Hilfe, mir fehlt der Geschmacksrezeptor für Mühlen/Scheiben

Also ich finde man schmeckt einen Unterschied zwischen Burrs und ist häufig offensichtlich, natürlich abhängig von vielen Variablen (Wasser, Kaffee, Trinktemperatur, etc).

Ich gieße parallel 2 v60 01 und fülle dann 2 Becher: A, B und lasse einen 3. Becher mit B/A befüllen.
Dann versuche ich zuerst blind A und B zu schmecken, was die Unterschiede sind und welche Burr das sein könnte.
Danach versuche ich beim 3ten Becher zu entscheiden, ob es A oder B ist. Wenn mir das nicht gelingt, sind die Unterschiede, die ich vorher festgestellt habe auch wenig signifikant bzw. vlt nur Einbildung.

Solche Blindtests finde ich spannend aber Burrs unterscheiden sich auch vor allem darin, dass man sie anders beziehen kann. Meine MPs kann ich z.b locker 1:20 als Filter brühen oder bei Spro 1:3 in 15sek. Die Cast hingegen trinke ich lieber traditionell

 

Ich habe mich jetzt auch zu einem Mühlenvergleich hinreißen lassen.
Keine wissenschaftliche Testreihe, sondern eher ein orientierender Vergleich über drei Wochenenden hinweg.
Meine Methode:
2 x V60 01 aus Plastik, auf zwei gleichen Gläsern zeitgleich auf meiner Timemore Waage aufgegossen. Gebrüht nach folgendem Rezept: 12g/200g 1:17 , mit 25g 30sec Bloom dann ad 80g, bei 60s ad 120g, bei 90s ad160g und zuletzt bei 120s ad 200g Wasser. Als Wasser habe ich Aqua Purania mit 10% Münchner Wasser bei 96° Starttemperatur aus einem Schwanenhalskessel benutzt. Anschließend habe ich den Kaffee verblindet, über einige Zeit, mit zunehmend niedrigerer Temperatur genossen und verglichen. Als Vergleichsstandard habe ich eine ausgeliehene, gut eingemahlene, Comandante C40MK4 auf 22 Clicks benutzt und habe sie gegen mein Mühlensammelsurium antreten lassen. Als Kaffee habe ich Supremo Shakiso, Vits No.1, Vits Monsooned Malabar und Vits Tesfaye Bekele benutzt (alle mittel bis hell geröstet). Den Mahlgrad habe ich makroskopisch eingestellt und damit erstaunlicherweise Durchlaufzeiten in der Größenordnung von maximal +/- 10s erreicht. Die Durchlaufzeiten lagen, je nach Sorte, zwischen 2min45s und 3min15s. Je Mühle habe ich zwei Kaffeesorten verglichen.
Die jeweils gut eingemahlenen Mühlen waren: 1Zpresso X-Pro, -J-Max und -Q-Air. Df64 gen2 mit standard Burrs. Circle Joy ( Amazon.de ). Und für den krassen Vergleich hab ich mir noch eine CoffeeFox ( Amazon.de ) gegönnt. Als subjektives Vergleichskriterium hatte ich: "Geschmacksunterschied zur Comandante".

Und jetzt könnt ihr mich steinigen. Die Unterschiede fand ich eher mehr oder weniger marginal, und nicht mit dem Preis der Mühlen korrelierend.
Die X-Pro und die Q-Air haben sich nur in minimalen Nuancen von der Comandante unterschieden, welche sich auch noch mit der abnehmenden Temperatur veränderten. Die Circle Joy war schon etwas weiter entfernt, gefolgt von der DF64 und der J-Max auf gleichem Rang. Als Schlusslicht die Coffeefox. Und selbst mit der grauenhaften, windig verarbeiteten Coffeefox mit fürchterlichem Workflow konnte ich einen guten Kaffee brühen.
Entweder fehlt mir auch der Geschmacksrezeptor für Mühlen, oder ich habe bei der Kaffee-, Wasser- oder Rezeptauswahl einfach Pech gehabt. Vielleicht ist mir ja ein systematischer Fehler unterlaufen. Auf jeden Fall konnte ich in diesem Setup die Geschmacksunterschiede früherer, nicht verblindeter, nacheinander gebrühter Vergleiche nicht nachvollziehen. Und ja, ich konnte die Unterschiede der verschiedenen Kaffees deutlich wahrnehmen.

