Brühdruckreduzierer = Schattenparker?

Diskutiere Brühdruckreduzierer = Schattenparker? im Grundsätzliches Forum im Bereich Fragen und Tipps; Hallo, zugegebenermaßen eine etwas provokante Überschrift, die jedoch auch nicht allzu ernst gemeint sein soll. :lol: Anlass meines Threads...

  1. #1 Barista, 09.03.2008
    Barista

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    Hallo,


    zugegebenermaßen eine etwas provokante Überschrift, die jedoch auch nicht allzu ernst gemeint sein soll. :lol:

    Anlass meines Threads ist die erste Woche mit einem auf 9,5 bar reduzierten Brühdruck an meiner Livia.

    Meine Erwartungen an die Reduzierung waren hoch (vielleicht zu hoch, aufgrund der teilweise sehr euphorischen Berichte?) und wurden leider nicht erfüllt.

    Die Reduzierung des Brühdrucks führt meiner Empfindung nach zu einer etwas einfacher zu bedienenden Maschine. Leichte Fehler bei der Handhabung (Abweichungen bei Mahlgrad, Kaffeemenge, Tamperdruck etc.) führen nicht gleich zu großartig veränderten Ergebnissen in der Tasse. Die Maschine arbeitet insofern etwas gleichmäßiger (oder gleichgültiger).

    Vom absoluten Ergebnis her gesehen, bin ich aber der Meinung, dass ich mit dem Originalbrühdruck ein besseres Ergebnis erzielen kann. Hierfür müssen die Parameter allerdings alle stimmen. Fehler schlagen direkt bis in die Tasse durch.

    Mein Fazit daher: Wer dazu bereit ist, sich vor der Maschine richtig Mühe zu geben, kann mit hohem Brühdruck perfekte Ergebnisse erreichen.
    Will man es etwas einfacher haben und ist dabei zu einem geringen Qualitätsverlust bereit, ist die Brühdruckreduzierung ein probates Mittel, zu gleichmäßigen Ergebnissen zu kommen.

    Also, wer dazu bereit ist die Herausforderung der Maschine anzunehmen, lässt den Brühdruck hoch, alle anderen: siehe Überschrift!:lol:


    René


    p.s.: Mir fehlt bis heute immer noch eine einleuchtende Erklärung dafür, warum alle Hersteller falsch eingestellte Maschinen verkaufen, wenn ein niedriger Brühdruck soviel besser ist.
    Ein veränderter Brühdruck würde ja keinen erhöhten Fertigungsaufwand bedeuten. Vielleicht hat hierfür jemand eine nachvollziehbare These.
     
  2. #2 saecoroyal, 09.03.2008
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    saecoroyal Mitglied

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    AW: Brühdruckreduzierer = Schattenparker?

    Brühdruckreduzierer = Warmduscher :mrgreen:
     
  3. #3 chelonae, 09.03.2008
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    AW: Brühdruckreduzierer = Schattenparker?

    Moin,

    ich hatte öfters mit einem nicht so recht funktionierenden Druckminderer zu kämpfen, was dazu führte, daß mein Brühdruck auch schonmal schleichend höher wanderte. Anfangs kämpfte ich meist unbewusst dagegen an, indem ich kontinuirlich an der Mühle weiterdreht. Irgendwann war dann aber der Punkt erreicht, wo es einfach nicht mehr schmeckte (eher bitter, streng, unharmonisch) und man die sträflich vernachlässigten Anzeigen checkte, um festzustellen, daß der Druck mal wieder um vielleicht gerade mal ein Bar hochgegangen ist. Sobald ich alles runtergeregelt hatte, war die Welt wieder in Ordnung. Fazit: Ein Bar zuviel kann schon ganz schön zu Lasten des Geschmacks gehen.

    Warum die Hersteller für Haushaltsmaschinen (und nur die!) ihre Maschinen zu hoch einstellen? Weil die neueren Lifestyleboliden zum einen oftmals ein Brühdruckmanometer haben und die verärgerte Kundschaft bei angezeigten 9bar den im Prospekt beworbenen maximalien Pumpendruck reklamieren würden. Zum anderen schätze ich mal, daß man auch eine durch zu feines Mahlen verstopfte Maschine dem (meist doch eher unbeholfenen) Besitzer ersparen möchte. Gleiches gilt wahrscheinlich für "ungetunete" Haushaltsmühlen.

