Das Thema PID Regler: eine Grundsatzdiskussion

Diskutiere Das Thema PID Regler: eine Grundsatzdiskussion im Grundsätzliches Forum im Bereich Fragen und Tipps; Hallo, mir ist aufgefallen, dass das Thema PID Regelung der Brühtemperatur momentan recht modern zu sein scheint. Da dachte ich, als...

  1. Tsirpz

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    Hallo,

    mir ist aufgefallen, dass das Thema PID Regelung der Brühtemperatur momentan recht modern zu sein scheint. Da dachte ich, als ausgebildeter Regelungstechniker der gerne an allerlei Maschinen herumbastelt kann ich vielleicht etwas zum allgemeinen Verständnis der Materie beitragen. Mir ist klar es gibt hier im Forum bereits unzählige Anwendungsberichte und Bastelanleitungen, aber ob und wieso eine PID Regelung überhaupt Sinn macht ist meiner Meinung nach noch nirgends zusammenfassend festgehalten. Das hat mich dann dazu veranlassst, ein kleines FAQ zu schreiben, das die wichtigsten Fragen abdecken sollte und hoffentlich zu einer Diskussion anregt.
    Zuerst möchte ich einige Grundbegriffe klären:

    1.) Was ist bedeutet überhaupt der Begriff Regelung?
    Als Regler wird ein wie auch immer geartetes Element bezeichnet, das eine Kenngröße (in unserem Fall die Temperatur) misst, mit einer festgelegten Sollgröße vergleicht und über eine definierte Art und Weise auf Abweichungen reagiert. Daraus folgt, dass ein Regler auf sehr viele verschiedene Arten aufgebaut sein kann, sowohl rein mechanisch als auch elektronisch. Einfache Thermostaten oder auch Pressostaten, wie sie in Siebträgern standardmäßig zum Einsatz kommen, sind demnach auch Regler. Sie unterscheiden sich demnach "nur" in der Art und Weise, wie eine Abweichung gemessen und darauf reagiert wird von einem komplexeren Regler.

    2.) Was wird bei Espressomaschinen geregelt?
    Man möchte eine möglichst konstante Temperatur des Brühwassers erreichen, sprich das Wasser das durch den Kaffee in die Tasse fließt soll immer gleich heiß sein. Je nach Aufbau der Maschine wird das auf eine andere Weise erreicht. Bei Einkreisern und Dualboilermaschinen ist das Wasser im Kessel gleichzeitig das Brühwasser, weshalb die Wassertemperatur im Kessel weniger einem konstanten Temperaturabfall dem Brühwasser entspricht. Es ist deshalb einleuchtend, hier die Temperatur des Kesselwassers zu regeln.
    Bei Zweikreisern wird das Brühwasser mit einem Durchlauferhitzer erhitzt, das Kesselwasser wird für Heißwasser und Dampf benötigt. Die Regelung wird hier nicht direkt für das Brühwasser durchgeführt, sondern trotzdem für das Kesselwasser. Das funktioniert trotzdem, weil bei konstanter Temperatur im Kessel das Brühwasser hinter dem Durchlauferhitzer ebenfalls eine konstante Temperatur hat, die Regelung erfolgt allerdings nur indirekt.

