Mazzer Super Jolly: Umbau zum "Portionsmahler" und die Arbeit damit

Diskutiere Mazzer Super Jolly: Umbau zum "Portionsmahler" und die Arbeit damit im Mühlen Forum im Bereich Maschinen und Technik; Mazzer Super Jolly mit Dosierer als Portionsmahler, bzw. als "Direktmahler" nutzen David neben Goliath: meine neue und die alte brav Seite an...

  1. #1 Vincent Kluwe-Yorck, 20.09.2009
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 23.09.2009
    Vincent Kluwe-Yorck

    Vincent Kluwe-Yorck Gast

    Mazzer Super Jolly mit Dosierer als Portionsmahler, bzw. als "Direktmahler" nutzen

    David neben Goliath: meine neue und die alte brav Seite an Seite:

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    Da meine neue Technik, die sich an die "amerikanische Schule" anlehnt, hier wohl noch nicht beschrieben wurde, möchte ich meine Mühle mit den Modifikationen und meiner Arbeitsweise damit vorstellen. Ziel der Übung ist es, die Dosierermühle als Portionsmühle mit "indirektem Direktbezug" zu nutzen. ;) Warum dann nicht gleich eine Mini E, fragt man(ch einer) sich? Weil ich die mit ihrer ganzen Elektronik und dem zugehörigen Kabelgewurschtel nicht mag - den Dosierer finde ich hübsch und lustig in der Bedienung. Ich sage nur Klackediklack. Das gefällt mir.

    Als erstes habe ich alles gereinigt und eingestellt: 4 Versuche, um den Mahlgrad einzupegeln - der 5. Bezug war perfekt. Die Mühle lässt sich nach der Reinigung - auch des großen Gewindes unter dem Stellkranz - super verstellen.

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    Nach dem Stellkranz habe ich den Mahlschacht herausgenommen. Dadurch lagen die Mahlscheiben frei und ich konnte auch diese reinigen. Auch der "Totraum" lag nun offen und ich konnte auch diesen sehr leicht reinigen.

    Modifikationen:

    Ich habe den Bohnentrichter abgenommen und den sinnlosen Tamper außen entfernt - die Mühle wird nun ohne Trichter benutzt! Dann habe ich das Grillblech innen im Dosierer abgeschraubt und auch noch das Sektionsblech am Boden des Dosierers herausgenommen. Dazu musste ich nur die Schraube auf dem Stellrad in der Mitte lösen und den Stern abnehmen.

    [​IMG] [​IMG]

    Ich habe den Dosierer innen gründlich gereingt, nachdem ich den Stern komplett herausgeschraubt hatte. Wenn ich die Staubsaugerdüse einige Sekunden lang in die Kammern halte, sind auch die letzten Reste des Mahlguts entfernt - es bleiben beim Herausklackern ohnehin nur wenige Krümel liegen. Ich denke, einmal in der Woche wird das Saugen eine gute Übung sein, um die Mühle sauber zu halten.

    Da der Dosierer ohne Sektionsblech nun in einer Kammer von oben bis unten völlig offen ist, hätte ich erwartet, dass beim Mahlen einiges Mehl über die offene Kammer geschleudert wird und vorzeitig, also vor dem Klackediklack, aus der Mühle fällt. Tut es aber nicht. Ich habe das natürlich getestet und dabei gesehen, dass ein kleines Winkelblech über dem Mahlschacht dafür sorgt, dass tatsächlich das gesamte Kaffeemehl bis zum letzten Krümel auf der geschlossenen Seite landet und erst beim Betätigen des Klack-Hebels in den Siebträger befördert wird. Finde ich Klasse! So habe ich mit den Modifikationen wirklich das Beste aus allen Welten.

    [​IMG] [​IMG]

    Anmerkung:

    Die gesamte "Bauarbeit" hat nicht mehr als 15 Minuten gedauert und lässt sich ebenso schnell wieder rückgängig machen. Also kein Problem, meine Technik auszuprobieren und wieder zur alten zurückzukehren, wenn man nicht zufrieden ist!


    P.S. 3 Fotos des Innenlebens der Mühle habe ich bei home-barista geklaut, da ich idiotischerweise keine Fotos gemacht hatte, bevor ich die Mühle zerlegt habe.
     
