Erfahrungen mit der Malwani Livi (Serie 2)

Diskutiere Erfahrungen mit der Malwani Livi (Serie 2) im Mühlen Forum im Bereich Maschinen und Technik; Hallo Zusammen, ich bin noch neu hier im Forum, lese jedoch schon seit ein paar Jahren eure Beiträge. Bisher habe ich meine Espressos mit der...

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  1. #1 Handmahler, 10.08.2021
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    Hallo Zusammen,
    ich bin noch neu hier im Forum, lese jedoch schon seit ein paar Jahren eure Beiträge.
    Bisher habe ich meine Espressos mit der Kombination von ROK (Mühle + Kaffeemaschine) gemacht. Ich finde das Design nach wie vor sehr gut, aber das Ergebnis ist nicht zufriedenstellend. Ich wollte mich in folgenden Punkten verbessern: 1) der Espresso sollte warm sein und 2) einige Röstungen ließen sich nicht fein genug mahlen.
    Zu Punkt 1) habe ich mir nach etlichen Überlegungen (und Kontostandsprüfungen) eine Strietman CT2 zugelegt. Ein Schritt, den ich jeder Zeit so wieder machen würde.
    Zunächst habe ich noch mit meiner ROK Mühle gemahlen. Wouter Strietman hat mir aber nahe gelegt, dass eine sehr gute Mühle das Geschmackserlebnis noch einmal deutlich verbessern würde. Da ich die Handarbeit liebe und außerdem den seitlichen Drehgriff der ROK sehr komfortabel finde, blieben nach Recherche nur 2 Mühlen übrig: HG1 oder Livi. Entschieden habe ich mich dann für die Livi, da sie mir von ihrer Konstruktion noch robuster und langlebiger erschien. Besonders trifft das auf die Serie 2 zu, da sie statt aus Aluminium aus verchromten Stahl besteht. Knapp 18kg Eigengewicht sprechen da für sich. Mittlerweile nutze ich die Mühle seit einigen Monaten und würde auch diesen Kauf jederzeit genau so wiederholen.

    Ich habe aus eigenem Interesse einen kleinen Vergleich zwischen der ROK und der Livi gemacht. Mein Ziel war es zu sehen, ob sich der hohe Preis der Livi auch im Ergebnis niederschlägt. Dazu habe ich folgende Versuche angestellt:
    1) Grober Mahlgrad: Bei der Livi hat der Einstellknebel 2 Endanschläge, so dass die max / min Korngröße definiert ist. Beim groben Anschlag ist das Korn so grob, dass es etwas größer ist, als für eine French Press nötig. Die ROK hat eine Einstellschraube, mit der sich der Mahlkonus soweit verstellt werden kann, wie es das Gewinde auf der Spindel zulässt. Ich habe hier auf eine vergleichbare Korngröße gestellt.
    Ergebnis: Bei der Livi kommt einheitlich grobes Korn heraus. Bei der ROK ist ein sehr hoher Anteil feinen Staubes dabei. Da ich ab und zu einen Kaffee aus der French Press trinke, hat mich hier bisher immer der Bodensatz in der Tasse gestört. Das ist jetzt bedeutend besser geworden.

    2) feiner Mahlgrad:
    Die Skala der Livi geht von 1 (Grob) bis 10 (Fein). Meine Röstungen mahle ich im Bereich zwischen 6,8 bis 8,3. Auf Stellung 10 ist das Kaffepulver so fein, dass ich mit meiner Maschine keinen Tropfen Kaffee durchgepresst bekomme. Auch in dieser Einstellung ist keine Berührung der Mahlscheiben hörbar. Anders die ROK: ab einem gewissen Mahlgrad reiben die Scheiben aufeinander, mehr Feinheit ist dann nicht mehr rauszuholen. Ich habe eine Espressosorte, die sich mit der ROK nicht so fein mahlen ließ, dass man sie bei annehmbaren Druck über 30s durchlaufen lassen konnte. Effekt: der Espresso war fast ungenießbar sauer. Mit der Livi ist dieser Espresso immer noch sehr kräftig, schmeckt mir aber als Latte Machiato jetzt hervorragend.
    Ergebnis unter dem Mikroskop: Die Livi bringt auch hier eine gleichmäßige Korngröße. Die ROK hat auch beim feinen Mahlen gröbere Körner dazwischen. Das führt dazu, dass mit der Livi etwas mehr Espresso in den Siebträger passt. Außerdem ist das Ergebnis reproduzierbarer. Ich kann mich morgens darauf verlassen, dass ich bei gleichen Einstellungen immer wieder einen hervorragenden Espresso bekomme.

