Rocket R9-Single Group

Moin Leute, ich wollte mal kurz meine Erfahrungen nach ein paar Wochen reinstellen. Vorab - ich bin wirklich zufrieden und würde meine Kombi wieder kaufen bzw. empfehlen.

Ich habe mir bei Stoll eine R9 poliert und eine Mahlkönig E65s gekauft. Zudem folgendes Zubehör/Tuning:

• Bestprotect für das harte Münchener Wasser
• La Marzoccho Siebe, Einer und Zweier (k.A. ob das nötig war, sind teuer aber gut die Siebe)
• Wiedemann 1er Tamper und Metalltrichter 41mm. Super Entscheidung, das Ding sitzt bombig, die vertikale Führung ist wirklich 1a und das Ergebnis im Sieb unglaublich sauber und perfekt - die Kombi ist also eine 100% Empfehlung!
• Bin jetzt auf Motta Kännchen umgestiegen, auch sehr zu empfehlen

Ich habe in den Jahren zuvor mit einer Festwasser Rocket Cellini (E61) "gearbeitet", die mit dem Leitungsdruck eine schöne Präinfusion machen kann, trotzdem waren die Ergebnisse im Bezug auf Konsistenz und "Mahlgrad/Kaffeesorten/Alter der Bohnen"-Abhängigkeit schon ziemlich wechselhaft. Mit der R9 habe ich nun absolut keine Probleme mehr, die Shots laufen sehr cremig und immer mit der gleichen schönen Haselnussfarbe raus, in der Tasse dann dieses - wie soll ich es beschreiben - fluffige, wie gesagt cremige Ergebnis. Alles sehr konsistent. Wenn ich den Puck sofort nach dem Bezug ausschlage, ist der ST immer praktisch sauber, wenn ich ihn einige Minuten oder länger in der Maschine lassen, wird er etwas hart und zickig und ich muss nochmal Wasser durchlaufen lassen oder zur Spüle gehen.

Ich nutze praktisch ausschließlich den bodenlosen Zweier und es gibt NIE Gespritze sondern immer schön brav den "Tornado" - erst drei kleine Säulen, die sich dann beim Hochfahren des Drucks vereinigen. Diese Konsistenz und Reproduzierbarkeit hatte ich in über 30 Jahren ST Maschinen noch nie, ich denke das liegt dann doch an dem "nicht-E61" Konzept muss ich ehrlich sagen und ich bin mit solchen Theorien eigentlich eher zurückhaltend. Mit der Cellini hatte ich mit dem Bottomless manchmal - obwohl "alles wie immer" war - plötzlich katastrophale Shots mit Kaffespritzern an die Wand etc... Ist jetzt Geschichte, hoffe ich.

Bezüglich des Profilings (haha ist man dann Profiler?) arbeite ich bisher ausschließlich manuell, nur wenn andere Leute sich selbst Kaffe machen sollen, z.B. auf Parties, speichere ich ein Doppelbezug-Profil. Mahlzeit für ein Doppelsieb habe ich auf 4,5 Sekunden.

Die Mühle musste ich nachstellen, war zu grob eingestellt. Ich denke mal Hersteller und/oder Händler wollen durch im Zweifel eher konservative Voreinstellung Schäden an den Mahlscheiben vermeiden, wenn die DAUs erstmal auf Null stellen. Hat aber dadurch natürlich nicht funktionieren können. Bin jetzt auf 3 und verstelle die Mühle eigentlich nicht.

Bezüglich Kaffee habe ich mich seit Jahren auf Fausto Monaco (reiner Arabica) eingeschossen und mache eigentlich keine Experimente mehr. Immer schön frisch und ab 3kg versandkostenfrei (bin zwar in Muc aber zu faul hinzufahren . Ich lagere die geschlossenen und geöffneten Packungen im Kühlschrank. Da habe ich viel gelesen und noch vielmehr getestet, auch den direkten Vergleich gemacht (ein Kilo draussen gelassen, eins in den KS) und ich kann nur jedem raten, Bohnen nicht länger als ein paar Tage draußen zu lassen, zumindest wenn wir über so frische Waren direkt vom Röster sprechen. IMHO ein Unterschied wie Tag und Nacht. Geschmacklich konnte ich nie einen Nachteil der KS Lagerung feststellen.