  2. #2 Vincent Kluwe-Yorck, 20.09.2009
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 20.09.2009
    Vincent Kluwe-Yorck

    Vincent Kluwe-Yorck Gast

    AW: Mazzer Super Jolly: Umbau zum "Portionsmahler" und die Arbeit damit

    Da nur 10 Fotos in einem Beitrag erlaubt sind, musste ich meinen Beitrag teilen. Hier nun die Fortsetzung:

    Arbeitsweise:

    Zuerst wiege ich mit einem handelsüblichen Kaffee-Messlöffel 10 g Bohnen ab (die üblichen 7 g sind mir zu dünn). Die fülle ich in den Mahlschacht und stelle einen Tamper auf die Bohnen, damit sie nicht unkontrolliert in der Gegend herumfliegen.

    [​IMG] [​IMG]

    [​IMG]

    Wenn ich höre, dass die Bohnen durchgemahlen sind, kippe ich die Mühle 1 cm nach hinten und lasse sie weich nach vorne klappen - das gleiche noch mal in der anderen Richtung: Mühle leicht nach vorne ziehen und nach hinten klappen lassen. Damit sind die Reste des Mahlguts aus dem Schacht in den Dosierer befördert und es bleibt kein Mehl im Totraum liegen.

    [​IMG] [​IMG]

    Fazit:

    Die Klorolle im Dosierer, die sich einige Foris gefertigt haben, brauche ich nicht: auf dem Stern bleibt praktisch nix liegen. Habe 10 g Bohnen eingewogen und 10 g Pulver rausgeklackert - bleibt also auch kein Mahlgut im Totraum liegen.

    So habe ich jetzt alle Optionen: bin ich allein oder zu zweit, benutze ich die Mühle als Portionsmahler, bzw. als "Direktmahler". Ich habe aber die Option, auch einige Portionen nach Bedarf vorzumahlen und im Dosierer bestimmungsgemäß zu "parken", wenn eine größere Gruppe von Gästen bedient werden will und ich deshalb zügig und hintereinanderweg arbeiten möchte. Dazu setze ich natürlich den Bohnentrichter wieder auf.

    Nachbemerkung (leider ohne Foto, da meine Scheiß Nikon noch keine Tonspur hat!):

    Das Geräusch der Mühle finde ich sehr angenehm - kein Vergleich zu dem dissonant-kakophonen Gekreische kleiner Haushaltsmühlen. Nur ein leises, aber äußerst kraftvolles Brummen und das Geklapper der Böhnchen, die in wilder Panik nach einem Fluchtweg vor dem grimmigen Gebiss der Super Jolly suchen.

    Und die Mahlgradverstellung finde ich genau richtig - nicht zu leicht und nicht zu schwer. Offensichtlich gibt es da aber Unterschiede bei den einzelnen Jollies: einige Foris haben sich ja schon über die Schwergängigkeit beschwert. Entweder habe ich da einfach Glück gehabt oder die Kollegen haben das Gewinde des Mahlkranzes nicht ausreichend gereinigt?


    P.S. Abschließend zwei Fragen:
    1. Hat hier jemand zufällig Explosionszeichnungen der Super Jolly, die er mir netter Weise zur Verfügung stellen würde?

    2. Gleich ein Problem: Weiß jemand, wie ich diese Schraube wieder lösen kann?

    [​IMG]

    Ich habe sie nach dem Ausbau des Sektionsbleches nur handfest angeschraubt - durch die Benutzung hat sie sich offensichtlich von selbst festgefressen. Ich habe nun meinen größten Schraubendreher angesetzt und gedreht wie ein Berserker - ohne Erfolg: ich bekomme sie nicht mehr los. Kann jemand helfen?
     
  3. #3 Ski_Andi, 20.09.2009
    Ski_Andi

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    AW: Mazzer Super Jolly: Umbau zum "Portionsmahler" und die Arbeit damit

    Eine Explosionszeichnung siehst Du z.B. bei Nuova Ricambi:
     
  4. #4 scott zardoz, 20.09.2009
    scott zardoz

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  5. #5 mcblubb, 20.09.2009
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    AW: Mazzer Super Jolly: Umbau zum "Portionsmahler" und die Arbeit damit

    Interessante Geschichte.

