Herkunftsnachweise der Rohware

Diskutiere Herkunftsnachweise der Rohware im Bohnen und Kaffee Forum im Bereich Rund um die Bohne; Das ist also so wie wenn du an der Supermarkttheke stehst und nach Fleisch fragst "Bitte nicht Bio mit Herkunftsnachweis, das ist mir zu teuer,...

  1. #1 Heinerich, 11.08.2012
    Heinerich

    Heinerich Mitglied

    Dabei seit:
    15.10.2005
    Beiträge:
    2.227
    Zustimmungen:
    169
    Nicht so ironisierend, wie Du es formuliert hast aber durchaus in eine solche Richtung! Es scheint in der "Natur der Sache" von marktorientierten Unternehmen zu liegen, dass "Gütekriterien" nach außen hin auch (nicht nur) Eigenschaften darstellen die vielleicht gar nicht vorhanden sind. Die Diskussion, auf der europäischen Politikebene, um den Begriff "Bio" dürfte bekannt sein. Beim Fischfang wird mit Zertifikaten geworben, die kaum oder nur sehr schwer zu überprüfen sind. Fairtrade hat anscheinend an Reputation verloren, weil die Kriterien verwässert wurden und/oder Lücken lassen.
    Bei einigen Kaffeeröstern (Quichote, Langen (in Verbindung mit dem Kolpingwerk?); mehr kenne ich im Moment nicht...) scheint sich sowas wie "Direkter Handel" zu entwickeln. Ähnlich wie Vertriebs- und Gütegemeinschaften bei regionalen Agrarproduzenten, die auf die üblichen "Sigel" gern verzichten oder verzichten würden, weil dies das Produkt verteuert.
    Wenn hier, in diesem Thread nun nachgefragt wird, dann soll dies auch dazu beitragen, einen Verkäufer zu veranlassen, entsprechende Informationen bereit zu stellen! Bei welchen Produzenten der Rohstoff gekauft wird, hat nicht mit "Betriebsgeheimnissen" zu tun. Das eine solche Vorgehensweise das Geschäft weder schwächt noch schädigt zeigen die o.g. Röster, wobei Quichote ja sogar seine Verträge und die Preiskalkulation veröffentlicht!!!

    Mir ist durchaus bewust, dass wir hier (im Kaffeenetz) nur eine Randgruppe der Kaffeekonsumenten ausmachen aber das sollte uns nicht daran hindern, daran zu arbeiten Informationen einzufordern und ggf. auch unsere Kaufentscheidung danach auszurichten! Für mich persönlich ist es eben nicht gleichgültig, wie die Menschen leben müssen/können oder sollten, die meinen Kaffee anbauen, ernten nund erstverarbeiten!! Wenn diese in unwürdige Lebensbedingungen hineingezwungen werden, hätte der Espresso einen zu bitteren Beigeschmack, den ich mir niht leisten möchte!

    Zum Schluss noch mals einen Bezug zum Herkunftsthread! Wenn jemand einen Kaffee anbietet, der deutlich unter dem "marktüblichen Preis" liegt, will ich erst recht Infos haben. Schließlich könnte ein Grund die Preise beim Produzenten sein. Bin ich da zu mistrauisch, kaufe ich das Produkt nicht! Und wenn mir -m.E. selbstverständliche- Informationen vorenthalten werden, dann werde ich erst Recht mistrauisch.

    Übrigens würde ich mich freuen, wenn Röster und Vertreibler/Verkäufer hier mitdiskutieren würden! ;-)
     
  2. #2 espresso-addict, 11.08.2012
    espresso-addict

    espresso-addict Mitglied

    Dabei seit:
    20.10.2011
    Beiträge:
    1.207
    Zustimmungen:
    21
    AW: Herkunftsnachweise der Rohware

    Der Vergleich mit dem Bio-Siegel ist gar nicht so schlecht, denn ich glaube dass mit einigen Sorten Single-Origin-Kaffee ähnlich viel betrogen wird wie mit Bio-Produkten (ganz davon abgesehen, dass die Leute falsche Vorstellungen von "Bio" haben, denn es bedeutet z.B. nicht "ungespritzt"). Wenn man sich beispielsweise anschaut, welche Mengen Kopi Luwak, Hawaii Kona oder Jamaica Blue Mountain auf dem Kaffeemarkt angeboten werden, aber weiß wie klein die tatsächliche Jahresproduktion dieser Sorten, dann ist klar, dass hier auch viele Fälschungen verkauft werden.

