Umbau Popcornröster, Teil 1

Diskutiere Umbau Popcornröster, Teil 1 im Vom Rohkaffee zum Selbströster Forum im Bereich Rund um die Bohne; Hallo, hier der erste Teil meiner Umbauten an meinem Severin Popcornröster. Vor den ersten Handgriffen hatte ich mich ein wenig auf diversen...

  1. #1 KlausMic, 01.08.2009
    Zuletzt bearbeitet: 01.08.2009
    KlausMic

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    Hallo,

    hier der erste Teil meiner Umbauten an meinem Severin Popcornröster. Vor den ersten Handgriffen hatte ich mich ein wenig auf diversen US-Seiten umgeschaut und einige Anregungen von diesen übernommen.
    Mein Ziel im ersten Teil war es, eine rudimentäre Temperaturkontrolle zur Beeinflussung des Röstvorganges zu bekommen. Weiterhin wollte ich den Häutchenflug möglichst stark reduzieren.

    Fangen wir also an:
    Ein Problem mit dem Popcornröster ist, dass die Bohnen gerade gegen Ende des Röstganges durch den starken Luftstrom teilweise aus der Kammer geschleudert werden. Außerdem herrschen in der doch recht kurzen Kammer unterschiedliche Temperaturverhältnisse, nach oben hin nimmt diese kontinuierlich ab. Beidem kann man abhelfen, indem man die Kammer mit einer Art Kamin verlängert. Hierzu diente mir eine kleine Dose Mais, welche - am unteren Teil mit etwas Alufolie umwickelt - perfekt in die obere Aussparung des Popcornrösters passt.
    Weiterhin brauchte ich eine Vorkehrung, um die herumfliegenden Bohnenhäutchen aufzufangen. Ein Passiersieb für 3,50 EUR hat sich hier als perfekt erwiesen. In die Mitte ein Loch im Durchmesser der Maisdose geschnitten, dieses mit Draht und Alufolie verstärkt und dann über die Maisdose gestülpt. Ein zweites, kleieres Sieb hat dann durch drei Schrauben kleine Stelzen bekommen und wird genau umgekehrt über der Röstkammer in das große Sieb gestellt. An diesem kleinen Sieb prallen die Häutchen ab, wandern nach außen und landen im großen Sieb. Es fliegt nichts mehr in der Gegend herum. Klappt wirklich bestens.
    Weiterhin wollte ich die Temperatur in der Röstkammer messen. Hierzu einfach ein Loch reingebohrt und ein Einstichthermometer reingesteckt. Fertig.

    Hier erstmal zwei Bilder der Umbauten:

    [​IMG]

    [​IMG]

    Nun ging es an die Elektrik. Bislang kennt der gemeine Popcornröste nur zwei Betriebszustände: Ein (mit voller Heiz- und Lüfterleistung) und Aus. Auf dieser Webseite habe ich interessante Informationen gefunden, an denen ich mich weitestgehend orientiert habe. Af der Webseite ist auch ein Schaltplan zu den Umbauten downloadbar.
    Als erstes musste der Lüfter regulierbar werden. Verbaut sind wohl immer Lüfter mit 24V Motoren. Daher habe ich bei Conrad einen 24V Travo und einen Schnurzwischendimmer besorgt. Der Dimmer wird vor den Trafo geschaltet und reguiert damit auch den DC-Ausgang von diesem. Dahinter wird dann der Lüftermotor angeklemmt. Nun kann man die Leistung des Lüfters stufenlos regeln und so ein allzu starkes springen der Bohnen vermeiden. Im unteren Drehzahlbereich fängt der Motor zwar an zu stottern, was aber nicht zu sehr stört, da die Leistung hierbei eh nicht für eine kontinuierliche Bohnenbewegung ausreicht.
    Trafo, Dimmer und alle Spannungsanschlüsse wurden in ein einfaches Plastikgehäuse gepflanzt:

    [​IMG]

    Als nächstes kam die Heizung dran. Popcornröster haben anscheinend immer zwei Heizspiralen. Eine kleine, um die Luft vorzuwärmen, eine große für die eigentliche Power. Beide werden nun separat geschaltet. Für die Große wurde der vorhandene Hauptschalter des Rösters weiterverwendet. Für die kleine Heizung habe ich einen zweiten Schalter eingebaut:

    [​IMG]

    Die Heizleistung läßt sich nun recht feinfühlig regeln.

