[Restaurierungen] La San Marco

Diskutiere [Restaurierungen] La San Marco im Restaurierungen und Raritäten Forum im Bereich Maschinen und Technik; Ich starte hier mal besser sowas wie einen Sammel- Fred, denn es werden wohl ganz sicher noch ein paar mehr Modelle dieser Marke kommen. Ich habe...

  1. #1 turriga, 01.08.2021
    Zuletzt bearbeitet: 01.08.2021
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    Ich starte hier mal besser sowas wie einen Sammel- Fred, denn es werden wohl ganz sicher noch ein paar mehr Modelle dieser Marke kommen.
    Ich habe ja mit einer zweigruppigen LSM 69 für das Büro mit der Restauration von Gastro- Maschinen mal begonnen, meist Handhebler, bin nicht ohne Grund dieser Marke immer treu geblieben, auch wenn gerade die anderen La- Marken zwischenzeitlich mal stärker in den Fokus gerückt sind. Auch an Faema und Gaggia kommt man schlussendlich nicht vorbei, wenn man sich mit diesem Thema intensiver auseinandersetzt, dafür sind die einfach zu präsent (und auch zu gut).

    LSM 75

    Die erste hier nun gezeigte Maschine ist eine LSM 75, bin mir nicht sicher, ob diese auch Export genannt werden kann, denn sie hat zwar das schönere, schmale Gehäuse einer Export, ist aber eine Dipper- Version, ganz ohne HX und Rückschlagventil und auch mit obenliegender Heizung.
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    Eigentlich habe ich die Maschine nur in Angriff genommen, weil ich dafür eine deutlich seltenere LSM „im Tausch“ (mit Wertausgleich) bekommen konnte, sollte diese „nur rein technisch instandsetzen“, so der Deal. Darum musste die auch kurzfristig (aber dringend) dazwischen geschoben werden, obwohl nicht geplant.
    Schlussendlich ist es dann doch fast eine Komplett- Restauration geworden, nicht nur komplett neue Dichtungen, sondern etwa auch das Sandstrahlen und Streichen des zuvor zu rostigen Rahmens, neue Federn…... Das Manometer ist leider (wie hier öfter mal) nicht mehr das Originale, schon etwas schade.
    Lediglich das goldenfarbene Gehäuse wurde nicht in Angriff genommen, auf den Bildern ist eines in Orange (meiner eigenen Export entliehen) zu sehen, der Besitzer überlegt noch, welche Farbe er haben möchte.
    Keine komplexe Sache, eigentlich, wenn da nicht diese vermaledeiten Kessel- Imbusschrauben (in einem unter den Flanschen liegenden Messingring mit Gewindelöchern) verschraubt wären, deren Köpfe leider sehr weich, das Gewinde im Messing meist brutal festgebacken sind und sehr nah und dabei tief an der Kesselwand liegen würden, das Ausbohren ist hier eine wahre Challenge (ein echter Sch****x).
    Fortsetzung folgt!
     
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  2. #2 condino, 04.08.2021
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    Ich hänge mich mal ein, zwar haben andere hier an Bord durchaus ältere "LSM-Rechte", ich bin nur gerade arg LSM-begeistert, nach der gerade finalisierten Überholung einer Tipo 6_. Ursprünglich hatte ich 1993 mit Faema e61 angefangen, und es hat rund 20 Jahre gebraucht, bis ich "fremd gegangen" bin. Aber mit inzwischen 3 LSM-Maschinen bin ich von dieser Verbindung aus Robustheit, Einfachheit und Design so begeistert, dass LSM meine Lieblingsmarke geworden ist. Geschmack ändert sich also doch mit den Jahren. Zeigen möchte ich hier meine erste LSM, eine zweigruppige

    LSM Olympic
    1963, läuft mit HG-Presso und Bleib-Gewicht.

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    Der Traum bleibt eine Lollo, war ja sogar vor ein paar Wochen erhältlich, allerdings hatte ich kein Glück mit meinem Lottoschein ;-). Vor ein paar Jahren hatte ich noch eine eingruppige Disco Volante mit lackierter Chromhaube (autsch !) für 2.500 in IT stehen gelassen, weil mir zu teuer - heute würde ich das wohl nicht mehr. Wer weiß ...
     
