Strietman CT1 - Erfahrungsaustausch

Hier habe ich noch die abschließende Auflösung zur Frage, welche Bedeutung die umlaufende Rille im Siebträgerhalter hat:

Owner experience with the Strietman CT1 - Page 50

Double spout for the Strietman filterholder

 

Lang ist's her, hier mal ein Update (bzw. ein abschließendes Fazit) zur PID-Installation an meiner CT-1. Vorgestellt hatte ich den Regler hier, die komplette Dokumentation findet sich hier.

Inzwischen habe ich noch einige Änderungen vorgenommen. Wie geplant, habe ich einen neuen (und deutlich dünneren) Fühler eingebaut. Die Installation habe ich analog zur Lösung von @UliD gemacht. Das ist eine sehr praktische Idee; der Fühler lässt sich zur gelegentlichen Reinigung der Maschine einfach herausnehmen und ist dem Deckel nicht im Weg. Der Fühler taucht so tief ein, dass er dem Kolben so gerade nicht im Weg ist und gleichzeitig die Regelung auch beim niedrigstmöglichen Wasserstand noch funktioniert. Einziger Haken: sofern man den letzten Bezug komplett ausreizt, also mit einem Wasserstand knapp unter der Oberkante des Messingrohrs startet, fällt der Fühler während des Bezugs trocken und misst dadurch nur noch die Lufttemperatur. Dadurch schaltet der Regler die Heizung sofort dauerhaft ein. In dem Fall muss man nach Bezugsende die Maschine sofort ausschalten, da das Restwasser ansonsten sehr schnell zu kochen beginnt. In der Praxis sollte das ein selten auftretender Effekt sein.



Die Ergebnisse waren nach dem Wechsel zunächst schlechter als mit dem alten Fühler; die Abweichungen vom Sollwert waren größer und häufiger. Offenbar war an der Warnung von Wouter, keine zu schnellen Fühler zu nutzen (war hier irgendwo erwähnt worden), etwas dran. Abhilfe hat die Änderung des Schaltintervalls des PID gebracht. Das darf jetzt nur noch einmal pro 10 Sekunden arbeiten; der Regler mittelt offenbar die in der Zwischenzeit gemessenen Werte und legt dann die Dauer des nächsten Einschaltens fest. Die Ergebnisse sind hervorragend - standardmäßig habe ich Abweichungen von +/-0,2°C, manchmal 0,3°C. Sehr selten ist mal ein Ausreißer bis 0,4°C dabei, nie darüber. Diese Werte werden jetzt in allen Konfigurationen erreicht - von maximalem Füllstand mit eingehängtem Siebträger bis zu minimalem Füllstand (Oberkante Messingrohr) ohne Siebträger. Die Aufheizzeit liegt bei 8 Minuten und ist damit noch einen Hauch geringer als ohne den Regler. Anfangs hatte ich ein- oder zweimal beobachtet, dass die Temperatur beim initialen Aufheizen ca. 1° unter Soll stehengeblieben ist und sich dann sehr langsam "herangetastet" hat. Ich habe keine Ahnung, woran das lag, habe es seitdem aber auch nicht mehr beobachtet. Das Aufheizen erfolgt ohne nennenswerten Überschwinger, die Werte bleiben auch hier innerhalb der oben genannten Abweichungen. Falls jemand diese Konfiguration nachbauen möchte, die PID-Werte sind jetzt 10/29/60/15.


Die im letzten Beitrag als offen aufgezählten Punkte sind inzwischen abgehakt:

Die Kontrollmessungen sind erfolgt. Naturgemäß war eine absolute Differenz zwischen den beiden Thermometern vorhanden, da es sich in beiden Fällen nicht um kalibrierte Geräte bzw. Fühler handelt. Das Kontrollthermometer hatte ich vorher im Kochtopf "kalibriert" und anhand dessen den Offset des PID-Reglers angepasst. Ich gehe davon aus, dass die tatsächliche Temperatur ein wenig von der gemessenen abweicht, was aber nicht weiter von Bedeutung ist. Alle Temperaturänderungen des Wassers ließen sich sowohl am Regler als auch am Kontrollthermometer nachverfolgen, sodass ich ausschließen kann, dass der Regler eventuelle Schwankungen nicht richtig abbildet.

Inzwischen habe ich den Einstellbereich des Strietman-eigenen Drehknopfes erweitert und die oben angeführten Messungen mit Temperaturen bis 95°C durchgeführt. Die oben beschriebene Genauigkeit wird bei allen Temperaturen erreicht.

Hierzu gibt es keine weitere Erkenntnisse. Wie bereits geschrieben, gehe ich davon aus, dass der Effekt vernachlässigbar ist; Bedingungen, in denen ich diesen Effekt mit Hilfe des Kontrollthermometers nachweisen könnte, werde ich in meiner Küche nicht vorfinden.