    Und nun, wie funktioniert es? Prima!!!
    Mittels der Lüftersteuerung läßt sich die Bohnenbewegung gut steuern, so dass diese zwar in einer dauernden Umwälzung sind, aber auch nicht zu stark hüpfen. Die Temperatur im Kessel kann fast Grad genau einjustiert werden. Es ist kein Problem, jede gewünschte Temperatur zwischen 160 Grad und 230 Grad bis auf 2 Grad genau zu halten. Einfach das Thermometer im Auge behalten und kurz vor unter- bzw überschreiten der Soll-Temperatur die Heizung zu- bzw. abschalten. Hört sich aufwändig an, ist aber wirklich sehr einfach. Auch ist die Heizleistung recht ordentlich. Ein Sprung von 160 auf 210 Grad erfolgt in ca. 15 Sekuden. Sehr gut funktioniert auch das abkühlen der Bohnen. Wird die Heizung ausgeschaltet und der Lüfter hochgedreht, gelingt ein runterkühlen von 220 Grad auf unter 40 Grad in ca. 40 Sekunden. Und dabei sind die Bohnen auch wirklich durchgekühlt, da auch nach ausschalten des Lüfters die Temperartur nicht wieder ansteigt, die Bohnen also keine Wärme mehr abstrahlen.

    Hier nun mal ein Foto von einem Testlauf mit 100g Indian Monsooned Malabar. Die Bohnen wurden erst vier Minuten bei 170 Grad mit Wärme aufgetankt, dann bei 220 Grad bis zum ersten Crack geröstet, anschließend weiter mit 210 Grad bis weit in den zweiten Crack. Ergebnis etwa Dark French. Gesamtröstzeit 23 Minuten, 40 Sekunden.

    [​IMG]

    Es sei noch erwähnt, dass sich durch die verlängerte Röstkammer nun Margen bis ca. 130 Gramm rösten lassen. Habe es einmal getestet und keine Probleme feststellen können. Bohnendurchmischung und Temperaturstabilität waren bestens.

    Alles in allem bin ich bislang mehr als zufrieden. Vor einer Woche war ich noch sehr skeptisch, ob mir die Rösterei gelingen würde, jetzt bin ich absolut begeistert. Und vom Geschmack her ist es einfach genial. Heute eine Mischung aus 90% Monsooned Malabar und 10% Indian Cherry Robusta (beide vor fünf Tagen geröstet, noch ohne Umbauten) probiert. Kann es noch immer nicht fassen, wie gut das schmeckt!

    Als nächsten Teil der Umbauten will ich eine einfache, automatische Temperaturregelung realisieren. Hierzu habe ich noch ein Microcontrollerboard (Basic-Tiger) mit AD-Wandler rumfliegen. Mittels eines PT100 Temperatursensors will ich damit die Ist-Temperatur einlesen und die Heizung mit Solid State Relais steuern. Dazu dann einige Tasten zur Wahl von Festtemperaturen, die dann geregelt werden. Also einfach die Taste für 170 Grad, 200 Grad, 210 Grad etc. drücken und die Temperatur wird automatisch eingestellt und gehalten. Eine weitere Taste soll die aktuell anliegende Temperatur einfach nur beibehalten. Also Heizung ein, warten, bis gewünschte Temperatur erreicht, dann Taste drücken und Temperatur wird gehalten. In dieser Kombination sollte man eigentlich alle Freiheiten zur Temperaturkontrolle haben.

    So, das war es erstmal, mehr Infos wohl in ein paar Tagen.

    Viele Grüße

    Klaus
     
  2. JörgM

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    AW: Umbau Popcornröster, Teil 1

    Hallo,

    dein Mod gefält mir sehr gut!

    Ich röste auch noch mit 2 Stck Le Caf - Röstern, jedoch nur mit ein paar zusätzlichen Luftlöchern im Gehäuse.

    Aber die Idee mit dem "Kamin" werde ich auf jeden Fall adaptieren.

    Das mit dem Trafo ist mir leider elektrotechnisch zu hoch. :-(

    Gute Arbeit!

