Die Ultima Ratio der Espresso-Zubereitung oder wie ich meinen Upgrade-Wahn besiege

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  1. #1 Vincent Kluwe-Yorck, 22.04.2012
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 23.12.2014
    Vincent Kluwe-Yorck

    Vincent Kluwe-Yorck Gast

    VKY-typisch langatmiges Vorgeplänkel - Wohlgesinnte mögen auch sagen: Feldbegrenzung

    Einige Threads der letzten Tage haben mich inspiriert, über die Frage nach der "besten Espressomaschine" und der "besten Mühle" nachzudenken. Die meisten Boardies fragen sich in irgendeiner Phase ihrer persönlichen Entwicklung, mit welcher Maschine sie den besten Espresso zubereiten können, und machen sich auf die Suche nach dem heiligen Gral der Espresso-TECHNIK. Auf dem Weg dahin fallen dann bei den Extremisten (oder - medizinisch gesprochen - bei den pathologischen Härtefällen, VKY selbstredend eingeschlossen: siehe meine Signatur) Begriffe wie LM GS/3, KvdW Speedster oder gleich eine Slayer. Bei den Mühlen geht es entsprechend um die Riesen des Pantheons - unter einer Robur lässt sich das Glück kaum finden, oder warum nicht gleich eine Nino oder Versalab?

    Ich würde dieses Phänomen in zwei Bereiche unterteilen, die unterschiedlich betrachtet werden müssen, und deren Legitimation auf jeweils völlig unterschiedlichen Ebenen zu finden ist.

    Zum Ersten befriedigt eine teure, schöne Maschine das elementare und völlig legitime Grundbedürfnis des Menschen, sich und seine Umgebung, bzw. seinen Einflussbereich zu schmücken, zu verschönern, zu bereichern. Sämtliche Fürsten, bei den Pharaonen angefangen, haben das getan, indem sie sich mit ihren Bauwerken, bzw. ihren städtebaulichen Gestaltungsphantasien ihren Platz in der Kunst- und Kulturgeschichte der Menschheit sicherten. (Besonders beeindruckend Echnaton, dessen neue, von ihm konzipierte und erbaute Hauptstadt Achetaton leider im Wüstensand verschwunden ist und der sich darüber hinaus auch noch als Begründer, bzw. Vordenker der drei größten Religionen unsterblich gemacht hat: Echnaton war der erste Philosoph, der den Gedanken des Monotheismus gedacht und versucht hat, ihn zu etablieren. Leider war er seiner Zeit zu weit voraus.) Insofern völlig d'accord, wenn sich jemand, der zufällig gerade kein Fürst ist, und der sich kein Sanssouci in den Garten stellen kann, wenigstens seine Küche mit einer zweigruppigen DallaCorte Evolution verschönern mag.

    Aber das zielt ein wenig an der Sache vorbei, denn der Aspekt der Verschönerung, des ritualisierten Schmückens, öffnet sich eher dem analytischen Blick des Psychologen, der die tief in der Psyche verborgenen Kausalitätsmuster hinter den Dingen ergründen will. Nein - vordergründig geht es ja, wie ich in die Erinnerung zurück befördern möchte, um ein konkretes Ziel: Wie bringe ich den besten Espresso in meine Tasse? Wie finde ich den heiligen Gral - eben die Ultima Ratio des Espressogenusses? Und das kann - zum Zweiten - als Folge eines Irrtums genau in die Sackgasse des Upgrade-Wahns führen.

    Ich möchte gerne eine Lösung (ebenfalls wieder medizinisch gesprochen: eine Therapie) anbieten, die ich gefunden habe, und die sich für mich seit Jahren bestens bewährt. Die meisten von uns hier im KN wissen, dass es die beste Maschine nicht gibt - und auch nicht geben kann. Dafür ist das allgemeine technische Niveau zu hoch und es gibt viele Maschinen, die diesen Anspruch mit Fug und Recht erfüllen: Nahezu jede Maschine ist heutzutage in der Lage, ein exzellentes Tässchen Espresso zu produzieren. Und daraus lässt sich mit einigem guten Willen die Erkenntnis schöpfen, dass sich auf dieser Spur - der Befriedigung technischer Gelüste - eine endgültige Lösung nicht finden wird.

    So stellt sich logischer Weise die Frage: Wo gibt es eine Lösung - und wenn ja, wie viele? ;) Nein - Scherz. Mir war nur gerade der ultrasympathische R. D. Precht in den Sinn gekommen! Wollte fragen: Kann es überhaupt eine Lösung geben? Ich meine, ja.