    Gruß
    Martin
     
  4. #4 old harry, 09.03.2008
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    AW: Brühdruckreduzierer = Schattenparker?

    zumal die 9 bar ja als einer der heiligen werte gelten, die für einen echten espresso unabdingbar sind. ist das etwa alles quatsch? werden wir mit all den normierungen und geboten (7gr /25 sec/25 ml & 9 bar) am ende gar nicht glücklicher mit unserem espresso...? :roll:

    ...die toleranzen sind, was menge und durchlaufzeit und temperatur betrifft, ohnehin recht gross, vielleicht gilt selbiges auch für den brühdruck? immerhin schafft meine elektra kaum mehr als 8 bar - und trotzdem schmeckt der ristretto - wenn auch gänzlich anders als aus der cimbali - ganz wunderbar.

    nebenbei: sind die gastromaschinen eigentlich alle auf 9 bar eingestellt?
     
  5. #5 Cremadomm, 09.03.2008
    Zuletzt bearbeitet: 09.03.2008
    Cremadomm

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    Brühdruckreduzierer nett aber notwendig ?

    Ich habe mich gerade in einem anderem Thread ausgelassen bzgl. Tuning.

    Achtung jetzt kommt ein Karton:
    Mich erinnert die Brühdruckreduzierung gerade stark an ein Cremaventil. Die Parameter die man mit genau 9Bar falsch machen darf ohne das der Espresso schlechter wird, macht man trotzdem falsch.
    Mit einem Cremasieb macht man zB nichts (/wenig) falsch wenn man einfach einen im "vorletzten Quartal eingeschweisten Supermarktespresso" ins Sieb löffelt :arrow: die Crema ist macht optisch mächtig was her, und mit etwas glück schmeckt es auch besser, als das was aus fehlbedienten Gastrokisten mit "frisch"gemahlenen Edelbohnen:shock: serviert wird.

    Wenn ich ganz daneben bin, klährt mich bitte auf:-|


    Ich muss dazu sagen, dass ich gestern Abend in einem vorzüglichem Restaurant zu Gast war. Dort hat mich eine gosse 2 Gruppige Rancilio angelacht, ich war häppy, aaber die Siebträger lagen auf dem Abtropfsieb und der Dosierer war Randvoll, im laufe des Abends (3h) wurde nur 1x ein Kaffee gezapft und ich verspührte keine Lust auf Espresso:cry:).

    P.S.
    Falls eine Maschine tatsächlich zu viel Druck produziert (zu Fertigungs-toleranz/-fehler, Verschleiß) muss man natürlich eingreifen. IMHO dürfte in der Preisklasse um 1000Euro die Anzahl der neuen Maschinen mit falschem(!) Druck gering sein!
     
  6. #6 old harry, 09.03.2008
    old harry

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    AW: Brühdruckreduzierer nett aber notwendig ?

    der vergleich hinkt insofern, als dass das "crema"-sieb nicht wirklich crema produziert, sondern schaum.
     
  7. #7 plempel, 09.03.2008
    plempel

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    AW: Brühdruckreduzierer = Schattenparker?

    So viele richtig euphorische Berichte gibt es auch nicht. Ich versuche ja schon länger, z. B. die "modifizierten" 9 Bar Oscarbesitzer zu solchen Berichten zu drängen. Der Hauptvorteil liegt scheinbar wirklich am Handling.
    Richtig interessant und relevant (für mich!!!) sind nur "vorher - nachher" Berichte, nicht diese BZ07- Anfänger-Nummern (sorry)


    Das mag schon sein, aber falls Du immer mit "Einem Bar zuviel" arbeiten müsstest, hättest Du eine andere Technik entwickelt, die das etwas ausgleichen oder auffangen könnte, da bin ich mir sicher.

