3rd Wave Röster und Röstungen

Sehr schön Von den Has Bean Single Origins würde mich ein Bild der Bohnen interessieren.

 

Soll heißen, der Hr. Richard Lipner hat früher bei Woyton geröstet?

 

Da lässt sich bestimmt was machen.

Nein, Richard Lipner ist Eigentümer der Finca de dos Jefes, von der die Bohnen kommen. Siehe auch http://woytonroastinc.de/kaffee/panama/

 

Gerade bei Naturals wurde häufiger empfohlen, diese ein paar Wochen ruhen zu lassen.

Wie verhält es sich bei der Zubereitung mittels V60 oder Aeropress bzw. wie wird das von euch gehandhabt? Hintergrund der Frage ist, dass bei diesen Zubereitungsarten immer auf möglichst frische Bohnen verwiesen wird, was nun gewissermaßen ein Widerspruch wäre.

 

Die pauschale KN-Empfehlung für möglichst frische Bohnen gilt ja für alle Zubereitungsarten. Wenn ich Bohnen kaufe, möchte ich sie natürlich auch ganz frisch, um selber zu entscheiden, wie und wie lange sie vor Verbrauch gelagert werden. Probier's aus, wann die Bohnen ihren geschmacklichen Höhepunkt haben. Aus meiner Sicht haben die hell gerösteten Naturals, welche gleich nach dem Rösten (und ggf. Picken) in die Tüte kommen, diesen bei Zimmertemperatur zwischen 6 und 10 Wochen nach dem Rösten. Und in dieser Zeit sollten sie dann auch zubereitet werden.

 

Im Zweifel hilft da nur selber ausprobieren. Wie schnell sich der Kaffee entwickelt hängt eben nicht nur vom Alter ab. Sondern wie viel Luftfeuchte und Sauerstoff der Kaffee ziehen konnte. Und eben ganz wesentlich auch vom Röstgrad.
Allgemein stimmt sicher: dunkler geröstet entwickelt sich schneller > heller geröstet im Vergleich langsamer
Ob dein Röster den Kaffee einen Tag offen im Eimer stehen hatte damit der schneller trinkbar wird oder den direkt trocken weggepackt hat kannst du bei gekauften Kaffees ja nur ahnen. Oder eben messen?
Das Beste ist es selbst für dich auszubrobieren. Denn das ist nicht wirklich schwer.
Teil dir doch einfach mal einen 250g Beutel auf.
Eine Hälfte trinkst du dann, wann du ansonsten auch deine Kaffees bisher getrunken hast.
Und aus der anderen Hälfte machst du dir jede Woche danach 1 Kaffee.
Jedesmal drückst die Luft sauber aus dem Beutel und verschließt den wieder bis nächste Woche.
Und wenn der nach 6 Wochen nicht besser geworden ist trinkst du den schnell aus.
Dann musst du dich nicht weiter auf obskure Tips verlassen.
Sondern hast Wissen geschaffen.
Zumindest bis zum nächsten Kaffee von einem anderen Röster.
LG
Elemac

 

Danke für die hilfreichen Antworten.

Hatte den Kochere Natural von JB im Auge. Da meine Vorräte sich dem Ende neigen, war ich nicht sicher, ob ich noch einen gewaschenen Kaffee einschieben sollte.
Werde dann demnächst einfach einen Selbstversuch starten.

 