    Ansonsten ist es wohl leider so, dass die Mehrheit der Konsumenten sich mehr oder weniger ausschließlich am Preis orientiert. Um beim Beispiel Fleisch zu bleiben: Ein Steak, das von einem "glücklichen" Bio-Rind kommt, ist nun einmal erheblich teurer als aus der Massenproduktion. Auch wenn dieses Fleisch besser schmeckt, wer jeden Tag sein Stück totes Tier auf dem Teller haben möchte, kann sich das finanziell nicht unbedingt leisten. Die Verbraucher müssten also umdenken und Fleisch nur noch zwei oder dreimal pro Woche konsumieren, was im Übrigen gut für Gesundheit und Umwelt wäre. Aber die meisten wollen das nicht. Genauso wie die meisten eben das Pfund Kaffee für 5 Euro oder weniger wollen.

    Der britische Kleinröster Londinium Espresso bietet zum Teil Plantagen-Kaffee an, d.h. ich weiß von welchem Anbauer der Kaffee kommt. Allerdings weiß ich nicht, wie die Bedingungen vor Ort sind. Man kann in Anberacht der Preise nur hoffen, dass hier tatsächlich fair gehandelt wurde. Aber, wie ich finde, ein interessanter Ansatz.
     
  3. #3 funny-freddy, 11.08.2012
    funny-freddy

    funny-freddy Gast

    Hmm deine Einstellung ist gut aber siehst du das nur bei Kaffee so?

    Ich finde fairer Handel sollte bei allen Gütern unseres Lebens eine Bedingung darstellen! Egal was es ist! Kleidung, Nahrung oder Luxusgüter!

    Ich finde man kann nicht sagen Kaffee muss fair gehandelt werden, sonst schmeckt er nicht, sondern muss dann auch so wach sein und unser ganzes System zu hinterfragen!

    An der Börse spekulierte Getreidepreise, welche Menschen verhungern lassen ...

    Bio E10 der wieder zu einer Verknappung von Agrarfläche führt ...

    Fleiachmast in der entwickelten Welt welche die Nahrung verschlingt die anderen zum Leben fehlt ...
     
  4. #4 domimü, 11.08.2012
    domimü

    domimü Mitglied

    Dabei seit:
    06.02.2011
    Beiträge:
    9.939
    Zustimmungen:
    5.710
    AW: Herkunftsnachweise der Rohware

    Da werden m.E. teilweise wieder Selbstverständlichkeiten bei einzelnen als Besonderheit dargestellt.

    Ich hatte ja in einem anderen Thread schon angekündigt, mal beim Schalke-Kaffee bezüglich Kalkulation nachzufragen, und erhielt, was ich wollte, hier ein Auszug aus der Antwort:"Der fair-gehandelte Schalke Kaffee wird von der Importorganisation El Puente bezogen. Wie bei den Organisationen des Fairen Handels üblich werden selbstverständlich alle Kalkulationen offengelegt, so auch die für den Schalke Kaffee, die wir ihnen als Anlage zur Verfügung stellen."

    In der Kalkulation selbst war der Posten "sonstiges" übrigens nicht gar so groß. Ein direkter Vergleich könnte wegen unterschiedlicher Einkaufsmengen etwas unfair werden, macht aus meiner Sicht auch nur Snn, wenn mindestens ein Dutzend Kalkulationen analysiert werden, um "das Übliche" herauszufinden.

    Und wer wissen will, von welcher Farm sein Kaffee kommt, muss auch nicht in Großbritannien kaufen, z.B Supremo macht das bei den Cup of Excellence, Micro-Lot-Challenge, Arabica-Expedition genauso.
     