    Die Jungs und Mädels, die ihre "Hochdruckigen Werksmaschinen" beherrschen, sprechen eben nicht von gigantischen Geschmacksänderungen nach dem Tuning, sondern über Nuancen im Geschmack und mehr Gutmütigkeit bei der Zubereitung.

    Wenn man aber eine "9 Bar Maschine" samt "9 Bar Barista" unter 12, 13 Bar Druck setzt, ist es für mich nur logisch, dass die Ergebnisse katastrophal sind. Dann spricht man auch gern von "ungeniessbar". (Diese Brühdruck-Fundi Aussagen haben mich am Anfang schon schwer geknickt)

    Mein Fazit: Jeder soll's machen wie er will und kann. Hochdruck-Brüher sind per se keine schlechteren Menschen :) und die 9,231556 Bar Expressonisten sollen auch glücklich sein.

    Ps. Und ja, natürlich würde ich auch mit dem Druck experimentieren, wenn das bei der "schöngeredeten" Oscar einfacher gehen würde, nicht falsch verstehen. Aber es geht eben nicht ohne Gebastel - deswegen stürze ich mich aber nicht aus dem Fenster. :-D

    Und jetzt gibt's einen Hochdruck Espresso aus meinem schwer zu bändigendem Oscar-Mustang. Ich spür's, heute wird der Kaffee gut...

    Grüsse an alle einsamen High-Pressure Boys & Girls out there - the last Coffee Bean Heroes :cool:

    Plempel
     
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  8. blu

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    AW: Brühdruckreduzierer = Schattenparker?

    hallo zusammen,
    als damals meine cimbali neu rein kam, haben wilfried und ich gut 2 h damit zugebracht, den fehler fuer den miserablen geschmack zu suchen: vorwaerts und rueckwaerts alles ausprobiert: siebe, kaffee und mahlgrad getauscht, am ende war's das zugeknallte expansionsventil.
    ok, der sprung von 9,5 bar auf 14,5 bar ist vielleicht zu heftig - wir haben am ende jedenfalls ganz schoen gelacht ;-)
    lg blu
     
  9. #9 nobbi-4711, 09.03.2008
    nobbi-4711

    nobbi-4711 Mitglied

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    AW: Brühdruckreduzierer = Schattenparker?

    Weil die Expansionsventile in aller Regel für den Einbau in Festwassermaschinen entwickelt und voreingestellt sind und sich da nicht mit dem Pumpenbypass in die Quere kommen sollen. Eine Nachjustierung wäre eindeutig ein zusätzlicher Aufwand, der den Endpreis schnell mal um einen Hunni nach oben treiben kann, je nachdem wie aufwendig die Endkontrolle normalerweise ausfällt. Ich glaube nicht so recht, dass die Produzenten wirklich jede Maschine probelaufen lassen, was man für eine zuverlässige Reduzierung aber tun müßte.

    Das Weniger an Bitterkeit und Strenge sind tatsächlich eher Nuancen, die der eine völlig vernachlässigt, der andere als himmelweiten Unterschied empfindet. Bitter und sauer werden halt völlig unterschiedlich aufgenommen, das sehe ich immer, wenn ich bei Ralf zu Besuch bin. Und ein Espresso, de von Haus aus bitterer ist, weil da jemand mit 10g brüht, wird deswegen nicht samtweich. Auch die Crema wird speziell zum Brühende hin eher weniger, was manchen optisch enttäuschen kann; mit 12oder 14bar kommt halt Crema ohne Ende. Ob das jetzt ein Qualitätsmerkmal ist...vielleicht ist eher imgekehrt der hohe Druck das Cremaventil? :mrgreen: Ist auf jeden Fall schwieriger, mit 9bar einen bis zum Schluss cremareichen Espresso zu produzieren. Und entlarvt auch alten Kaffee schneller...


    Greetings \\//

    Marcus
     
  10. #10 Barista, 09.03.2008
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    AW: Brühdruckreduzierer = Schattenparker?

    Bei mir war der Sprung auch von ca. 14 auf ca. 9,5 bar, d.h. ziemlich heftig.
    An den Mühleneinstellungen musste ich gleichwohl wenig ändern (ich glaube, ich habe eine Stufe gröber gestellt).