    Ich hätte nicht gedacht, dass eine gute Mühle wirklich ein so viel besseres Ergebnis bringt. Aber es hat sich gelohnt. Bei dem höheren Preis ist das das Wichtigste, aber auch die Technik sollte kurz bewertet werden:
    Mahlwerk:
    Beides Stahl-Konus Mahlwerke. ROK mit 43mm Durchmesser, Livi mit 82mm Durchmesser.
    Antrieb:
    Die Antriebswelle der ROK ist wesentlich dünner und Gleitgelagert, während die Livi hier auf Kugellager setzt. Die ROK hat eine 1:1 Übersetzung, was bei dem kleinen Mahlwerk von den Kräften her auch passt. Die Livi braucht eine 1:3 Übersetzung, damit die Kräfte an der Kurbel stimmen. Das hat zur Folge, dass man an der Livi für die gleiche Menge Kaffeepulver mehr Kurbelumdrehungen braucht. Die ROK hat Kunststoffzahnräder, die sehr leise laufen, Livi setzt auf Stahlzahnräder. Bei mir waren die nicht geschmiert, weshalb man ein leichtes Laufgeräusch hört.
    Mahlgradeinstellung:
    Bei der ROK wird unter dem Mahlwerk mit einer Einstellschraube direkt der Mahlkonus auf der Welle verschoben. Die Welle ist in diesem Bereich abgeflacht. Über die Fläche wird der Mahlkonus mitgenommen. Da die Passung nicht sehr genau ist, tritt hier auch etwas Spiel im Mahlwerk auf. Das Kaffepulver fällt über die Einstellschraube, so dass sich dort immer Kaffepulver ablagert.
    Bei der Livi erfolgt die Einstellung vor oben. Hier wird über eine Schraube die gesamte Welle mit fest verschraubtem Mahlkonus verschoben. Durch die Präzise Lagerung ist kein Spiel im Mahlwerk vorhanden. Etwas Spiel merkt man in der Kurbel trotzdem, da in der Übertragung des fest stehenden Einstellrades auf die drehende Welle minimal Spiel ist. Das wirkt sich aber nicht auf die Wiederholgenauigkeit der Mahlgradeinstellung aus.
    Standfestigkeit:
    Die ROK ist wesentlich leichter, aber standfester. Sie hat am Boden eine Art Klebe-Gummi, mit dem sie auf einer sauberen, glatten Oberfläche haftet. Auf einer Standard Küchenarbeitsplatte hält das Bestens. Bei Verschmutzung lässt sich das Gummi mit Wasser reinigen. Die Livi steht aufgrund ihres Gewichts recht sicher. Man muss sie aber bei leicht gerösteten Bohnen oben mit der zweiten Hand festhalten, damit sie nicht wegwandert.
    Verschmutzung:
    Bei der ROK fällt das Mahlgut nach unten in einen Behälter. Da immer Mahlgut auf der Einstellschraube liegen bleibt, fällt beim Wegnehmen des Behälters immer etwas daneben. Bei der Livi hängt ein Trichter mit Stopfen magnetisch unter dem Mahlwerk. Da kann nichts daneben gehen. Aus dem Trichter kann man durch ziehen des Stopfen sauber in das Sieb umfüllen. Einzig der Holzdeckel vom Mahlwerk ist nicht ganz geschlossen. Hier hüpfen immer Bruchstücke von Bohnen raus, weshalb ich jetzt immer etwas Papier über den Spalt lege.

    So, das wars erst einmal, was ich zur Malwani Livi erzählen wollte. Ich glaube man merkt, dass ich ein Fan dieser Mühle bin, wollte das aber auf jeden Fall einmal mit euch teilen. Man liest insegamt ja recht wenig über diese Mühle, daher würde mich einmal interessieren, ob ihr diese Erfahrungen teilen könnt.