  5. #5 baumkaffee, 11.08.2012
    Zuletzt bearbeitet: 12.08.2012
    baumkaffee

    baumkaffee Mitglied

    Dabei seit:
    08.04.2010
    Beiträge:
    130
    Zustimmungen:
    8
    AW: Herkunftsnachweise der Rohware

    So nachdem der Thread jetzt nun vom Marktplatz weg ist und ich Herrn P. nicht schäigen wollte, möcht ich mir hier ein paar Anmerkungen erlauben.
    Bei S. in Italien habe ich noch nie Kaffee gekauft, aber nach Durchsicht ihrer Verfügbarkeitsliste kann man dort hauptsächlich "No Name Massenware" kaufen. Spezialitätenkaffees sind eher Fehlanzeige. Robusta gibt es dort in einer Vielfalt wie sie mir kein Kaffeehändler in D anbietet. Die Vietnam-Auswahl ist gewaltig. (ok soll jetzt nicht heißen, das es den in D nicht gibt !!). Die Mischungen die S. anbietet dürften aus den Rohkaffees gemischt werden, die sie auch als Single verkaufen. Wenn man dann die Rohkaffeepreise der einzelnen Sorten zur Mischung setzt, dann kann man in etwa abschätzen was drin sein dürfte. Also Guatemala Standardmassenware, Brasilien Standardmassenware Santos und Vietnam Robusta. Die einzige Angabe die nicht "Betriebsgeheimnis" dort ist, ist der Robusta-Anteil. Also was will man dann als Antwort auf die Frage wie die Arbeitsbedingen der Kaffeepflücker waren erwarten?

    Nicht jeder Röster kann ins Ursprungland reisen und dort seinen Kaffee selber einkaufen, will aber auch nicht auf Fair und oder BIO Kaffees zurückgreifen. Was bleibt sind Kaffee die rückverfolgbar sind (Tracability)
    zB brasilianische BSCA Kaffees, hier weiß ich als Röster zumindest wo der Kaffee herkommt. Dass nicht jeder BSCA Kaffeebauer einer Webseite hat mag daran liegen, dass der Fortschritt da noch nicht so 100% angekommen ist. Viele haben aber eine und ich kann mir ein gewisses Bild machen, es sind Namen dahinter und es ist nicht irgendeine anonyme Santos Massenware. Mein Standard-Brasilianer für alle meine Espresso-Blends sind der Fazenda Lagoa und der Fazenda Canta Galo. Santos habe ich nicht. Außerdem sind wir von de Qualität der Kaffees von Daterra überzeugt.
    Aus Guatemala haben wir den Lampocoy den Detlev Cords den er dem Dorf Lampocoy abkauft hat und direkt an Röster verkauft.
    Beim Malabar und Ind Parchment da wird es nun schon nicht mehr so transparent, das geb ich zu... Aspiwall ist der Lieferant, ein Indischer Konzern.
    Hier mal ein Zitat aus der Aspinwall Webseite, zu "Workers Welfare" wie die es nennen:
    "The most powerful asset we respect is our skilled and professional human asset. Our workforce is the best example of dedicated good work.
    The various welfare measures for the workers include:
    • Scholarship program for the worker's children excelling in their academics
    • Assistance during school reopening time of children to meet the financial requirements
    • Eye testing program for women garblers and financial assistance for the optical needs
    • Training program for workers in coffee quality, house keeping, fire fighting, social issues
    • Distribution of free uniform, footwear, aprons, head gear
    • Safety and hygiene related supplies
    • Field visits for education and fun"

    Ok.. mal hand aufs Herz, das BlaBla da oben könnte auch von so mancher deutschen Firma sein...

    Aber das sag ich dem Kunden auch und ist kein Betriebsgeheimnis. Preislich liegt der Ind Parchment Robusta aber in der Oberliga im Vergleich zu Vietnam-Robusta. Über die Bedingungen der Erzeugung läßt das aber keinen Rückschluss zu.
    Ok was dann herauskommt, wenn man die Rohkaffees mischt ist ein Blend der auch seinen Preis haben muss und weder mit Kaffee vom Discounter noch mit einer Fertigmischung von S. aus Italien mithalten kann, aber dieses Billigheimer-Kientel das Kaffee nach der Hauptsache es ist billig Mentalität kauft dürfte sich ohnehin ins KN kaum verirren.
    Gruß Hubert
     
  6. #6 Heinerich, 11.08.2012
    Heinerich

    Heinerich Mitglied

    Dabei seit:
    15.10.2005
    Beiträge:
    2.227
    Zustimmungen:
    169
    AW: Herkunftsnachweise der Rohware

    Nein. Wir versuchen bei möglichst allen/vielen Produkten "ethisch verträglich" einzukaufen oder zu handeln. Wobei sich das "Versuchen" darauf bezieht, dass es immer noch extrem schwer ist, an verläßliche Informationen zu kommen.
     