    Gleichwohl ist der Geschmacksunterschied dafür relativ gering. Vielleicht mache ich mich schon heute mal daran, den Druck wieder in den Ausgangszustand zu versetzen. Bin gespannt, ob ich dann einen größeren Unterschied schmecke.

    Klar kann das jeder halten wie er will. In letzter Zeit bekam man hier im Forum aber den Eindruck, mit einer werkseingestellten Maschine könnte man keinen Espresso machen. Manche Anfänger waren und sind in den ersten Postings daher auch erkennbar sehr verunsichert.
    Ich will jetzt nicht alte Threads herauskramen, die Positivberichte waren im Schnitt meiner Erinnerung nach aber schon sehr überschwänglich, was den Geschmacksgewinn angeht.
    Man kam sich ohne "tiefergelegte" Maschine ja schon fast wie ein Underdog ohne Geschmackssinn vor.

    Letztlich ist der Druck auch nur eine Variable wie Mahlgrad, Temperatur, Kaffemenge und wie das bei Gleichungen so ist, kann man die einzelnen Variablen auch ein wenig variieren, ohne das Ergebnis zu verändern (wobei wir hier keine Mathematik betreiben).
    Ich denke nur, dass das Allheilmittel "Brühdruckreduzierung" ein wenig entzaubert werden sollte. In diesem Thread sind die Formulierungen zu dem Geschmacksgewinn schon viel zurückhaltender, was der Wirklichkeit halt wohl näher kommt.
     
  11. #11 cappufan, 09.03.2008
    Zuletzt bearbeitet: 09.03.2008
    cappufan

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    AW: Brühdruckreduzierer = Schattenparker?

    Hallo allesamt,

    ich habe ja meine Domo Super jetzt schon einige Zeit auf 9 Bar reduziert (vorher 12 auf dem Maschinenmanometer, also etwas weniger, vielleicht 11,5 Bar effektiv).

    Wir haben zu dritt in der Zeit einige Kaffeesorten und -alter von superfrisch bis älter (da aus Italien) ausprobiert, diverse Mahlgrade, mehrfach täglich, als Espressi oder Cappus...eigentlich haben wir nur getestet....bis wir gestern das Fazit ziehen mußten, daß der Kaffee zwar super aussieht und schön läuft, duftet...aber einfach nicht so gut schmeckt wie bei zuvor höherem Druck. Es fehlt bei ähnlich feiner Mahlung einfach an Aroma.

    Wir wollen nun den Druck wieder hoch stellen und dann noch mal vergleichen.

    Ich bin gespannt, ob es sich bewahrheitet - aber vielleicht sind wir dann wieder so sehr zufrieden wie vorher bei 12 Bar, wo der Kaffee einfach herrlich schmeckte.

    Die von mir anfänglich wahrgenommene "Frische" und "Leichtigkeit" bei 9 Bar war wohl erste Euphorie, jedenfalls ist sie inzwischen einem Gefühl leider dünneren Aromas gewichen.

    Gerade haben wir unseren Lieblingskaffee in der Mühle und da fehlt auch ganz eindeutig das gewisse Etwas, das er bei höherem Druck hatte.

    Ich finde das schon merkwürdig, da ja die Experten und "alten Hasen" ziemlich eindeutig vom Aroma bei 9 Bar überzeugt sind.

    Könnte es an der Konstruktion der Maschine liegen - schmeckt aus meinem Modell der Kaffee bei 12 Bar vielleicht einfach am besten?

    Und zur Mühe - die Domo Super läßt sich in 10(!!!!) Sekunden (!!!) verstellen. Einfach Gehäuse mit 4 Schrauben abnehmen und hinten an der Schraube drehen, die direkt zugänglich ist.

    Unser Profi-Händler (Gastro-Ausstatter, Großhändler für andere Einzelhändler etc.) hätte bei der Einweisung sicher die 10 Sekunden dafür gehabt, uns den Druck zu verstellen.

    ABER - ich verstehe nicht, wieso Vibiemme selbst in der Bedienungsanleitung die Verstellschrauben für Kessel- bzw. Brühdruck abbildet, die Schrauben auch extra leicht zugänglich konstruiert (damit man eben jederzeit drehen kann) und in die Anleitung auch noch schreibt, der Druck von 9 Bar wäre ideal.

