Totraum Mazzer Robur vs. Mahlkönig Vario Home - Ein qualitativer Vergleich

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  1. Yace

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    Ich habe jetzt seit ein paar Wochen die Mazzer Robur hier stehen. Ob die Mühle sich im Alltag bewährt und bleibt, wird sich noch zeigen. Als Erstes möchte ich eruieren, wie sich der Totraum der großen Gastro im Vergleich zur Heimmühle Mahlkönig Vario Home verhält. Die Mühle auskratzen und den Inhalt abzuwiegen erscheint mir aus zwei Gründen nicht wirklichkeitsnah. Erstens wird ja nicht jeder Krümel Mehl aus dem Totraum hinausbefördert, sondern einiges bleibt "ewig" darin. Es wird im Allgemeinen weniger altes Mehl aus der Mühle befördert, als tatsächlich vorhanden ist. Zweitens ist kaum anzunehmen, dass das alte Mehl vor dem frischen herausgeschoben wird. Viel eher ist zu erwarten, dass sich das frische mit dem alten Mehl vermischt. Dann fällt die Mischung aus der Mühle und es muss mehr Mehl durchgemahlen werden, damit tatsächlich nur noch oder zumindest weit überwiegend frisches Mehl ausgeworfen wird.

    Daher habe ich Grindz verwenden, um zu testen, wie lange es dauert, bis Mahlgut komplett oder zumindest fast vollständig ausgetauscht ist und nur noch Grindz ausgeworfen werden. Der Vorteil von Grindz ist der deutliche Farbkontrast zwischen altem und neuem Mahlgut. Mein Versuchsaufbau sah folgendermaßen aus: Testkandidaten waren eine Mahlkönig Vario Home von ca. 2010 und eine Mazzer Robur von 2008 aber neuerem Mahlwerk. Es ist dieselbe, die beim Mühlentest Ruhrgebiet zur Verfügung stand. Ich habe beide Mühlen so eingestellt, dass bei 16g Mahlgut 50g Espresso in 30 s inklusive 5 s Präinfusion (Pumpendruck gegen Präinfusionskammer) bei der Speedster bezogen wurden. Ich hoffte, damit das Mahlgut zumindest einigermaßen vergleichbar hinzubekommen. Mehr dazu später. Dann habe ich den Timer beider Mühlen so eingestellt, dass ein Betätigen 2g Kaffee ergeben. Anschließend habe ich die Mühlen leer gemahlen und je 50g Grindz eingefüllt. Danach habe ich so lange Portionen bezogen, bis die Mühlen erneut leer waren. Die Einzelportionen wurden dann optisch verglichen.

    In mehreren Punkten hatte ich bei dem Versuchsaufbau Bedenken.

    1.) Grindz verhalten sich vermutlich anders beim Vermahlen als Kaffee. Unterschiede in Partikelgrößen und -größenverteilungen sind nicht unwahrscheinlich. Daher entsprechen Grindz vermutlich nicht echtem Kaffee.
    2.) Grindz verhalten sich vermutlich anders, wenn sie den Innenraum der Mühle passieren. Grindz sollen ja gerade den Innenraum der Mühle reinigen. Daher reißen sie möglicherweise mehr originales Mahlgut mit als Kaffee. Gunnar hat im anderen Thread vorgeschlagen hell gerösteten und dunkel gerösteten Kaffee zu verwenden. Natürlich verhält sich heller Kaffee auch anders als dunkler Kaffee. Es dürfte aber näher an der Realität liegen als Grindz. Schwierigkeit: Die Unterscheidbarkeit von altem und neuem Mahlgut ist geringer als bei Grindz.
    3.) Ich habe zwar die beiden Mühlen so abgestimmt, dass der Bezug identisch ist. Damit habe ich gehofft, dass die Mahlgrade halbwegs vergleichbar sind. Eigentlich halte ich die Methode aber für relativ ungeeignet. Verschiedene Partikelgrößenverteilungen können meiner Ansicht nach doch zu stark unterschiedlichen Mahlgraden führen. Produziert beispielsweise die MK mehr Fines, könnte der Mahlgrad der übrigen Partikel dafür deutliche grober sein als bei der Mazzer. Interessant ist allerdings auch die Frage, ob der Mahlgrad einen Einfluss auf den Austausch des Mahlguts im Totraum hat.
    4.) Die Mühle war am Anfang leer gemahlen. Das ist leider nicht sehr praxisgerecht, wie Ralf richtig festgestellt hat. http://www.kaffee-netz.de/m-hlen/75809-messverfahren-totraum-vergleichbare-daten.html. Leider befürchte ich eine unterschiedliche Vermischung von alten Bohnen und Grindz vor der Vermahlung, sollte man versuchen die Grindz auf eine abgemessene Menge Bohnen in die Mühle zu geben. Damit würde die Aussagekraft der Farbunterschiede nach Auswurf leiden.
    5.) Hmm, ich hatte irgendwie fünf Punkte in Erinnerung. Gerade fällt mir das fünfte Problem aber nicht mehr ein.