  7. #7 TwimThai, 11.08.2012
    TwimThai

    TwimThai Mitglied

    Dabei seit:
    27.03.2012
    Beiträge:
    845
    Zustimmungen:
    10
    AW: Herkunftsnachweise der Rohware

    Ich möchte hier nochmals ausdrücklich betonen, dass es mir in keinster Weise darum ging espressofix irgendwie ans Bein zu pinkeln. Ich wollte lediglich Heinerichs Aussage stützen, dass es Kunden gibt, denen die Herkunft wichtig ist und das ein Hersteller auch ohne Siegel und Zertifikate Möglichkeiten hat, zumindest im Ansatz auf die Bedingungen zu verweisen, vor allem wenn die direkte Nachfrage kommt.
    Wenn espressofix oder Effizien-Kaffee hier einen zu hohen Aufwand sehen die Infos die auf der Zulieferer Homepage gegeben sind, zu zitieren, dann finde ich das persönlich nicht zufriedenstellend. Aber das ist mein ganz persönliches Empfinden, dass der ein oder andere sicherlich auch als spießig oder pingelig, aber bestimmt nicht als italienisch-gemütlich einstufen wird.

    Zum generellen "Problem" - und da bin ich ganz froh, dass Heinrich die Diskussion weg von Effizien-Kaffee hin zum generellen Umgang mit diesem Thema gelenkt hat - gibt es auch von meiner Seite ein zwei Meinungen:
    Mir ist vollkommen bewusst, dass eine gerechte Entlohnung schon vor der Haustür anfängt. Ich gehe gerne zum Metzger oder Gemüsehändler ums Eck und kaufe nicht alles in einem Supermarkt, der seine Preise durch miese Löhne niedrig hält. Das bedeutet auch, dass ich saisonal und regional einkaufe, da dies die Kosten senkt. Bio-Erdbeeren im November sind für mich ein Indiz für ein komplett fehlgeleitetes Verbraucherempfinden: "Alles was Bio heißt ist gut". Und wenn ich Beratung brauche, dann gehe ich zum mittelständigen Händler und kauf mir meine Produkte beim Fachmann, das ist mir den (meist geringer als gedachten) Aufpreis wert. Und ich hab als Student auch nicht den dicken Geldbeutel oder zuviel Geld.
    Beim Kaffee bedeutet dieser Anspruch für mich, dass ich bei regionalen Kleinröstern frischen Kaffee kaufe. Da man natürlich experiemtierfreudig ist, wird auch der ein oder andere Online-Kauf getätigt. Ich bin mir dabei bewusst, dass auch hier viel "Massenware" in den günstigeren Mischungen steckt - wer Kaffee für 15€ das kg verkauft, kann kein Geld für die Krankenversicherung der Kaffeebauern bezahlt haben - muss er auch gar nicht. Natürlich ist bei dem Betrag auch keine Lizenzgebühr für Biosiegel o.ä. drin. Ist aber alles gar nicht schlimm, solang der Händler versucht, wenigstens im Ansatz auf Bedenken der Kunden einzugehen. Dass für den Preis keine Garantien gegeben werden können, ist für mich klar.
    Ich will gar nicht der Weltretter sein, der jedem Kaffeebauern, egal was für Mist er produziert, den dreifachen Produktionspreis zahlt. Ich bin aber der Meinung, dass eine ordentliche Qualität auch ordentliche Bezahlung gerechtfertigt. Ich hab den Eindruck, dass ich nicht der einzige bin, der so denkt. Und da denke ich, dass ein Hersteller so viele Informationen geben sollte wie möglich.
     