    Möglicherweise soll der Kunde einfach die Freiheit haben, an allen Stellschrauben zu drehen....aber wieso dann der Hinweis auf ideale 9 Bar?

    Keine Ahnung, jedenfalls scheint es doch individuell unterschiedlich zu sein, wie man bei höherem Druck gebrauten Kaffee empfindet.

    Oder aber dieses spezielle Maschinenmodell, die Domo Super, läuft, was den Geschmack angeht, eben einfach ideal bei 12 Bar Brühdruck.

    ???????

    Bin gespannt, ob der Kaffee bei bald wieder 12 Bar dann wieder so toll schmecken wird.

    Vielleicht liegt es auch einfach an uns Dreien, daß wir dieses Aroma so gern mögen. Aber eigentlich haben wir unterschiedliche Geschmäcker, was die Fülle/Stärke/Intensität von Kaffee angeht.

    Mal sehen, wie's wird...

    Nachtrag:
    Und wirklich einfacher fand ich die Zubereitung bei reduziertem Brühdruck leider auch nicht, da ich es schwer finde, bei 9 Bar das ganze Aroma aus der Bohne zu extrahieren. Und Channelling war auch ab und zu ein Thema - bei 12 Bar jedoch nicht (ganz feine Mahlung).
     
  12. #12 Bubikopf, 09.03.2008
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    AW: Brühdruckreduzierer = Schattenparker?

    Fehlt nur noch die Regel: Maximaler Brühdruck = bester Espresso.
    Die Komplexität der Extraktion ist zu groß um sie einfach auf einen Faktor herunter zu brechen. Wenn z.B. durch eine ( hier oft propagierte Methode ) Überdosierung bei korrektem Brühdruck und Flussrate eine Unterextraktion zu einem dünnen Aroma mit hohem Anteil von sauren und bitteren Aromen führt, kann man das t.w. durch eine leichte Temperaturerhöhung ( < sauer, > Extraktionsrate ) oder durch die Erhöhung des Brühdrucks kompensieren, den Fehler beheben kann man aber einzig durch eine korrekte Dosierung. Es darf auch nicht der Extraktionsgrad mit der Stärke des Espresso verwechselt werden. Ein Ristretto ist z.B. ein sehr konzentrierter Espresso ( sehr stark ) bei der gleichen Extraktionsrate eines normalen Espresso, das macht ihn so schwierig und zur " Königsdisziplin ".
    Es ist eben gar nicht erwünscht, das maximale Aroma aus den Bohnen zu holen, sondern selektiv zu extrahieren.
    Über die Wichtigkeit der 9 Bar Regel kann man diskutieren, nicht über deren Richtigkeit. Illy, Schomer und alle anderen Größen des veröffentlichten Sachverstandes zu diesem Thema einfach mal so in Frage zu stellen, sollte dann schon etwas substantieller sein. Es geht wie auch häufig genug von allen Verfechtern des Brühdrucktunings betont um das letzte Quäntchen. Mit klaren Parametern kann man viel gezielter experimentieren und mögliche Fehler in der Zubereitung finden, an Faktoren gibt es reichlich. Deshalb aber eben auch der Rat an Einsteiger, erstmal die Standardparameter einzuhalten und das Handling zu optimieren, wer dann seinen Espresso ein wenig schärfer haben will, kann dann ja immer noch den Brühdruck hoch drehen ( hat bisher aber keiner in die Richtung getunt ).
    Barista hat ja eine Geschmacksänderung festgestellt die sich mit dem deckt, was andere berichten, der Espresso wird weicher, es bleibt aber ein Espresso ( bzw. auch bei 12 Bar produzierte die Maschine Espresso ), einzig die Bewertung der Veränderung ( Maß + Qualität ) steht zur Diskussion. Da ich häufig SO trinke, hauptsächlich reine Arabicas, sehr hochwertige Kaffees bevorzuge ( eher helle Röstungen ) und auf einen weichen, differenzierten Geschmack wert lege, bittere Aromen als unangenehm empfinde ( nicht feinherb) und auch selbst röste, bewerte ich die Veränderungen durch Brühdruckreduktion etwas anders ( größer + wichtiger ), trotz alledem stehen andere Faktoren sicher höher in der Wichtigkeit. Weiches und volles Aroma schliesst sich nicht aus sondern ist stark von der Qualität des Grundmaterials abhängig.
    Gruss Roger
    P.S.: Mein Auto steht permanent in der Sonne, der Autocooler meines Dienstwagens steht auch im heissesten Sommer auf off ( energiesparend ), und in meinen Campinurlauben dusche und wasche ich mich meist kalt.
     