    Gruß!
    Jörg
     
  3. #3 KlausMic, 02.08.2009
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    AW: Umbau Popcornröster, Teil 1

    Danke! :-D

    Vielleicht noch zwei Ergänzungen.
    a) Auf der Heizungsplatte befinden sich noch zwei Thermoelemente, die die Heizungstemperatur (nicht die im Kessel, die ist niedriger) auf 235 Grad begrenzen, bzw. bei einer Übertemperatur die Reißleine ziehen. Beide habe ich überbrückt. Muss jetzt halt selbst drauf achten, ob das Plastik schmilzt. ;-) Eine Heizungstemperatur von max. 235 Grad bringt aber evtl. zu wenig Rösthitze.....
    b) Bevor man Heizung und Lüfter zerlegt, unbedingt ein Bild aller, auch noch so unwichtig erscheinender Bauteile machen. Sind zwar nicht viele, aber deren richtige Position ist immens wichtig! Z.B. ist um die Heizung so ein isolierter Pappstreifen gewickelt. Ich dachte zuerst, der würde nur der Isolierung dienen und habe ihn nicht so sehr beachtet. Leider dient der auch zur Lenkung des Luftstromes durch die Heizwendel. Da ich ihn um nur 1mm schief eingesetzt hatte, hat das ganze Fremdluft gezogen und die Heizkammer wurde max. 170 Grad warm. Hat mich ein halbes Kilo Bohnen gekostet, bis ich es gefunden hatte......

    Edit: und nochwas: Ja, man arbeitet am offenen Herzen mit Netzspannung und einer Heizung, die 1,2 KW zieht. Also bitte nur nachbauen, wenn man sich seiner Sache absolut sicher ist und Erfahrung mit solchen Sachen hat!!! Sonst einen Freund oder Bekannten fragen, der fit in der Materie ist. Bei groben Fehlern werden sonst nicht die Bohnen sondern der Röstmeister geröstet..... ;-)

    Viele Grüße

    Klaus
     
  4. #4 KlausMic, 02.08.2009
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    AW: Umbau Popcornröster, Teil 1

    Nur als Warnung: Kamin und normale Plastikkappe des Popcornrösters haben sich bei mir garnicht vertragen. Die Hitze wird dann konzentrierter an den oberen Rand der Abdeckung geführt und ruck zuck hat man einen wunderbaren Plastikklumpen.... :-D Etwas aus Metall, wie z.B. die beiden Siebe ist da ein Muss!!!

    Viele Grüße

    Klaus
     
  5. #5 KlausMic, 02.08.2009
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    AW: Umbau Popcornröster, Teil 1

    Hmmm... und gerade habe ich noch überlegt, Dämmmatten in das Plastikgehäuse einzubauen. So erhoffe ich mir einerseits eine noch bessere Temperaturstabilität, andererseits sollte sich dann auch der Geräuschpegel etwas absenken....
    Mal schauen..... :-D

    Viele Grüße

    Klaus
     
  6. #6 Alter Ego, 03.08.2009
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    AW: Umbau Popcornröster, Teil 1

    Hi!

    Ich finde gut, wie genau Du den Umbau beschreibst. Ich bin erst kürzlich zum Thema Siebträger gestoßen und leider (;-)) hat mich das Fieber auch erwischt.

    Bin aber noch am Grundlagen üben und habe mir aber schon mal einen PID für meine Gaggia geordert....

    Lese parallel auch immer übers Selbströsten, weil ich das richtig faszinierend finde.

    Ich komme aus der Nähe von Aschaffenburg und habe auch so einen Popcornröster im Keller liegen.
    Mal sehen, wenn ich noch ein wenig weiter bin können wir ja eine "Selbsthilfegruppe Bohnenrösten" gründen. Ich weiß zwar, daß meine Frau dann die Krise kriegt... aber über irgendwas muß man sich ja streiten :lol:
     
  7. #7 KlausMic, 03.08.2009
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    Gerne. Aschaffenburg ist ja nicht so weit entfernt. Vielleicht finden sich ja auch noch weitere Begeisterte....


    :-D:-D:-D Das legt sich schnell! Nach anfänglichem Augenrollen und Androhung von Zwangseinweisung hat meine Frau schon einer meiner ersten Versuche ins Staunen versetzt und sie war ziemlich begeistert vom frischen Espresso (trotz meiner Anfängerfehler). Nun darf ich zukünftig unseren kompletten Bedarf (ca. 3kg/Monat) selber rösten! ;-)

    Viele Grüße

    Klaus
     
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