  8. #8 Heinerich, 11.08.2012
    Heinerich

    Heinerich Mitglied

    Dabei seit:
    15.10.2005
    Beiträge:
    2.227
    Zustimmungen:
    169
    AW: Herkunftsnachweise der Rohware

    Ich verstehe nicht ganz, was Du da zum Ausdruck bringen möchtest. Insbesondere der letzte Satz ist mir unverständlich.
     
  9. #9 TwimThai, 11.08.2012
    TwimThai

    TwimThai Mitglied

    Dabei seit:
    27.03.2012
    Beiträge:
    845
    Zustimmungen:
    10
    AW: Herkunftsnachweise der Rohware

    Ich verstehe das so, dass man sich Sorgen über Sorgen macht, woher der Kaffee kommt und dabei gerne vergisst, dass nicht nur der Kaffeebauer selbst der Leidtragende eines Dumpingpreises ist.
     
  10. #10 Espressofix, 11.08.2012
    Espressofix

    Espressofix Mitglied

    Dabei seit:
    19.08.2007
    Beiträge:
    341
    Zustimmungen:
    0
    AW: Herkunftsnachweise der Rohware

    Wie gesagt, ich kaufe fertige Mischungen, ohne dessen Zusammensetzung zu kennen, und weil ich dessen Zusammensetzung nicht kenne, kann ich keine Auskunft über dessen Herkunft geben! Auch eine Universalauskunft macht dann wenig Sinn, weil nicht rückverfolgbar, weil ein geheimer Blend!
     
  11. #11 funny-freddy, 11.08.2012
    funny-freddy

    funny-freddy Gast

    AW: Herkunftsnachweise der Rohware

    Naja aber das ist doch leider die Folge der deutschen Mentalität! Wir kaufen gerade im Bereich der Lebensmittel nicht nach dem qualitätsfaktor sondern nach dem Preis!
    Egal obs die Brötchen vom Sb-Bäcker sind oder das Fleisch oder der Kaffee ... Und wenn alles billig sein muss dann muss halt auch der Bäcker, der Verkäufer, der Fleischer weniger Geld verdienen!
     
  12. #12 Heinerich, 11.08.2012
    Heinerich

    Heinerich Mitglied

    Dabei seit:
    15.10.2005
    Beiträge:
    2.227
    Zustimmungen:
    169
    AW: Herkunftsnachweise der Rohware

    OK! Dann verstehe ich das (hoffentlich) ein wenig besser! ;-)
    Übrigens finde ich auch, dass es unterschiedliche "Armuts-" und daher auch "Verantwortungsphilosophien" gibt, wovon mir einige absolut nicht behagen.
    Dazu gehört auch, dass bei der Kritik an inländischen menschenunwürdigen Bedingungen oder auch fehlender gesellschaftlicher Teilhabe auf die größere Armut andernorts verwiesen wird!
    Natürlich muss auch hier ein Mensch von seiner Arbeit menschenwürdig leben können und sollte nicht gezwungen sein, mehrere Jobs nebeneinander ausüben oder begleitend Sozialleistungen beziehen zu müssen.
    Davon ist aber die Kritik an den Arbeits-, Gesundheits-, Bildungs- und Lebensbedingen (jedenfalls für mich) unabhängig. Gerade bei einem Produkt, bei denen Erträge nicht nur durch Ein- und Verkauf, sondern auch durch Spekulation (Warentermingeschäfte).

    Ist zwar OT aber ich antworte trotzdem mal: Ich finde das reichlich verkürzt, dass einer "deutschen Mentalität" zuzuordnen. Das Schielen auf die günstigsten Preise ist als Werbeinstrument von Seiten bestimmter Wettbewerber begonnen worden! Zumindest ein Teil der Verbraucher ist da -durch die Werbung- sehr gut und konsequent konditioniert worden! Es waren, nach meiner Wahrnehmung, weder die VerbraucherInnen, noch die mittelständischen Unternehmen, die ständig (angeblich) niedrigere Preise zum Kundenfang und zur Kundenbindung angeboten haben!

    Ich fahre beispielsweise kilometerweit mit dem Rad um Brötchen einzukaufen. In der näheren Umgebung gibt es keine "Kleinbäcker" mehr. Nur noch Ketten, bei denen die Brötkes aus dem Heißluftofen kommen.
     
