Mein Weg zum guten Espresso

Diskutiere Mein Weg zum guten Espresso im Grundsätzliches Forum im Bereich Fragen und Tipps; === Vorstellung === Hi, ich heiße Thorsten, komme aus Südhessen und wollte nach 2 Jahren Herumprobiererei, Erfolgserlebnissen, Verzweiflung und...

  1. #1 Todde, 25.09.2012
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 25.09.2012
    Todde

    Todde Gast

    === Vorstellung ===
    Hi, ich heiße Thorsten, komme aus Südhessen und wollte nach 2 Jahren Herumprobiererei, Erfolgserlebnissen, Verzweiflung und Wut hervorgerufen durch meine Espressomaschine meine Erfahrungen hier schreiben. Denn diesem Forum habe ich es unteranderem zu verdanken, dass jetzt das dunkelbraune Gold so aus der Maschine kommt wie es soll und dass ich die Maschine nicht schon längst zum Teufel gejagt habe.


    Ja, aller Anfang ist schwer. Vor allem wenn man mehr Qualität in seinen Produkten (hier der Espresso) erreichen will als der Durchschnitt.


    Ich möchte hiermit den Neueinsteigern fernab von den hochwissenschaftlichen Ratschlägen im Internet eine kleine Einstiegshilfe geben, aber auch kleine Warnungen auf was man sich dabei einlässt. Es ist alles meine persönliche Meinung was ich hier schreibe und mein Weg wie ich zu leckerem Espresso gekommen bin. Jeder kann das anders machen. Ich will keine Diskussion über das wie ich es mache und warum!


    === Motivation ===
    Warum besser als der "Durchschnitt". Was ist überhaupt der Durchschnitt für mich gewesen? Naja ... das was viele so daheim haben - das was bei den Elektrogroßmärkten als vollautomatische Espressomaschinen in den Regalen steht.


    Mit einer Saeco INCANTO de Luxe habe ich jahrelang gelebt. War total gut (aus damaliger Sicht)! Ich habe da aber mehr Cappuccino als Espresso mit bezogen. Der Espresso daraus war nicht so meins. Naja .. dazu kamen ja noch die XY-Bohnen im 1KG Pack aus dem Supermarkt. Wie gesagt, war was den Cappuccino anging total gut.


    Nach einigen Besuchen in guten Cafés und dem Genuss vorzüglicher Espressi und Cappuccini begann es in mir zu Arbeiten: "Warum ist das soviel besser, als das was bei mir Daheim rauskommt?" Ich begann mich zu informieren (unteranderem in diesem Forum) und bin auf die abertausenden Weisheiten, Hinweise und Anleitungen gestoßen. "Vollautomaten erzeugen nicht den erforderlichen Druck für einen echten Espresso" und "Frischer und vor allem guter Kaffee ist wichtig" waren so die beiden Hauptargumente die das wohl für mich erklärten.


    Jetzt war es an der Zeit, eine eigene Espressomaschine zu kaufen, da die Saeco meinen Eltern gehört und ich mir was eigenes gesucht habe. Und da ich seit dem ABI nicht mehr ohne Kaffee kann und ich dort meine Prioritäten gesetzt habe, musste ich mir was einfallen lassen. Der Zufall wollte es, dass ich kurz nach dem Einzug an etwas Geld gekommen bin, was sich prima in die geplante Neuanschaffung umsetzen lies.


    Ok, Geld war da, Ziel war klar (guter Espresso), aber was für eine Maschine?


    Einkreiser oder Zweikreiser?
    Die Frage muss sich wohl jeder stellen. Ich hab viel hin und her überlegt. Einkreiser sind günstiger und langen total für den reinen Espressogenuss. Jetzt trinke ich aber ca. im Verhältnis 70:30 mehr Cappuccino als Espresso. Das, habe ich gelesen, ist mit nem Einkreiser auf Dauer aber recht aufwändig wegen dem Aufheizen, Entlüften, Abkühlen usw. . Da der durchgehende Tonus in den Foren "Zweikreiser wenn mehr Cappuccino getrunken wird" ist, habe ich mich dann doch für die teurere Variante entschieden.