    3.) Wie regelt ein Thermostat/Pressostat?
    Rein mechanische Regler sind eine vergleichsweise einfache Möglichkeit zur Temperaturregelung. Es handelt sich dabei im Grunde um Schalter, die abhängig von einer Kenngröße öffnen bzw. schließen. Wie genau das mechansich bewerkstelligt wird, hängt vom verwendeten Bauteil ab und soll hier nicht das Thema sein. Wichtig ist für uns nur, dass ein Thermostat auf eine gewünschte Solltemperatur eingestellt ist, und bei Erreichen dieser Solltemperatur einen Stromkreis öffnet. In diesem Stromkreis befindet sich die Kesselheizung, es wird also einfach die Heizung an- und ausgeschaltet. Fällt die Temperatur unter einen gewissen Schwellwert schließt der Schalter wieder, und die Heizung heizt den Kessel wieder auf. Pressostaten funktionieren ganz analog, regeln aber auf Druck und nicht auf Temperatur. Trotzdem spricht man hier von Temperaturreglern, da bei konstantem Volumen (der Kessel bleibt immer gleich groß) der Druck direkt mit der Temperatur zusammenhängt. Der große Vorteil dieser mechanischen Regler ist, dass sie rein passiv funktionieren und keine separate Stromversorgung/Ausleseelektronik benötigen. Nachteilig ist, vor allem bei Thermostaten, der große Hysteresebereich. Die Hysterese bezeichnet dabei die Temperaturdifferenz zwischen dem unteren und oberen Schwellwert, bei dem der Schalter schließt bzw. öffnet. DIeser kann durchaus an die 10° Celsius betragen, was für die Kaffeezubereitung sehr viel ist. Pressostaten haben dieses Problem nicht, sie können viel schneller reagieren (ca. 1° Celsius Abweichung). Allerdings können Pressostaten nicht direkt zur Regelung der Brühtemperatur eingesetzt werden, deshalb beschränkt sich ihr Einsatzgebiet auf Zweikreiser mit Durchlauferhitzer.
    Regler mit zwei Schwellwerten werden auch als Zweipunktregler bezeichnet und können natürlich auch mit einem Temperatursensor und entsprechender Elektronik realisiert werden.

    4.) Was ist ein PID Regler?
    Im Unterschied zu den Zweipunktreglern, die nur zwei Zustände (an oder aus) kennen, ist ein Proportional-Intgral-Differential (PID) Regler ein kontinuierlicher Regler. Die Größe, auf die geregelt wird ist dabei die Abweichung - oder Regelabweichung - zwischen Soll- und Istgröße zum Zeitpunkt k:
    [​IMG]
    Diese Abweichung wird verstärkt (Proportionalanteil). Ihre zeitliche Änderung (Differentialanteil) und der aufsummierte Fehler über den ganzen Zeitbereich (Integralanteil) werden ebenfalls über einen einstellbaren Faktor dem Proportionalanteil hinzugefügt:
    [​IMG]
    Dies ist die einfachste Variante eines PID Reglers. Dazu gibts unzählige Modifikationen, Verbesserungen usw., allerdings sind diese für unseren Anwendungszweck unnötig. Wieso das so ist steht weiter unten.
    Wie man sieht kann die Ausgangsgröße u (Stellgröße) jeden beliebigen Wert annehmen, deshalb spricht man hier von einem kontinuierlichen Regler. Das hat natürlich enorme Vorteile, solange die Eingangsgröße beliebig eingestellt werden kann. Leider ist das bei Espressomaschinen nicht der Fall, wir können die Heizung nur an- und ausschalten. Ein bisschen einschalten geht nicht. Das bringt uns schon zur nächsten Frage:
     