Fazit: Der Mess- und Einstellaufwand war nicht gering, hat sich aber gelohnt. Den Umbau finde ich optisch akzeptabel, mit einigem Aufwand könnte man auch noch ein schöneres Gehäuse bauen. An Funktionalität und Praxistauglichkeit hat die Maschine für mich deutlich gewonnen, ich würden den Umbau jederzeit wieder machen. Über die letzten Wochen waren @UliD und ich in intensivem Austausch, weil er die guten Ergebnisse trotz identischen Nachbaus bei sich nicht reproduzieren konnte. Ich hoffe, dass sich hierfür noch eine Lösung findet; ich kann mir nur schwer vorstellen, dass die guten Resultate bei mir reiner Zufall sind. Vielleicht findet sich hier ja noch jemand mit ein wenig Durchblick in Sachen Regelungstechnik, der ein paar Inputs geben kann.

 

Nach langer Zeit nun auch von mir ein Update zum Versuch, die Temperatur der CT1 mit einem PID besser zu steuern.

Leider kann ich die guten Ergebnisse von @Auchich auch nach monatelangem Hin und Her mit dem Inkbird-Support nicht erzielen. Der PID - mit dem fast gleichen Aufbau wie bei @Auchich - verbessert die Temperaturstabilität der CT1 nicht, d.h. ich habe auch mit PID Schwankungen im Bereich von ca. 5° C.

Möglicherweise liegt das an einem fehlerhaften Controller. Der Inkbird-Controller (und auch ein Ersatzgerät, das ich vom Support bekommen habe) zeigt ein paar komische Verhaltensweisen, die der von @Auchich nicht zeigt. Die Temperaturanzeige steigt z.B. mit der Zeit an, wenn der Fühler nur gleichbleibende Raumtemperatur misst.

Meine erste Frage an euch daher: Kann mir jemand einen anderen Controller empfehlen, der ebenfalls Autotuning beherrscht und mit den recht trägen und (wahrscheinlich aufgrund von Verwirbelungen) sprunghaften Temperaturverläufen im CT1-Kessel klarkommen könnte?

Zweite Frage: Traut sich jemand den Umbau der CT1 auf eine rein elektronische, interne Steuerung zu?

Ich finde die CT1 sehr schön, und sie macht ausgezeichneten Espresso. Für einen einzelnen Bezug ist ein bisschen Temperatursurfen mit einem Thermometer völlig unproblematisch. Da ich aber mit ihr auch Gäste versorge und vier oder fünf Bezüge nacheinander haben möchte (Wasser wird zwischendurch mit annähernd passender Temperatur nachgefüllt), nervt mich die Temperaturproblematik schon.

 

Hast Du auch den gleichen Sensor wie Auchich, weil der ist mindestens genauso wichtig da gibts welche die im Zehntel Sekundenbereich den Messwert aktualisieren und welche die dafür etliche Sekunden brauchen und das macht dann schon viel aus wie genau da um den Mittelwert geregelt werden kann, wenn die Heizung erst 5 Sekunden später abschaltet als die eigentliche Temperatur schon erreicht war..

 

Die Trägheit des Sensors ist in diesem System und bei einer PID-Steuerung ziemlich unwichtig.
Ich habe zwei Sensoren probiert, u.a. den gleichen, den auch @Auchich verwendet. Bei den Sensoren liegt das Problem nicht.

Bei der Gelegenheit und ziemlich Off Topic: Ich habe mein Nicht-Techniker-Hirn und meine Web-Suchfinger ziemlich gequält, um zu verstehen, was eigentlich die Parameter bei einem PID bedeuten. Für den Fall, dass das anderen auch so geht: Hier eine Kopie meiner Ergebnisse aus dem Mailwechsel mit @Auchich. Ohne Garantie.

 

Hallo zusammen,

ich habe die spannenden Diskussionen rund um die Strietman verfolgt und erwäge einen Kauf. Bevor ich mich aber entscheide, möchte ich das Gerät unbedingt mal testen, idealerweise in der Schweiz oder Süddeutschland. Ich wohne im Raum Basel.
Der Wouter Strietman schreibt mir, dass er nichts kennt, allenfalls in Lausanne eine Rösterei.

Kennt jemand einen möglichen Testort bzw. hilfsbereiten Besitzer?

 

Wenn Wouter keinen kennt, ich glaub der kennt jede seiner Maschinen und weiß wo sie stehen, sogar von meiner die ich ja gebraucht gekauft hatte. Nur mal ein Sieb und Dichtungen geordert, schon eine Mail bekommen wo er sich erkundigt hat nach den Hintergründen, weil er meinen Namen noch nicht kannte von einem Kauf.

 

In Süddeutschland wohne ich, mit Nürnberg aber wahrscheinlich im für dich falschen Teil von Süddeutschland. Falls das für dich doch taugt: Gerne.