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  3. #3 turriga, 05.08.2022
    Zuletzt bearbeitet: 05.08.2022
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    Bevor wir nun bei den Disco Volante tiefer einsteigen, macht es hier vielleicht Sinn, die Historie der 1920 von den Brüdern Romanut ursprünglich in Udine gegründeten Firma La San Marco und deren frühere Modell zuerst noch etwas zu durchleuchten. Diese Firma existiert zwar noch heute, ist allerdings durch mehrere Besitzerhände gegangen und das Geschichtsbewusstsein ist vielleicht daher bisher auch etwas "übersichtlich". Außer dem hier im KN schon gezeigten Regal , gibt (gab?) es zum 100jährigen noch diese Ausstellung mit einigen dieser Exponate am heutigen Produktionsort (Via Marziano Ciotti, 51, 34072 Gradisca d'Isonzo GO, Italien), die man allerdings auch virtuell besuchen kann.
    La San Marco
    Nicht sehr umfangreich, auch einige deutliche Schwächen (etwa der Hopper und die Deckel der Disco Volante sind wiederum immer noch nicht original), allerdings gibt es auch schon auch dort drei Modelle zu sehen, die wirklich ausgesprochen selten und vielleicht ja sogar einzigartig sind, wie etwa das erste dieser Firma überhaupt, das Model 1 von 1920 oder auch deren erster Handhebler, die wundervolle Atlantic, deren Brühgruppe ganz ähnlich für die Lollobrigida, Disco Volante und Olympic weiterentwickelt wurde. Das Produktionsdatum mit (1945 angegeben) wirft allerdings schon auch Fragen auf, denn eigentlich gilt ja eher die Gaggia Classica von 1948 als die erste Handhebel-Maschine.
    Besonders an La San Marco ist vielleicht schon, dass dort das Thema HH weiterhin einen gewissen Stellenwert genießt, wie man auch an dem aufgelegten Jubiläumsmodell sehen kann, die Brühgruppen mit Basis aus den 70ern (modello 64 und 69) ja heute noch produziert werden.
     
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  4. #4 turriga, 10.08.2022
    Zuletzt bearbeitet: 10.08.2022
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    Hier nun also der Startpunkt, vielleicht gelingt es uns ja, die Modell-Historie dieser geschichtsträchtigen Firma hier nun weitgehend chronologisch abzubilden und etwas zu durchleuchten:
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  5. #5 turriga, 10.08.2022
    Zuletzt bearbeitet: 11.08.2022
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    Das allererste Modell (model1) von 1920 wirft schon erste Fragen auf, da das in der Ausstellung gezeigte Model 1 nicht wirklich identisch mit dem abgebildeten in der Firmen-Chronologie ist:

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    Dies ist sehr viel ähnlicher zu dem auf der Mumac-Seite gezeigten Model 313A (dort auf 1925 datiert).
    Vielleicht zeigt es ja auch nur die Maschine ja nur noch vor einer Restauration, allerdings ist zum Beispiel die Firmen-Plakette definitiv auch eine andere.
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    [Bilder von der LSM-Firmenhomepage und Collezione Enrico Maltoni-Seite.]
     
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  6. #6 turriga, 11.08.2022
    Zuletzt bearbeitet: 11.08.2022
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    Zu dem Modell 313 lassen sich dann noch ein paar weitere Informationen aus dem Ende der Zwanziger finden, eine Beschreibung mit Detail- Zeichnungen der BG und der kompletten Maschine

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    ........und noch diese Firmen-Information über den irreperablen Zustand einer untersuchten Maschine mit Abbildung eines hier viergruppigen Säulenbrühers dieses Modells.

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    [Bilder von Davide`s FB-Seite: Espresso Vintage Passion]
     
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  7. #7 turriga, 12.08.2022
    Zuletzt bearbeitet: 12.08.2022
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    Nach diesem Modell 313 ging es (ab 1925 laut Mumac, 1935 laut Firmen-Hompage) mit dem Modell 900 weiter, eine radikale Abkehr vom eher "barocken" Design, welches viele Hersteller in ähnlicher Form in der Zeit anboten, zu einem sehr reduzierten, puren und geradlinigen Design, dies sogar und ganz besonders auffällig beim oben krönenden Löwen.

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    Aus meiner Sicht gab es das Modell in drei sehr unterschiedlichen Größen, von den stattlichen Gastro-Brühern zu einer deutlich kleineren Version wohl nur für sehr kleine Lokale (oder sehr wohlhabende Haushalte).