    Grüße
    Jan
     
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  2. #2 S.Bresseau, 11.08.2021
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    Glückwunsch zu diesem tollen Teil, hat mir immer gut gefallen. Und Danke für den ausführlichen Test!

    Man sollte vielleicht erwähnen, dass die genannte ROK etliche Preisklassen unterhalb der Malwani liegt und es diverse deutlich bessere Handmühlen mit vergleichbarem Preis gibt. Und dass man für den Preis der Livi auch elektrische Single Dosing Mühlen bekommt...

    Das Konzept ist schon recht speziell. Einerseits relativ schwer und unhandlich, anererseits rein manuell. Die Zielgruppe derer, die das wirklich so brauchen, dürfte nicht sehr groß sein, evtl. Wohnmobilbesitzer. Und natürlich diejenigen, der sich für ein schönes Stück handgearbeitete Präzisionsmechanik begeistern können.
    Die Erkenntnis gibt es eigentlich fast immer :)
     
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  3. #3 Handmahler, 11.08.2021
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    Danke für die Blumen und: Ja, die Aussagen stimmen wohl: Die ROK spielt in einer viel niedrigeren Preisklasse. Daher wäre es schlimm, wenn die Livi nicht sehr viel besser abschneiden würde.
    Außerdem bin ich ein Liebhaber von feinem Maschinenbau an dem man auch selber "arbeiten" kann. Aus diesem Grunde habe ich mich bewusst wieder für eine Handmühle entschieden. An der Livi hat mir besonders die seitliche Kurbel und der plastikfreie Aufbau gefallen. Außerdem finde ich es auch schön, dass es noch kleine Betriebe gibt, die so etwas aus reinem Interesse an gutem Kaffee entwickeln und in kleinst-Serien von Hand fertigen. Aber wie du schon sagst, muss man das mögen und es gibt in diesem Preisbereich vergleichbare Handmühlen und elektrische Mühlen.
     
  4. #4 S.Bresseau, 11.08.2021
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    Neben der HG1 und der Kinu M68 fällt mir aktuell keine ein.
     
  5. Seb99

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    Ist die Firma Malwani noch aktiv? Irgendwie gibt es seit einiger Zeit keine Möglichkeit mehr auf die Webseite zu gelangen.
     
  6. #6 juergen192, 21.11.2023
    juergen192

    juergen192 Mitglied

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    Hallo,
    seit nunmehr 5 Jahren nutze ich eine LIVI (wohl noch die 1. Serie; hatte noch eine kleine Schublade im Fuß). Geschmacklich hat sie einen Fortschritt bzgl. Körper und Intensität im Vergleich zu meiner vorigen Mühle (Ceado) und auch heute noch zur gleichzeitig betriebenen Niche Zero gebracht. Wer gern von Hand kurbelt und diese Optik mag, kann das für sehr lange Zeit geniessen! Würde ich sie abgeben? Vielleicht aus Neugier auf eine Titus, Kafatek, Weber? Dieser kleine Virus kann dann schonmal piesacken...
    Mit freundlichem Gruße,
    Jürgen
     
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  7. majoj

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    Am 10.11. war die Seite noch erreichbar.
     
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  8. #8 lud.wig, 22.11.2023
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    Ich habe jetzt gerade keine Probleme drauf zu kommen, vllt nur n kurzer Schluckauf.
     
  9. majoj

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    Ach guck, heute Nachmittag war die URL geparkt.
     
  10. #10 eltorro, 14.03.2024
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    Wäre es theoretisch nicht auch machbar in die Livi einen Motor einzubauen?
    Wenn man die Kurbelarmaufnahme entfernt, ergibt sich doch ein wenig Platz im oberen Gehäuse upload_2024-3-14_21-33-8.jpeg
     
  11. #11 eltorro, 20.04.2024 um 16:26 Uhr
    Zuletzt bearbeitet: 20.04.2024 um 23:34 Uhr
    eltorro

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    Was muss ich denn beachten, wenn ich das Mahlwerk der Livi tauschen will? Hab ein Mazzer Robur hier.
    Hab da keine Erfahung wegen Nullpunkt oder sowas.

    EDIT: Ok, war einfacher als ich dachte. Durch die Nut des Kegels ist er scheinbar immer richtig ausgerichtet. Also einfach aus und einschrauben, fertig.
     
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