Messreihe Temperaturverhalten Zweikreiser (Appartamento)

Diskutiere Messreihe Temperaturverhalten Zweikreiser (Appartamento) im Espresso- und Kaffeemaschinen Forum im Bereich Maschinen und Technik; Da ich mich etwas näher mit dem Temperaturverhalten meines Zweikreiser beschäftigen möchte, habe ich diverse Messreihen gestartet und möchte all...

  1. #1 Max1411, 04.01.2018
    Zuletzt bearbeitet: 04.01.2018
    Max1411

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    Da ich mich etwas näher mit dem Temperaturverhalten meines Zweikreiser beschäftigen möchte, habe ich diverse Messreihen gestartet und möchte all diejenige, die es interessierte, daran teilhaben lassen.
    Derzeit schweben mir 3 Messreihen vor, die erste wird in diesem Post dargestellt, die anderen 2 folgen.

    Maschineneigenheit: Die Rocket Appartamento neigt subjektiv kaum zum Überhitzen, da wahrscheinlich der Thermosyphondurchfluss gebremst ist, da man ein Spratzeln beim Cooling Flush je nach Kesseldruck fast gar nicht kennt.

    Messreihen:

    1. Verhalten je nach Standzeit und Cooling Flush Dauer
    2. Verhalten bei schneller Abfolge von Bezügen
    3. Verhalten bei unterschiedlichen Pressostateinstellungen

    Messmethode: E61 Brühgruppenthermometer ähnlich/baugleich Vidastech. Bezüge gefilmt und dann Daten mit 3sek Abstand in Excel übertragen. Die Cooling Flushs wurden jeweils unmittelbar vor dem Mahlen durchgeführt.

    Mögliche Messfehler:
    - Abstand zwischen Messfühler und Siebträger beträgt noch wenige cm. Die BG wird hier allerdings eher dämpfend wirken, weshalb der Anfangshügel in den Darstellung womöglich am Puck etwas geringer ausfällt.
    - Verzögerung des Thermometers. Es reagiert zwar gefühlt einigermaßen flott, aber sicherlich können die Kurven leicht nach links verschoben werden.

    Zu beachten:
    - Die Y-Achse ist teilweise unterschiedliche aufgeteilt, weshalb der Hügel am Anfang optisch oft anders aussieht!
    - Der allererste Wert bei 0:00 ist der abgelesene Wert unmittelbar vor Bezugsbeginn. Dieser steigt bei Durchfluss sofort an, hat also keine echte Relevanz für den Siebträger.

    1. Messreihe (Verschiedene Standzeiten und CF Dauer, Kesseldruck jeweils 1,1 Bar oberer Schaltpunkt)

    1.1 Verschiedene Aufheizzeiten mit jeweils günstigestem CF (siehe weiter unten):

    [​IMG]

    Erkenntnis: Nach 30min ist die Maschine noch nicht wirklich durchgeheizt, auch nicht nach knapp 40min. Zumindest ist die Bezugstemperatur noch geringfügig niedriger, wie die im späteren, eingependeltem Zustand (ca. 94°). Bei nicht allzu empfindlichen Bohnen oder Milchgetränken sollten jedoch auch 30 min kein Problem sein.



    1.2 Verschiedene CFs bei 0,6h Standzeit:

    [​IMG]

    Erkenntnis: Cooling Flush noch kaum notwendig (bei 30min demnach erst recht nicht), 1sek ideal, 3sek bereits zu lange.



    1.3 Verschiedene Standzeiten bei je 5sek CF:

    [​IMG]

    Erkenntnis: Nach einer Stunde befindet sich die Maschine temperaturtechnisch bereits im Gleichgewicht, bei längeren Standzeiten überhitzt sie nicht weiter. Das finde ich besonders erfreulich, da man scheinbar unabhängig von der Standzeit (ab durchgeheizt) ein sehr reproduzierbares Temperaturverhalten hat. Die Abweichungen (sehen hier dramatischer aus, Achsenbeschriftung beachten!) sind eher normale Streuungen als standzeitabhängig.