    Ich hab an meiner SJ nen alten Fototimer, den ich aber nur als EIn/Ausschalter benutze. Ich schalte ein, zähle bis 15, schalte aus und klicker den Kaffee in den ST.

    Funktioniert exzellent. Wenn ich die Mühle für Events nutze, kommt der große Hopper drauf und fertig.

    Umbau - brauch ich nicht.

    Gruß

    Gerd
     
  6. #6 Vincent Kluwe-Yorck, 20.09.2009
    Vincent Kluwe-Yorck

    Vincent Kluwe-Yorck Gast

    AW: Mazzer Super Jolly: Umbau zum "Portionsmahler" und die Arbeit damit

    Ja - super, so habe ich mir das gedacht. Danke, Scott! ;)

    (... noch 52 min.!)

    Dir auch danke für den Tipp, Andi.

    Mein Prozedere ist natürlich 'ne höchst individuelle Geschichte, Gerd. Aber ich dachte, vielleicht inspiriert es ja den Einen oder Anderen zu irgendwas. Jeder mahlt sich sein Böhnchen so, wie er es braucht. ;)
     
  7. #7 mcblubb, 20.09.2009
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    AW: Mazzer Super Jolly: Umbau zum "Portionsmahler" und die Arbeit damit

    So isses - Meine SJ kam als Eventmühle zu mir und ich habe Sie in der Küche "geparkt". Da sie immer in der Küche steht, wollte ich so nutzen, dass sie jederzeit wieder als Portioniermühle genutzt werden kann.

    Fairerweise muss ich sagen, dass in meinem Portioniere keinerlei Ableitbleche waren. Der Portionierer ist vollkommen leer bis auf die Portionierung im Boden.

    Gruß

    Gerd
     
  8. #8 Vincent Kluwe-Yorck, 23.09.2009
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 23.09.2009
    Vincent Kluwe-Yorck

    Vincent Kluwe-Yorck Gast

    AW: Mazzer Super Jolly: Umbau zum "Portionsmahler" und die Arbeit damit

    Es gibt noch einen weiteren Vorteil, den ich vergessen hatte, zu erwähnen. Man sollte Mazzer-Mühlen nur feiner stellen, wenn der Bohnentrichter abgenommen und Mahlschacht plus Dosierer leer sind. Das bedeutet, es wäre günstig, eine zweite Mühle zu besitzen, wenn man verschiedene Bohnensorten verwendet oder zwischendurch einen wesentlich gröberen Mahlgrad z.B. für eine Bodum oder für Filterkaffee braucht. Bei meiner Methode sind Dosierer und Mahlwerk zwischendurch immer frei, sodass sich der Mahlgrad in jeder Richtung schnell und leicht verstellen und auch wieder rückstellen lässt. Das nur am Rande. Und das bedeutet, dass ich mit einer Mühle auskomme. Natürlich sind zwei Mühlen SCHÖNER! Aber das steht ja wiederum auf einem ganz anderen Blatt.
     
  9. Andy

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    AW: Mazzer Super Jolly: Umbau zum "Portionsmahler" und die Arbeit damit

    Zur Schraube:
    Ich hatte genau das gleiche Problem. Die Schraube in der Mitte saß bombenfest. Auch der Einstellknauf darunter ließ sich kaum drehen.
    Ich musste mir die Arbeit machen und den ganzen Doser abbauen, dann die Bodenplatte entfernen. Dort gibt es das andere Ende der Doserachse das man mit einer Ratsche schrauben kann. Ich habe dann den Doser-Einstellknauf mit einer Zange festgehalten und unten langsam aufgeschraubt. Zwei Umdrehungen später war die Schraube oben im Doser so locker das ich sie mit der Hand rausdrehen konnte...sie hatte sich also nur etwas verkantet.
    Vielleicht reicht es bei Dir einfach mal mit einem Hammer o.ä. von allen Seiten kräftig gegen die Schraube zu klopfen um sie wieder zu lösen.

    Sonst bleibt Dir immer noch der lange Weg.

