Mein Weg zur Decent ...

== Präambel

Technische und praktische Erprobungen von Kaffeezubereitern aller Art gibt es im Netz, wie ich finde, genug, vor allem wenn man interlingual etwas stöbert ... deshalb werde ich eher um den “Vorauswahl-, Informationseinholungs-, Bestell-, Liefer- und Inbetriebnahmeprozess” schreiben ... weniger über die Features und Funktionen des Geräts selbst ... konkret geht es nachfolgend um ein nicht ganz unumstrittenes Gerät in unseren Reihen der genießerischen Espressotrinker, nämlich um den Erwerb einer Decent Espresso - stay tuned ;-)


== Wer bin ich?

Kurz zu meiner Espresso-Historie. An Maschinen hatte ich bereits etliche in meinem heimatlichen Fuhrpark adoptiert. Vor ca. 8 Jahren beginnend eine La Spaziale Vivaldi II Mini, anschließend eine Rocket R58, gefolgt von einer Vesuvius und jetzt zuletzt eine Xenia (=> siehe Verkaufsforum).


Als Mahler hatte ich zu Beginn eine Gastroback Smart Grinder im Einsatz, die dann in den letzten Jahren durch eine Casadio Instantaneo (=> siehe Verkaufsforum) ersetzt wurde. Max von Maho Cofee wurde dann zum Lieferant meines Vertrauens, der mich jetzt mit einer Etzinger Etzmax LightW versorgte.


Getrunken wird zu 95% Espresso bei einer persönlichen Präferenz auf dunkle Süditaliener mit hohem Robustaanteil. In letzter Zeit kam dann aber der Verdacht auf, dass auch hellere Röstungen nicht nur sauer schmecken müssen, sondern durchaus auch Potential für neuen Reiz haben könnten - vielleicht auch deshalb der jetzige Versuch mit der Decent, die durch individuelle Steuerung von Druck und Durchflussmenge eine diesbezüglich empfohlene Extraktion technisch unterstützen vermag.


ad Xenia: Ich habe die Xenia jetzt ca. 2 Jahre ... ich finde sie optisch recht ansprechend, sie ist technisch und qualitativ wohl unumstritten sehr gut verarbeitet, unterstützt direkt (R&D, Assembling) und auch indirekt (Zulieferteile) va. europäische Gewerbe, und: wohl das wichtigste - sie kann auch hervorragenden Espresso zubereiten, entsprechend passende und frische Bohnen vorausgesetzt. Zwar ohne echter Präinfusion und mit fix eingestelltem Pumpendruck, aber mit recht konstanter Temperatur - dass man grundsätzlich auch nicht viele Variablen und Konstanten für gute Espressi benötigt, demonstriert Faema sehr erfolgreich seit über 50 Jahren. Alle sporadisch aufgetretenen technischen Problemchen mit der Xenia konnte ich immer gemeinsam mit Holger lösen; der persönliche Support von ihm ist wirklich top. Man fühlt sich nicht alleinegelassen, weder mit Fragen noch mit der einen oder anderen Herausforderung! Warum dann aber überhaupt eine andere, neue Maschine, wenn quasi eh alles top ist und passt? Vielleicht auch deshalb, weil die 2. Xenia-Platine mit dem “Potential für Mehrfunktionen” zwar schon durchaus länger in Konzeption ist, aber diese Upgrade-Option noch nicht wirklich terminiert ist. Somit wurde es gedanklich mit dem Xenia-Upgrade zur Befriedigung des Spieltriebs für mich leider auch schwierig - zugegeben, wahrscheinlich ein wahrhaftiges Luxus-Problem, aber so ist das halt mit Hobbies ;-) Und so, irgendwie, ihr kennt das Gefühl vielleicht, sobald man sich mit dem "Welche Maschinen gibt es denn jetzt aktuell überhaupt am Markt, ich schau ja nur"-Thema wieder etwas näher beschäftigt, vergisst man die Zufriedenheit und wünscht sich auch ohne aktiven Leidensdruck plötzlich etwas Abwechslung ... verrückt ;-) Aber wer weiß, vielleicht steig ich wieder mal auf eine Xenia um, wenn es FlowMeter, Pressure Sensor, WLAN und PID gibt - oder wenn man vielleicht dann doch wieder bestimmte Eigenschaften an deutschen Produkten zu schätzen lernt, die ich an chinesischen vielleicht vermissen werde, wer weiß ... wait and see


ad Instantaneo:

Die Instantaneo ist eigentlich eine spitzen Mühle; vor allem ist sie super schnell und das Mahlgut ist zudem recht homogen und nicht verklumpt. Sie war bekannt für den damals geringen Totraum, allerdings: Sie ist sicher keine Single Doser, und die gemahlene Menge ist nur bedingt konstant. Das ist der Grund, warum ich den nicht ganz günstigen Upgrade zur EtzMax mache. Vielleicht berichte ich meine Erfahrungen mit ihr mal separat in eine Thread.

tbc.