    Löungsvorschlag, wie sich der Upgrade-Wahn besiegen lässt, oder das Step-by-Step der Selbstheilung

    Meiner Meinung nach kann der Weg zur Lösung nur in eine Richtung führen: Die konkrete Arbeit am Ergebnis.

    Was will uns olle Klüwchen damit nun wieder sagen? Mein Weg, den ich dokumentieren möchte, teilt sich in drei Phasen - ich nenne sie jetzt mal "Die drei Stufen zu den Pforten der Glückseligkeit. Von und mit Bruce Vincent Lee". :oops:

    1. Die erste Phase liegt darin, sich angemessen mit Gerätschaften auszustatten. Also die für mich geeigneten Maschinen und technischen Hilfsmittel zu finden und anzuschaffen. Wenn die persönliche Entwicklung an diesem Punkt endet, mündet das meiner Meinung nach zwangsläufig in dem bekannten Upgrade-Wahn, da die Technik, also der reine Besitz kaum Befriedigung verschaffen kann und durch immer wieder neue Anschaffungen neuer Kicks bedarf, wie uns die Psychologie seit Jahrzehnten lehrt. (Man lese dazu z.B. Erich Fromm oder Horst-Eberhard Richter.) - Ja, ich weiß ... olle Kluwe hat leicht reden. Wiederum siehe meine Signatür! :)

    2. Die eigentliche Befriedigung begann für mich mit der zweiten Phase des Prozesses: Dem sorgfältigen Studieren des Prozederes der Zubereitungskunst. Jeder Aspekt der Zubereitung wurde genauestens untersucht: Welche Dosierung - wieviel Pulver gehört in den Siebträger? Gerührt oder geschüttelt? ;) Pardon - meinte: Hilft wiegen, klopfen und rühren (WDT) und wenn ja, wieviel? Wieviel Altmehl im Mahlschacht erträgt mein Geschmackssensorium? Also ist es in Ordnung, 500 g Bohnen im Hopper zu lassen und damit automatisch den vor-sich-hin-ranzenden Bohnenbruch im Mahlwerk zu akzeptieren? Oder stört mich der Geschmack ranzig gewordener Aromaöle in der Tasse? Wie verhindere ich sie? Verzichte ich auf den Hopper, indem ich die Bohnenportion abgewogen direkt in den Mahlschacht einfülle und stelle einen Tamper auf die Mühle? Wobei ich dann damit zu leben habe, dass meine Mühle irgendwie amputiert aussieht. All dies habe ich in dieser zweiten Phase sorgfältig und - wie ich gerne gestehe - mit einem Höchstmaß an Befriedigung studiert. Befriedigung deshalb, weil es deutlich wahrnehmbare Spuren in meinem Reagenzglas, pardon - wollte sagen: in meinem Tässchen hinterlassen hat. Und der daraus resultierende Gewinn an Qualität ist tatsächlich geeignet, Befriedigung zu erzeugen!

    3. Die dritte Phase, in der ich mich aktuell noch immer befinde, und die es offensichtlich darauf anlegt, mich den Rest meines Lebens zu beschäftigen, ist das riesige und schier unerschöpfliche Feld der Bohnen und ihrer angemessenen Zubereitung mit den Mitteln, die ich als Phase 2 beschrieben habe. Wie unterscheidet sich eine kolumbianische Hochlandbohne, die nass prozessiert wurde, von einer natural pulped Harrar? Was macht die Hawaii Kona so speziell? Was macht den Yrgacheffe zu meiner Lieblingsbohne? In welcher Form der Zubereitung mag ich sie am liebsten? Und mit welcher Röstung kommen ihre Eigenschaften am besten zur Geltung? Das ist angesichts des unerschöpflichen Reichtums an unterschiedlichen Regionen und ihrer Bohnensorten ein so gewaltiger Fragenkomplex, dass sich damit bequem - und lustvoll - einige Jahrzehnte der höchst befriedigenden Beantwortungsversuche zubringen lassen. Wenn man sonst nix zu tun hat!


    Conclusio

    Upgraderitis führt nicht zur Befriedigung, sondern führt als klassischer Fall der Ersatzbefriedigung direkt in die Frustrationsspirale der ständigen Suche nach dem anscheinend Besseren. Nein - die ständige Suche nach der besseren Maschine führt zu nix. Zu nix Gutem zumindest. Eher ganz im Gegenteil, indem sie uns von der wirklichen Quelle ewigen Lustgewinns entfernt: Befriedigung kann nur auf dem Gebiet des Könnens und Wissens liegen. Im Ergründen der Eigenschaften der unterschiedlichen Kaffeesorten, der Kenntnis und dem Genuss ihrer jeweils angemessenen Zubereitung und dem Erkenntnisgewinn, der sich aus dem Studium ergibt!