    Gruß

    Andy
     
  10. #10 Vincent Kluwe-Yorck, 23.09.2009
    Vincent Kluwe-Yorck

    Vincent Kluwe-Yorck Gast

    AW: Mazzer Super Jolly: Umbau zum "Portionsmahler" und die Arbeit damit

    Danke, Andy. Das mit dem Hämmerchen habe ich schon probiert - sitzt zu fest. Werde den Doser abnehmen müssen. Bin ja froh, dass es diese unblutige Methode mit Gegenschraube gibt! Ganz herzlichen Dank für den Tipp! Das Rumfriemeln an der Mühle macht ja auch Spaß! :)
     
  11. #11 silverhour, 23.09.2009
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    AW: Mazzer Super Jolly: Umbau zum "Portionsmahler" und die Arbeit damit

    Mir leuchten die Vortile des Umbaus ehrlich gesagt auch nicht ganz ein. Den einzigen Vorteil, den ich sehe, ist, daß der "Abstreicher" etwaige Hügelbildung nicht köpft. Ansonsten funktionier bei meiner SJ ohne Mod alles wie es als "Portionsmahler" sollte: Bohnen für 1 Käffchen in den Bohnenbehälter geben, mahlen, durchklicken - gut ist es.


    Wieso?
    Mahlschacht plus Dosierer sehe ich ein - das Ergebnis der Mahlgradverstellung wird quasi "verfälscht". Aber warum bei abgenommenen Trichter feiner stellen?


    Grüße, Olli
     
  12. #12 Andros1, 24.09.2009
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    AW: Mazzer Super Jolly: Umbau zum "Portionsmahler" und die Arbeit damit

    Also, wenn man bei mir vor jeder Tasse die Bohnen abwiegen müsste würde mein Freundin ganz bestimmt die Maschine nicht bedienen und ich hätte dafür auch nicht immer Lust.
    Eigentlich gar nicht.
    Ich habe lange überlegt, probiert, gekauft und verkauft und finde folgendes besser:
    Zwei Mühlen: Einen Dosierer mit vorgeschaltetem Timer für den Standartkaffee und eine zweite kleine Mühle die schnell verstellbar und immer einen leeren Bohnenbehälter hat zum herumprobieren.
    Alles andere ist m.E. Briefmarkensammeln.
    Aber jedem wie er es mag.
     
  13. #13 Vincent Kluwe-Yorck, 24.09.2009
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 24.09.2009
    Vincent Kluwe-Yorck

    Vincent Kluwe-Yorck Gast

    AW: Mazzer Super Jolly: Umbau zum "Portionsmahler" und die Arbeit damit

    Milliarden Briefmarkensammler können nicht irren, Andros. ;) Aber wie Du schon sagst und ich auch schon weiter oben deutlich gesagt habe: sehr individuelle Methode und "jedem, wie er es mag".

    Ich weiß nicht, wie man mit aufgesetztem und gefülltem Trichter die Mahlscheiben leer bekommen will. Na gut - man kann auch den Schieber rein drücken und freimahlen. Aber dann hat man wieder unkontrollierte Mengen, die man nicht braucht. Bei meiner Methode stimmt jede Bezugsmenge und es bleibt kein Krümel übrig - einfach sehr ökonomisch. Außerdem gibt es noch einen anderen wichtigen Grund für meine komplizierte Technik, den ich oben schon ausreichend deutlich erwähnt habe, der aber vielleicht überlesen wurde: Ich dosiere mit einer Menge, die die Einstellung des Dosierers nicht vorsieht, und zwar mit 10 g. Und da es genau 10 g sein müssen, damit mir der Espresso schmeckt, musste ich mir etwas einfallen lassen.