 

The China journey:

Irgendwie tummel ich mich zwar eh sporadisch hier im Forum, aber anscheinend hab ich die Decent in den letzten Jahren immer dezent (haha) ignoriert ... vor einigen Wochen wurde ich dann aber doch irgendwie auf sie aufmerksam. Meine erste Gedanken: was soll denn das? Hässliche Maschine, nervige Geräusche, anti-chrom, etc ... aber irgendwie ... vielleicht kennt ihr “Verlieben auf den zweiten Blick” ... war es dann soweit ... nachdem ich alle Youtube Videos zur Decent geguckt habe, alle Foren in allen Sprachen durch hatte, wollte ich dann doch unbedingt diese Maschine haben ... und die prognostizierte Wartezeit von ca. 8 Wochen ist ja kurz im Vergleich zur Xenia - also auch erduldbar.


Die Decent Webseite fand ich grundsätzlich gut aufbereitet und informativ ... ich konnte aber nicht wirklich herausfinden, welches Decent Modell jetzt tatsächlich welchen Lieferumgang hat, also “was wirklich jeweils in der Box ist” - dazu später mehr. Der Support läuft entweder über das auf der Webseite implementierte Mail-System im Browser, oder über WhatsApp, wo man mit Frau “Winnie” (die gibt es wirklich, kein Bot) Kontakt aufnehmen kann. Der Kontakt ist wirklich sehr nett, Winnie versucht die Fragen zu klären. Dadurch dass das Decent Team recht überschaubar klein ist, und die Fertigung von ihnen selbst gemacht wird, konnte sie nach jeweiliger kurzer Abklärung auch zufriedenstellend auf meine Fragen reagieren.


Lieferumfang:

Also, es gibt die “normale DE1 Plus” Version, das ist die günstigste. Die "DE1Pro" hat im Gegensatz zur Plus anscheinend Magnetventile und Pumpen verbaut, auf die der Hersteller "mehr Gewährleistung/Garantie" gibt. Ob tatsächlich andere, also bessere Hardware verbaut ist, oder eben nur die Garantiebedingungen anders sind, konnte ich bis dato ehrlich gesagt nicht eruieren. Auf der Webseite im After Sales Shop gibt es jedenfalls nur eine Version der Pumpe und eine Art Ventile. Es sollen anscheinend alle Fronten auf eine gebürstete Edelstahlfront umgestellt werden. Bei Pro und XL wird zudem unten, auf der Schräge, ein Spiegel zum Shot-Gucken montiert - mE eine super Lösung, da man hier das beste aus beiden Welten erhält. Für meine Plus Maschine habe ich gleich einen Spiegel zum Aufkleben mitgeordert, und der funktioniert top!


Neben den Plus und Pro Modellen gibt es noch die XL Versionen in den Farben schwarz und weiß, die technisch im Innenleben sowie in der Gewährleistung quasi ident mit der Pro sind, aber eine längere Dampflanze sowie ein längeres Chassis und Untergestell haben. Das hat den Sinn, dass man die Kabel, die sonst hinten an der Maschine verlaufen, durch das längere Gehäuse verdeckt nach unten hin abgeführt werden können. Der hintere XL Deckel ist mit Magneten befestigt - somit ist das Hinterteil der XL-Maschinen makellos - hier kann ein schöner Rücken tatsächlich entzücken ;-) Meine Plus Maschine steht aber auch im Raum und nicht an der Wand. Beim Bestellen hatte ich Bedenken, dass sie von hinten etwas technisch/bare metal aussehen könnte. Hier kann ich aber Entwarnung geben. Es dürfte von der Version 1.1 auf die 1.3 eine Umstellung gegeben haben, dass auch bei Plus und Pro die Hinterseite mit einem schwarzen, mE. hübschen und mit Decent beschriftenen Abdeckplatte versehen ist, damit man das eiserne Innenleben nicht mehr sieht. Natürlich sieht man noch den Schieber für den Wassertank, der Wasseranschluss für das Refill Kit, die RJ45 Buchse für die Steuerung der externen Wasserversorgung sowie das Stromkabel. ME. ist die hintere Gesamtoptik für mich und meine Gäste mehr als zumutbar und kein Problem ;-) die Aussparung für die RJ45 Buchse habe ich mittlerweile mit einem schwarzen Sticker überklebt.