 

Habe ich es richtig verstanden, dass du die Unterschiede bei allem Kaffees blind heraus geschmeckt hast, sie aber nicht so groß fandest?

 

Grundsätzlich kostet eine Mühle, die hochwertig hergestellt ist, aufgrund Materialbeschaffenheit und Verarbeitung deutlich mehr mit dem Ergebnis, dass sie (meistens) wesentlich länger hält als ein günstiges Modell (die Ausnahme bestätigt die Regel).

Für gelegentliche Ausflüge in die Welt des (professionellen) Handbrühens reicht meiner Meinung nach auch das angebotene Equipment von Tchibo.
So lange neuwertig sehe ich das auch so, dass geschmackliche Unterschiede zu Preisen, die das 2 bis 6-fache ausmachen nicht in Relation stehen.

Das gilt meiner Meinung nach nicht nur für Mühlen.

In erste Linie hat sich der Markt um Kaffee seit den 70-er Jahren extrem gewandelt und hat sich aufgrund gekonntem Marketing und Zeitgeist zu einer wahren Goldgrube entwickelt - das wird durch den Markt natürlich ständig weiter gefördert.

In meinen Augen ist vieles davon "Voodoo" - Blindverkostungen beweisen das zur Genüge und decken sich mit deinen Erfahrungen.

Nur eine weitere, persönliche Meinung!

 

Ich habe jeweils die beiden gebrühten Kaffees blind verglichen. Also bei der X-Pro und der Q-Air war's schon hart an der Grenze des Wahrnehmbaren. Bei den anderen deutlicher wahrnehmbar, aber kein allzugroßer Unterschied. Nur die Coffeefox war deutlich zu unterscheiden. Bei Material/Verarbeitungsqualität, Haptik und Workflow hatten die 1Zpressos und die Comandante natürlich einen Riesenvorteil gegenüber den Billigmühlen, wobei die Coffeefox nochmals einen Riesenunterschied zur Circlejoy ausmachte. Die Coffeefox ist einfach ein Haufen Blechmüll mit eierndem Keramikkegel.

 

Aber das finde ich schon beachtlich! Ich würde nicht darauf wetten, meine ganzen Mühlen blind auseinander halten zu können.

 

Das kann ich wahrscheinlich auch nicht. Ich habe immer nur eine meiner Mühlen zeitgleich gegen die Comandante verglichen.

 

Wundert mich nicht, X-Pro und Q2 haben ja auch das gleiche Mahlwerk, welches an die Geometrie der C40 angelehnt ist.
Gut ist, dass du ja schon einen Unterschied zur JX-Pro und DF64 schmeckst. Dass auch die DF64 einen soliden Filterkaffee hinbekommst fand ich auch immer.

 

Die X-Pro und Q-Air haben kein identisches Mahlwerk. Sowohl die Konen als auch die Mahlringe sind bei allen drei Mühlen leicht unterschiedlich. Bei der J-Max und der DF64 hätte ich mir, da sie ja dezidierte Espressomühlen sind, einen deutlicheren Unterschied erwartet.

 

Leicht unterschiedlich dann eben. Nahe genug beieinander. Wobei mich das schon wundern würde, wenn 1zpresso zwei unterschiedliche 38 mm heptagonale Mahlwerks bezieht. Vielleicht ists ja nur eine Chargendifferenz.

Da fällt mir gleich das Bild hier ein: https://espressoaf.com/images/Burr_catalog/98_OVERVIEW.jpg

 

Unterscheiden sich in einigen Details. Höhe des Konus, Winkel der Konusschneiden, Anzahl und Schneide der Prebreaker und Anzahl der Ringgrate. Außerdem ist der Konus der X-Pro fix auf der Achse, der Konus der Q-Air ist wie bei der Comandante schwimmend gelagert.

 

Ich habe mich ergänzend nochmal mit der Comandante vs. X-Pro an feinere Mahlgrade herangetastet. 21 Clicks vs. 2.1.0, 20 Clicks vs. 2.0.0 und 19 Clicks vs 1.5.0. Das ganze mit "Vits Äthiopien Sidamo washed mittlere Röstung". Die Serie hat für mich keine neuen Erkenntnisse gebracht. Die Unterschiede zwischen den Mühlen waren nicht relevant. Die Durchlaufzeiten korrelierten nicht mit dem Mahlgrad. Der Kaffee wurde zunehmend bitterer und saurer, gerade noch trinkbar aber nicht mehr mein Geschmack.