    Welches Modell?
    Hm, klar, es gibt Maschinen die mehr empfohlen werden als andere. Aber ich denke das ist bei dem Punkt echt Geschmackssache was einem da optisch besser gefällt. Bei mir ist es die Bezzera BZ 10 geworden, allein wegen der klassischen Chromoptik, den massiven Armaturen und auch teilweise den guten Empfehlungen aus dem Internet.


    === Equipment ===
    Da zu einem Espresso mehr gehört als nur die Maschine hier eine Auflistung meiner Ausstattung mit der ich bis jetzt recht gut gefahren bin.


    ESPRESSOMASCHINE: Bezzera BZ 10 (dabei sind Blindsieb, 1er, 2er und Blindsieb sowie eine Brühgruppenbürste)
    KAFFEEMÜHLE: Graef CM 81 (weiß)
    TAMPER: 1x für 1er und 1x für 2er Sieb; beide mit Aluminiumfuss und Holzgriff
    1ER SIEB: La Marzocco 1er-Sieb (LM1)
    ABSCHLAGBEHÄLTER: Concept-Art Abschlagbehälter, Basic Schwarz
    MILCHKÄNNCHEN: 0,6l Milchkännchen aus Edelstahl
    ESPRESSOKÄNNCHEN: Kännchen aus Edelstahl, ca. 50ml
    BOHNE: 90/10 (Arabica/Robusta) Mischung aus lokaler Rösterei



    === Anfangsprobleme ===
    So, alles aufgebaut, Maschine ist warm, es geht los. Ziel: Espresso in 25sek. mit 25ml lecker aus der Maschine zu bekommen. Die Verkäuferin (selbst Barista) hat mir einen kleinen Beutel mit gemahlenem Kaffee als Anhaltspunkt für den Mahlgrad gegeben. Naja .. war gut gemeint hat aber nicht viel gebracht.


    Erster Espresso: in ein paar Sekunden war die Tasse voll => feiner malen
    Zweiter Espresso: nicht viel besser => ganz fein gestellt um dann von unten sich hochzuarbeiten
    Dritter Espresso: kam nix raus => mahlgrad erhöhen
    ...
    Espresso nach nem halben Kilo Kaffee: Durchlaufzeit und Menge stimmen einigermaßen, aber keine Crema und schmeckt wie Oma unterm Arm.


    So ging das ein Paar Wochen, bis ich mich irgendwann dem näherte was trinkbar war.
    Da ich vor allem Probleme mit dem mitgelieferten 1er Sieb hatte, was in den Foren auch als problematisch für Anfänger beschrieben wurde, hab ich erst mal mit dem 2er Sieb Doppios gemacht, was auch bessere Erfolge erzielte. Ich mache übrigens heute noch Doppios, weil mir das selbst mit dem Marzocco LM1 weit weniger gelingt. Hat man außerdem den doppelten Spaß beim Trinken ;)


    Ich habe viele Kaffeesorten durchprobiert (wird einem ja von erfahrenen Nutzern geraten). Ich muss sagen, es hat auch was gebracht. Leider hatte ich dann eine Bohne gefunden (aus lokaler Rösterei), die zwar gut schmeckte, aber meine Mühle verstopfte. OK, meine Mühle ist echt net die Beste lt. den Profis in Foren, aber macht was sie soll. Dass bei der einen Bohne die Mühle zu Verstopfung neigt, habe ich mir aufgrund der glänzenden Bohnenoberfläche und dem evtl. damit höheren Feuchtigkeits-/Fettgehalt erklärt. Aber ist meine Vermutung. Jedenfalls macht meine Graef super Ergebnisse bei Bohnen die nicht glänzen ;)



    === Forenleserei ===
    Wenn man Probleme hat, befragt man ja mittlerweile Google. Ich hatte Probleme aus meiner teuren Anschaffung passable Ergebnisse rauszubekommen und bin dann hier im Forum gelandet.


    Also um es kurz zu machen (und Achtung, das ist meine eigene persönliche Meinung):
    Wenn man mit der Espressozubereitung anfängt, sind 90% der Tipps entweder für die Tonne oder erstmal total zu vernachlässigen (vielleicht ja auch meine?! :D ).
    Gerade so Tipps wie die dass das Raumklima (Temperatur + Feuchtigkeit) ganz entscheidend ist für den korrekten Malgrad haben mich wahnsinnig gemacht (auch wenn es letztendlich stimmt). Ich will meinen Espresso genießen und für die Zubereitung nicht einen Meteorologen befragen, um danach in einem Diagramm den korrekten Malgrad abzulesen. Vergesst es!