Bei der älteren Version 1.1 der XL, die man interessanterweise nach wie vor ordern kann, ist noch eine Art Spülbecken dabei, mit dem man die Maschine in eine Arbeitsplatte versenken kann, sowie zusätzlich auch noch das gesamte Refill Kit. Letzteres besteht grob aus drei Teilen, einem Catering-Kit, mit dem der Wasserbehälter aus deinem drucklosen Kanister automatisch nachgefüllt werden kann, einem Plumbing-Kit zum Anschluss der Maschine an die Wasserleitung sowie aus einer Abtrotopfschale mit Abflussschlauch. Bei der 1.3er XL hingegen sind weder Metallbecken noch Refill-Kit dabei. Dieses Zubehör muss, falls man es überhaupt benötigt, separat bestellt werden. Weil bei der 1.3er deutlich weniger Zubehör dabei ist, ist diese Version günstiger als die 1.1er. Die 1.3er Version hat aber eine integrierte Touchpad-Steuerung am Brühkopf als Hardware zusätzlich verbaut, mit der auch ohne Tablet die wichtigsten Funktionen der Maschine bedient werden können, inklusive Druck-/bzw.Flusssteuerung während des Bezugs. Die Entscheidung, potentiell unnötiges Zubehör nicht auf Vorrat mitzuliefern, empfinde ich ehrlich gesagt als sehr gut. Ich hätte ansonsten immer das Gefühl, dass ich für etwas bezahlen muss, was ich uU. gar nicht benötige.


Ich bin ein nicht unvorsichtiger Mensch und bestelle deshalb nicht gleich beim erstbesten Online-Shop in China ... aber bei Decent hatte ich ehrlich gesagt relativ wenig Bedenken, Geld via PayPal nach Hong Kong "rüberwachsen" zu lassen ... die ganze Berichterstattung in den Foren, der Kontakt mit Winnie, die Videos, etc. haben zumindest bei mir gereicht, relativ bedenkenlos eine Bestellung zu platzieren.


Ich wollte noch vor der Bestellung Zugriff auf die Decent Community Plattform "Decent Diaspora" ... dieser Wunsch wurde aber abgelehnt, da nur "echte Nutzer" Zugriff erhalten. Der Besitzer der Firma, John Buckman, hat auch seine Bedenken darüber öffentlich geäußert, ob man Bestellern, die die Maschine noch nicht erhalten haben, Zugriff auf Diaspora zu geben. Er sagt, dass er einige Stornierungen von Maschinen hatte, nachdem die Leute gelesen haben, dass sich die Besitzer der Decent innerhalb von Diaspora über Probleme und Fragen zur Maschine austauschen. Bei mir hatte die Zugriffsmöglichkeit ab Bestellzeitpunkt aber genau den gegenteiligen Effekt. Ich bin so realitätsnah, dass mir ohnehin bewusst ist, dass technische Maschinen Probleme haben können, und für mich verkürzte der Zugriff auf die Diaspora die Wartezeit und steigerte die Vorfreude. Ich hatte bisher noch mit jeder einzelnen Espressomaschine, die allesamt aus technischer Sicht noch deutlich einfacher gebaut waren als die Decent, das eine oder andere Problemchen, sodass ich mich von einzelnen Schilderungen oder Fragen wenig irritieren lasse; vielmehr finde ich es toll, wie schnell die Community und auch die Herstellermannschaft auf Fragen reagiert - da könnten sich wohl manche Italiener renommierter Marken etwas abschauen.


== Die Bestellung

Jede Bestellung einer Maschine kommt auf eine öffentlich einsehbare Warteliste; pro Woche werden anscheinend 30 Maschinen desselben Typs gebaut, wodurch die derzeit ca 8 Wochen Lieferzeit herzuleiten sind. Für XL Typen gibt es derzeit anscheinend Lieferengpässe bei Gehäuse, weshalb die anderen Typen im Bau vorgezogen werden; für mich als Plus Besteller ein Vorteil, weil ich dadurch keine 8 Wochen warten musste, sondern deutlich kürzer; ist man auf der Webseite eingeloggt, sieht man seine eigene Maschine in der globalen Warteliste mit Smileys markiert - ein sehr nettes Feature Ich habe einige wenige Zubehörteile bestellt - hier muss man anmerken, dass dieses weitgehend von guter Qualität ist, aber sicher nicht günstig ist. Die Siebträger sind zwar aus Edelstahl, ein 2er Siebträger mit Holzgriff kostet aber auch ca 110€, nicht wenig, auch das restliche Zubehör, wie Tamper oder Baskets, sind „wertvoll“ im Sinne von Euro-Kosten. Die Decent hat eine E61 kompatible Siebträgeraufnahme, weshalb anderes Zubehör auch funktioniert. Das Zubehör wird anscheinend in einem separaten Paket geliefert, das getrennt von der Maschine über einen günstigeren Versandweg verschickt wird.