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  2. #2 Tsirpz, 07.07.2017
    Zuletzt bearbeitet: 07.07.2017
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    5.) Wie sinnvoll ist ein PID Regler?
    Wäre die Kesselheizung stufenlos einstellbar würde sich diese Frage gar nicht stellen. So müssen wir uns allerdings der Frage stellen, ob nicht ein einfacher Zweipunktregler unter den gegebenen Umständen gleich gut funktioniert. Diese Frage ist in der Tat recht schwer zu beantworten,
    Bei einem Zweipunktregler würde die Temperatur ständig zwischen den beiden Schwellwerten hin- und herschwanken, wie bereits oben besprochen. Rein mechanische Zweipunktregler haben einen großen Bereich zwischen den beiden Schwellwerten, ein elektronischer Zweipunktregler kann einen viel kleineren Bereich realisieren (im Extremfall so groß wie die Messungenauigkeit des Temperatursensors ist). Dann schwingt die Temperatur nur noch in einem viel kleineren Bereich. Natürlich kommt da noch die Trägheit des ganzen Aufbaus hinzu, das Wasser im Kessel ändert ja nicht sofort mit dem Einschalten der Heizung die Temperatur. Effektiv ist deshalb der Bereich, in dem sich die Temperatur bewegt doch etwas größer als die Messgenauigkeit des Sensors.
    Ein PID Regler wird unter den gegebenen Umständen ähnlich reagieren: Nehmen wir an, wir schalten über ein Relais die Heizung an und aus, das bei 3 Volt schaltet. Ein PID Regler mit Temperatursensor wird zur Ansteuerung des Relais verwendet, die Stellgröße ist also die Schaltspannung am Relais. Der PID Regler würde dann bei einer ausreichend großen Abweichung (Proportionalanteil), einer schnellen Temperaturänderung (Differentialanteil) oder einer länger vorhandenen, kleinen Abweichung (Integralanteil) reagieren. Wegen der Trägheit unseres Systems sind schnelle Änderungen eher nicht zu erwarten, weshalb der D-Anteil keinen allzu großen EInfluss haben kann. Auch der I-Anteil wird nicht viel bringen, da die Messgenauigkeit von Temperatursensoren beschränkt ist (selbst genaue Pt100 Sensoren haben bei 100° eine genormte Ungenauigkeit von 0,35°). Der PID Regler wird sich also im Wesentlichen wie ein P-Regler verhalten, der ab einer gewissen Schwelle das Relais betätig (nämlich 3 Volt). Das erinnert stark an das Verhalten eines Zweipunktreglers.
    Zusammenfassend könnte man also sagen, dass ein PID Regler unter den gegebenen Umständen eine ähnliche Performance hat, als ein simpler Zweipunktregler. Um mehr herauszuholen müsste die Heizung stufenlos einstellbar sein. Demenstprechend sind auch die mechanischen Thermostate eine elegante Lösung. Hier wäre sicherlich eine Vergleichsmessung zwischen einem Zweipunktregler und einem PID Regler mit gleichem Temperatursensor sehr interessant, ich habe momenten aber leider nicht die Möglichkeit eine solche Messung durchzuführen.

    6.) Wieso ist die Temperatur meiner Maschine dann wesentlich stabiler mit PID Regler?
    Ganz einfach: die Hysterese ist viel kleiner als bei mechanischen Thermostaten. Statt 10° zwischen den Schwellwerten kommt man je nach Temperatursensor auf 1-2°, man reagiert also viel schneller und deshalb ist die Temperatur stabiler. Das hat allerdings weniger mit der Regelung an sich zu tun, sondern viel mehr mit der Temperaturmessung.
    Ein weiterer Punkt ist die Möglichkeit der Schwingungspaketsteuerung: da man mit Temperaturreglern normalerweise recht träge Systeme regelt (und Espressomaschinen sind da keine Ausnahme), kann man die Heizung einfach nur einen Teil der Periode einschalten. Auf Grund der Trägheit entspricht das einer quasi stufenlos einstellbaren Heizung. Wird beispielsweise eine Periodendauer von 10 Sekunden gewählt, die Heizung aber nur 5 Sekunden eingeschaltet, wird über die volle Periode von 10 Sekunden ungefähr mit 50% der vollen Heizleistung gefahren. Da der PID stufenlos regeln kann erreicht man so eine quasi kontinuierliche Stellgröße. Eine solche Steuerung bewirkt, dass das Relais zum Einschalten der Heizung entsprechend oft betätigt wird. Herkömmliche Relais würden bei solcher Beanspruchung schnell den Geist aufgeben, deshalb sollten hier Solid State Relais (Halbleiterschalter) mit Nulldurchgangsdetektion verwendet werden. Die Nulldurchgangsdetektion sorgt dafür, dass immer bei den Nulldurchgängen der Wechselspannung geschaltet wird, was den Schalter schont und somit dessen Lebensdauer erhöht. Außerdem werden so wesentlich weniger Netzrückwirkungen verursacht, was allerdings eher ein Thema für die Energietechnik ist.