  13. #13 blaubar, 11.08.2012
    Zuletzt bearbeitet: 12.08.2012
    blaubar

    blaubar Mitglied

    Dabei seit:
    04.05.2008
    Beiträge:
    376
    Zustimmungen:
    26
    AW: Herkunftsnachweise der Rohware

    Was WIR brauchen sind Leute wie Roger-aus-der-Schweiz, die mit gutem Beispiel vorangehen. Der Kaffee wird 1. saisonal und 2. mit genauen Angaben über die Herkunft angeboten. Zum Beispiel Daterra Brasilien. Da besuchst du dann die Daterra-Website und kannst dir ein Bild machen. Ausserdem wird nur fair gehandelter Kaffee verkauft. Zu Weihnachten wurden wir zudem eingeladen, einen Bauern in Honduras direkt zu unterstützen. So stelle ich mir Kaffeegenuss vor... ich meine, ein Weinspezialist gibt sich auch nicht mit Angaben wie: "kommt irgendwoher aus Frankreich" zufrieden!So gesehen werde ich in Zukunft auf Monsooned Malabar verzichten, da es absolut nirgendwo ein fair gehandeltes Angebot gibt, von Farm-Angaben ganz zu schweigen (ich lasse mich sehr gerne eines besseren belehren).Es wäre ein Traum, wenn es in Zukunft mehr Röster geben würde, die ohne Zwischenhändler direkt mit den vertrauten Bauern zusammenarbeiten würden. Doch, das geht: Man kann immer wieder bei den grossen Importeuren ein paar Säcke im Schiff mitunterbringen.
     
  14. #14 Heinerich, 11.08.2012
    Heinerich

    Heinerich Mitglied

    Dabei seit:
    15.10.2005
    Beiträge:
    2.227
    Zustimmungen:
    169
    AW: Herkunftsnachweise der Rohware

    Was haltet ihr eigentlich davon, wenn wir, in einem speziellen Thread, Infos über Röster sammeln, die entweder FairTrade oder auch direkten Handel praktizieren. Wir könnten diese Händler auch darum bitten uns eine kurze Stellungnahme und weitere Infos zukommen zu lassen, damit ggf. auch mal Angaben überprüfen können.
    Ich könnte z.B. meine Franziskanischen Geschwister um Infos aus dem Ausland bitten. Die würde ich vermutlich bekommen können, wenn Kontakte zu Kaffeebauern/-Kooperativen bestehen oder hergestellt werden können.
    Dann wären für diejenigen Mitglieder vom KN Infos "an einem Ort" im Forum vorhanden.
     
  15. #15 domimü, 11.08.2012
    domimü

    domimü Mitglied

    Dabei seit:
    06.02.2011
    Beiträge:
    9.939
    Zustimmungen:
    5.710
    AW: Herkunftsnachweise der Rohware

    Welchen Vorteil bietet es, wenn ein Röster direkt importiert?
    Das können kleinere Röster kaum leisten, Großröster schon eher, die können sogar ganze Plantagen an sich binden; die Diskussion über UTZ und Douwe Egberts hatten wir ja schon.

    Die Logistik der relativ kleinen Chargen von kleineren Röstereien würde die Ware wahrscheinlich wesentlich mehr verteuern als ein Zwischenhandel, ohne dass die Produzenten davon profitieren.
    Auch gibt es Röster, die nur einen Teil direkt handeln, wie z.B. diesen hier.

    Die Kalkulationen im Fairtradebereich zu vergleichen ist schon nur wegen der Wechselkursschwankungen schwierig genug. In diesem Bereich allerdings finde ich deine Idee gut.
     