    Groß und "Mittel" (vier- und zweigruppig) im Vergleich zu Model 313:
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    "Mittel" (zweigruppig):
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    Klein:
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    Hier wird der gewaltige Größenunterschied (mittel zu klein) nochmal sehr plakatif und überdeutlich:
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    [Bilder von Davide`s FB-Seite: Espresso Vintage Passion, LSM-Firmenhomepage und Collezione Enrico Maltoni-Seite]
     
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  8. #8 turriga, 13.08.2022
    Zuletzt bearbeitet: 13.08.2022
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    Hier noch die Ansichten der 900 in der großen, zweigruppigen Variante (hier dann auch ganz ohne Löwen), hätte ich fast auf der Mumac- Seite ganz übersehen:

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    Bin sonst meist kein großer Freund dieser auf die Maschinen aufgesetzten Skupturen, bei diesen Löwen verhällt sich dies allerding doch ganz anders:
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    [Bilder von Davide`s FB-Seite: Espresso Vintage Passion und Collezione Enrico Maltoni-Seite]
     
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  9. #9 wiegehtlasanmarco, 14.08.2022
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    Was mir aufgefallen ist, ist dass das Typenschild auf der 900er schon genauso aussieht wie noch bis zur LSM 75 (die deutschen LSM 80 und höher hatten zumindest dann ein anderes Typenschild)
    Der stilisierte Löwe hat was.
     
  10. #10 turriga, 14.08.2022
    Zuletzt bearbeitet: 14.08.2022
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    Auch die runden Bakelit-Räder mit den Blechschildchen wurden so jahrzehntelang beibehalten.

    Welches Modell dann kam, wird nun nochmal etwas schwieriger zu bestimmen. Ichdachte zunächst, es wäre das Model 42 (1942?), welches es dann später (nach dem 2. Weltkrieg) mit sehr ähnlichem Gehäuse auch noch in der Handhebel- Variante als Model 52 gab (in der Firmen-Chronik allerdings dort nicht auftaucht).
    Bei der "Atlantica" hingegen verhält es sich genau umgekehrt, die Handhebel-Maschine (parallel zur Lollo) ist diesmal dort aufgeführt, der frühere Brüher mit dem Namen allerdings gar nicht. Beziehungsweise ist eher auch fraglich, ob der in der Firmen-Chronologie genannte Name für den HH denn überhaupt stimmt (und nicht etwa " La Super La San Marco" wie auf einem Prospektzu lesen). Dank des Hinweises mit entsprechenden Bildern einer hier abgebildeten Firmen- Faltkarte (zusammen mit der 900), sowie einer Barszene von @ezlbaak (bei dem Arno-Flood-Bilderrätsel schon mal gezeigt) ist doch eher wahrscheinlich, dass es den wundervollen Brüher L`Atlantica" doch noch vor dem Model 42 gab.

    Model L`Atlantica:
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    Für mich eines der schönsten Bilder einer historischen Maschine sogar noch an ihrem angestammten Einsatzort:
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    Besonders ist hier der Kessel unterhab im Bartresen, was es später nochmals bei den HH ähnlich gab (und ja auch heute allerdings anderswo wiederentdeckt wurde).

    Model 42:
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    [​IMG]

    [Bilder von @ezlbaak und Collezione Enrico Maltoni-Seite]
     
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  11. #11 condino, 14.08.2022
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    Wirklich ein tolles Bild, und macht zudem neugierig, welche Mühle der Kunde am Tresen da (leider) abdeckt.
     
  12. #12 turriga, 14.08.2022
    Zuletzt bearbeitet: 14.08.2022
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    Ich war zunächst beim Durchzählen auch etwas erstaunt, wieviele Brühgruppen diese hat, bis ich dann den obligatorschen Barspiegel entdeckt habe!:D

    Das wäre doch mal eine echte Challenge insbesondere für Holger und Henning!:)
     