Eine exellente Wahl. Bei dem Kaffee von dem Röster du das sicher so ähnlich nachvollziehen kannst.
Nur achte bitte auf noch etwas. Wenn du den Kaffee ganz frisch zu dir nach Haus e bekommst rich direkt mal rein.
Der Kaffee wird frisch riechen. Dieser Geruch verschwindet meist nach etwa 5 Tagen fast komplett wieder.
Unter Umständen riecht der Kaffee danach eben nicht mehr so gut wie zu Anfang.
Vermutlich flach, vielleicht sogar grasig oder heuig.
Trotzdem ruhig bleiben. Und warten.
Dahinter kommt dann erst der echte Thrill.
Der Kaffee gast aus und reift (wenn er denn vernünftig, d.h. unter Ausschluß von viel Luft(+Feuchtigkeit) gelagert wurde).
So ein Kaffee kann 4 Wochen gar nicht oder von der Tendenz her wie oben beschrieben riechen. Und dann kommt der auf ein Mal.
Zieh deinen Versuch mal über 7 oder besser noch 8 Wochen.
Vielleicht merkst du dann wie dann auch ganz langsam der Geschmack von Alter dazu kommt. Das kannst du mit 1 Tag den Beutel offen stehen lassen auch jederzeit erzeugen.
Mit ein bisschen Übung kann man den Geschmack von alterndem oder altem Kaffee dann auch genau an anderer Stelle (wieder) erkennen.
Aber mir nicht später unterstellen, dass wären Tips für die Allgemeinheit.
Und das hätte mit einem F....o Malabar nicht funktioniert.
Das hier gilt so eben nur für richtig hell geröstete Äthiop. Naturals.

Viel Erfolg
Gruß
Elemac

 

Lustig, eben diesen Kochere hab ich vor einer Seite hier ja noch als eher faden Kaffee bezeichnet... deswegen die halbvolle Tüte in der Schublade liegen lassen und fast vergessen. Eben hab ich den Post von EleMac gelesen und die Laune bekommen, ihm nochmal eine Chance gegeben.

Fazit: Immer noch nicht so gut, wie ich den Kochere eigentlich kenne und mag (der von Mahlefitz letztes Jahr war einer meiner Lieblingskaffees aller Zeiten), aber deutlich besser als bei den ersten Versuchen.

Mir scheint, jb geht halt tendenziell noch ein bisschen mehr auf Ausgewogenheit als z. B. Mahlefitz, Wendelboe, Square Mile, die damit eben auch ab und an mal daneben liegen. Er ist alles in allem gerade wegen dieser zuverlässigen Qualität auch mein deutscher Lieblingsröster, der Kochere hätte jedoch etwas mutiger sein können, finde ich.

 

Hi hab zum ersten mal bei JB bestellt - alles vier Espressosorte - Röstdatum 12.7.
könnt ihr mir einen Tipp geben in welcher Reihenfolge? wollte evtl nach 10 Tagen anfangen die erste Packung zu öffnen?? Zu früh?

äthiopien yirgacheffe kochere natural 250g

äthiopien limu natural 250g

kolumbien antioquia veracruz 250g

kolumbien antioquia la júlia 250g


Andere Frage - täuscht es mich oder spielt hier im Forum der Espresso von coffeecircle kaum eine Rolle? hab hier noch fast nichts darüber gelesen?

 

Ich würde den letzten als erstes verbrauchen und die anderen mindestens 3 Wochen liegen lassen. Espresso von coffeecircle spielt auch für coffeecircle selber nur eine untergeordnete Rolle wie man am Angebot deutlich merkt, ein Blend und ein Siodamo in 2 Röststufen das wars. Beide sind ok aber keine Besonderheiten und kann man auch gut auslassen. Spricht natürlich nichts dagegen auch die Filter als Espresso zu brühen geht mit dem Limu z.B. ganz gut.

 

Pauschal kann ich keine Reihenfolge empfehlen, weil ich noch nichts von Johannes Bayer probiert habe. Dennoch würde ich kurz bekräftigen, was @EleMac über die Trinkreife gesagt hat. Seit ich den gelieferten Kaffee verpackt in einer GN PP-Kunststoffdose aufbewahre benötigt dieser länger um sich zu entfalten. Bei Bonanza muss ich über sechs Wochen warten, bis ich bei deren gewaschenen Kaffees langsam in die Richtung trinkbar komme, Coffee Collective über drei Wochen. Naturals von der roestbar brauchen hingegen kaum mehr als zwei Wochen.
Des Weiteren hat m.M.n. auch der Röststil Einfluss auf das Ergebnis. Beispielsweise sind Naturals von Rubens Gardelli laut seinen Aussagen nach 24 Stunden trinkreif.