Die Maschine hat schöne Dampf-Power, ist aber auch mit dem ganz kleinen Kännchen nicht overpowered. Ich habe mir jetzt angewöhnt neben Temperatur mit der Hand vor allem über den Sound zu entscheiden, wann es reicht. Konsistenz sehr gut. Ich habe früher immer "Tuningdüsen" ausprobiert, hier mit der Zweiloch ist es aber absolut ausreichend.

Aufheizzeit ist schon beträchtlich, also schnell mal nen Shot wenn man nach Hause kommt is nich. Grundsätzlich habe ich bisher immer gern mit dem Fritz DECT Steckdosenschalter und der Fritzbox programmiert bzw. geschaltet. Werd ich vllt auch hier irgendwann mal machen weil man flexibler ist und fernsteuern kann. Erstmal hab ich jetzt aber jeden Tag um 5 Uhr einen Startpunkt im Menü gesetzt (ja, die senile Bettflucht) und es passt. Ich mach übrigens trotz gesättigter Gruppe immer einen kurzen Leerbezug (50-100ml), ansonsten bilde ich mir ein, dass der erste Shot etwas verbrannt ist.

Festwasser und Abwasser sind angeschlossen, ohne dies könnte ich inzwischen gar nicht mehr leben... War ein bisschen frickelig in der neuen Wohnung, weil hier eine Glas-Arbeitsplatte nicht durchbohrt werden konnte. Bin dann per Kernbohrung durch die Wand - siehe Fotos. Was ich auch empfehlen kann, leider ebenfalls ein bisschen kompliziert, ist ein fester Anschluss an die Tropfschale. Bei der R9 ist es ansonsten so, dass die Siffe durch ein Loch in die zweite Schale darunter fließt und dann durch einen Nippel in den Schlauch (soll). Leider nicht vereinbar mit meinem technischen Weltbild Ich habe wie bei meiner alten Maschine nun eine 1/2 Zoll Tankdurchführung (Messing) angebracht. Metallbauer hat das Loch gebohrt und das Ganze so weit reingepresst, dass die Oberkante des Ablaufs innen unterhalb des Bodens der Schale ist zwecks guten Ablaufs - siehe Foto. Bei der Cellini hatte der Metaller das noch etwas eleganter gemacht - praktisch parallel runtergedrückt - , hier hat ein anderer Handwerker das ganze ehr konisch reingedengelt. funktioniert aber super und ist mit einer Gummidichtung bombenfest. Zuvor mit der alten Maschine bin ich mit dem Abwasserschlauch hinter den Spülensiphon reingegangen und brauchte daher einen Mikro Siphon wegen Geruchsverschluss, dafür gluckerte es nicht. Musste ich aber hin und wieder ausblasen. Jetzt bin ich mit dem Schlauch ganz normal in einen der Anschlüsse vor dem Siphon (wie Wasch-/Spülmaschine). Passt gut.

Also, ich hoffe der eine oder andere Punkt hilft bei der Entscheidungsfindung.

Viele Grüße und guten Erfolg!

 

Schöner Bericht
Wieviel Gramm verwendest du bei deinem La Marzocco zweier Sieb ?
Hast du auch das 16-18g Sieb ? Ich finde das da 18g viel zu wenig teilweise sind.