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  13. #13 turriga, 20.08.2022
    Zuletzt bearbeitet: 20.08.2022
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    Nach dem 2. Weltkrieg ging es dann auch bei La San Marco mit den Handheblern weiter, wobei auch da einige Lücken und gewisse Ungereimtheiten zu Tage treten und man leider manchmal nur etwas spekulieren kann.
    So kann man in der virtuellen Ausstellung die Projektion eines Photos einer 42 (noch mit dem Badge "La San Marco 42") nun mit zwei Handhebelgruppen sehen, welche es dann später als "52" nochmal gab, schon etwas verwirrend. Signifikant da aber auch schon zu Beginn diese Spatengriffe, wohl um der höheren Verletzungsgefahr durch bessere Griffigkeit entgegenzuwirken. Ein Markenzeichen gerade (aber nicht nur) von LSM, solange beibehalten, wie deren Brühgruppen außenliegende Federn hatten. Leider sind die Bezeichnungen auf den Prospekten meist schlecht zu lesen oder wie hier einfach verdeckt, um meht Transparenz und Gewissheiten zu erhalten.
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    Laut LSM ging es 1945 mit (ich vermute aufgrund der großen Ähnlichkeit des Aufbaus zunächst mit einer Modifikation des Vorkriegs- Brühers L`Atlantica um die Handhebel-Federbrühgruppen) dann mit nun der Bezeichnung (?) " La Super San Marco" und dann auch noch einer eigenständigeren Maschine mit der Bezeichnung "tipo 50" weiter. Dachte zunächst, dies wäre dann nur die ein- und zweigruppige Variante, bis dann auch Prospekte mit drei- bis sechsgruppigen Modellen davon aufgetaucht sind. La San Marco selbst bezeichnet diese heute allerdings ebenfalls mit "Atlantica".
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    Auffällig hier auf dem Prospekt auch der Hinweis "a Crema di Caffe`", da gerade den Italienern der sich nun auf der Oberfläche bildende, braune Schaum (die Crema) durch die deutlich höheren Brühdrucke aufgrund des Federdrucks auch den Italienern erst nahe gebracht werden musste, die zuvor nur ein rabenschwares Getränk gewohnt waren.
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    [Bilder von Davide`s FB-Seite: Espresso Vintage Passion und LSM-Firmenhomepage ]
     
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  14. #14 turriga, 21.08.2022
    Zuletzt bearbeitet: 21.08.2022
    turriga

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    Während das Projektions- Bild der LSM-Ausstelllung doch etwas "eigenwillig künstlich", fast wie eine Photomontage wirkt, habe ich in meinem eigenen Fundus noch die ebenfalls so markentypische Prospektkarte einer 42 ebenfalls mit Hebelgruppen gefunden. Ich denke, dass vielleicht ja nach dem Krieg noch Restbestände der 42-Gehäuse von Dampfbrühern da waren, diese wohl umgerüstet wurden, da man vor Allem Faema und Gaggia am Markt schnell etwas entgegen setzen wollte (musste).
    [​IMG]

    Die bereits erwähnten bei LSM außenliegenden Federn und auch das Wirkprinzip (der sich auf den feststehenden Kolben bewegenden Brühgruppe) war wohl dem Umstand geschuldet, dass man aus patenrechtlichen Gründen die Lösungen der Konkurrenz umgehen musste. Dass diese Brühgruppen daher ausgesprochen schwer bauten, der Schwerpunkt (und damit die Kippneigung) nochmal ungünsstig nach oben wanderte (große Bleigewichte hinten unten zur Kompensation) und in der Montage/Wartung auch aufwendiger waren, hat man in Kauf genommen, wohl nehmen müssen.

    Dann noch zwei weitere Fundstücke von @pootoogoo (=Sebastien), wobei beim ersten nicht gganz genau zu erkennen ist, ob es sich um einen aufgerüstete 42 oder doch um eine spätere 52 handelt:
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    Dass LSM spätestens 1950 sehr aktiv an dem Thema dran war, belegt auch das zweite Bild einer so datierten Werbung ("senza vapore") anlässlich der Mailänder Messe 1950:
    [​IMG]

    [La Gazzetta del Mezzogiorno - May 18th, 1950;
    Caféo(b)logue]
     
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  15. #15 turriga, 24.08.2022
    Zuletzt bearbeitet: 25.08.2022
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    Eigentlich dachte ich, ich könne nun schon (oder endlich) auf die "Schloßallee" einbiegen und zu der Ikone von LSM schlechthin kommen, aber aufgrund meiner Nachfrage bei der Historien-Koryphäe, dem Kanadier Sebastien (aka @pootoogoo), hier nun besser doch noch zur Vollständigkeit einige Ergänzungen (und sogar noch ein oder besser sogar zwei neue, mir unbekannte Modelle dieser Marke).

