kleine La San Marco Handhebelmaschine Tipo F3

Diskutiere kleine La San Marco Handhebelmaschine Tipo F3 im Restaurierungen und Raritäten Forum im Bereich Maschinen und Technik; Nachdem ich diese Maschine vor drei Jahren hier mal gezeigt hatte, habe ich mich vor ein paar Monaten nun doch entschlossen, das Unterteil neu...

  1. #1 vectis, 17.07.2022
    Zuletzt bearbeitet: 18.07.2022
    vectis

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    Nachdem ich diese Maschine vor drei Jahren hier mal gezeigt hatte, habe ich mich vor ein paar Monaten nun doch entschlossen, das Unterteil neu lackieren zu lassen, da für meinen Geschmack doch zu viele Lackmacken und andere Farbanhaftungen beim Originalzustand vorhanden waren.
    Eine Lackiererei, die mir schon das Gehäuse einer Ducale Lady Duchessa gut lackiert hatte, war in der Lage mit Hilfe von Farbkarten des Herstellers Sikkens den originalen türkisfarbenen Lackton annähernd festzustellen und anzumischen. So sah es dann zunächst aus:

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    Aber sowohl die Demontage als auch die Montage der kleinen La San Marco stellten sich als echte Herausforderung dar, denn sowohl die Verbindung zwischen Unterteil und Kessel, als auch der sehr begrenzte Raum für die elektrischen Anschlüsse an den beiden Schaltern und den Heizelementen, sowie der innen vorhandenen Beleuchtung, bedeuten ein ziemliches Gefrickel.

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    Dann kam, was kommen musste. Die vor drei Jahren noch funktionsfähigen Kolbendichtungen taten es nicht mehr und beim Füllen des Kessels lief das Wasser gleich aus der Brühgruppe heraus. Neue Kolbendichtungen hatte ich von Francesco Ceccarelli schon vorsorglich da, nur ist deren Austausch eine echte Aufgabe.

    Diese Maschine hat einen geteilten Kolben, dessen oberes Teil den unteren Federteller darstellt, welcher mit einer Kontermutter gesichert ist. An sich soll das gewährleisten, dass man das untere Teil des Kolbens mit den beiden Dichtungen von unten aus der Brühgruppe herausdrehen kann, ohne dass sich das obere Kolbenteil von der Kolbenstange bei unter Spannung stehender Feder mit abdreht.
    Das kann man bei diesem Vorgang jedoch leider weder feststellen, noch unterbinden. Daher kam mir schließlich der Kolben komplett entgegen und die Feder war vollends entspannt.
    Zur Veranschaulichung der erwähnten Komponenten hier einige Fotos, die mir Francesco netterweise hat zukommen lassen:

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    Für den Zusammenbau bedeutete dies in meinen Fall zunächst das erwähnte obere Kolbenteil gegen die Kraft der Feder wieder an die Kolbenstange zu bringen um dieses dann mit einem geeigneten Werkzeug über das vorhandene Gewinde zu befestigen, dann die Kontermutter anzubringen, um danach den eigentlichen Kolben mit den Dichtungen montieren zu können.
    Dazu bastelte ich mir eine Vorrichtung mit einem Bohrständer, dessen Führungsstange glücklicherweise um 180 Grad versetzt werden kann, denn sonst hätte ich die Hebel-/Brühgruppe nicht so sicher abstützen oder einspannen können. Nun führte ich in das obere Kolbenteil eine passende Schraube ein, um über diese und ein Stück Holz das Kolbenteil mit Hilfe des Bohrständers an die Kolbenstange zu bringen. Dann mit etwas Gefühl mit einer passenden gewinkelten Zange bei wenig Platz gedreht bis die Gewindeverbindung griff, dann die provisorisch verwendete Schraube entfernt, damit soweit gedreht werden kann bis der Anschlag der Kolbenstange erreicht ist. Danach kann dann die Kontermutter aufgebracht werden, vor die ich nun einen Sprengring aus Edelstahl eingesetzt habe, damit sich bei der nächsten Demontage nicht wieder die ganze Kolbeneinheit abdreht.

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    Hier sieht man das Aufdrehen auf die Kolbenstange. Das geht dann allerdings noch gute 3cm gegen die Kraft der Feder, weswegen ich die Auflagefläche gut gefettet habe, damit der Widerstand bzw. die Reibung möglichst reduziert wird.
    Die gerade Zange stammt übrigens aus dem Werkzeugfundus meiner lieben Frau. Man(n) muss ja nicht jedes Werkzeug selbst besitzen.;)

    Irgendwann sieht es dann so aus, also nach Einsetzen des Duschsiebs, welches mit einer Federspange in einer Nut fixiert wird:

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    Bei diesem Arbeitsgang wurde auch die steinharte Siebträgerdichtung herausgemeisselt, alles gesäubert und die hier zu sehende neue Siebträgerdichtung eingesetzt.