 

Ich nehme dieses:
La Marzocco F3028 14g Siebeinsatz mit Zertifikat

Leider wiege ich nicht genau, auf der Küchenwaage sind es 16/17g. Mit den 4,5 Sekunden ist der Siebträger nach dem Mahlen momentan gehäuft voll, so dass nichts runterfällt. Diese Menge reicht bei mir von der Stärke optimal für die Nuova Point Palermo 200ml, meine Lieblingstasse. Deutlich größer als die Standard Cappu Tassen aber kleiner als die großen Milchkaffe Tassen. Hier auf dem Bild die zweite von rechts. VG

 

Wirklich sehr schönes Setup! Bin auch jemand der sehr viel Wert auf frischen Kaffee legt und hatte den Fausto Kaffee deshalb bisher immer in 250 Gramm Packungen direkt eingefroren. Zur Zeit teste ich gerade Airscape Dosen. Das mit dem KS klingt auch interessant.

Wenn dieses Thema auch für dich wichtig ist frage mich allerdings wie man das mit einer Mühle mit 1,4 KG Hopper in Einklang bringt. Mache schon seit langem mit meiner Mühle Single Dosing und will eine eine „echte“ Single Dosing Mühle (Niche Zero) kaufen um dieses Thema abschließend in den Griff zu kriegen....

 

Denke das deine Decent und die R9 wahrscheinlich die beiden technisch spannendsten Maschinen sind, wobei die R9 optisch auf jeden Fall vorne liegt.....

 

Ich hab meine auch zum guten Kurs bekommen und bin mega zufrieden.

 

Habe aus optischen Gründen den kleinen Hopper (388g, 100 EUR ) drauf und fülle jeden Morgen ca. für einen Tag Bohnen rein (ca. 10 Bezüge), passt für mich und ich sehe da *für mich* keine signifikanten Qualitätseinbußen. Bezüglich Totraum würde ich morgens vor dem ersten Shot eine Sekunde oder so in die Hand mahlen und entsorgen, wenn es mir wichtig wäre ausschließlich 100% frisch gemahlenes Material zu verwenden.

 

War bisher immer der Meinung das Bohnen im Hopper sich genauso verhalten als wenn sie „offen rum liegen“. Wenn man schon den Aufwand treibt den Kaffee in kleinen Portionen zu kaufen, in Vakuumdosen zu verpacken und im Kühlschrank zu lagern scheint mir das kontraproduktiv zu sein.

Bleiben die Bohnen wirklich im Hopper frisch? Manchmal ändert sich auch der Tagesbedarf so das die dann zwei Tage im Hopper liegen...

Dachte immer das wäre der Grund für SD Mühlen...

 

Ja klar, die Bohnen verlieren über den Tag ein Bisschen. Ist für mich aber eine eher akademische Sache, du scheinst dagegen ja eher ein Extremist zu sein... Diese Jahre sind für mich schon länger vorbei und tendiere wieder zum Pragmatiker. Die Maschine ist gut, der Fausto Kaffe immer schön schokoladig, Schaum gut - mehr brauch ich nicht. Hatte zwischenzeitlich mal den Giasing mit Bisserl Robusta probiert aber da konnte ich mir keine drei großen Tassen mehr reinfahren morgens ohne Herzinfarkt. Bin dann wieder zurück

Wen's interessiert: Milch für mich nur von unseren Nestlé "Freunden", Bärenmarke 1,5. Meiner Meinung nach mit Abstand die besten Ergebnisse. Niemals Bio.

 

Werde das mal ausprobieren mit dem Hopper....Hatte früher immer den Malabar und teste gerade den Giasing. Die Crema war beim Malabar besser...Auf den Monaco bin ich nie gekommen weil der in der anderen Gruppe ist bei Fausto. Werde den mal probieren. Mag schokoladig!

 

Ich finde die R9 optisch auch sehr gelungen, aber (ernst gemeinte Frage) was macht sie technisch spannender als andere DB mit gesättigter BG und Profiling?

 

das sie wesentlich billiger ist!!

 

Das hat nix mit "technisch spannend" zu tun.