Der Bestellprozess selbst und die Zahlung via PayPal waren problemlos. Die Lieferung erfolgt über UPS; die Maschine selbst war innerhalb von drei Tagen von Hong Kong bis zu meiner Haustür zugestellt. Das Zubehör lässt noch auf sich warten ...


to be continued aber eins vorweg: ich verwende entgegen den Empfehlungen ein Einer-Sieb (derzeit IMS Single 7) - und die Ergebnisse sind fantastisch - versuche gerade ein Lever-Machine Profile zu perfektionieren

 

Paket wurde innerhalb von 2 Tagen zugestellt

sehr gut verpackt mit Stossecken

Maschine ist in einem Reisekoffer verstaut

Koffer geöffnet

Zubehör ausgelegt

Edelstahl bodenloser Siebträger

Tablet Halterung

Holzgriff zum Festhalten der Maschine beim Einspannen - mE unnötig

Edelstahl Tropfgitter

Keramik Wassertank

Tablet von hinten

Kurzanleitung

Gear Head Controller

Aufgeklebter Spiegel

Hinteransicht

Verarbeitung der Beschichtung könnte etwas besser sein

fertig aufgebaut

 

Leider unbezahlt, aber Du kannst gerne spenden, wäre jetzt notwendig, nach diesem Invest! ;-)

 

Zoll war bei mir kein Problem.

Gute Frage - ich würde sie sicher nicht zurück nach HK schicken, sondern versuchen, mit John oder Diaspora den Fehler einzugrenzen und selbst zu reparieren, Teile schicken sie dir zu bzw sind eh Standardteile, und anscheinend gibt es in Deutschland und der Schweiz auch einen Reparaturpartner.

Was man so dahinliest, geben sie sich sehr kulant - wie das dann aber im Falle eines Defekts tatsächlich operativ funktioniert, weiß ich aber (noch) nicht.

 

Naja, für Zubehör hab ich bis dato an Versand und Zoll nix extra bezahlt ... bin gespannt, ob hier noch was kommt.

Wir gesagt, ich hab auch die Plus, und IMs Dusche mitbestellt (bekommt man aber auch direkt in Deutschland zu demselben Preis) - es ist für mich halt unklar, ob es zwischen Plus und Pro tatsächlich Qualitätsunterschiede bei Komponenten bestehen.

 

Naja, darüber wollen wir hier wohl lieber nicht diskutieren ... im Prinzip ist es leider ein künstlicher Wettbewerbsvorteil gegenüber europäischen Maschinen, wo auf den gesamten Nettobetrag Mehrwertsteuer anfällt und diese Maschinen schon dadurch für den Konsumenten teurer sind; aber wie gesagt, dieser Thread hier soll keine Grundsatzdiskussion über den Import von chinesischen Produkten auslösen, sondern soll sich mit der Decent im Konkreten beschäftigen.

 

Auch die Pro wird anscheinend ab sofort gebürstetes Edelstahl und Spiegel haben; bei der Plus musst Du halt den Spiegel extra bestellen, oder Dir selber basteln
ich denke, dass in Zukunft die Unterschiede uU. eklatanter sein werden zwischen Pro und Plus; sie denken zB. nach, ob sie zB. optional eine stärkere Heizung anbieten werden. Sie schreiben, dass diese uU. in der XL enthalten sein werden - aber auch die Pro muss mE. attraktiv bleiben.

Was ich wirklich cool finde, ist die Agilität, wie sie in ihr Produkt sukzessive verbessern .. .alleine jetzt die Überlegungen, ob sie in der 1.5er im Brühkopf Ultem statt Messing nehmen, um Temperaturen rascher wechseln zu können, oder dass sie jetzt ihren Temperatursensor in der Mixkammer umhängen, um schneller die Zieltemperatur erreichen zu können. Die meisten "neuen Features" kann man auf älteren Maschinen nachrüsten ... Nachrüsten ist aber immer nicht ganz günstig ;-)

John äußert sich aber auch sehr wertschätzend gegenüber anderem Firmen, wie zB. Breville / Sage; wo ich aber nicht mit seiner Meinung übereinstimme ist, dass Brevilles F&E Aufwand seit 20 Jahren abbezahlt ist, und sie deshalb so günstig die Maschinen produzieren können. ich finde durchaus, dass in der Oracle und in den Touch Versionen einiges an Verbesserungen in den letzten Jahren gekommen ist, die auch nicht ganz ohne R&D geht ... auch die Thermocoil in den günstigeren Maschinen wurde sukzessive verbessert.

 

- Nein, keine Infos zu Ultem (ist anscheinend bereits in der Mixkammer verbaut)
- Nein, Zubehör noch nicht angekommen.