    1.4 Verschiedene CFs bei 2h Standzeit:

    [​IMG]

    Erkenntnis: Da zwischen 5 und 10sek keinerlei Unterschied vorherrscht, muss man es beim CF wohl auch nicht besonders genau nehmen für reproduzierbare Ergebnisse. Notwendig ist der CF natürlich schon, wie man an der 0sek Kurve erkennen kann. Mal abgesehen vom Weglassen des CFs taugt ein unterschiedlich langer CF kaum um die Bezugstemperatur willentlich zu beeinflussen. Allerdings kann man bei diesem Kesseldruck sehr leicht zwischen 94 und 96° wechseln.



    Insgesamt stimmt mich diese 1. Messreihe ziemlich positiv, da es zumindest mit diesem Zweikreiser äußerst idiotensicher ist, die Bezugstemperatur kleiner +/-0,5° Abweichung zu halten, sowohl innerhalb als auch zwischen den Shots. Ich würde diesbezüglich gerne mal messen, ob ein E61 DB hier so viel genauer ist. Abweichungen rühren sicher auch durch jeweils leicht abweichendes Verhalten, welches den DB genauso treffen würde, wie z.B. Flow, Zeit, in der der Siebträger ausgespannt ist etc.

    Als nächstes folgt dann die Messreihe mit der schnellen Abfolge der Bezüge. Hierbei ist die Appartamento sicherlich etwas im Nachteil, durch den vermutlich geringeren TS Durchfluss, welcher das Auskühlen der BG durch Aus- und Einspannen langsamer ausgleichen wird.
     
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  2. cbr-ps

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    Schöne Initiative mit eigentlich erwartungsgemässen Ergebnissen für ein E61. In den Erkenntnissen aus 1.3 und 1.4 sehe ich allerdings einen Widerspruch. In 1.3 schreibst Du
    In 1.4 kann man aber nach längerer Standzeit deutlich ein Überhitzen erkennen, das durch den CF wieder ins Lot gebracht wird. Insofern scheint deine Schlussfolgerung in 1.3 nur für einen „mittleren“ Zeitraum um eine Stunde zu gelten, irgendwann zwischen 1h und 2h setzt dann doch die Überhitzung ein.

    Als erweiterten Parameter fände ich noch interessant wie sich das Ganze abhängig von der Tankwassertemperatur verhält. ähneln sich die Kurven bei frischen Wasser mit winterlichen 5 Grad aus der Leitung mit denen mit Wasser auf Raumtemperatur oder ist der HX mit kaltem Wasser überfordert? Die Frage wurde in mehreren Threads schon mal angesprochen, aber meines Wissens noch nicht geklärt. Mit Deinem Messaufbau sollte das eigentlich rel. leicht ermitteln lassen.
     
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  3. #3 Max1411, 04.01.2018
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    Nee, da hast du was falsch gedeutet. Egal wie lange die Maschine steht, bei 5sek CF (oder auch 10sek) ist die Brühtemperatur immer so wie in 1.3. stabil. Egal ob 1h oder 5h Standzeit.

    Der Ausreißer in 1.4 ist absichtlich ohne CF herbeigeführt nur um verschiedene CFs bei durchgeheizter Maschine darzustellen (0, 5, 10sek). Der Ausreißer sieht bei 1h Aufheizzeit genau gleich aus wie nach 2,3 oder 5h. Sprich ein CF ist ab 1h immer notwendig, wie lange ist innerhalb von gewissen Grenzen (hier 5-10sek gemessen) erstaunlicherweise völlig egal.

    Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass ich jeden Bezug aus dem Grafiken mehrmals gemacht habe, teilweise auch noch nach 4 Stunden, die habe ich nur nicht aufgenommen, da sich nichts mehr ändert, wie durch 1.3 hinreichend dargestellt.


    Ist aufgenommen, kommt als Messreihe 4, hab in dem anderen Thread da auch schon mitdiskutiert.
     