    Puh. War mal wieder ein Langer. Anstrengend - ich weiß!
     
  2. #2 rocknroller, 22.04.2012
    rocknroller

    rocknroller Mitglied

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    Ich musste echt gerade herzhaft lachen! :D (und das bei Sonnenschein und dem ersten Shot am Morgen in der Hand)
    Aber gibt es überhaupt etwas zu lachen für uns?! Du hast die Realität keines Falls verfehlt, gut durchdacht und öffnest sicher einigen die Augen ;)
    Valentin
     
  3. cawa71

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    AW: Die Ultima Ratio der Espresso-Zubereitung oder wie ich meinen Upgrade-Wahn besieg


    Nee gar nicht. Sehr angenehm zu lesen.
    Und für mich ist dem nicht mehr viel hinzuzufügen.


    Gruß Sascha
     
  4. kenny

    kenny Mitglied

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    AW: Die Ultima Ratio der Espresso-Zubereitung oder wie ich meinen Upgrade-Wahn besieg

    Hi,

    das ist doch mal gut auf den Punkt gebracht.
    Keine Maschine erspart die Arbeit und das Vergnügen des Experimntierens und Erfahrens!
    Ohne Fleiß keinen Preis- und das Erfolgserlebnis, aus der Bohne den schönsten Geschmack herausgeholt zu haben ist do auch viel süßer letzendlich als die Befriedigung durch Materielles.
    Eigentlich eine banale Erkenntnis und Basis jeder Kindererziehung;-).
    Ich wundere mich oft, daß bei den Diskussionen über die Materialschlachten so selten das Wort Bohne auftaucht oder als Ziel formuliert wird, das Beste aus dieser herauszuholen...
     
  5. #5 domimü, 22.04.2012
    domimü

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    Darf ich kurz zusammenfassen? Den Upgrade-Wahn kann man nur besiegen, wenn man sich mehr mit der Bohne als mit der Maschine beschäftigt.


    Und es hat einen weiteren Vorteil, da jeder wohl ein bisschen einen anderen Geschmack hat, kann man nicht mal drüber streiten, welches nun wirklich der beste Kaffee/Espresso ist. Vincent, wenn du dich damit durchsetzt, wird's ruhig im Kaffeenetz.:shock:
     
  6. #6 Blümchenkaffee, 22.04.2012
    Blümchenkaffee

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    mal abgesehen vom up-grade-wahn könnte Mann sich ja mal die Frage stellen:
    Warum keine Maschinen auf dem Klo, Bad, Balkon?
     
  7. cawa71

    cawa71 Mitglied

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    Ist Mann mit Absicht so geschrieben?
     
  8. #8 Tschörgen, 22.04.2012
    Tschörgen

    Tschörgen Mitglied

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    Mir ging es ähnlich!

    Auf der Suche nach dem heiligen Grahl (Godshot)
    durchlebte ich eine Odyssee (Upgraderitis)
    und stieß auf die Büchse der Pandora (La Cimbali).
    Ich konnte sie bis Heute nicht richtig knacken! Zum Glück,
    sonst würde ich nun täglich im Starb**** sitzen und einen
    Doubleicedveganlattehalfdecafnonsugardoublecaramelflavournottogo trinken!

    Thanks God for not shot!

    Gruss Tschörgen

    PS:
    Funktioniert bei mir nicht! Würde ich das tun, hätte ich einen 15 Kilo Giessenröster Zuhause!
     
  9. #9 espresso_perfetto, 22.04.2012
    espresso_perfetto

    espresso_perfetto Mitglied

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    sehr schöner und für mich auch treffender Beitrag...danke Vincent....quasi auch zu sehen als back to the bean ;-)
     
  10. #10 Dieselweezel, 22.04.2012
    Dieselweezel

    Dieselweezel Mitglied

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    Schön gesagt! Gerade in den letzten Tagen artete das ganze hier in einer unglaublichen Materialschlacht aus.