 

Vits hat ihn auch, aber noch nicht probiert.

 

Ich wette, die haben ihn vorher probiert....

 

Ich würde die vmtl. genau in umgekehrter Reihenfolge dieser Liste probieren, wenn ich mich auf eine Reihenfolge festlegen müsste – mit der HG One muss ich das ja glücklicherweise nicht. Den gewaschenen la júlia hab ich noch nicht daheim gehabt, aber im Standl20 mal probiert, glaube ich. Der "extended fermentierte" veracruz ist ganz spannend, wenngleich ich hier von meinem normalen 15g-Kaffee-auf-30g-Getränk-Rezept abgewichen bin und die 30g Hebelzugvolumen der Cremina durch ca. 18g Kaffeepulver gepresst habe... ich weiß nicht mehr genau, warum. Bei den beiden Naturals musst halt schauen, welcher früher besser schmeckt. Gut sind beide. Lass mal wissen, was du denkst.

Ich muss mir die jb-Kaffees mal auf Vorrat anschaffen... normalerweise hol ich mir die hier beim Standl20 (wohne da nur ein paar hundert Meter weg), wenn alles andere aus ist und vergesse dann, was anderes zu beschaffen, weil ich ja jb-Kaffee hab. Dadurch werden die selten älter als 14 Tage. :/

 

=>

... ich werde berichten.

 

Hach, was ist das für ein schöner Tag... nach drei eher stressigen Tagen (sowohl beruflich als auch freizeitlich) konnte ich heute ein paar viele Stunden schlafen und in der Vorfreude aufwachen, guten Kaffee in der Küche liegen zu haben.

Heizen wir die Cremina also ein und machen wir die erste Tüte auf... wer Square Mile noch nicht hatte: Allein die Tüten sind einen Einkauf wert. Es ist eine Weile her, dass ich Kaffee von Square Mile hatte, da leider auch meine Zeit in London mittlerweile eine Weile her ist. Und irgendwie hatte ich nicht auf dem Schirm, dass die zu echt fairen Konditionen verschicken:



Klar, der GBP/EUR-Kurs ist derzeit vorteilhaft, aber dass ich zu vergleichbaren Preisen bzw. sogar günstiger wegkomme als bei den lokalen Röstern hier in München, hatte ich eigentlich nicht erwartet.

Den Anfang macht also der Red Brick. Ein saisonaler Espresso-Blend, vom Konzept her nicht unähnlich dem Phoenix RED (ein Schelm...). Aktuell 60% Rabanales (Guatemala) und 40% Montañas del diamante (Costa Rica) – beide gewaschen. Äußerst vielversprechend und zumindest für mich nicht unbedingt supergewöhnlich und schon mehrfach gehabt. Ich habe eigentlich nur gute Erfahrungen mit hellen Röstungen aus Costa Rica gemacht und sehr wenig Erfahrung mit anspruchsvolleren Kaffees aus Guatemala.

Square Mile beschreibt den Kaffee recht kompakt: "Hazelnuts and cherries abound from the Rabanales whereas the Montañas has a warming chocolate ganache quality to it, when combined they make for a sweet and pleasing espresso." und druckt die drei Stichworte "Hazelnut, Cherry, Ganache" auf die Packung. Das lässt einen jetzt eher traditionelle(re)n Espresso erwarten und nicht unbedingt den 3rd-Wave-9V-Block an der Zungenspitze.

Die Rezeptempfehlung:

"We would recommend the following recipe as a starting point:
Dose: 19 grams
Brew temperature: 201ºF-202ºF/94ºC-94.5ºC
Brew time: 28-32 sec
Total Volume: approx 50ml
Brew weight: 36-38 grams
This profile and recipe was developed on a Victoria Arduino VA388 Black Eagle with VST 20g baskets – so should be taken as a starting point, and not an absolute as different machines extract in different ways."