 

Nochmals ein Update zur PID-Steuerung der Temperatur in der CT1: Nachdem ich mir bei Pohltechnic einen anderen Controller besorgt habe (TR 3s), läuft die Temperatursteuerung bei ansonsten gleichem Aufbau. Mit den Einstellungen, die der Controller per Autotuning findet, ist das Wasser nach fünf Minuten auf Temperatur, überschießt erst mal um ca. 1,5° und ist nach weiteren 2-3 Minuten wieder unten auf Zieltemperatur. Die hält er mit eine Schwankungsbreite von ca. 0,5°, ganz kurz zwischendurch auch mal mit 1°, gemessen mit einem externen Thermometer. Ohne Deckel, mit Pressure Kit, Füllung bis oben.
Super Sache! Danke nochmals an @Auchich fürs Vorpreschen und den Austausch!

Warum der Inkbird Controller bei Auchich gut funktioniert und bei mir nicht: Keine Ahnung. Jedenfalls habe ich jetzt zwei ungenutzte Inkbird Controller herumliegen, die ich gerne abgebe.

 

Gegen das Überschießen: Autotuning-Parameter nehmen und D minimal hochdrehen - falls dir langweilig ist.

Grüße,
Dale.

 

Warum hat die Strietman eigentlich diese Feder nicht? Ist ja für das Abschlagen recht praktisch.

An die PID Nutzer: Hat sich denn geschmacklich bei euch etwas verändert / verbessert durch den PID Einbau?

 

Das ist keine Geschmacks-, sondern eine reine Komfortfrage. Schau dir mal Post 641ff an, da wird das schon besprochen.

 

Hallo allerseits, meine Strietman ist in zwei Wochen an der Reihe. Wird mein Einstieg in die Welt richtiger Espressi, in Kombination mit einer Malawi Livi.

Eine Frage stellt sich mir: wenn das Sieb ein 15g beziehungsweise sogar 18g Sieb ist, entspricht das ja einem Doppelsieb für "typische" Siebträger. Macht ihr
1. mit einer Siebfüllung zwei Espressi hintereinander, oder
2. benötigt man für zwei Espressi zwei Siebfüllungen a 15g Kaffeepulver?
Falls 1. zutrifft: ist da der zweite Shot nicht wesentlich blonder als der erste?

Irgendwie habe ich diesem Aspekt vor Kauf noch gar keine Beachtung geschenkt.
Vielen Dank schon mal für eure Hilfe!

 

Tendenziell ist die CT1 darauf ausgelegt doppelte Espressi zu beziehen, zumindest mit den mitgelieferten Sieben (theoretisch dürften auch 1er Siebe für andere 49mm Maschinen funktionieren). Möchtest du jetzt zwei Espressi mit einem Bezug haben, dann hast du zwei Möglichkeiten: Entweder du machst zwei doppelte Hintereinander oder du machst einen Doppelten und splittest den in zwei einfache auf (wie auch bei "normalen" Maschinen mit Doppel-Auslauf). Für letzteres gibt es auf der Strietman Website auch den passenden Doppel-Auslauf, allerdings ist dieser wahrlich keine Schönheit. Ich denke die meisten Nutzer hier im Forum, mich mit eingeschlossen, beziehen mit der CT1 ausschließlich doppelte Shots, so wie bei anderen Maschinen auch. Zweimal mit dem gleichen Puck zu beziehen ist auf jeden Fall keine gute Idee!

 

Danke für die Antwort.

Hat jemand Erfahrung mit dem Doppel-Auslauf? Verteilt sich der Espresso gleichmäßig zwischen beiden Ausläufen?

 

Ich war ewig nicht hier und lese jetzt erst, dass das bei Dir jetzt funktioniert. Sehr cool, freut mich, dass sich das ewige Herumprobieren letztlich ausgezahlt hat!

 

Mal schnell nachgefragt: wird die ct1 irgendwann wieder produziert oder nicht?

 

Im Juni gibts die nächste Charge.

 

Hab den Doppel-Auslauf kürzlich bestellt (falls mal Besuch kommt und ich grade keine Lust habe zwei Mal die Handmühle zu bedienen) und ein paar mal ausprobiert. Tut auf jeden Fall was er soll und es läuft auch gleichmäßig in beide Tassen die gleiche Menge. Die Federhalterung dafür erschließt sich mir allerdings nicht, das Teil hält auch so ohne Probleme im Siebträger.

 

So, meine CT1 ist gestern angekommen und ist meine erste richtige Maschine nach Jahren des Sparens mit einer Bialetti.

Bislang bekomme ich nur recht wässrige Brühe zustande und es benötigt weniger Kraft als erwartet, den Hebel zu ziehen. Inzwischen mahle ich auf der feinsten Stufe der Porlex, aber von Crema bin ich weit entfernt. Ist es möglich, dass ich mit der Porlex nicht fein genug komme? Am Tampern wird’s nicht liegen, da wende ich deutlich mehr Kraft auf, als alle Videos anderer zeigen. Hat jemand Erfahrung mit einer Porlex?

Ein wenig irritiert bin ich auch davon, dass bereits das Anheben und nicht erst die Senkung des Hebels zum Ausfluss von Wasser führt. Ich dachte, erst das Senken führt zur Präinfusion?