3rd Wave Röster und Röstungen

Heißt das irgendwas?

 

Nicht zwingend. Aber man hat ihn hier im Forum schon ab und an mal erwähnt. Nebenbei ist er nicht ganz so verbreitet.

Mr. Crumble

 

Eine schwierige Tüte Kaffee ist das... 2009 war Blue Bottle neben Union, Square Mile, Stumptown, Heart, und Intelligentsia eine der ersten Röstereien, die mich zu dem bekehrt haben, was "Specialty Coffee" werden sollte. Davor war Segafredo aus der Bialetti an der Tagesordnung.

Seither schicke ich jeden, der nach England oder über den Teich fliegt, zu einem dieser Namen. Weil sie mir irgendwie was bedeuten und weil ich bei meinem Besuch dort, 2010, einfach angetan war von dieser neuen Bewegung des Kaffees, die damals noch nicht einmal in London einen solchen Herzschlag entwickelt hatte.

Die PDF "London Coffee Map" enthielt damals weniger als ein Dutzend Cafés. Ich war in allen – hab mehrere "disloyalty cards" abgestempelt und eingelöst – und die waren toll, aber nicht ansatzweise so fokussiert und raffiniert wie Intelligentsia – oder eben Blue Bottle. Die Atmosphäre dort war schon irre... hier meinten sie Kaffee ernst, viel besser wurd's damals nicht, das fesselte mich irgendwie.

Und jetzt hat Blue Bottle an Nestlé verkauft. 500 Millionen Dollar für 68 Prozent an der Rösterei und ihren vielleicht 30, in Absehbarer Zeit wohl ca. 55 Cafés. Nicht nur die Kaffeeszene, auch die Mainstream-Medien diskutieren, was das nun bedeutet. Und - sind - sich - nicht - ganz - einig. Für mich ist Nestlé ein Problem. Darüber möchte ich gerade gar nicht streiten, aber ich glaube, dass ganz alltägliche Kaufentscheidungen heute nicht weniger bedeuten als die letzten Sonntag getroffene Wahlentscheidung. Und mir passt Nestlé einfach nicht in den Kram.

Die Bitte, mir so eine Papiertüte mit der netten blauen Flasche mitzubringen, habe ich geäußert, bevor bekannt wurde, dass Blue Bottle geschluckt wurde, geröstet wurde der Kaffee zwei Tage davor. Ich trinke also auf Abschied. Vielleicht ganz gut, dass die Nachrichten um die Rösterei mehr Diskussionsstoff bieten als der Kaffee... der ist einfach nur ein netter Äthiopier. Ein etwas bitterer Tropfen für mich.

 

Okay, der erste Test ist nun gelaufen.

• Farm/Cooperative/Label: El Manzano
• Producer: Emilio Lopez
• Region: Ilamatepec
• Varietal: arabica – orange bourbon
• Altitude: 1700m
• Process: Honey
• Harvest period: December to March

Das Ergebnis wurde wieder mit der Hario 01 und dem Phoenix70 durchgeführt. Temperatur lag bei 194F (ca. 91 Grad). Gemahlen mit der Comandante C40 (21 Klicks). Durchlauf in 2:30-2:40min.

Der Geruch direkt nach dem Öffnung ist nicht sehr stark, passt vom Aussehen her eher in eine mittlere Röstung; der Mahlwiderstand bestätigt diese These. Dafür ist das Blooming sehr schön gewesen. Der Kaffee hat einen mittelschweren Körper.
Geschmackstechnisch hätte ich eher mehr erwartet. Nach der Beschreibung her hätte es übermäßig fruchtig sein sollen, aber eine wahre Fruchtbombe ist es definitiv nicht. Man schmeckt zwar Steinfrüchte -ich würde sagen Mirabelle und Nektarine- nebst einem Hauch von Orange(nschale), aber "fruity" ist durchaus anders. Die Säure war bei beiden Optionen vorhanden..mal mit etwas mehr Spitze (Hario) und mal eher untergeordnet, aber wahrnehmbar (P70). Einen süßen und auch cremigen Geschmack kann man dem El Salvador durchaus eingestehen. Leichte Milchschokolade im Abgang.

Aktuell würde ich den Kaffee nicht weiterempfehlen. Er ist mir persönlich ein wenig zu fad, zu monoton..nicht komplex genug. Ich werde aber auch weiter testen (hier: noch gröber, mehr Mahlgut und mit 185F). Nebenbei hoffe ich, dass die anderen Bohnen ein wenig mehr überzeugen (Anm.: ich habe noch 4 andere Bohnensorten von Keen Coffee).