  16. #16 blaubar, 11.08.2012
    blaubar

    blaubar Mitglied

    Dabei seit:
    04.05.2008
    Beiträge:
    376
    Zustimmungen:
    26
    AW: Herkunftsnachweise der Rohware

    Bei Feinkostshop.ch kostet mich ein normaler Sidamo 16 Fr. das Kilo. Bei Roger fairtrade und ohne Zwischenhandel 20 Franken. Das ist es mir wert. Ok, der Aufwand für einen Röster ist grösser als einfach bei Inter American was auszusuchen.
    Was bringt es für Vorteile wurde gefragt. Ganz einfach, es landet 1. mehr Geld beim Bauern, da er nicht ständig Mengenrabatte geben muss und 2. (was ich wichtiger finde), es besteht ein Kontakt zum Produzenten! Soll jeder selber beurteilen, ob das etwas wert ist oder nicht.
    Wenn ich mich schon mit Kaffee auseinandersetze, dann will ich ein Gefühl dafür bekommen. Und wenn ich zum Beispiel eine Website der Farm besuchen kann, dann macht mich das glücklich. Noch besser wäre es, sich das einmal vor Ort anschauen zu können. Dann würde man vielleicht auch merken, dass Kaffee nicht immer überall Saison hat und deshalb auch nicht immer frisch ist. Deshalb könnte man dann auch saisonal einkaufen... Wenn ich einfach so beziehe, dann fehlt möglicherweise das Gefühl dafür.
    Wie beschrieben, sagen BIO und Fairtrade Labels teilweise sehr wenig aus heutzutage. Auch deshalb finde ich einen möglichst direkten Kontakt notwendig. ich nehme es gerne in Kauf, dass dann die Auswahl u.U. kleiner ist.

    Die Idee, hier eine Sparte für Fairtrade und/oder Biohändler (von mir aus gerne auch ohne Label, aber genügend Angaben über die Herkunft) zu machen, finde ich grossartig!!
     
  17. #17 domimü, 11.08.2012
    domimü

    domimü Mitglied

    Dabei seit:
    06.02.2011
    Beiträge:
    9.939
    Zustimmungen:
    5.710
    AW: Herkunftsnachweise der Rohware

    Genau das leuchtet mir nicht ein. Z.B. Phoenix bezieht (zumindest einen Teil seines Rohkaffees) bei Quiote. Direkt gehandelt ist er also nicht mehr. Aber irgendwie schlechter doch wohl auch nicht. Durch diesen Zwischenhandel bekommt der Produzent nicht einen Cent weniger oder mehr.
     
  18. pingo

    pingo Mitglied

    Dabei seit:
    12.05.2009
    Beiträge:
    2.425
    Zustimmungen:
    4.098
    AW: Herkunftsnachweise der Rohware

    wenn man sich dafür entscheidet ist das auch als Kleinströster wie wir es sind kein Problem. Du musst Dich halt auf ein kleines Sortiment konzentrieren und nicht zig Kaffees anbieten.
     
  19. #19 blaubar, 12.08.2012
    blaubar

    blaubar Mitglied

    Dabei seit:
    04.05.2008
    Beiträge:
    376
    Zustimmungen:
    26
    AW: Herkunftsnachweise der Rohware

    Und woher kommt dann der billigere Preis her? Wenn ein Zwischenhändler MEHR dazwischengeschoben wird, kann ja der Preis eigentlich nicht WENIGER sein oder? Ausser, die Zwischenhändler nehmen eine Monopolstellung ein und machen extrem Druck.
     
  20. #20 domimü, 12.08.2012
    domimü

    domimü Mitglied

    Dabei seit:
    06.02.2011
    Beiträge:
    9.939
    Zustimmungen:
    5.710
    AW: Herkunftsnachweise der Rohware

    :-o
    Entschuldigung: Ich finde es gut, dass Pingo die von ihm direkt importierten Rohkaffees auch an andere Röster weiterverkauft. Dabei verliert sein Rohkaffee meiner Meinung nach nicht an Qualität und der Endkunde des anderen Rösters muss doch auch kein schlechtes Gewissen bekommen. Der Produzent erhält denselben Preis, ob ich den Kaffee nun bei Pingo oder wie im Beispiel genannt Phoenix kaufe. Aber Phoenix ist kein Direktimporteur bezüglich dieser Kaffees, die er bei Pingo kauft.

    Daher ist für mich das Merkmal "Direktimport" für sich allein betrachtet nicht aussagekräftig.

    Ich habe den Eindruck, dass ihr mich nicht verstanden habt, und denke, das Beispiel nun ausführlich genug beschrieben zu haben. Das Gegenbeispiel - Direkthandel und doch nicht transparent - habe ich ja auch schon in genannt.
     
Thema:

Herkunftsnachweise der Rohware