 

Wenn ich es richtig sehe, wird der Druck bei der R9 über die variable Drehzahl des bürstenlosen Motors geregelt, nicht (allein) über ein Ventil bzw. Nadelventil. Kenne mich damit aber nicht so aus. Ich hatte früher mal eine GS/3 aber eine ganz alte und daher SUPER zickige. Hab drei Kreuze gemacht als sie weg war... Für mich waren folgende Gründe letztendlich ausschlaggebend für die R9:

• Insgesamt sauberer Aufbau mit den Edelstahlboilern und - rahmen sowie IMHO insgesamt (relativ) hochwertigen Teilen macht die Machine für mich einen guten Eindruck und ich erhoffe mir viele Jahre problemlose Funktion. Bin da ein gebranntes Kind. Hier in dem bekannten Video unten ab Minute 10:30 sieht man ganz gut wie sie aufgebaut ist.
• Edelstahl ST
• Das Paddle taugt mir von der Haptik und Funktion mehr als bei den Mitbewerbern
• Formfaktor der Maschine (recht flach) und die Optik (klassischer Chrombomber mit sehr aufgeräumter/minimalistischer Front) gefallen mir
• Ich wollte weg von E61
• Preis im Vergleich zu anderen Maschinen in dem Segment noch ok

Als größte Schwäche sehe ich die Software und das Display. Insgesamt zwar "ok" und ich erwarte hier keine Apple Hard- und Software aber die Programmierung und das Display sind für die heutige Zeit schon grenzwertig bzw. ziemlich primitiv. Bezüglich der Empfindlichkeit des Touch Displays kann ich eine gewisse Un-Sensibilität bestätigen aber das ist noch im Rahmen und für mich kein Problem.

 

Verstehe nicht war man für solche Maschinen (z.b. auch für die neue R58) nicht grundsätzlich eine Schnittstelle zu eine Handy App anbietet und solche bei Rocket eh verhassten Displays einfach weglässt. Ist doch einfacher gleich ein Smartphone zu nehmen als das mühsam und schlecht nachzubauen...

 

Mangelndes Know How oder auch die die Vermeidung der Abhängigkeit von Drittanbietern sind zwei mögliche Gründe. Im Zweifel muss man immer der Handy OS Entwicklung verschiedener Plattformen hinterher entwickeln. Ich mag lieber Geräte, die autark funktionieren und nicht von Drittanbietern abhängig sind, schon gar nicht bei so einem instabilen Markt wie beim Handy, wo mit jeder neuen OS Version Apps inkompatibel werden und nachentwickelt werden müssen.
Zudem kommen und gehen die Anbieter. Nokia, Microsoft und BB sind tot, aktuell dominieren Apple und Google. Aber wie lange hält das und was kommt danach?
Will man als Hersteller Kunden ausschliessen, die keine solchen Gadgets haben (wollen)?

 

Der wichtigste Grund (höchstwahrscheinlich) fehlt aus meiner Sicht: höhere Kosten I.V. zur erprobten Lösung (für Rocket).

 

Ich habe auch im Zweifel lieber ein Gerät ohne als mit steifmütterlich schlechter App. Und um das nachhaltig gut zu machen, muss man Software Engineering schon zur eigenen Kernkompetenz machen (oder noch viel teurer einkaufen). Etwas, vor dem die doch sehr konservativen etablierten Hersteller, sicher nicht zuletzt wegen des finanziellen Aufwands für eine eigene Entwicklung, wohl zurück schrecken.

 

Das ist in der Tat ein Argument. Allerdings könnte man sogar wie Decent so ein Smartphone/Tablet einfach mitliefern. Wäre wahrscheinlich immer noch billiger als das eigene Touch Display....

 

Sehr gewagt These, so kleine Appliances kosten nicht viel. Ausserdem muss man diese Decent Optik mit Tablet auch mögen, dagegen ist die Rocket Lösung geradezu dezent.