    Trotz der obigen Probleme habe ich den Versuch durchgeführt. Ich hoffte dabei eher auf eine qualitative Aussage im Vergleich Mahlkönig Vario Home und Mazzer Robur E als ein verwertbares quantitatives Ergebnis. Der Versuch ist daher auch kaum als standardisiertes Messverfahren zur Totraumbestimmung geeignet.

    Nun zu den Ergebnissen. Zunächst eine Übersicht:

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    In der jeweils oberen Reihe die Ergebnisse der Mahlkönig unten die Mazzer. Wie man sieht, hat die MK die Grindz etwa drei Mal so schnell durchgejagt, wie die Mazzer. Ich sehe darin meine Befürchtungen aus Punkt 1.+3. bestätigt.

    Die Detailbilder (Zahlen sind die gewogenen Gewichte):

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    Nach Fotos würde ich sagen, die MK hatte in Feld 4 so gut wie keine Anteile an Kaffeemehl mehr im Mahlgut. Unmittelbar optisch hatte ich eher Feld 5 notiert. Bei der Mazzer optisch Feld 13. Im Foto ist ab Feld 9 praktisch keine Änderung mehr zu erkennen. Das hieße entweder 24,1g für die MK oder 23,9g für die Mazzer respektive 33,3g und 36,6g. Gewichte von weniger als 2g zeigt die Hario leider nicht an. Deshalb habe ich bei der Mazzer angenommen, dass die ersten beiden Felder zusammen 2g ergeben.

    Ich betrachte das Experiment zunächst als Hinweis, dass der vorhandene Totraum keinen Grund liefert, die Vario Home der Robur E vorzuziehen. Aufgrund der beschriebenen Problematik beim Versuchsaufbau ist das für mich allerdings nicht mehr als ein Indiz. Möglicherweis wiederhole ich den Versuch noch einmal mit Filterkaffee/Espresso oder mit Grindz durch Kaffee rausmahlen. Weitere Vorschläge zur Modifizierung des Versuchs oder Hinweise auf Fehleinschätzungen meinerseits sind willkommen.

    Gruß,
    Peter
     
    tdmr gefällt das.
  2. #2 domimü, 22.10.2013
    domimü

    domimü Mitglied

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    Vielen Dank für deinen Vergleich, den Aufwand und die Sorgfalt kann ich nur erahnen.
    Das Ergebnis hat mich duchaus erstaunt, weil im KN manchmal fantastische Werte für die MK geschrieben werden (so etwa 0,1g).
    Und ich bin jetzt am Überlegen, ob bei meiner Trinkgewohnheit (ca. 22g/Shot) nicht ohnehin das frische Mahlgut so sehr überwiegt, dass ich nicht mehr die zuvor abgewogene Menge mahle, sondern mich wieder mit dem Timer anfreunde.

