.
    Die Vorderseite ist auch bedruckt:. Das Manometer wurde in Mandello del Lario hergestellt. Das liegt in der Lombardei und ist unter anderem auch der Hauptsitz von MotoGuzzi. Da hatten sich natürlich etliche andere Firmen angesiedelt.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Mandello_del_Lario
    Diese Manometerfabrik, die hatten unter anderem auch für Faema gefertigt.
    http://webcache.googleusercontent.c...faema-lambro.48314/+&cd=1&hl=de&ct=clnk&gl=de
    An einigen alten Lambro-Maschinen sind genau diese Manometer zu sehen.

    Danach hatte ich die Hebeleinheit mit neuen Dichtungen versehen und anschließend zusammengebaut (Feder mit Hilfe der Vorrichtung/Federspanner spannen-und aufpassen) und dann die ganze Einheit anschließend mit den 4 Boilerschrauben verbunden.
    Und ich hatte noch vergessen, den Dampfhahn neu abzudichten und zu polieren.

    [​IMG]

    bernd
     
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  14. #14 berlino, 11.01.2016
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    7.Arbeitstag.
    Nur noch die Elektrik erneuert und angepasst.
    Es gab nur ein 2-adriges (!) Kabel und das führte direkt an den Pressostat und davon zur Heizung.
    Das wars!

    Also musste ich hier sowieso alles erneuern.
    Da ich keine zusätzlichen Löcher in die Front bohren wollte, blieb für den Ein/Aus-Schalter (der fehlte total) nur das Zündloch für den Gasbetrieb übrig (da auch kein Gasanschluß vorhanden war, geradezu ideal).
    Also baute ich mir erst einmal eine Hilfskonstruktion für den Schalter, denn der Schalter ist viel kleiner als das Zündloch.
    Eine Abdeckung bekam der Schalter auch noch.
    Eine weitere Hilfskonstruktion benötigte ich für die Kabelführung inklusive PG-Verschraubung.
    Natürlich verwendete ich hier hochtemperaturfestes Teflon-Kabel.
    So die Elektrik ist verbaut und von aussen ist (fast) keine Veränderung zu erkennen, aber die
    La Dorio ist auf dem neuesten Sicherheitsstand.
    Natürlich hatte die Dorio auch ein neues Entlüftungsventil (plus kleiner Auffangwanne) bekommen und ein neues Sicherheitsventil.
    Auch daran sollte man möglichst nicht sparen. Kostet ja auch nicht soviel.
     
  15. #15 crimp2333, 11.01.2016
    crimp2333

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    hast du meine Frage überlesen oder ignoriert?
     
  16. TimTom

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    Er hat's vor lauter Eifer sicherlich vergessen ;)

    Einfetten kann man nie genug! Das OKS Silikonfett ist hochtemperaturbeständig, lebensmittelecht und durch Wasser sowieso nicht lösbar. Also ordentlich fetten, nicht sparen - dann ist erstmal für ein paar Jahre Ruhe (wenn du mich fragst). Die meisten Maschinen sind 20-30-40-50 Jahre nur sehr rudimentär gewartet worden, da ist die hier verbreitete Wartungs-Kultur sicherlich an sich schon übertrieben ;)
     
  17. #17 turriga, 11.01.2016
    turriga

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    Da gehen die Meinungen himmelweit auseinander, auch unter den Experten! Von reiner Montagehilfe zu dick auftragen und regelmäßig rückfetten gibt es da alle Meinungen. Ich halte es eher mit einer gemässigten Einfettung, da ich es weder im Espresso haben möchte ( trotz Lebensmittelechtheit), Reibung, Hitze und heißes Wasser dies eh mit der Zeit runter waschen, die "Arbeit" sollen ja die Dichtungen und das Wasser übernehmen.
     
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  18. #18 berlino, 12.01.2016
    Zuletzt bearbeitet: 12.01.2016
    berlino

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    ...ich hatte per PN geantwortet.
    und zwar, ähnlich wie turriga, als Montagehilfe für die Lippendichtungen (Kolbendichtungen). Mehr ist meiner Meinung nach nicht zu machen
    bernd
     
  19. TimTom

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    Jawohl...!
    Dann werde ich das in Zukunft so oder so ähnlich beherzigen ;)
     
  20. #20 berlino, 12.01.2016
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    Fortsetzung
    7. Arbeitstag
    Für die Maschine fehlte die Tassenreeling. Auf alten Fotos kann man die original Tassenreeling aus einem leicht "bräunlich" und auch "gräulich" gefärbtem Kunststoff sehen:

    hier: http://www.espressomadeinitaly.com/en/galleria-collezione-enrico-maltoni.asp?id_gallery=8208
    und hier:
    http://www.kaffee-netz.de/threads/la-dorio-handhebler-erste-eindruecke.37081/

    und hier:
    https://picasaweb.google.com/104070...hkey=Gv1sRgCPH_vNK_68mTLQ#5869604561772227730

    Da ich die Tassenreeling sowieso neu machen mußte, hatte ich mich für milchglas gefärbtem Kunststoff entschieden.
    Hier ein paar Fotos:

    [​IMG]

    [​IMG]

    [​IMG]

    [​IMG]

    [​IMG]

    [​IMG]

    Danach kam das Probelaufen der La Dorio Lili dran.
    Undichtigkeiten?
    Wo?
    Ein paar kleinere Leckagen, also hatte ich alle Verbindungen noch einmal kurz nachgezogen, bloß nicht zu fest, denn die Dichtungskegel verformen sich sehr schnell und dann wird alles nur richtig undicht.
    Keine Undichtgkeiten mehr!.
    So hoffentlich fertig mit dieser Restauration. Später werde ich noch ein paar Fotos posten.
    bernd
     
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Thema:

(Restauration) einer seltenen 1-gruppigen Handhebel Maschine (La Dorio)

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