Mr. Crumble

 

So, nachdem die erste geprüfte Bohne von Keen Coffee nicht zu dem erwartenden Ende geführt hat und eine Umstellung der Parameter ebenfalls keine wirkliche Verbesserung ergab, habe ich nun den 2. Kaffee der o.g. Spezialitätenrösterei getestet. Einen Guatemala..

Farm/Cooperative/Label: El Rincon, Jacqueline
Producteur: Renardo Ovalle
Region: Huehuetenango (Guatemala)
Varietal: Red Bourbon & Caturra
Altitude: 1700m
Process: Fully washed
Harvest period: December – March


Getestet wurde @work lediglich mit der Phoenix 70 (V2) und der Moccamaster. Gemahlen mit einer Polex und aufgebrüht mit der Hario Kettle.

Im Vergleich zum El Salvador ist das Öffnen des Beutels erstmal ein Wohltun, da einem ein echt angenehmer und deutlich intensiverer Geruch entgegenkommt. Das gibt Hoffnung.

Das Geschmacksprofil ist wieder mit sehr fruchtig, süß, Honig, Erdbeere und Pfirsich ausgewiesen. Der erste Testlauf in dem P70 (V2) zeigte eine etwas andere Note. Extrem fruchtig ist es nicht. Leichte Säurenoten können wahrgenommen werden und geschmackstechnisch etwas Erdbeere und ein Hauch von Pfirsichnote. Angenehm zu trinken war er zwar schon, wirkte aber an keiner Stelle homogen. Ein Kaffee mit leichter Haselnussnote, der aufgrund der geringen Säure gleichzeitig ein eher milder, bekömmlicher Kaffee ist. Den Körper empfand ich nun leichter als beim vorherigen El Salvador. Und das anvisierte "super clean" war in meinen Tassen in keiner Version erreicht.

Obwohl ich meine Moccamaster nur für größere Portionen/Massen heranziehe, habe ich sie nun bemüht, um zu schauen, ob der Kaffee in der Maschine besser mundet. Und voila, der Kaffee wirkt nun um einiges harmonischer und angenehmer. Beim vorliegender Bohne hätte ich mir jedoch einen schwereren Körper und mehr Citrusnoten gewünscht, aber..nunja.

Preistechnisch liegt er bei ca. 8 Euronen.

Da der Kaffee wohl weder als Aushängeschild der 3rd wave Generation steht und auch -bei mir- keine entsprechenden guten Ergebnisse im Filter-Brew erzielt, verschone ich euch nun fortan mit weiteren Testergebnissen und bin lieber leis' ;..(

Mr. Crumble

 

Heute ist bei mir ein kleines Paket von Caffenation aus Antwerpen gelandet. Ein paar Tüten Filter und einen Espresso.
Jetzt war erst einmal der LGB Espresso Blend an der Reihe:



Die Verpackung ist freundlich bunt, die Bohnen sauber und relativ hell geröstet und es gibt eine nette Karte mit mehr Einzelheiten über den Kaffee. Das gefällt mir wirklich gut!



Also der erste Versuch war noch ein bisschen zu grob gemahlen aber als Flat White eine wirklich schmackhafte Angelegenheit. Der Espresso ist kräftig genug um der Milch Stand zu halten aber hell genug um nicht "langweilig schokoladig" zu sein. Es bleibt eine angenehme Säure, Aromen von Steinobst (ich würde so was wie Pflaume sagen) und ein kräftiger Geschmack nach Mandeln. Das macht echt Laune!

Der Versand war ziemlich zügig. Samstag bestellt, Montag verschickt und gestern war das Paket in Hamburg. Leider sind die Versandkosten mit 9€ recht hoch wie ich finde aber die Bohnen kosten allesamt unter 40€/kg. Bei dem Versand meines Päckchens wurde eine Tüte Bohnen vergessen, ich bin gespannt wie kulant wir das geregelt bekommen. Bislang war der Kontakt zu Rob aber super freundlich und nett.
In den nächsten Tagen kann ich dann noch von den Filterröstungen berichten...
Beste Grüße, Finn

 

Doubleshot - Tam Dem Autumn Espresso
50% Costa Rica Don Oscar
50% El Salvador Los Chelazos
Röstdatum: 19.09.2017
Geschmacksbeschreibung Röster: Green Apple / Brown Sugar / Nuts

Linea Mini / HG-One
Dosis: 18g // Bezug: 36s // Yield: 36g






Mein erster Kaffee einer tschechischen Rösterei und ich bin echt begeistert. Einfach in der Zubereitung, relativ klassisch geröstet, aber eine angenehme Süße. Man riecht die fruchtigen Aromen, Apfel ist dominant. Auch im Cappuccino bleibt eine Geschmacksnote aus Apfel erhalten, hinzu kommt aber eher Schokolade als Nuss. Ich werd noch etwas mit den Einstellungen spielen, aber schon jetzt ein toller Kaffee und eine klare Empfehlung.