    7.) Für welche Maschinen ist ein PID Regler sinnvoll?
    Das ist wohl eine Glaubensfrage, allerdings kann man sich dazu sehr wohl auch ein paar Gedanken machen. Es geht ja eigentlich darum, die Wassertemperatur während des Bezugs konstant zu halten.
    Bei Einkreisern wird während des Bezugs frisches Wasser aus dem Tank in den Kessel gefördert, was zu einem Abkühlen des Kesselwassers führt. Da dieses Wasser gleichzeit auch das Brühwasser ist, bedeutet eine Temperaturänderung hier auch eine Temperaturänderung des Brühwassers. Vor allem bei kleinen Wassertanks ist dieses Verhalten sehr ausgeprägt, da weniger heißes Wasser natürlich schneller abgekühlt werden kann als viel heißes Wasser. Deshalb ist ein schnelles Reagieren auf Temperaturänderungen im Kessel sinnvoll, hier würde also ein PID die Situation verbessern.
    Bei Zweikreisern ist das ganze etwas komplexer, hier wird über einen Pressostaten die Kesseltemperatur bereits recht genau eingestellt. Durch einen PID kann hier also wenig bis gar nichts verbessert werden. Einzig der erhöhte Komfort kann vielleicht als Argument angeführt werden, da über einen PID Regler die Solltemperatur einfach verstellt werden kann. Das kann je nach Kaffeebohne notwendig sein, allerdings bietet auch ein Pressostat eine Verstellung der Solltemperatur (ist nur etwas mühsamer).

    So, ich hoffe das kann ein paar Fragen zu dem Thema beantworten. Sollte etwas davon nicht stimmen oder gehört ergänzt, lasse ich mich gerne eines Besseren belehren.

    Grüße
     
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  3. #3 CoffeeOnTheBrain, 07.07.2017
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    Find ich super was du hier an Wissen bereit stellst. Ich kenne mich durch mein Studium ein wenig mit Regelungstechnik aus, mir fehlt aber die Praxis und dadurch die Erfahrung um das System Espressomaschine gut abschätzen zu können. Kannst du mir aus dem Stehgreif sagen ob es für die marktüblichen Maschinen Sinn macht einen PID Regler zu nutzen, würde ein PI Regler nicht ausreichen. Mein Gedanke ist, dass der D-Anteil bei einem solch trägen System nicht sinnvoll genutzt werden kann. Oder liege ich falsch?
     
  4. #4 CoffeeOnTheBrain, 07.07.2017
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    Die Frage stelle ich weil ich in mehren threads zur Einstellung der Regelparameter schon die abenteuertlichsten Werte gesehen habe. Und aus eigener Erfahrung weiß, dass ein PI Regler deutlich leichter abzustimmen ist. Da die wenigsten hier ihre Regelparamter berechnen, nehme ich an, dass man mit ein paar Faustregeln und einem D Anteil von Null schneller zu besseren Ergebnissen kommen könnte

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  5. Tsirpz

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    Hallo,

    ich würde sagen du hast damit vollkommen recht, ein D-Anteil hat eigentlich wenig Sinn bei Espressomaschinen. Besonders bei größeren Kesseln dürften die Änderungsraten minimal sein. Bei kleineren Kesseln kann ich mir aber auch nicht vorstellen, dass der Einfluss groß ist.
    Beim I-Anteil sehe ich schon eher sinnvolle Anwendungen, allerdings glaube ich dass bei der doch recht ungenauen Temperaturmessung eine kleine bleibende Regelabweichung auch keine große Rolle spielt. Und was anderes als bleibende Abweichungen korrigieren tut der I-Anteil in dem Beispiel auch nicht.
    Ich würde einen solchen Regler zuerst als reinen P-Regler auslegen und diesen eindrehen. Danach kann man immernoch D- und I-Anteile hinzugeben, aber ich denke hier würden beide Anteile nicht mehr viel am Reglerverhalten ändern.
     