Gut, 20g VST-Siebe gibt's für die Cremina logischerweise nicht, die "19g in auf 37g" out rechne ich aufgrund der maximalen Bezugsmenge eines Hebelzugs von knapp 30g auf "15g in" runter. Den Temperaturhinweis kann ich naturgemäß auch nur als "eher heiß" umsetzen. Trotzdem mag ich's, wenn Röster solche Angaben machen. Man muss ja nicht dabei bleiben, fängt den ersten Shot aber nicht direkt ins Blaue an. Und so lief der erste auch schon recht ansehnlich, wenn auch etwas schnell (10s Präinfusion und 24s Bezug).



Ich mach die anfangs immer ganz gern in eine 150ml-Tasse... sollte der Shot beim ersten Schlürfen brauchbar aber nicht umwerfend sein, bleibt mir so die Möglichkeit, einen Flat White draus zu machen.

So lief's dann auch... der erste Shot ließ nur das Potenzial erahnen: Angenehme aber sehr präsente Säure (viel mehr, als die Beschreibung vermuten ließ), allerdings keine Zitrussäure... vmtl. ist das diese Kirsche, von der sie reden. Eher schlanker Körper, den ich auf den zu kurzen Bezug schiebe, wenngleich das der Vorteil der Cremina bei all ihren Schwächen ist: Der Shot rauscht nie in 10s durch. Wenn ich spüre, dass der Mahlgrad zu grob ist, drücke ich halt langsamer und brühe nur mit geschätzten 5-6bar. Das ist jetzt eh wieder in.

Im Flat White fand ich ihn trotzdem so gut, dass ich gleich noch zwei nachgefeuert hab. Als Espresso probier ich ihn dann heute nachmittag oder morgen... dann fällt mir vielleicht auch mehr als "boah, taugt" dazu ein.

Die 350g-Tüte kostete mich übrigens £9,50, umgerechnet 11,51€, was 8,22€ für die anderswo übliche 250g-Tüte wären (noch was, was ich an Square Mile mag). Ich wüsste jetzt spontan nicht, wo ich dieses Niveau für diesen Preis sonst herbekäme? Da sind wir fast bei den 30€/kg, die vor ein paar Seiten mal jemand als Vorgabe machte. Unmöglich ist der Einstieg in diese Welt für das Geld also nicht, wenngleich der Red Brick natürlich kein Hammer-Sonder-3rd-Wave-Spaß ist, sondern eben ein solider Espresso – aber schon aus dieser Ecke.

 

@dergitarrist
Danke für die tolle Vorstellung. Bin mal gespannt, wie deine weiteren Eindrücke sind. Der Sweet Shop klingt ja sehr interessant. Ich glaube, ich weiß, wo ich bestelle, wenn meine aktuellen Vorräte weniger werden

 

Hehe... ich war jetzt ein paar Tage in Prag, wo ich den Wegida aus der AeroPress getrunken habe. Muss ich daheim noch ein wenig damit rumspielen, bevor ich was dazu sage, aber heute gab's erstmal wieder Red Brick.

Ich hab jetzt um die 10-12 Shots gezogen und bin mit meinem Rezept sehr zufrieden (15g in 28-30g out, 28s). Als Espresso ist er nicht irre beeindruckend, aber einfach grundsolide. Tolle Einführung in fruchtige Espressi für jemanden, der das noch nicht so mag, und in Anbetracht des Preises auf jeden Fall ein Kaffee, den ich wieder kaufen würde.

Die meisten dieser 10-12 Shots habe ich also nach 1-2x Schlürfen in Flat Whites konvertiert, weil er da wirklich gut funktioniert. Er kommt bei etwa 90g Milch auf 30g Espresso in 150ml-Tassen sehr gut durch die Milch durch – und zwar nicht über die Röstaromen, die das meist erledigen, sondern über die eigene Süße und Säure, die Square Mile wohl mit "Cherry" und "Ganache" meint.

Wäre spannend, mit etwas präziserem Equipment an diesem Kaffee rumzuspielen... irgendwann muss wohl doch so ne Maschine mit Computer drin her... irgendwann.

Den Sweet Shop muss dir @Felix-- beschreiben. Wir haben gemeinsam bestellt und ich hab mich für den Kiamabara AA als zweiten Espresso entschieden.