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  4. cbr-ps

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    Dass mit CF zu jeder Zeit >1h alles im grünen Bereich ist, lese ich an sem Messwerten auch ab, das passt. Ich hatte dein Resümee in 1.3 allerdings auf den Ursprungszustand vor CF bezogen gelesen. Für die Kurven dort könnte man das auch durchgehen lassen, die Abweichungen sind ja noch überschaubar. Vielleicht könntst Du das der Klarheit halber noch etwas präziser formulieren.
    Dass CF die Überhitzung heilt war zu erwarten und hast Du schön messtechnisch verifiziert.

    Den Vergleich mit unterschiedlichen Eingangswasser Temperaturen könnte die stabilisierende Wirkung der E61 ev. etwas verzerren, wobei das erst im stabilen Zustand zum Tragen kommen dürfte und nach CF auch sichtbar sein sollte, wenn die Wassertemperatur einen Einfluß hat. Ich bin gespannt...
     
  5. #5 Max1411, 04.01.2018
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    Sorry, bin gerade vielleicht etwas schwer von Begriff. Kannst du mir hier genauer sagen, was du meinst, dann ändere ich den Text gerne ab. Meinst du, dass ich ergänzen sollte, dass es, sobald die Maschine im "thermischen Gleichgewicht" (also ca. ab 1h) ist, einem CF bedarf?
    Das "thermische Gleichgewicht" kann man übrigens auch direkt ohne Shot am Thermometer ablesen. Die dargestellte Temperatur im Standby pendelt dabei immer zwischen 93,6 und 94,1°C.

    Die Erkenntnis unter 1.3 bezieht sich auf die dargestellten Shots. Hätte ich alle Shots in 1.3 ohne CF durchgeführt, wären es 4 Kurven wie die Graue unter 1.4. gewesen, unabhängig von der Standzeit.
    Anders ausgedrückt sehe 1.4 auch bei 4 Shots mit unterschiedlichen CFs nach je einer Stunde identisch aus wie die Darstellung nach 2h.


    Mich hat das Ergebnis ziemlich überrascht, da ich gewettet hätte, dass die Maschine nach 2h heißer ist als nach 1h und einen längeren CF benötigt. Außerdem hätte ich gewettet, dass sich die Länge eines CF gravierend auf den Bezug auswirkt.

    Ich denke auch, dass es wenig Auswirkung des Tankwassers gibt, das hatte ich auch in dem anderen Thread geschrieben. Ich denke, dass die Größe des HX und die E61 das glattbügelt. Evtl. erreicht das kalte Tankwasser den Bezug überhaupt nicht. Aber wir werden sehen!
     
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  6. cbr-ps

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    Sorry, mein Fehler, habe die Graphen nicht richtig gelesen :oops:

    Hast Du noch eine Messung nach 1h ohne CF, wie hoch ist da die BG Temperatur?

    Erstaunlich finde ich, dass nach 0,6h die Temperatur insgesamt noch so niedrig ist und durch den CF so tiel runtergerissen wird. Das entlarft die gelegentlichen kursierenden Aussagen, eine E61 sei nach 15min schon betriebsbereit eher als Wunschswnkwn als Realität.
     
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  7. Piezo

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    Respekt und Danke schön für die Arbeit, die Du Dir gemacht hast. Ich hatte jahrelang eine Mitica Top und mit der Maschine keinerlei Temperaturprobleme. Insofern unterschreibe ich gerne dein Statement, dass ein Zweikreiser relativ stabil und idiotensicher sein kann.

    Verzeih mir allerdings noch folgendes „Off Topic“, aber deine Formulierung ist doch zu nett :)
    „Nach einer Stunde ... temperaturtechnisch bereits im Gleichgewicht“ :D:D:D
     
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  8. #8 Max1411, 04.01.2018
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    :D Das interpretierst du allerdings völlig anders als gemeint. Ich wollte nicht sagen, dass die Maschine bereits nach einer Stunde aufgeheizt ist, sondern dass sie da bereits die "maximale Überhitzung" erreicht hat, was ich wie oben beschrieben ziemlich überraschend und beachtlich finde. Wahrscheinlich ist das sogar früher der Fall, schließlich habe ich zwischen 0,6 und 1h gar nicht gemessen.