    Dann hatte ich auch nicht wirklich Lust jedes mal mit Meßbecher und Stoppuhr die richtige Kaffeemenge und die Durchlaufzeit zu bestimmen. Wie ich es doch zu leckerem Espresso geschafft habe im nächsten Abschnitt "Eigene Erfahrungen".



    === Eigene Erfahrungen ===
    Das ist das was jeder selber machen muss. Deswegen gibt es in den Foren auch soooooooo viele unterschiedliche Tipps und Wege wie man seinen Problemen in der Espressozubereitung begegnet. Das hier sind meine. Wie gesagt, viele Ratschläge halte ich zumindest für den Anfang für quatsch. Die die mir geholfen haben guten Espresso zu machen sind folgende:


    1. Es muss einem selber gut schmecken, alles andere ist egal.
    2. Beachte Regel 1!
    3. Der Kaffee muss frisch sein! Rauscht der Kaffee trotz immer gleich festem Tampern und vermeintlich richtigen Mahlgrad durch die Brühgruppe war er definitiv zu alt. Das Ergebnis schmeckt ...? Richtig: Wie Oma unterm Arm!
    4. Sucht euch die für euch richtige Bohne. Eine andere Bohne, eine andere Mischung (Robusta/Arabica), ein anderer Röster machen so verdammt große Unterschiede beim Ergebnis.
    5. Kauft maximal die Menge an Bohnen die ihr in ca. 2 Wochen verbraucht. Konstant gute Ergebnisse habe ich mit Bohnen erreicht die nicht älter als einen Monat nach Röstung waren. Es kommt auf die Bohne an. Natürlich kann es auch noch mit Bohnen klappen die 2-3 Monate alt sind. Denkt an Regel 3.
    6. Um den richtigen Mahlgrad zu finden arbeitet euch von ganz fein hoch. Wenn der Kaffee im berühmten Mäuseschwanz aus der Maschine kommt, die Crema und der Geschmack stimmt, dann habt ihr ihn gefunden. Achtung: Ist die Bohne schon etwas älter muss man gröber feiner mahlen. Merkt man, wenn der Kaffee auf einmal schneller fließt als noch beim letzten Bezug mit gleichem Mahlgrad. Der Mahlgrad ist übrigens für jede Bohne etwas anders (=> Regel 8).
    7. Immer mit dem gleich festen Druck tampern. Ich lehne mich immer leicht mit dem Oberkörper drauf. Davon ist stark abhängig wie schnell oder langsam der Kaffee durchfließt.
    8. Probieren, Probieren, Probieren. Dreht immer mal an den versch. Parametern Mahlgrad und Anpressdruck beim Tampern. Probiert verschiedene Bohnen. Irgendwann habt ihr DIE Bohne gefunden.
    9. Nicht aufgeben! Ich hab auch oft geflucht. Aber irgendwann wirds zunehmend besser.
    10. Wenn Ihr mal an dem Punkt angekommen seit, dass der Espresso gut schmeckt und Ihr zufrieden damit seit, probiert jetzt mal auf 25sek/25ml bei einem einfachen Espresso zu kommen. Auch die ganzen anderen "Barista-Regeln" auf die viele was geben kann man jetzt mal ausprobieren. Aber wichtig ist immer noch Regel 1, alles andere ist Wurscht.


    Mit den Kaffeemischungen hab ich übrigens auch etwas rumprobiert. Da am Anfang mein Espresso eher bitter geschmeckt hat, dachte ich ich müsste mal 100% Arabica ausprobieren. Naja, damit wurds net weniger bitter, dafür die Crema bescheiden. Ich bin bei der 90/10 Mischung geblieben, bei der die Crema echt gut wird. Das mit dem Geschmack hatte anscheinend andere Gründe wie ich herausgefunden habe. Per Zufall habe ich einen Espresso mal länger als sonst bezogen und dachte: "Ohwei Überextraktion". Aber im Gegenteil, der Espresso schmeckte weit weniger bitter.
     