    Endlich ein Thread zum durchatmen.... ;-)
     
  11. #11 KlausMic, 22.04.2012
    KlausMic

    KlausMic Mitglied

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    Gut Ding braucht Weile... ;-)

    Obwohl bei mir der Upgrade-Wahn noch nicht sooooo zugeschlagen hat, kann ich Vincent nur zustimmen. Und werde das Gefühl nicht los, dass der gute Vince früher oder später doch noch zum Heimröster wird..... ;-)

    Viele Grüße

    Klaus
     
  12. Arni

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    Passend zu den Ausführungen von Vincent fällt mir ein Beitrag ein, den ich letzte Woche mal kurz angelesen habe:"Was kommt nach der Rancilio Silvia" oder so ähnlich.
    Von der "Einsteigermaschine" zum Dualboiler mit Raketenantrieb.
     
  13. #13 HerrTobi, 22.04.2012
    HerrTobi

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    AW: Die Ultima Ratio der Espresso-Zubereitung oder wie ich meinen Upgrade-Wahn besieg

    Mal abgesehen von der Frage, ob der beschriebene Sachverhalt ein Problem darstellt, das einer Lösung bedarf, gibt es sicherlich noch viele andere Gründe, die zu einer neuen Maschine führen könnten.

    Ich finde deinen Gedanken sehr interessant und entlarvend =). Dem Ganzen liegt sicherlich auch zu Grunde, dass unterschwellig die Meinung vorherrschen könnte, dass die technische Ausrüstung den Grad des Könnens oder der Erfahrung widerspiegelt, oder zumindest wiederspiegeln sollte. Häufig wird zukünftigen Erstmaschinenbesitzern zu einer billigen Alternative geraten – grundsätzlich spricht mit Sicherheit einiges dafür, die eigentliche Tatsache ist hier nicht sonderlich interessant. Was mir allerdings immer wieder auffällt; Es wird nicht lediglich angemerkt, sondern mit Nachdruck den Vorstellungen des zukünftigen Baristas entgegengesetzt. Nicht selten fühlte sich ein solcher unter Druck gesetzt und bedrängt.
    Wenn eine solche Dynamik zum Tragen kommt, lässt das den Umkehrschluss zu, dass der persönliche Fortschritt in der Anschaffung einer neuen Maschine „sichtbar“ werden könnte(, oder sogar müsste ;).

    Manchmal bin ich mir überhaupt unsicher, ob der perfekte Espresso das einzige „Ziel“ bzw. viel mehr die einzige Motivation ist. Das ist mit Sicherheit eine persönliche Einschätzung, aber im Verhältnis dreht es sich doch häufiger um Maschinen.

    Persönlich kann ich anmerken, dass sich meine Upgradegelüste nach meinem Kaffeenetzkonsum richten =).. Wenn ich hier viel Zeit verbringe, hab ich manchmal das Gefühl, ich kann den nichts mehr entgegensetzen.
     
  14. #14 silverhour, 22.04.2012
    silverhour

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    Ein schöner Anfang für ein Schlußplädoyer. Aber leider nur für eine Präventivmaßnahme für Newbies wirklich zu gebrauchen. Der gestandene Upgraditisinfizierte weiß das und spürt es regelmäßig am eigenen Leib. Und strebt trotzdem nach einer besseren Maschine!
    Ich würde es mit Alkoholismus vergleichen: Jeder Säufer weiß, daß das nächste Bier nicht die Glückseligkeit bringen wird, aber er will es trotzdem trinken.

    Grüße, Olli
     
  15. #15 Baristozopp, 22.04.2012
    Baristozopp

    Baristozopp Mitglied

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    AW: Die Ultima Ratio der Espresso-Zubereitung oder wie ich meinen Upgrade-Wahn besieg

    Hah, jetzt weiß ich wenigstens, weshalb bei mir diese lästigen Upgrade-Wahn-Gedanken bisher ausgeblieben sind! :) Durchlaufe ja selbst gerade die drei - oder zumindest erst mal zwei - Stufen zu den Pforten der Glückseligkeit. Nach der ersten Phase bin ich recht schnell zur zweiten übergegangen. Gibt ja schließlich nichts Schöneres für mich als Espressokrimskrams zu messen und zu wiegen. :) Da hab ich schon das Gefühl, der Glückseligkeit etwas näher zu kommen.
    Aber diese dritte Phase macht mich doch eher wahnsinnig. :-? Habe oft das Gefühl, an der Last der Bohnenvielfalt zu zerbrechen und bleibe daher meinen wenigen guten Böhnchen treu und bin deshalb wenig experimentierfreudig (Was der Bauer nicht kennt,...) :roll::oops:, was mich dann aber auch wieder unheimlich ärgert. Also hält mich diese Phase sehr davon ab, die Pforte zu überschreiten. Hoffe nun trotzdem, nicht gleich zur Ersatzbefriedigung zu greifen. Am besten also, ich bleib einfach noch ein paar Jahrhunderte bei der zweiten Phase - dann kann mir nix passieren. ;-)