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  6. #6 Cappu_Tom, 07.07.2017
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    @Tsirpz: was in deinen Ausführungen etwas untergegangen ist (vermutlich weil das dir selbstverständlich ist), dass PID Regler üblicherweise kein Ein/Aus Signal an die Heizung liefern, sondern kontinuierliche 0-100% (durch Impulspakete angenähert) und damit nicht auf die Systemträgheit angewiesen sind. Das setzt wiederum die Verwendung eines SSR (Halbleiterrelays) voraus.

    In den letzten Jahren hat sich eben PID als Synonym für einen kontinuierlichen Regler eingebürgert. Wobei ich glaube dass ein simpler P-Regler kaum schlechter abschneiden würde. Ich habe das zwar nicht gemessen, nur mal durch Umkonfigurieren (Gicar) für mich probiert. Im Grunde ist das aber ohnedies eine akademische Diskussion, da der Regler per Software implementiert ist und somit zwischen P und PID kein Kostenunterschied besteht.

    Ich könnte mir vorstellen, dass im mittleren Segment der Einsatz von PID bzw. verwandten Systemen bei schrumpfender Preisdifferenz zunehmen wird.

    Und eines ist ohnedies klar: es wird soweit ich weiß, noch bei keiner Maschine wirklich die Temperatur des Brühwassers geregelt, sondern immer irgend eine 'vorgelagerte' Temperatur (Schlagwort Offset, Temperatursurfen), das lässt sich nur durch andere konstruktive Maßnahmen 'annähern' und sogenannte 'gesättigte' kommen dem sicher schon sehr nahe.

    Für mich persönlich persönlich, abgesehen von technischen Aspekten, das großes Plus:
    Die bequeme, schnelle und reproduzierbare Temperatureinstellung von außen - ohne Surfen.
    Dabei täte es auch simpler Drehknopf ohne Display, wie bei der DallaCorte Mini
     
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  7. Tsirpz

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    Steht eigentlich eh da, unter Punkt 4.) . Das Problem ist hier eben, dass die Heizstäbe nur zwei Zustände kennen, an oder aus. Man könnte den PID noch erweitern, indem man die Heizung, wie du schreibst, gepulst ansteuert. Das ist dann allerdings eine Erweiterung, ein reiner PID Regler gibt einfach eine kontinuierliche Stellgröße aus.

    Das stimmt. Aber falls ein P-Regler genügen würde, ohne nennenswerte Verschlechterung der Temperaturstabilität, könnte man die komplette Regelung als analoge Schaltung ausführen. Das wären dann 5-6 Bauteile und ein Netzteil. Das wäre interessant, weils eigentlich nichts kosten würde und schön einfach ist.
     
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  8. #8 Cappu_Tom, 07.07.2017
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    Warum könnte? Genau das ist doch Standard: SSR + Vollwellensteuerung

    Wenn man davon ausgeht, dass ohnedies ein uC für die 'Basissteuerung' vorhanden ist, dann ist der Zusatzaufwand für den Regler und damit eine zusätzliche Justagenotwendigkeit und Fehleranfälligkeit eben Null!

    Ich will das nicht weiter ausbreiten, technisch ist das klar, vielleicht liegt auch nur ein Mißverständnis vor...
     