    Wichtig ist zunächst noch sein Hinweis, dass die beiden Brüder Francesco und Giovanni Batista Romanut zunächst nur mit ihrem Familiennamen und zusammen mit einem gewissen Galliussi (noch ohne den späteren Firmennamen La San Marco) zusammen gearbeitet haben.
    So ist sein erstes Fundstück ist dieser Ausschnitt anlässlich der Mailänder Messe von 1922:
    [​IMG]

    Gestartet wurde wohl zunächst auch erst mit solch kleinem Haushalts-Herdbrüher (28cm hoch), wie er in Buch Coffeemaker auf Seite 466 samt Plakette (Officina Eletromeccanica G. & F. Romanut) abbildet ist, den ich aufgrund der Bildrechte wohl besser hier nur mal verlinke:
    Officina Elettromeccanica G.& F. Romanut - INGENIUM CAFFÈ (ingeniumcaffe.it)

    Sehr hilfreich für das Datieren der Modelle sind öfter mal Informationen wie etwa welchselnde Firmenadressen, gilt sowohl besonders für Faema, als auch hier für La San Marco, die diese in einem sehr überschaubaren Radius innerhalb Udines mehrfach verändert haben
    [Via Castellana in 1922, Viale San Daniele in 1926, Via Maniago von 1927 bis 1931, Via Spilimbergo von1933 bis 1941, Via Cotonificio von 1946...]:
    [​IMG]

    Das heutige Firmengelände befindet sich längst nicht mehr in Udine, sondern etwa 30km südöstlich in Grandisca D`Isonzo.

    Der im Firmenmuseum fälschlicherweise als Modell1 bezeichnete Brüher des Firmenmuseums findet sich auf Bildern der Mailänder Messe von 1930 wieder:
    [​IMG]

    [​IMG]


    Und auch die 900 war dort noch zu sehen:
    [​IMG]

    Sicherheitshalber hier besser noch erwähnt, dass die Modellwechsel auch damals bestimmt nicht "digital" erfolgten, sondern je nach Nachfrage, Lagerbestand, Konkurrenz...... immer eine gewisse (und manchmal auch lange) Zeit noch parallel produziert und angeboten wurden.

    Schon mal ein erster Dank an Sebastien für diese wertvollen Informationen und Fundstücke!
    Pootoogoo:Caféo(b)logue
     
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  16. #16 pootoogoo, 25.08.2022
    pootoogoo

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    Thanks Andreas for the kind words, I don't know if I deserve the "Historien-Koryphäe" qualifier but, just to be precise, I am French and Canadian (I now live in France).

    And the picture of the 900 model is not from 1930 but 1948 (it appears on a stand from a company making/installing bar/hotel equipment and appliances). ;)

    Sorry, I don't speak a word of German. :(
     
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  17. Caruso

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    @pootoogoo
    Try DeepL and You can read everything in German!
     
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  18. #18 turriga, 28.08.2022
    Zuletzt bearbeitet: 29.08.2022
    turriga

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    Und hier noch einige weitere, spannende Ergänzungen (wieder auch Einiges von Sebastien):

    Soch nochmal eine weitere Ansicht des frühsten Brühers von LSM nun auch aus der Kundensicht mit anderer Plakette und mit dem markanten Namen "Serenissima":

    [​IMG]

    [​IMG]



    In seinem Bild-Archiv hat er noch zwei Bilder dieser real existierenden Dampf-Brühmaschine von LSM gefunden, die wohl sowas wie ein Zwischenglied zu den ersten, hier bereits gezeigten und den 900er Modellen so ab 1933 darstellt:

    [​IMG]

    [​IMG]


    Das Modell 900 wurde wohl 1933 zum Patent angemeldet und auch produziert, mit dem Bild auf der Messe von 1948 wird deutlich, wie lange dies Model (auch kriegsbedingt) getragen hat.
    [​IMG]


    Wichtig noch bei dem Modell 42 (und dann danach folgende) war auch die Abkehr bei LSM (Vorbild La Marzocco?) vom vertikalen Kessel der frühen Brüher zu der horizontalen Ausrichtung des Boilers.
    Was mich dann doch sehr überrascht hat, war die Angabe auf dem Prospekt über ein Volumen bis 100 ltr, was schon eine gewaltige Menge darstellt und erst mal auf Temperatur gebracht werden musste.
    Diese Maschinen sind dann wohl immer auch Tag und Nacht durchgelaufen.
    [​IMG]