    Na dann schau mal nach dem Klackern in Deinen Dosierer! :) Und wiege vor allem mal das Kaffeemehl in Deinem Sieb nach. Dann weißt Du, warum ich mir die ganze Mühe mache! Mir geht es um Genauigkeit (wegen der Reproduzierbarkeit) und darum, möglichst wenig Kaffee zu verplempern. Klar kann man immer alles auch "irgendwie" machen. Selbstverständlich. Aber wenn man etwas halbwegs präzise machen will, kommt man um ein gewisses Prozedere nicht herum - egal, worum es geht: um Kaffee, Physik oder Feinmechanik! ;)

    Und entschuldige, dass ich bei der Darstellung meiner Methode die Bedürfnisse Deiner Freundin nicht ausreichend bedacht und berücksichtigt habe, Andros. Ich bin wirklich ein hoffnungsloser Egoist, dass ich nur an meine eigenen Bedürfnisse denke. Asche auf mein Haupt! ;)


    P.S. Es gibt allerdings eine Mühle, bei der das alles unnötig ist: die wahrhaft gigantische Fiorenzato Doge Conico (entspricht etwa der Mazzer Robur). Neben der Doge sieht die monsterhafte SJ irgendwie zwergenhaft und unausgewachsen aus. Aber der Dosierer ist nach dem Klackediklack absolut leer. Kein Krümel mehr drin. Wahrscheinlich werde ich die Doge irgendwann bestellen. Bei der Doge arbeitet man am besten auch ohne Trichter. Aber man schmeißt einfach nur die Bohnen oben rein, mahlt durch, klackert das Mehl raus und gut.

    [​IMG]

    Nur zur Orientierung: Die Doge ist ohne Trichter etwa so groß wie die SJ mit! :(
     
  14. #14 Vincent Kluwe-Yorck, 26.09.2009
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 26.09.2009
    Vincent Kluwe-Yorck

    Vincent Kluwe-Yorck Gast

    AW: Mazzer Super Jolly: Umbau zum "Portionsmahler" und die Arbeit damit

    Kleines Methoden-Update. Habe die Mühle noch einmal gründlich innen gereinigt und sämtliche Mahlgutreste entfernt. Dabei habe ich festgestellt, dass auf den Scheiben und im Totraum dank meiner Arbeitsweise nur sehr wenige Krümel lagen! Dann habe ich noch einmal 10 g Bohnen eingewogen und durchmahlen lassen.

    Und hier gibt es jetzt eine kleine Änderung im Prozedere: das leichte Ankippen der Mühle und dann Zurückklappen lassen, wie ich es oben beschrieben habe, bringt weniger als gedacht - ist also überflüssig. Stattdessen kippe ich die Mühle mit einer Hand langsam stark nach vorn und gebe ihr in dieser Schräglage einen kurzen, scharfen Ruck vorwärts - dadurch werden die Mehlreste im Mahlschacht herausgeschleudert. Dann klackere ich mit schnellen Bewegungen das Mahlgut heraus, damit auch die Krümel, die auf dem Stern in der Mitte liegen, herausgeschleudert werden. Abgewogen habe ich exakt 9 g Kaffee entnommen, also 1 g Schwund, der im Dosierer verblieben ist. Wenn ich jetzt einen weichen Pinsel im Dosierer beim Klackern mitlaufen lasse und vorher mit diesem Pinsel die Mehlreste vom Stern fege, komme ich auf 9.9 g - also nur noch 1 Zehntel Gramm Schwund, der in der Mühle "verschwindet". Das halte ich für ein ziemlich akzeptables Ergebnis!

    Im Winter werde ich allerdings an einen Arm des Dosierersterns eine Lippe aus Filz oder Kunststoff schrauben, die die Arbeit des Pinsels automatisch übernimmt. Dann muss ich nur noch klackern, um dsen Dosierer völlig leer zu bekommen! Wenn es fertig ist, stelle ich Fotos davon ein. Die Arbeit wird höchstens 30 min dauern.

    Ich stelle gleich Fotos ein, um das Ganze zu veranschaulichen. Der Akku muss nur fertig aufladen.

    So, hier nun die Fotos.