    Als "Aufgeheizt" würde ich sie mit den 92° durchaus schon nach 0,6h/36min bezeichnen... Ich beobachte aber mal weiter, ab wann sie wirklich die 94° erreicht. Ich schätze ohne oder mit kurzem CF schon nach 0,7h. Die von @cbr-ps zitierten 15min halte ich für utopisch, aber auch das werde ich spaßeshalber messen.

    Ich hab es nicht gefilmt/notiert, nur zur Verifizierung beobachtet. Verhielt sich wie der dargestellte Bezug nach 2h, aber ich überprüfe es nochmals.
     
  9. #9 SchlagRat, 05.01.2018
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    Vorweg: Die Messreihen ist eine tolle Idee und man kann hier einiges lernen. Ich möchte dennoch ein paar Dinge zu bedenken geben: ich kenne nur das Vidastech original Thermometer. Nach meiner Erfahrung ist das Ding verdammt träge. Wenn man darüber noch ein Intervall von 3 Sekunden legt, werden die Messungen sehr stark geglättet. Will heißen, den Peak bei überhitztem Wärmetauscher sieht man gar nicht in seiner vollen Ausprägung. Um ein Gefühl dafür zu bekommen: spanne einmal das Blindsieb ein und prüfe wie lange nach dem Druckaufbau (=kein Volumenstrom mehr) die Temperatur am Thermometer noch steigt.
    Was Temperaturkurven nach längerer Standzeit angeht: Hier sollte man auch immer die Temperatur des Tankwassers im Auge behalten. Das hatte ich bei meiner BZ99 gelernt. Die überhitzte bei längerer Standzeit trotz Leerbezug sehr schnell wieder. Ist aber auch kein Wunder wenn das Tankwasser 40 Grad statt 20 hat.


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  10. #10 infusione, 05.01.2018
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    Vielen Dank für die viele Arbeit, deren Ergebnisse du hier zeigst.

    Auf HB gibt es einen Post, der die Temperaturverläufe im Einlauf der E61 und im Sieb gegenüberstellt.
    Fluke vs. Omega Dataloggers for use with Scace thermofilter

    Das Kaffeemehl sieht den "HX-Hump" im Mittel nicht.

    P.S.
    Mit Thermofilter sit sowas gemeint. Auch als SCACE-Device bekannt.
    Testsiebträger mit Manometer und Thermometeranschluss - Zubehör - TSE-Shop über 40.000 Ersatzteile für Gastronomiemaschinen
     
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  11. #11 koluberlin, 05.01.2018
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    das "testsiebträger" ist gut nur für druckmessen.
    oder sie messen nur siebträger temperatur... unbrauchbar schrot.
     
  12. cbr-ps

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    Ja, genau dafür ist es gemacht und gut. Was soll daran „Schrott“ sein?
     
  13. #13 infusione, 05.01.2018
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    War nur ein Beispiel.
    Es gibt noch andere Geräte. Manche bohren ein Loch im Sieb auf, stecken einen Tempfühler durch und kleben ihn eine. Ein normaler Bezug mit Kaffee im Bodenlosen misst dann sehr genau die Kaffeemehltemp. Und darauf kommt es ja an.
     
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  14. Arni

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    Und was bringt das, wenn du die Kaffeemehltemperatur auf 3 Stellen ganau misst? Mit der praktischen Wirklichkeit des Espressobrühens hat das nichts zu tun!
     
  15. #15 Max1411, 06.01.2018
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    Die 3 Sekunden sind hinreichend genau, daher hatte ich sie gewählt. Es wird jedes mal das Maximum abgebildet, es gibt also in den Rohdaten nie eine Maximum, welches nur 0,1° höher liegt. Kann da aber gerne mal 2 Kurven in 3 sek und in 1 sek Schritten aufzeigen.