 

Röstdatum 29.08.




sieht etwas blass aus, schmeckt aber alles andere als blass.

Gemahlen mit Comandante C40, bezogen mit Quick Mill Achille
VST LM1
9 Gramm bei 9 Klicks, 18 Gramm im Glas, 15 sec. PI, 32 sec. Bezug

Ich hatte schon länger nicht mehr bei Machhörndl bestellt, zu sehr abgelenkt durch das Forum.
War ein Fehler, sehr feiner Kaffee, leichte, zurückhaltende Säure, schöne Süße, florale Aromen, genau mein Geschmack.

 

Bonanza // Sasaba
Äthiopien // South Oromia, Guji Zone
Röstdatum: 27/09/17
Geschmacksbeschreibung Röster: Blaubeere, Erdbeere, Milchschokolade

Linea Mini / HG-One
Dosis: 18g // Bezug: 40s // Yield: 36g





Nicht ohne Grund Gewinner des Deutschen Brewers Cup 2016. Beim öffnen eine tolle, beerige Note nach Blau- und Erdbeere. In der Tasse eine schöne Süße, sehr klarer und beeriger Geschmack. Erinnert sehr an Erdbeerschokolade. Schmeckt sowohl als Espresso als auch Cappuccino ausgezeichnet. Erinnert mich an die Röstungen von Machhörndl wie der Aricha, schmeckt dabei aber etwas differenzierter und die Frucht explodiert nicht so im Mund.

Zu den Einstellungen: Ich bin ich mir nicht so ganz sicher, ob ich lieber ein Yield von 1,77 oder 2,0 nehme, schmeckt beides sehr gut, ich behaupte damit einfach mal, dass die Bohne relativ einfach in der Zubereitung ist und man nicht viel falsch machen kann. Nach meiner Erfahrung braucht die Bohne allerdings einen Tick mehr Temperatur, damit man die optimale Balance aus Schoko und Frucht kreiert. Leider schaffe ich mit diesem Kaffee kein Tigermuster, daher ist das Foto auch nicht so der Burner, mia culpa.

 

Röstdatum 04.09.


Leider habe ich die Bohnenfarbe nicht ganz getroffen, stellt sie euch noch etwas mehr haselnußbraun vor.


Comandante C40, Quickmill Achille
VST LM1
8,8 Gramm bei 9 Klicks, 20 sec. PI, 40sec. Bezug, 16 Gramm

Ich habe ihn auch schneller laufen lassen aber mit einer Gesamtbezugszeit von ca. 60 sec. hat er mir bisher am Besten geschmeckt (und war aber auch mit kürzerem Bezug sehr gut trinkbar, etwas flacher dafür mit einem Spritzer mehr Säure).
Angenehm würzig, bei mir nicht so fruchtig, der helle Wahn diese Süße, entgegen der Beschreibung keinerlei Zitrone (auch nicht bei deutlich kürzerem Bezug), dafür gemahlen mit einem betörenden Duft.
Hat das gewisse Etwas das mancher penetrant finden könnte, mir gefällt er genau so gut wie der vorangegangene Kochere, nur anders.
Begeistert mich immer wieder, wie phänomenal die Bohnen aus der Tüte und gemahlen und der Espresso aus der Tasse von Machhörndl duften.

 

@quick-lu meine Rede... Machhörnl ist( in meiner kleinen Kaffeewelt) nach wie vor ungeschlagen. Von den Square-Mile Bohnen war ich ehrlich gesagt etwas enttäuscht. Am interessantesten fand ich noch die Espressi, die Filterbohnen fand ich etwas langweilig und den Mehrpreis (verglichen mit z.B. Quijote) und den langen Weg aus den UK nicht wert.

Eben die letzte Packung aufgemacht:
Sweet Shop, das ist das SM-interne Experimentierlabel mit wechselnden Bohnen. Hier aus äthiopischen Bohnen: 2/3 washed Kayon Mountain und 1/3 Natural Mormora.

Geröstet am 5.9.17, 14,3g in, 38g out, Europiccola / Tanzania

Netter heller Espresso, nicht zu viel Säure, aber keine klaren Aromen erkennbar. Das, was ich von den Äthiopiern (z.B. von Machhörndl) gewohnt bin - Blumigkeit, Bergamotte, vielleicht Yasmin-, konnte ich nicht entdecken. Werde in Zukunft wohl auch keine Blends bestellen, ich glaube, das gibt zu viel geschmackliches Durcheinander.





Habe ihn übrigens auch als Brühkaffee probiert, das geht durchaus ganz gut, aber auch hier keine Aromabombe...