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  13. #13 chelonae, 09.03.2008
    Zuletzt bearbeitet: 09.03.2008
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    AW: Brühdruckreduzierer = Schattenparker?

    Moin,

    die meisten Kaffees bearbeite ich auch mit nur rund 8.5bar -- und das ganz freiwillig. Zu einem gewissen Teil ist es eben auch reine Geschmackssache.

    So genau weiß ich es zugegebenermaßen gar nicht. Allerdings haben die Maschinen, welche ein entsprechendes Manometer mitbringen, meist eine farbliche Markierung für die vom Werk für optimal befundenen Werte. Bei mir sind das 9 bzw. 1.8bar.

    Nee, das, was mir (!) das Zuviel an Brühdruck kaputtmacht, bekomme ich nicht woanders wieder raus. Ich bin mir sicher, daß mein Geschmack nicht den eines jeden anderen treffen wird, aber ich glaube, daß ich mittlerweile recht gut für mich herausgefunden habe, welches der Stellrädchen Temperatur/Brühdruck/Anpressdruck und Mahlgrad in welche Richtung zu drehen ist, um meinem eigenen Gaumen zu schmeicheln. Und das, was ich quasi im unfreiwilligen Blindtest mit einem nach oben abwandernden Brühdruck erlebt habe, war nicht anders zu bekämpfen. Allerdings möchte ich nicht ausschließen, das jemand anderes diese Geschmacksänderung möglicherweise gar als positiv angesehen hätte. Oftmals ist es eben auch eine Frage dessen, woran man sich gewöhnt hat.

    Wo hast Du denn den Druck gemessen? Je nach verwendeten Düsen kann der effektive Brühdruck schon relativ stark über der Brühgruppe abfallen.

    Ich war bislang eigentlich davon überzeugt, daß seine Flußrate eben gerade eine geringere ist als diejenige des (normalen) Espressos. Oder habe ich Dich falsch verstanden? :roll:

    Pfui. :D

    Gruß
    Martin
     
  14. #14 Bubikopf, 09.03.2008
    Bubikopf

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    AW: Brühdruckreduzierer = Schattenparker?

    Hallo Martin!
    Ich habe von Extraktionsrate, nicht von Flussrate geschrieben, klar ist die Flussrate niedriger, der Ristretto sollte aber genau die gleichen Aromen lösen, nur stärker konzentriert sein, einfach weniger Wasser führt zu einer Unterextraktion, der Ristretto ist dann zwar stärker aber wird bitter. Die gleiche Extraktion ist eben die Kunst. Im Süden Italiens wird mehr Ristretto getrunken, aber eben auch stärker geröstet. Eine stärkere Röstung führt zu einer stärkeren Extraktionsrate ( da beim 2.Crack mehr Zellen platzen und daher mehr Aromen sich im Interzellulerraum befinden und nicht diffundieren müssen ). Daher auch die ital. Regel, je dunkler desto weniger Wasser. Ein Ristretto mit einer hellen Röstung ist richtig schwierig.
    Gruss Roger
     
  15. #15 plempel, 09.03.2008
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    AW: Brühdruckreduzierer = Schattenparker?

    Kaffeeenthusiasten haben eben einen anderen Anspruch als normale Kaffeetrinker. (ich gehöre zu den Kaffeetrinkern). Ich finde es nur schade, wenn die Kaffeeenthusiasten die Kaffeetrinker nicht ganz für voll nehmen.