    Zuerst die Sache mit dem Ruck:

    1. Ausgangsstellung (macht sich natürlich mit zwei Händen besser - aber habe nur zwei und eine brauchte ich zum Fotografieren. Oder man hält mit der zweiten Hand den Siebträger unter, damit kein Kaffee danebenrieselt)

    [​IMG]

    2. Nach dem Ruck

    [​IMG]

    Und hier die Wiegeprozedur:

    1. 10 g Bohnen exakt abgewogen (für alle, die an der Wissenschaft zweifeln: Mahlschacht war frisch gesputzt und absolut krümelfrei!!!):

    [​IMG]

    2. 9 g Kaffeemehl auf die Schnelle herausgeklackert

    [​IMG]

    3. 9.9 g Kaffeemehl mit Hilfe des Pinsels entnommen

    [​IMG]

    4. Prozedur mit dem Pinsel (klingt nach mehr Arbeit, als es ist - ist tatsächlich nur ein rascher Handgriff!)

    [​IMG]

    5. Pinsel einfach beim Klackern mitdrehen lassen, bis er über der offenen Kammer des Dosierers steht und alles Mehl herausfällt

    [​IMG]
     
  15. #15 Vincent Kluwe-Yorck, 26.09.2009
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 26.09.2009
    Vincent Kluwe-Yorck

    Vincent Kluwe-Yorck Gast

    AW: Mazzer Super Jolly: Umbau zum "Portionsmahler" und die Arbeit damit

    War gerade bei Kai-Uwe im Godshot. Zunächst mal: der Espresso schmeckt bei ihm weltmeisterlich! Und das ist schon eine ganze Menge wert - jeder, der nach Berlin kommt, sollte auf einen Besuch zu seiner heiligen Halle in Prenzlberg pilgern. Aber: deswegen war ich nicht dort. Ich habe meine dicke Super Jolly mitgeschleppt, um damit gegen seine noch dickere Fiorenzato Doge Conico (Gegenstück zur Mazzer Robur) anzutreten. To cut a long story short: die beste Mazzer von allen ist die Doge Conico! :) Wie kömmt's?

    Als erstes stachen mir die tolle Verarbeitung der Mühle und ihr attraktives Erscheinungbild in die Augen. Und ein Blick in das Innere des Dosierers bestätigte meinen Eindruck vom ersten Besuch im Godshot: nach dem Klackern innen sauber wie frisch polierter Babypopo. Kein Krümel (siehe mein Beitrag #13). Aber darum ging es ja diesmal nicht. Diesmal wollten wir wissen, ob sich die verschiedenen Mahlwerke (flach vs. konisch) auf das Ergebnis in der Tasse auswirken. Und ja: tat es! Das heißt, zunächst einmal tat es das nicht. Warum? Weil wir die erste Runde Espressi mit Zucker gesüßt hatten. Und meine Geschmacks-Sensorik gibt nicht mehr die feine Sensibilität her, um einen nennenswerten Unterschied zwischen den beiden Tassen herauszuschmecken. Ich denke, ein Wechsel der Siebe würde einen deutlicheren Unterschied bewirken.

    Aber dann: die zweite Runde, die ich gewogen, gemahlen, getampert und auf seiner Marzocco GB/5 gezogen habe (also mit Bedacht alles aus einer Hand), ließen wir ungesüßt. Und da war der Unterschied selbst für mich schmeckbar! Der Espresso hatte mehr Körper, wie Kai-Uwe sagte - wie ich es etwas wissenschaftlich-präziser formulieren würde, hatte er einfach etwas mehr Bumms. ;)

    Fazit: Wat lernt uns dat nu? Ich würde sagen, wenn jemand jüngere Geschmacksnerven besitzt und seinen Kaffee ohne Zucker trinkt, kann es durchaus sinnvoll sein, auf so einen fetten Bucker umzusteigen. Besonders, wenn er den Platz dafür hat - preislich liegt ja die Fiorenzato mit 550 € spürbar unter dem Niveau einer Mazzer Mini E! Für mich persönlich war der Vergleich beruhigend, da ich mir sagen konnte: brauchste nicht unbedingt - die Welt stürzt nicht ab, wenn ich bei meiner netten, "kleinen" Super Jolly bleibe. Drunter würde ich es heute allerdings nicht mehr tun, wenn ich lese, was andere Leute hier im Forum alles für Probleme mit ihren Heim-Mühlen haben.
     
  16. #16 scott zardoz, 26.09.2009
    scott zardoz

    scott zardoz Mitglied

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    AW: Mazzer Super Jolly: Umbau zum "Portionsmahler" und die Arbeit damit

    Interessanter Bericht Vincent,
    kann's kaum glauben; Deine erste
    (Gastro) Mühle und jetzt wirst
    Du endlich richtig vernünftig.