 

Ich mag Machhörndl wirklich sehr, mittlerweile finde ich aber die Süße sehr dominant (wundert mich jetzt selber, hätte nie gedacht, dass ich sowas mal schreibe), das ist z.B. bei Square Mile anders, eher floral, herb, finde ich differenzierter und manchmal auch schwieriger die richtige Balance zu finden.
Bohnen von Machhörndl sind da tatsächlich blumiger, honigsüßer, auch fülliger. Und in Summe leichter zuzubereiten.
Bei Machhörndl hatte ich einmal einen Kaffee, der war fast schon penetrant süß, bisschen wie parfümiert, dass mir das auch schon zu viel wurde.
Das liest sich jetzt vielleicht negativer als ich es meine, ich finde die Abwechslung macht es, ich kann beidem etwas abgewinnen. Square Mile hat eine eigene, genau wie Machhörndl und viele andere, Handschrift, die kann man mögen, muß man aber nicht
Genau das was wir hier suchen (und mittlerweile sehr oft finden).

 

@quick-lu Interessant, dass dir der Kaffee sogar ZU süß sein kann... Dieses Problem hatte ich tatsächlich noch nicht.
Aber was ist deiner Meinung nach der Unterschied zwischen "eher floral" (Square Mile) und "blumiger" (Machhörndl)? Das sind doch Synonyme...?

Auf mich wartet nun mein erster Geisha. 125 Gramm für 12,60, ein Schnäppchen.
Röstdatum ist der 25.9. Ich denke, ich lasse ihn insgesamt vier Wochen liegen, ist ein Natural.
Irgendwelche Tipps zur Zubereitung? Bei nur 125 Gramm will ich nicht allzu sehr experimentieren.
Schätze mal V60 sollte passen, damit nicht zu viel Körper verloren geht. Durch die Pavoni jagen...? Wohl eher nicht.


Übrigens: Toller Service bei Machhörndl. Ich schrieb zur Bestellung:
"Muss nicht alles frisch geröstet sein, 1 - 2 Packungen dürfen auch ein paar Wochen alt sein!"
Hat bestens geklappt.

 

Floral geht für mich eher ins herbe, blumig eher ins süße.
Mir geht es in erster Linie um den Gesamteindruck, es soll harmonisch schmecken, es muß sich ergänzen.
Und das "zu süß" war nur einmal und das war auch nicht das einzige Problem, das ich mit der Röstung hatte.

Das ist mein nächster Kaffee, wird wohl am Wochenende soweit sein, ich verwende Kalita und Aeropress, evtl. ein Aufguß mit der Chemex.

 

Ich habe den Geisha auch schon in den Fingern gehabt. In der Handhabung ist er eigentlich recht anspruchslos und schmeckt praktisch in jedem Kaffeebereiter, die Parameter würde ich demnach nicht vorab anpassen und den Dingen ihren Lauf lassen.
Sogar die Ergebnisse in einer normalen Filterkaffeemaschine waren gut! Am besten empfand ich ihn damals in der Kalita 155 und im Vacuumkaffeebereiter.

 

@omega3 den Geisha hatte ich auch schon in der Mühle, zwar gut aber hab mir mehr erwartet. Die Kenianer von Machhörndl sind auf dem gleichen Level, mir persönlich schmecken sie sogar besser und seit Anfang der Woche gibt’s sogar nen neuen Kenianer . Mal gucken wie der schmeckt .

 

Aeropress ist der imho am besten.

Wenn Du schon ein Drittel verbrauchen willst bis zur richtigen Einstellung dann mal los. Und meine Meinung als Espresso sind die Geishas nicht soo besonders wie sie es als Filter sind, von letzterem hat man deutlich mehr in jeder Beziehung.

floral ist ein Fremdwort für blumig ganz klar. Aber ichw eiß was er meint, die Square miles sind recht herbe quasi ohne jede Süße die Aromen wirken für mich auchspitzer, verwaschener und hintergründiger, stell Dir den Engländer mit seinem gekochten Fleisch in Pfefferminzsoße vor (die armen Schweine ) und dagegen den Bayer mit Schweinshaxe und Knödel, so ungefähr ist der Unterschied zwischen Squaremile und Machhörndl. Machhörndl ist süßer und vollmundiger ich sag mal gefälliger, deftiger. (und imho besser )

 

Also Süße habe ich schon, aber zurückhaltender.
Floral interpretiere ich anscheinend etwas anders als ihr Herbal trifft es auch nicht ganz, ich meine alles was wächst ohne Honig

 

Klar Du interpretierst das anders aber das Wort floral ist eben trotzdem nur ein Synonym für blumig Duden | floral | Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Herkunft und damit in seiner Semantik eigentlich bedeutungsgleich. Du müßtest Dir also ein anderes Wort dafür überlegen was Du meinst. Ich sag mal grasig auch wenns nicht gut klingt aber doch irgendwo passt.