    Die Hebel-/Brühgruppeneinheit ist mit dem Kessel über zwei Verschaubungen fixiert, oben mit einer 18mm- Mutter, unten wegen des mit einem größeren Durchmesser gefertigten Wasserzulaufs in die Brühgruppe mit einer recht großen 30mm-Mutter, wobei am besten ein entsprechender Ringschlüssel verwendet wird, damit man unter den beengten Verhältnissen immer wieder neu ansetzen kann, was mit einem Gabelschlüssel kaum geht.

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    Schließlich ein erster Test. Die elektrischen Anschlüsse waren in Ordnung, kein Wasseraustritt aus der Brühgruppe dank der neuen Kolbendichtungen. Die Maschine heizte hoch, innen leuchtete die rot lackierte kleine Lampe (auf den Fotos leider nicht zu sehen), aber das einstellbare Druckventil im Kesseldeckel reagierte zu früh. Daher gelang der erste Bezug lediglich prinzipiell und war gerade noch halbwegs trinkbar.

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    Auf diesem Foto ist auch zu erkennen, dass noch die Farbmarkierungen in den kleinen Vertiefungen ober- und unterhalb der Schalter fehlen. Das sind dann schwarze bzw. rote Farbtupfer, welche ich später noch anbringen werde.
    Davor steht nun aber die Justierung des Druckventils an, damit die Maschine ähnlich wie bei der Faema Faemina akustisch den richtigen Betriebsdruck signalisiert, so dass man das eine Heizelement abschaltet und nur noch der Betriebdruck über das schwächere Heizelement gehalten wird. Das ist dann aber nur noch die Feinabstimmung.
    Zunächst aber bin ich einfach nur zufrieden, diese sehr durchdacht konstruierte, aber leider ggf. recht wartungsaufwändige Maschine wieder betriebsfähig bekommen zu haben. An sich braucht man für den Wechsel der Kolbendichtungen mehrere passende Nutmutternschlüssel, oder ein selbstgebautes Werkzeug.

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    Die Unterseite des Kolbens ist tatsächlich verchromt, wird also nicht so schnell mit Kaffeeanhaftungen versehen.

    Für diese recht seltenen Handhebelmaschinen aus den 1960er bis 1970er (es gibt drei bis vier Versionen) Jahren bekommt man die erforderlichen Dichtungen nur noch bei Francesco Ceccarelli. Daher bin ich ihm einmal mehr für seinen hervorragenden Service sehr dankbar. Die Entscheidung zur neuen Lackierung habe ich nicht bereut.

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    Der waagerechte Strich im Schauglas, welches im Fall der kleinen La San Marco eher eine dicke Glaslinse ist, dürfte durch sogen. Glaskorrosion infolge längerer Zeit im Kessel stehenden Wassers bei einem Vorbesitzer entstanden sein. Wie ich einem Fachartikel entnehmen konnte, scheint gerade Borsolitglas dafür anfällig zu sein. Leider kann man das nicht mehr entfernen, da es sich um einen chemischen Prozess handelt, der die Glasoberfläche angreift bzw. stumpf macht. Manche andere Besitzer einer solchen Maschine haben mir bestätigt, dass auch bei ihren Maschinen dieser Effekt eintrat, während kaum benutzte oder gut gepflegte Maschinen dann eine unversehrte Glaslinse haben. Irgend etwas ist ja immer... (wie z.B. die im Hintergrund vorhandenen Spinnweben)

    Gruß Vectis
    :D
     
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  2. #2 vectis, 18.07.2022
    Zuletzt bearbeitet: 18.07.2022
    vectis

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    Als Nachtrag für Interessierte hier der link zu dem Exemplar von Francesco Ceccarelli:
    iris

    In fast Neuzustand und daher mit Glaslinse ohne Beeinträchtigungen.
    Diese Maschinen wurden in mehreren Farbtönen lackiert. Es gab sie in diesem lindgrün, aber auch mit weißer, gelber und türkisfarbener Lackierung. Ein bekannter niederländischer Sammler besitzt eine dunkelgrün lackierte Maschine. Spätere Modellversionen aus der Sammlung von Luca & Valentina weisen auch orange und blau auf.
    Vor ein paar Monaten bot ein aus Italien stammender Anbieter eine Tipo F3 in kräftig grasgrüner Lackierung bei e...-Kleinanzeigen an. Die war dann blitzschnell verkauft. Wäre interessant zu erfahren wer diese Maschine nun besitzt. Vielleicht ja ein hiesiger Boardie?
     
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  3. #3 vectis, 22.09.2022
    Zuletzt bearbeitet: 22.09.2022
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    Mir fiel neulich auf, dass noch Fotos von der Rückseite mit dem schönen Schriftzug fehlen. Leider lassen sich die vormals ziemlich verdreckten Zwischenräume sehr schlecht säubern. Und Abnehmen des Schriftzugs geht nicht, da dieser festgelötet wurde. Ich werde da demnächst noch etwas mit einem Dremel und einem kleinen Messingbürstenaufsatz vorsichtig drangehen. Hier nun also die Bilder:

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    ;)

    Diese Frage kann nun mit "Ja" beantwortet werden, aber ich möchte dem Besitzer nicht vorgreifen. Vermutlich kommt da demnächst eine Vorstellung dieser anderen Tipo F3.
    :D
     
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