    Tschuldigung, dass ich nun so viel Blödsinn, der keinen Menschen interessiert, verzapft habe! Eigentlich wollte ich ja nur sagen: Wunderschöne Zusammenfassung, Vincent - wie immer halt! Habe beim Lesen gerade nämlich festgestellt, dass ich gerne unbedingt noch einen zweiten Band Deines Espressobüchleins lesen würde. Sehr schade, dass es diesen wohl nicht mehr geben wird. :cry:
     
  16. Tara

    Tara Mitglied

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    "der einzige Weg eine Versuchung loszuwerden ist ihr nachzugeben"
    Lord Henry

    ich finde es so mühsam dagegen anzukämpfen, wenn Nachgeben doch so glücklich macht :D und meine Lernbereitschaft beflügelt ein neues Spielzeug doch enorm...
    natürlich, wenn man sich betrachtet, was früher als vernünftiges Equipment galt ist heute "Einsteigerminimum" und was vor Jahren High End war
    ist heute schon "erstrebenswerter Standard"...
    und trotzdem... es gbt soooo viele schöne Mühlen und Maschinen;
    ich mag das wenn Leute darüber schreiben und ich mir die Bilder anschauen kann. Die Bohnen probier ich dann lieber selber irgendwann aus ;)
     
  17. #17 Vincent Kluwe-Yorck, 22.04.2012
    Vincent Kluwe-Yorck

    Vincent Kluwe-Yorck Gast

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    I can resist everything except temptation.
    Allem kann ich widerstehen, nur der Versuchung nicht.
    Oscar Wilde
    (aus: Lady Windermere's Fan. Meine Ausgabe: The Works of Oscar Wilde. Collins, London)
     
  18. Arni

    Arni Mitglied

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    AW: Die Ultima Ratio der Espresso-Zubereitung oder wie ich meinen Upgrade-Wahn besieg

    Du triffst natürlich mit deinen Aussagen Kernfragen unserer Gesellschaft. Warum das Bestehende optimieren, wenn es etwas Neues, zumindest scheinbar, Besseres gibt? Warum sich mit dem Vorhandenen zufrieden geben, wenn es neue Möglichkeiten der Glückserfüllung gibt?
    Unser Wirtschaftssystem funktioniert angeblich nur optimal, wenn stetig Altes durch Neues ersetzt wird, wenn alte Geräte, auch wenn sie noch funktionieren, durch neue ersetzt wird. Wenn man dann mitbekommt, dass für manche neuen Produkte der Marketingaufwand größer ist als die Herstellungskosten, können einem schon mal Zweifel kommen.
    Wir werden uns bald verabschieden müssen von dieser Denk- und Verhaltensweise. Drastisch sinkende Rohstoffreserven, stark steigende Zahl der Weltbevölkerung und die Klimaprobleme werden uns dazu zwingen.
    Aber bevor es so weit ist, schnell noch ein neues Maschinchen...
     
  19. #19 Vincent Kluwe-Yorck, 22.04.2012
    Vincent Kluwe-Yorck

    Vincent Kluwe-Yorck Gast

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    Stimmt exakt. Mir ist auch gerade aufgefallen, dass ich ganz dringend noch eine Gloria AL brauche zu meinem Glück! :oops:
     
  20. #20 peruffo, 23.04.2012
    peruffo

    peruffo Mitglied

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    Du triffst m.M. ziemlich gut den Kern der Frage, Vince. Schön zu lesen, auch schön, sich seine entsprechenden Gedanken dazu zu machen.
    Anzumerken bleibt für mich folgendes: Dein Gedankengang funktioniert, sobald man die grundsätzliche Frage zu stellen vermag. Wo möchte man hin ? Was bringt mich dorthin ? Wie gelingt es mir ? Und da ist man recht schnell bei Deiner Erkenntnis, dass es um die "Bohne" geht (vereinfacht gesagt).

    Ähnlich ergeht es mir übrigens bei anderen Leidenschaften: Letztens mal wieder eine wunderbare Ausfahrt auf dem guten alten Master Olympic am Lago Maggiore gemacht - ein Traum. Und ein topaktuelles, supergeiles Maschinchen der neuesten Generation hätte mir kein bisschen mehr an Genuss bieten können ... will sagen: die Grundperformance des Equipments muss stimmen, die Zufriedenheit kommt von zahlreichen anderen wichtigen Parametern ...

    Gruß, peruffo
     
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