    Das Thermometer ist sicher träge, verdammt träge hätte ich es nicht bezeichnet, daher habe ich oben auch geschrieben, dass der Hügel nach links verschoben werden muss. Natürlich glättet ein trägeres Thermometer auch etwas, aber es scheint immerhin deutlich weniger zu glätten, als die noch verbleibende Strecke der Brühgruppe, siehe @infusione 's Post, vielen Dank dafür. Ich habe auch vermutet, dass der Hügel nicht wirklich am Puck ankommt, da ich ihn so aus veröffentlichten E61 ZK Scace Messungen nicht kannte.

    Den Blindsieb Test habe ich gemacht, sobald kein Volumenstrom besteht, ist das Thermometer auf der Endtemperatur. Liegt aber sicher an der vorhergehenden Präinfusiondauer.

    Generell kann man die BZ99 wohl nicht wirklich vergleichen, sie hat keinen Thermosiphon, oder? Somit hat sie keine Möglichkeit, den HX "zu kühlen" und wird deutlich mehr und länger Überhitzen.

    Das Tankwasser hatte ich nun gemessen:
    1,1h 22,9
    1,8h 27,2
    3h 32,2
    3,8h 36,5

    Es hatte keine nenneswerten Auswirkungen auf die Messreihen, siehe 1.3. da ist der Bezug nach 2h kälter als der nach 1h, die Tankwasserauswirkung wird also durch die eigentliche Streuung "vertuscht". Wahrscheinlich wäre es sichtbar, wenn ich je 50 Bezüge machen würde und dann jeweils den Durchschnitt bilde. Ich muss meine Messreihe hier jedoch mit dem Familienleben vereinbaren ohne allzu negativ aufzufallen.:)
    Der Extremtest, wie von @cbr-ps angesprochen, mit kalten Leitungswasser (was bei uns daheim am Hausanschluss sehr kalt ist), wird zeigen ob es in Einzelmessungen nennenswerte Auswirkungen gibt.
     
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  16. #16 Max1411, 06.01.2018
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    So, ich habe nochmals zwei Messungen ohne Cooling Flush gemacht, eine nach 1,1h (habe 1h knapp verpasst, sorry) und eine nach 3h. Die graue Kurve ist die bereits Bekannte aus 1.4. Ich denke, dass Ergebnis ist eindeutig, dass sich da nichts/kaum mehr was tut.

    [​IMG]
     
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  17. #17 Max1411, 18.01.2018
    Zuletzt bearbeitet: 18.01.2018
    Max1411

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    3. Messreihe (Verhalten bei unterschiedlichen Pressostateinstellungen):
    Hier geht es nun weiter mit meinen Messungen. Die 2. Messreihe wird hinten angestellt. Die schnelle Abfolge von Bezügen passt mir gerade nicht in den Alltag. Wenn dies bei mir tatsächlich der Fall ist, nämlich bei Gästebewirtung, kann ich unheimlich meine Espressomaschine dabei filmen, was sollen die denken... Daher muss ich das mal extra, z.B. mit billigen Bohnen machen.

    3.1:
    Ich habe 3 weitere Reihen (plus die Reihe aus der 1. Messung) gefahren mit unterschiedlichen Einstellungen am Pressostat. Da die Streuung innerhalb der einzelnen Reihen ähnlich aussah, wie die unter 1.3, erspare ich euch die einzelnen Diagramme und habe jeweils den Durchschnitt der einzelnen Pressostateinstellungen in einem Gesamtdiagramm dargestellt. Als Coolingflush habe ich immer 5 Sekunden genutzt. Ich denke nur so ist es 1. wirklich vergleichbar und 2. kann ich so überprüfen, ob die Verstellung des Pressos "idiotensicher" funktioniert.