    Solltest du - warum auch immer - den Versuch wiederholen, wäre es noch schöner zu betrachten, wenn die Dosis für jedes Feld etwa gleich groß wäre.
     
  3. Ali

    Ali Mitglied

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    AW: Totraum Mazzer Robur vs. Mahlkönig Vario Home - Ein qualitativer Vergleich

    Hy,
    das ist ja ein interessanter Versuchsaufbau, aber irgendwie hakt das ganze doch gewaltig, oder?
    Wenn du sagst, die Mühlen waren leer gemahlen, gehe ich mal davon aus, dass du so lange den Kaffee ausgemahlen hast, bis nichts mehr kam. Wenn dem so ist, dann wurden ja schon durch den entsprechenden Luftzug, der bei leerem Mahlwerk entsteht wesentlich mehr Kaffee verdrängt, als normalerweise vorhanden wäre. Man müsste wie du schon erwähnt hast einen druck auf den bohnen aufrecht erhalten, z.B. indem man die Mühlen leermahlt, dann 50g Kaffee einfüllt und gleich obendrauf das Grindz. Dann misst man bis die 50g ausgemahlen wurden, und ab dem zeitpunkt fängt man an die Messungen für den Totraum aufzuzeichnen.

    Was ich überhaupt nicht verstehe ist, dass beide mühlen auf 2g eingestellt waren, aber die MK wesentlich mehr Grindz ausspuckt als die Mazzer, das irritiert.

    Die Partikeverteilung und verhältnisse haben glaube ich keinen grossen Einfluss auf den Totraum. Auch der Unterschied zwischen Kaffee und Grindz sollte nichts daran verändern. Grindz zieht ja auch nicht den Kaffe aus den toten Ecken, sondern sammelt sich eher noch dort mit an, es reinigt vielmehr die Mahlscheiben von Fetten.

    Trotzdem Danke, dafür mit uns den Test zu teilen.
    LG Ali
     
  4. Yace

    Yace Mitglied

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    Ab welchem Anteil altes Mehl überhaupt einen spürbaren Einfluss hat, wäre natürlich auch eine interessante Frage. Im Feld 3 (MK) ist der Anteil wahrscheinlich schon unter 10% Altmehlanteil. Stört das noch bei Mahlgradverstellungen? Merkt man den Aromaverlust noch?

    Klar. Um das zu erreichen, habe ich ja vorher auf die gleiche Menge Mahlgut eingestellt. Ich habe zwar damit gerechnet, dass das mit Grindz dann abweicht. Aber die Größenordnung der Abweichung hat mich ziemlich überrascht. Ich hätte die MK ungefähr auf die gleiche Zeit einstellen müssen, wie die Mazzer. Und eine normale Espressoportion mahlt die Mazzer drei bis vier Mal so schnell wie die MK. Der Timer stand auf 1,8s für bis zu 12,7g Grindz/Mehl. Wenn ich es nicht gesehen hätte, würde ich das Ergebnis für absurd halten.

    Ja, tut es.

    Darüber habe ich nachgedacht. Das Problem liegt darin, dass sich Bohnen und Grindz dann nicht vor dem Mahlwerk vermischen dürfen. Auf Grund der unterschiedlichen Hoppergeometrie zieht sonst die eine Mühle möglicherweise schon reine Grindz ein und alles was an Kaffee ausgeworfen wird ist Totraumausräumung. Derweil hat die ander Mühle zwar früher angefangen Grindz auszuspucken, mahlt dafür aber auch noch länger Kaffeebohnen. Ich versuche mal graphisch zu demonstrieren, was ich meine. Links ein als völlig zylindirsch angenommener Hopper. Nach ein wenig Vermahlung ist eigentlich nur Kaffee vermahlen. Die Ganze Bohnen/Grindzmischung bewegt sich einfach nach unten. Rechts ein der Mazzer nachempfundener Hopper. Nach vermahlen dürfte sich ungefähr das Bild ergeben, dass aus der Mitte mehr Bohnen nachgerutscht sind. Diesen "Krater" kann man auch ganz gut bei der Mazzer beobachten. Vielleicht sollte man gerade so viel Bohnen einfüllen, dass das Mahlwerk bedeckt ist und abwiegen, wie viele Bohnen das dann waren.