    Das hier auch ein sehr interessanter Aspekt des Einsatzgebietes des wundervollen Modells Atlantica:
    "Im gleichen Zeitraum produzierte La San Marco auch ein lineares Modell namens "L'Atlantica", das für die Ausstattung von Bars von Dampfschifffahrtsgesellschaften bestimmt war.
    Auch einige Bars vor Ort übernahmen die Maschine, wie das Mocca Café in Zagreb, das vom Fotografen Toso Dabac auf wunderbaren Aufnahmen abgebildet wurde.
    Das Modell wurde in den 50er Jahren zu „La Super San Marco“, mit einer leichten Änderung im Design und der Hebelgruppe, die die „Express“- (Dampf-) Modelle ersetzten!" (Quelle: Sebastien)


    [​IMG]

    Nochmal ein weiters, wundervolles Bild dieser so luftig, filigran und dabei auch noch hochwertig wirkenden Maschine, auch auf der Titelseite eines Stadtführers zu finden:
    [​IMG]


    Und nun wie schon zuvor verspochen auch noch ein Bild (besser eine Zeichnung) eines zweiten unbekannten Modells dieser Marke LSM, welches einen deutlich erkennbaren Mix von Stilelementen zweier anderer LSM-Modellen darstellt:

    [​IMG]

    "Und hier ist ein Knüller... die Werbekampagne dieses bestimmten Jahres (1948) zeigt ein bis heute unbekanntes Modell, die Maschine, die die Lücke zwischen dem Modell Atlantica und dem Modell 42 füllt. La "Super" San Marco." (Quelle: Sebastien)

    [Quellen:
    Pootoogoo:Caféo(b)logue;
    Buch Espresso made in italy, Collezione Enrico Maltoni]
     
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  19. #19 mechanist, 28.08.2022
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    Danke für das Zusammenstellen und Zeigen dieser tollenMaschinen und Dokumente - sehr spannend finde ich auch die Veränderungen bei den Gestaltungen der Maschinen.

    Da bei den Cafe Express Brühern noch andere Mengen in den Tassen landeten, als bei den späteren Espresso-Maschinen, führte
    das je nach gefragter Mengenleistung zu teils gewaltiger Kesselgrösse, sowohl bei den Tisch- als auch bei den Untertischmodellen wie z.B. auch bei dem späteren Untertischmodell der Rowenta E 80 / E800:

    " Die E800 hatte z.B. einen 80 Liter Heißwasserkessel unter Tisch, beheizt mit 12.000 Watt und brühte 550 bis 600 Tassen in der Stunde."

    Den Übergang vom stehenden zum liegenden Kessel gab es wohl zeitgleich bei mehreren Herstellern, u.a. auch bei La Cimbali.
     
  20. #20 turriga, 29.08.2022
    turriga

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    So langsam verlassen wir diese frühen Brüher und widmen uns nun den Handhebelmaschinen, wenn da auf dem Bild aus der LSM - Werkstatt neben einer dreigruppigen Lollo nicht auch noch eine zweite, unbekannte Maschine ohne Gehäuse zu sehen wäre. Meine Erklärung war zunächst, dass dies auf dem Bild (und auch das zuvor mit der 42 und dem Firmenwagen (Topolino?)) dann einfach doch nicht die aus der Firmen- Werkstatt sein können, wenn da dann auch die Arbeit an einem Fremdfabrikat zu sehen ist.
    [​IMG]


    Mit dem Bild von Sebastien von der Messe 1948 und dem bisher unbekannten Modell nun mit Gehäuse auf dem Stand von LSM löst sich dieser Zweifel nun (fast gänzlich) in Wohlgefallen auf:
    [​IMG]

    Diese Maschine hat schon Ähnlichkeiten mit der 42, aber es fehlen eben links und rechts diese so markanten, verglasten Tassenvorwärmer. Das spätere Bild der Werkstatt (wegen Lollo ab 1952) müsste dann wiederum die Handhebelableitung sein (aber noch ohne denn dann typischen Spatengriff), auch der massive Metallkeil hinten unten (ähnlich hier zu sehen) könnte darauf hinweißen.

    [Quellen:
    Pootoogoo:Caféo(b)logue;
    Lucio del Piccolo:Kaffeemaschinen und Kaffeemaschinen: Die Kaffeemaschine Romanut (caffettiere.blogspot.com) ]
    Im diesem Beitrag von Lucio befinden sich auch zahlreiche Bilder der ersten, kleinen Haushaltsmaschine aus den Anfängen der Romanuts noch ganz ohne den späteren Firmen-Namen La San Marco.
     
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[Restaurierungen] La San Marco

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