    [​IMG]

    Erkenntnis: Auch hier finden wir ein recht eindeutiges und erfreuliches Ergebnis vor. Über die Pressostateinstellung (oder PID) lässt sich zuverlässig und reproduzierbar die Brühtemperatur verstellen. In Verbindung mit der 1. Messreihe wird meiner Meinung nach anschaulich widerlegt, dass die Temperaturkontrolle beim Zweikreiser Glücksspiel ist. Keinen Hehl kann man daraus machen, dass der Dampfdruck in der niedrigsten Einstellung spürbar niedriger war. Das merkt man vor allem beim Ablassen des Kondenswassers am Anfang. Beim Schäumen von 0,35 und 0,5er Kännchen ist mir nichts aufgefallen, 0,7 wäre evtl. kritisch geworden, habe ich aber nicht getestet. Außerdem sieht man, dass der Hügel zu Beginn bei 1,32 Bar doch etwas größer ausfällt. Auch wenn ich nicht genau weiß, wie sich dieser am Puck durschlägt, könnte man davon ausgehen, dass man hier etwas länger flushen könnte.

    3.2:
    Außerdem habe ich noch ein weiteres Diagramm erstellt, bei welchem ich die Kesseltemperatur über die Bezugstemperatur gelegt habe, um meine Messungen mit den PID-Werten (daher °C und nicht Bar) und Scace-Messungen aus dem Rocket Handbuch zu vergleichen. Bei meinen Werten habe ich (überschlagend) interpoliert und jeweils den Mittelpunkt der Hysterese genutzt und ganzzahlig gerundet.
    [​IMG]

    Erkenntis: Man sieht, dass sich die Verstellung des Drucks einigermaßen linear zur Brühtemperatur verhält. Bitte nicht von den schönen Geraden täuschen lassen, es zählen natürlich nur die Punkte, denn dort habe ich wirklich gemessen. Den starken Abfall von 118° auf 117° den Rocket gemessen hat, konnte ich so nicht feststellen, ansonsten bewegen sich die beiden Kurven recht parallel, was bedeuten soll, dass die Rocket Nutzer der Tabelle aus dem Handbuch ganz gut glauben können, was mich selbst überrascht.

    Anmerkung zum Kesseldruck/Manometer: Bei meiner Maschine konnte ich beobachten, dass die Kesseldruckanzeige mit der Aufheizzeit etwas variiert. Ist die Maschine komplett durchgeheizt, liegt dieser niedriger als beim frischen Aufheizen. Ich vermute, dass es mit der Erwärmung des Manometers zusammen hängt, vielleicht kann da mal jemand bei sich schauen, ob es sich ähnlich verhält. Ich habe hierzu noch einen Thread erstellt:
    Abweichungen beim Kesseldruckmanometer je nach Aufheizdauer

    Fazit zum PID beim Zweikreiser:
    Da die Diskussion hier ständig aufs Neue geführt wird, möchte ich hier noch meine Schlussfolgerungen zum PID beim ZK aufzeigen. Wir wissen (fast) alle, dass er regelungstechnisch keine bzw. keine nennenswerte Vorteile beim Zweikreiser bringt. Da die Temperaturkontrolle beim Zweikreiser nach meinen Messungen scheinbar doch ziemlich präzise und reproduzierbar möglich ist, rechtfertigt dies, sich das auch zu Nutzen zu machen. Am komfortabelsten geht dies wohl über ein Display, da die Pressostatschraube meist nur nach Öffnen des Gehäuses zugänglich ist. Bei der Appartamento kann man ein Loch bohren, welches von außen nicht sichtbar ist, und kommt so direkt an den Pressostat. Trotzdem muss man dabei mit einem Schraubenzieher rumfummeln, bei schlechtem Licht noch mit dem Handy durch einen Schlitz leuchten etc. Dazu kommt, sollte sich das bewahrheiten, dass die Manometeranzeige nicht ganz zuverlässig ist, siehe oben. Will man also kurz nach dem Einschalten den neuen Druck einstellen, was Sinn macht, schließlich ist die HX-Auswirkung zeitverzögert, muss man einen 0,1-0,2 Bar höheren Druck als den Zieldruck einstellen. Einfacher ist es wahrscheinlich, wenn man sich die Stellung der Schraube merkt.
    Kurzum: Alles lösbar, aber ein PID macht´s einem bedeutend einfacher und ist meiner Meinung nach durch diesen Komfortgewinn auch im Zweikreiser gerechtfertigt.
     