    [​IMG]

    Nicht nur relativ. Auch absolut gesehen hat die MK Grindz in einer Geschwindigkeit ausgespuckt, die ich von Kaffeebohnen nicht kenne. Brechen die Grindz eventuell leichter und der Motor kann bei der MK schneller drehen, während die Mazzer einfach eine feste Drezahl hat und die mit der höheren Leistung auch bei Kaffeebohnen locker durchziehen kann?

    Hätte ich auch nicht unbedingt vermutet. Aber ich würde halt gerne alle Faktoren so weit wie möglich einheitlich und vergleichbar gestalten.
     
  5. Ali

    Ali Mitglied

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    AW: Totraum Mazzer Robur vs. Mahlkönig Vario Home - Ein qualitativer Vergleich

    Tja, kein leichtes Thema.
    Das mit der Drehzahl bei der MK könnte sinn machen. Bei einem Espressomahlgrad dreht sie ja mit Kaffee hörbar langsammer als für FP.
    Das wird mit der Mazzer nicht passieren.
    In den Hals des Bohnentrichters dürften doch schon annähernd 50g reinpassen, oder?
    Bei meiner Nino habe ich einmal Grinz durchgejagt bis nix mehr kam, und dann wieder Kaffee eingefüllt. Einmal auf single gedrückt, da kam fast nix raus -> Mahlwerk/Totraum gefüllt. Dann noch einen Sinlgle, und es kam nurnoch ein Gemisch mit minimalem Anteil an Grindz raus. Alles was danach kam habe ich getrunken, da ich optisch kein Grindz mehr gesehen habe.
    Gruss Ali
     
  6. Yace

    Yace Mitglied

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    Eben habe ich nochmal versucht die Anregung umzusetzen, das Mahlwerk nicht komplett leerzumahlen. Ich habe also erstmal das Mahlwerk mit Grindz freigemahlen. Danach habe ich 30g Grindz geladen. Oben drauf dann 150g Kaffeebohnen.

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    [​IMG]

    Demnach hätten etwa die ersten 30g der Vermahlung überwiegend gelb sein müssen. Leider sah das Ergebnis anders aus:

    [​IMG]

    Das ganze ergab also eine ziemlich wilde Mischung. Die Bohnen im Hopper werden also beim Mahlen auch stark durcheinander gewirbelt. An der Stelle habe ich dann abgebrochen, da ich mir keine sinnvollen Aussagen erhoffe.

    Zwei Bemerkungen noch: Die Grindz sind tatsächlich deutlich zerbrechlicher als Kaffeebohnen. Grindz kann ich zwischen den Fingern leicht zu Staub zerreiben. Eine Kaffebohen kriege ich bestenfall am Spalt inzwei Teile gebrochen. Ich gehe deshalb tatsächlich davon aus, dass Kaffeebohnen die Drehzahl der Mühle stärker reduzieren als Grindz.

    Die zweite Beobachtung bezieht sich auf den Geschmack der beiden Mühlen oder besser des damit gemachten Kaffees: Der Kaffee aus der MK ist meist bitterer als aus der Mazzer. Ich würde damit den Kaffee immer ein bis zwei Grad kühler machen. Das sollte man auch bei einem geschmacklichen Vergleich berücksichtigen. Schaffe ich identische Bedingungen für alle Mühlen, also auch Temperatur, dann arbeitet vielleicht eine der Mühlen außerhalb ihres optimalen Temperaturbereichs.

    Gruß,
    Peter
     
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