  2. Todde

    Todde Gast

    AW: Mein Weg zum guten Espresso

    === Bestehende Probleme ===
    - wenig gute Ergebnisse mit 1er Sieb (auch LM1)
    - bei manchen Bohnen verstopft die Mühle
    - Nach dem Bezug sieht's immer aus wie Sau :D


    ... das war's eigentlich im wesentlichen



    === Schlusswort ===
    Wie gesagt, das ist der Weg den ich gegangen bin und meine gesammelten Erfahrungen. Gerne lasse ich mir konstruktive Tipps für noch bessere erfolge geben. Wer gerade mit der BZ10 fragen hat, kann sie hier auch gerne stellen und ich probiere sie zu beantworten. Wer damit generell nicht einverstanden ist, muss sich nicht dran halten und kann seine eigenen Erfahrungen in einem eigenen Thread schreiben.


    Ich hoffe, dass ich damit Anfängern wie mir damals eine Hilfestellung sein konnte.
     
  3. #3 espresso-addict, 25.09.2012
    espresso-addict

    espresso-addict Mitglied

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    AW: Mein Weg zum guten Espresso

    Schöner Erfahrungsbericht, der Neueinsteigern Mut machen kann. Die wichtigste Aussage steckt mittendrin:

     
  4. Yace

    Yace Mitglied

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    29.02.2012
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    AW: Mein Weg zum guten Espresso

    Schön geschrieben, danke.

    Stimmt natürlich. Wenn man sich allerdings darauf ausruht, entwickelt sich der eigen Geschmack nicht weiter. Es gab mal Zeiten, da hat mir Monate gelagerter Lavazza gut geschmeckt. ;)

    Woran du so alles probierst...


    Das ist schon ziemlich extrem. Einige Bohnen bauchen schon 10 Tage bevor sie wirklich gut schmecken. Bei mir dürfen es schon durchaus ein paar Wochen bis zu drei Monaten werden. Wobei das auch von Kaffee zu Kaffee variiert. Die Versandkosten würden mir sonst auch zu hoch werden.

    :shock: Wenn der Kaffee zu schnell fließt mahlst du gröber? Feiner meinst du. Das entspricht auch meiner Erfahrung.

    Meiner Meinung nach insbesonder mit Regel 4 zur berücksichtigen. Verschieden Kaffees durchprobieren ist gut, allerdings sollte man den Kaffees auch eine Chance geben und nicht gleich wegschmeißen, weil die ersten nicht so schmecken. Für mich sind Probiergrößen von 250 g irgendwie zu klein. Viel zu wenig zum Experimentieren.
    Allerdings würde ich eher Mahlgrad und Kaffeemenge verändern und den Anpressdruck konstant halten.

    Wichtigste Regel von allen.

    Naja, woher weißt du denn, dass der Kaffee zu schnell druchrauscht, wenn du das nicht zumindest grob von Anfang an im Hinterkopf behälst? Ich würde die 25/25 Regel schon als Ausgangspunkt nehmen und von da aus in andere Richtungen experimentieren.

    Grüße,
    Peter
     
  5. Todde

    Todde Gast

    AW: Mein Weg zum guten Espresso

    Hi Peter,

    Irgendwie ahnte ich, dass das kommt ;)

    Natürlich hast Du recht. Vertippt und verbessert.
    Ja, wenn man den im Netz bestellen muss haste schon recht, dass das mit den Versandkosten extrem wird. Ich kann halt in den Laden in der nähe gehen und dort mir die 250g Packung kaufen. Hab gemerkt wenn es zu lange liegt, dass die Bohne komplizert wird. Bei den 2 Wochen die ich angegeben habe, waren schon 1-2 Wochen liegezeit im Geschäft mit drin. Hab es jetzt anders formuliert und mich auf das Röstdatum auf der Packung bezogen.

    Hab nicht gesagt, dass man die Packung nach einem Bezug wegschmeißen soll :D

    Sicherlich sollte man das im Hinterkopf behalten. Das Problem bei mir zumindest war, dass ich mich am Anfang zu sehr drauf versteift habe und mich nicht auf meinen Geschmack konzentriert habe.

    Gruß
    Thorsten
     
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