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  18. Stegi

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    Sehr gute Arbeit!
     
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  19. #19 Küstenkaffee, 18.01.2018
    Küstenkaffee

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    Sehr beeindruckend und endlich mal Fakten. Auf dieser Basis lässt sich die Entscheidung Zweikreiser vs. Dualboiler ganz anders fällen
     
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  20. #20 Max1411, 18.01.2018
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    Danke für die Blumen. Trotz allem sollte klar sein, dass ich damit vorrangig qualitative Aussagen treffen kann, ich denke die haben durch die Messung und Methodik auch Hand und Fuß. Für zuverlässige quantitative Aussagen sollte man schon eher mit etwas wie einem Scace Devise an die Sache ran gehen. Ich bin mir jedoch sicher, dass die Grundaussagen der 3 Messreihen, also Überhitzung bzw. thermisches Gleichgewicht, Pressostatauswirkungen und die noch kommenden Bezüge in schneller Abfolge gleich aussehen würden.

    Heute Mittag war hier mal ein kritisches Kommentar drin, es wurde jedoch leider wieder gelöscht. Jedenfalls sollte keiner Angst haben, dass ich mir auf die Füße getreten fühle, da ich mir die Mühe gemacht habe etc. Jede Diskussion kann der Thematik nur zuträglich sein.
    Wahrscheinlich wurde es gelöscht, da die Punkte größtenteils schon angesprochen wurden, wie z.B. Verzögerung des Thermometers und der Messort, ich führe das aber trotzdem gerne, wenn auch im Monolog, fort.

    Die Verzögerung hat garantiert Auswirkungen auf das Aussehen der Kurve, insbesondere auf den Hügel am Anfang. Ich weiß nicht, wie sich dieser am Puck auswirkt. An den qualitativen Aussagen, wie z.B. Maschine überhitzt nicht weiter nach einer Stunde Standzeit usw. sollte das jedoch nichts ändern.

    Der Messort ist bekanntlich nicht direkt am Puck. Die "kritische Stimme" gab an, dass z.B. der Spreizer, das Duschsieb etc. durch den Cooling Flush unterschiedlich erwärmt sein könnte, und dadurch noch viel nach dem Messpunkt geschehen kann. Ohne Scace kann ich das grundsätzlich nicht widerlegen, ich habe mir zu dem Punkt jedoch bereits zu Beginn Gedanken gemacht. Aus der theoretischen Überlegungen heraus und der hohen Wärmeleitfähigkeit des E61 Materials, kann ich mir nicht so sehr vorstellen, dass alles nach dem Thermometer noch ein wirkliches Eigenleben führen kann. Ich habe jedoch den Cooling Flush Zeitpunkt dafür extra recht früh gewählt, damit sich das System Brühgruppe wieder angleichen könnte. Außerdem habe ich getestet, wie und ob sich die Anzeige auf dem Thermometer ändert, wenn ich die thermischen Bedingungen nach dem Messpunkt ändere.
    Beispiel: Siebträger gegen den nicht mitgeheizten Bodenlosen tauschen. Das Ergebnis war, dass sich die angezeigte Standby Temperatur innerhalb von wenigen Sekunden um x Grad gesenkt hat, der Bezug selbst war dann auch "deutlich" kälter, genaue Zahlen habe ich nicht mehr im Kopf, es wurde aber deutlich, dass die Brühgruppe sehr schnell "am Stück" reagiert und damit meiner Meinung nach die Messungen gut verwertbar sind.
     
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