    Probieren geht in diesem Fall über studieren. :)



    Gruss


    Scott
     
  17. #17 cappufan, 30.09.2009
    cappufan

    cappufan Mitglied

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    AW: Mazzer Super Jolly: Umbau zum "Portionsmahler" und die Arbeit damit

    Hi Vincent,
    die schöne Super Jolly ohne "Kopf" - da fehlt mir doch was, besonders neben Deiner riesigen Epoca! :roll: Ich würde ihn ja wieder drauf setzen.

    Ansonsten ist das für meinen Geschmack eine richtig tolle Kombi, sogar beide INEI zertifiziert - da gibt es keine Ausreden mehr, wenn der caffè nicht perfekt geworden ist! ;-) :lol:

    Konisch oder Scheibe? Ist wohl einfach Geschmackssache (da kann man technisch hin und her diskutieren, letztlich zählt m.E. das Aroma in der Tasse). Es schmeckt ja auch schon jede "Mühle" (ist schon klar, daß ich das Kaffeemehl meine, hoffe ich) innerhalb ihrer Mahlmethode (Scheibe/Konus) wieder anders; zumindest empfand ich meine bisherigen drei Scheibenmühlen als ganz unterschiedlich im Aroma (Macap M4/Mazzer Mini E/Vario Home), was sich ganz gut vergleichen ließ, da sie direkt nacheinander kamen. Deswegen finde ich die Ergebnisse von Blindtests ja immer so interessant - Theorie hin oder her, es kann überraschende Favoriten geben...
    Nur ohne Hopper, das geht gar nicht... :mrgreen:
     
  18. #18 Vincent Kluwe-Yorck, 30.09.2009
    Vincent Kluwe-Yorck

    Vincent Kluwe-Yorck Gast

    AW: Mazzer Super Jolly: Umbau zum "Portionsmahler" und die Arbeit damit

    Da bin ich völlig bei Dir. Muss mal sehen, wie ich meine Methode auch mit Hopper hinbekomme. Ich hätte ihn auch gerne drauf. So sieht es etwas nach französischer Revolution aus: von wegen Guillotine und so! :mrgreen:

    Und geschmacklich hatte ich auch ein bisschen den Eindruck wie Du. Mit dem Geschmack aus der SJ bin ich vollauf zufrieden - deshalb bin ich ja auch von der Doge abgerückt, obwohl ich sie gerade extrem günstig bekommen könnte.
     
  19. Ernie

    Ernie Mitglied

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    AW: Mazzer Super Jolly: Umbau zum "Portionsmahler" und die Arbeit damit

    Lustig, wie ich gerade bemerkt habe funktioniert deine Methode nur mit der neuen SJ so gut, denn die alte Version hat einen längeren "Fuß", so dass das Kippen einigermaßen wacklig ist.
     
  20. #20 Vincent Kluwe-Yorck, 30.09.2009
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 01.10.2009
    Vincent Kluwe-Yorck

    Vincent Kluwe-Yorck Gast

    AW: Mazzer Super Jolly: Umbau zum "Portionsmahler" und die Arbeit damit

    Stimmt, Ernie - war mir auch schon aufgefallen. Aber ich habe meine Methode inzwischen modifiziert, nachdem ich mehr Erfahrung damit habe: Es reicht, wenn Du die Mühle nach dem Mahlen langsam nach vorne kippst und dann in der Schräglage nur einen kurzen Ruck vorwärts machst, damit das Restmehl aus dem Schacht fliegt. Das funktioniert bei mir sehr gut.


    NACHTRAG FÜR ALLE TRICHTERFANS: Habe meine Methode eben einmal mit aufgesetztem Hopper probiert. Gar kein Problem - einfach mit dem Messlöffel die abgewogene Portion Bohnen reinkippen, Schieber des Trichters zu (damit die Böhnchen unten bleiben) und mahlen. Funktioniert genauso gut wie ohne Trichter / mit aufgesetztem Tamper! Mit dem Tamper oben sieht es einfach nur "professioneller" aus - wahrscheinlich war es das, was mich animiert hat! :)
     
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Mazzer Super Jolly: Umbau zum "Portionsmahler" und die Arbeit damit

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