    Auf jeden Fall ist es sehr entspannend, wie sich die Optimier-In-Frage-Steller (sogar "Veteranen") jetzt langsam zeigen. Man kommt sich als Nicht-Druckoptimierter ja wie ein Barbar vor, der alles säuft, was ausflussartig die Maschine verlässt (sorry, so kommt's zum Teil rüber) :-(
    Und der Höhepunkt der letzten Zeit war die BZ07 Sache, wo dieser - Verzeihung - Anfänger geradezu in sein "Abenteuer" hineingeredet (gepostet) wurde. Und dann alle Beteiligten gute Miene zum bösen Spiel machten: "Garantie? - Och, kein Problem - Wir sind doch alle leidenschaftliche Schrauber... "

    Das musste ich jetzt mal los werden, sorry

    Und ob das wirklich schlau ist... aber wie ich Dich einschätze, hast Du da sicher ein Entlüftungsventil eingebaut ;-)

    Gruss
    Plempel
     
  16. Arni

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    AW: Brühdruckreduzierer = Schattenparker?

    Da sind wir wieder einmal bei einer Diskussion über Grenzwerte angelangt. Grenzwerte sind häufig willkürlich gesetzt. Ob das die zuzlässige Abstrahlung von Radioaktivität bei Atomkraftwerken, Schadstoffwerte bei Lebensmitteln oder Ähnliches sind. Auch der der Brühdruckwert von 9-9,5 bar dürfte sich nicht streng wissenschaftlich begründen lassen, weil der Extraktionsvorgang, genau betrachtet, sehr kompliziert ist und von vielen Variablen abhängt. Ich sehe ihn allenfalls als Richtwert, der je nach Maschine, Kaffee etc. auch etwas höher liegen kann. Nicht zu vergessen sind die Geschmacksgewohnheiten, die ja auch nicht normierbar sind.
    Viel wichtiger halte ich die richtige Temperatur des Brühwassers, weil die sich stärker auf das Ergebnis auswirkt als ein leicht höherer oder niedriger Druck.
     
  17. #17 Cremadomm, 09.03.2008
    Cremadomm

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    AW: Brühdruckreduzierer = Schattenparker?

    @all
    Danke für die freundlichen "Aufklährung", ich habe schon mit einem
    "´nicht mal 20 Beiträge alter Frischlich, spielt den grossen Lehrmeister"
    gerechnet.

    Dazu mein Gedankengang, es bezog sich nicht auf die Crema an sich sondern darauf, dass der "SuperCreame Gummi" dafür sorgt dass mit
    billig ST (& Supermarktespresso) immer genügend Druck im Puck herrscht.
    Auf der anderen Seite das Brühdrucktuning dafür sorgt, dass nicht zu viel Druck abgebaut wird (zu fein gemahlen > trotzdem nicht überextrahiert).
    Markus, IMHO hättest Du den Mr.Green weglassen können.

    @Bubikopf
    Dein Post zeigt dass die Problematik viel komplexer ist, als dass man mit ein paar Parametern hin oder her DEN Espresso zaubern kann.

    Da ich blutiger Anfänger bin, habe ich meine Gedanken aus der Elektrik hergeleitet. Die Pumpe ist die Spannungsquelle, Strom fließt abhängig vom Widerstand (idealerweise dem "Bremsvermögen" des Kaffeemehls).
    Quasi zur "Spannungs"stabilisierung wird am unteren Ende der Maschinenqualität per CremaVentil der Druck am Puck stabilisiert (definierter Druck wird aufgebaut).
    Bei anständigen Maschinen erleichtert man sich die Kunst durch Druckbegrenzung (el. Z-Diode) die Hilfe ist das der maximale Druck am Puck begrenzt wird (evtl. weniger Crema, dafür einwandfreies Aroma).
    > Ergo kann ein sehr guter Barista ohne definierte Druckbegrenzung (Expansionsventil)(und ohne Cremasieb sowieso) immer Lecker Espresso zaubern > Mahlgrad, Röstung & evtl. Brühgruppen-/Expansions-ventil(?!?).