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  9. #9 Stephan Stoske, 07.07.2017
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    Viele Maschinen sind von der Grundkonstruktion her schon sehr alt, nicht selten über 30-40 Jahre. Auch waren sich die Konstrukteure der wichtigen Aspekte bewusst und haben sie auf vielerlei Art berücksichtigt. Bei Einkreisern wird das heisse Wasser deshalb meist an der Unterseite des Kessels entnommen und durch eine entsprechende Masse an vorgeheiztem Metall geleitet. Das kalte Wasser, was bei durchgeheizter Maschine durchaus schon 30 Grad haben kann, wird dagegen oben zugeführt. Dies hat zu Folge, dass über die meist nur 25 Sek. eines Bezuges und der mit 25-50 ml sehr geringen Menge Wasser, die Temperatur gar nicht abfällt oder nur in nicht relevantem Maße.
    Der obige Satz, der mich zu diesem Kommentar veranlasste und ziemlich pauschal und undifferenziert ausfällt, klingt rein theoretisch sehr einleuchtend und stellt die Konstrukteure relativ dämlich dar. In der Praxis sieht die Sache oft ganz anders aus. Es macht Spaß eine solche Erweiterung zu ergänzen, heute gerne mit hohem technischen Aufwand, der Effekt ist aber oft nur rein suggestiv und m.E. bei den meisten Maschinen in Bezug auf die Temperaturkonsistenz während des Bezuges weit entfernt von Notwendigkeit und Relevanz.
     
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  10. #10 Tsirpz, 07.07.2017
    Zuletzt bearbeitet: 07.07.2017
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    Ja stimmt, das hab ich hier ausgelassen und sollte noch ergänzt werden.
    Nachtrag: Ich habs jetzt ergänzt.

    Genau den uC kann man sich evtl einsparen war so meine Idee. Für Hobbybastler wäre das wahrscheinlich nichts, aber man könnte damit eine kostengünstige und genauere Alternative zu den Thermostaten bauen.

    Danke für den Input, ist auf jeden Fall ein spannendes Thema finde ich.

    EDIT:
    @Stephan Stoske: Es war nicht meine Absicht die bisherigen Lösungen schlecht zu reden, ganz im Gegenteil! Ich bin auch der Meinung, dass das bei älteren Maschinen oftmals sehr elegant gelöst ist und gut funktioniert. Es kommt natürlich immer auf die Maschine an, bei einer Gaggia Classic mit 100ml Kesselvolumen glaube ich zb. schon, dass man das merkt. Je größer die thermische Kapazität, desto unwichtiger wird das ganze, und große Maschinen haben solche Tricks völlig zu Recht nicht nötig.
     
  11. #11 BellaSuiza, 28.01.2019
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    Ich finde diesen Thread Hammer. Könnte man diesen nicht irgendwo als "Sticky" anhängen. Macht für Anfänger wie mich sehr viel Sinn zu lesen.

    Danke jedenfalls für die Grundlagenarbeit!
     
  12. #12 Melitta, 28.01.2019
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    Als Anfänger sollte man sich eher den handwerklichen Grundlagen der Espressozubereitung widmen. Vor allem viel ausprobieren und die Veränderung des Ergebnisses im Zusammenhang mit der Änderung verstehen. Der hier im Forum hochgejazzte Featureismus lenkt dabei nur vom wesentlichen ab und kann es nie ersetzen.
     
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  13. #13 Technokrat, 28.01.2019
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    Nein, das hat mit der Art der Regelung zu tun, nichts jedoch mit der Temperaturmessung.

    Ein PID-Regler hat prinzipiell keine Hysterese. Eine Hysterese ist bei einem Zweipunktregler notwendig, da dieser sonst im Schaltpunkt prellen würde. Sowas ist bei einem PID-Regler unnötig.

    Die Heizleistung wird bei allen mir bekannten PID-Reglern quasi stufenlos eingestellt, nämlich mittels:
     
  14. #14 BellaSuiza, 28.01.2019
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    Einverstanden. Deshalb finde ich es auch sinnvoll, dass dieser Artikel auf simple Weise erklärt, dass PID nicht das Mass aller Dinge ist. Aber die Faszination liegt definitiv im Handwerk!
     