    Dieser Faden zeigt, dass selbst sehr Erfahrene Boardys das Phänomen
    (/die Kunst) nicht ganz eindeutig durchleuchten können. Wie oben schon erwähnt, kann die Maschine das Tuning erfordern (Verschleiß/ Toleranzen). Jedoch müsste es IMHO so sein, dass der Maximale
    Brühdruck über dem idealen "Druck am Puck" sein muss.

    Falls ich mich für eine Venus entscheide, würde ich trotzdem auf jeden
    Fall ein einstellbares Expansionsventil mit bestellen. Mann braucht ja auch was zum Spielen, erstmal möchte ich jedoch ohne Studieren. Evtl. passt mein Geschmack ja zu dem evlt. zu hohem maximalen Druck.


    :!:Ich hoffe ich gehe mit meinen Theorien niemanden auf den Geist:roll:
     
  18. #18 marco.fantozzi, 09.03.2008
    marco.fantozzi

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    AW: Brühdruckreduzierer = Schattenparker?

    Hab auch schon versucht den Druck ein bisschen runter und hoch zu jagen, merke aber schon deutliche unterschiede...
    Aber ich denke es kommt sehr auf den Caffé an, ob er mit 15 bar oder 9 bar besser schmeckt, ein eher herber espresso mit anständigem robusta anteil kommt mir bei neun bar deutlich herber raus, (z.b. Musetti Bar oder Zusicaff) wobei mir dabei auffällt, dass auch hier der eine eher unangenehm bitter und der ander angenehm herb und würzig rauskommt. Arabicalastige und vor allem die teuren Edelmarken sind mir bei 15 aber besser (runder?), muss dann zwar feiner gemahlen werden, bekommt man aber einen längeren Nachgeschmack...
    denke das ganze ist mehr philosophie und individuelle geschmacksache.
     
  19. #19 cappufan, 09.03.2008
    Zuletzt bearbeitet: 09.03.2008
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    AW: Brühdruckreduzierer = Schattenparker?

    Hallo nochmals,

    ich will als Learner die Theorie und die Erfahrungen der Boardexperten wirklich nicht anzweifeln.

    Scheinbar finde ich es einfach subjektiv leckerer, wie ich individuell den Kaffee bei 12 Bar (Maschinenmanometeranzeige, also ca. 11 Bar grob geschätzt) hinbekomme. Scheinbar passt das auch zu meinen Lieblingsmarken.

    Ich versuch's jetzt mal wieder bei dem höheren Brühdruck.

    Wichtig finde ich, daß man die Freiheit hat, auszuprobieren und den Kaffee letztlich (ob theoretisch korrekt oder nicht) so zu geniessen, wie man ihn am liebsten mag :)

    Bin ja nach neun Monaten hier im Forum noch dabei zu lernen, aber jetzt will ich einfach mal wieder einen guten Kaffee trinken :)

    Vielleicht kann ich in der Zukunft ja noch mehr "rausholen" ;-)




    @Martin,
    ich habe am Maschinenmanometer abgelesen. Wie ich hier im Forum erfahren habe, soll der Unterschied zum Siebträgermanometer bei der Domobar ungefähr 0,5/1 Bar betragen (vermutlich gilt das auch für die Domo Super). Mein Maschinenmanometer liegt aktuell meist bei 9,5/10 während des Bezugs. Bei der Auslieferung hatte die Maschine einen Druck von ca. 12 Bar auf dem Manometer, also dann vermutlich ca. 11 Bar real. Es sei denn, der Druck fällt eben doch deutlicher ab?
    Ich werd den Kaffee (kenne diese Sorte jetzt schon gut) jetzt mal wieder bei höherer Maschinenmanometeranzeige probieren und dann vergleichen.



    Nachtrag:
    Eben bei gleichem feinem Mahlgrad bei 11,9 Bar (Maschinenmanometer, also vermutlich 11 Bar über'n Daumen) - der Kaffee schmeckt (mir) wieder super :)
     
  20. #20 cappufan, 09.03.2008
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    AW: Brühdruckreduzierer = Schattenparker?

    Hallo Marco,
    das würde sich mit meinen Empfindungen decken! Sehr interessant.
     
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Brühdruckreduzierer = Schattenparker?