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  15. #15 DaBougi, 28.01.2019
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    Danke für die Arbeit.
    Mit womöglich der einen oder anderen Korrektur (und sei es nur semantischer Natur, im Hinblick auf Missverständnisse etc) ein schöner Artikel fürs Wiki.
    Als nicht wertender, eher technischer Artikel.
    Der Nutzen für PID etc wird bzw sollte hier nicht Thema sein, sonst wird der gute Ansatz untergehen; entsprechende (Espressospezifische) Diskussionen sind super, aber dafür gibt es ausreichend Threads.

    Ich schlage also hiermit den Post fürs Wiki vor; garniert mit den vervollständigenden Hinweisen auf etwaige polarisierende, spezifische, nicht mehr rein technische Aspekte und entspr. Threads (PID für ZK - Unfug oder super, Schmeckt man 1 Grad überhaupt, Wie stabil ist die Brühtemp bei Maschinen ohne PID, PID braucht keiner vs ohne PID gehts nicht etc)

    So bekommt man einen guten Einblick in die Thematik und sieht auch gleich, dass das alleine noch nicht viel heissen MUSS

    Meinungen zum Vorschlag?
     
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  16. #16 Cappu_Tom, 28.01.2019
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    Als Vorschlag finde ich das gut, in der Ausführung eher anspruchsvoll:
    nämlich die Gratwanderung zwischen populärer Vereinfachung für den Laien und technischer Korrektheit auf der anderen Seite.
    Zumal auch die Systeme sehr unterschiedlich sein können:
    Boiler -TB; EK - ZK - DB; Pressostat - Thermostat; TS bis gesättigt u.s.w. ...
     
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  17. #17 DaBougi, 28.01.2019
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    Genau das meinte ich: wie etwas funktioniert ist eines (und hier gut beschrieben), darüber hinaus sagt das gar nix ;-)
     
  18. #18 S.Bresseau, 28.01.2019
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    Da gibt's schon was, das imho besser lesbar ist bzw. besser für die Zielgruppe KN geeignet ist

    Und täglich grüßt das Murmeltier...
    Es gibt imho NUR Vorteile. Z. B. kein Klacken.
     
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  19. #19 Technokrat, 28.01.2019
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    Finde ich auch.
     
  20. #20 XeniaEspresso, 29.01.2019
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    Bei deiner Betrachtung muss explizit sagen, dass der Brühprozess nach meiner Erfahrung nicht primär von den 1-2° 'Genaugkeit' abhängt, sondern von vielen anderen Faktoren. Einen sehr großen Einfluss hat die Brühgruppe und deren Konstanz, die wiederrum von versch. Faktoren abhängt. Ein Beipiel: ein PID-Controller kann in einer Maschine mit verkalkter E61-Gruppe nicht wirklich was Sinnvolles ausrichten. Möglicherweise auch nicht bei unverkalkter Gruppe.

    Allein ein Luftzug einer göffneter Tür hat schon messbare Auswirkungen.

    Das wurde ja hier schon angerissen:


    Und fraglich ist für mich auch der Nutzen von 1-2°C (wo der auch immer entstehen mag sei dahingestellt).

    Jedoch gehen diese +-7 (das Maximum, das ich kenne) zu großen Teilen in der Masse unter. Ein Thermostat einer BZ07 kann diese +-7 haben, aber in der Gruppe sind es nur +-3,5°. Zumal diese Thermostat meist auch nicht für die Boiler genutzt werden, sondern Pressostaten die ~0,15 - 0,20 bar Hysterese aufweisen.

    Ich denke man sollte dieses Thema von der andere Seite denken (was es viel schwiriger macht): Kann ein PID-Controller bauartbedingt überhaupt einen Einfluss nehmen ? Da muss man teilweise raten, aber es gibt auch in meinen Augen klare Fälle. Bei einer Mina würde ich sofort 'ja' sagen.

    In dieser Diskussion fehlt eigentlich @Max1411

    Ansonsten: @Tsirpz: sehr guter Ansatz und gute Erläuterungen.
     
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Das Thema PID Regler: eine Grundsatzdiskussion

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