3rd Wave Röster und Röstungen

Ich wollte schon länger mal wieder bei Onetake bestellen und durch diese Empfehlung habe ich das auch getan.
Bevor ich etwas zu dem Kaffee schreiben kann, muss ich ihn jedoch erst einmal richtig zubereitet bekommen. Insofern ein paar Fragen an die Profis:
Ich habe bisher erst einmal das VST 1er (9g) genommen und verschiedene Bezüge mit 9-10g laufen lassen. Jedes mal bin ich bereits stark im blonding bei einem Verhältnis von 1:1 - 1:1,2. Die hier gestoppten Shots sind immerhin grob balanciert. Feiner Mahlen ist nicht drin (tropft nur), gröber malen ließe den Shot zu schnell laufen, höher dosieren geht nicht mehr, da ich schon von 9g auf 10g hoch bin.
Deswegen erst einmal zu meinem Verständnis:
Wieso blonded der Espresso so früh? Bohne zu frisch?
Was kann ich dagegen machen?
@jazzadelic Wie lange hast du die Bohne liegen lassen? Ich bin jetzt bei 9 Tagen nach RD.

 

@twofingaz: all meine Versuche in den letzten Jahren mit den 1er Sieben (egal ob LM1 oder alle IMS Varianten) lecker hin zu bekommen sind kläglich gescheitert. Wie du selber schreibst wäre ein Mahlgrad notwendig, der fast staubfein ist, um die für helleres Material notwendigen Flussraten im Puck zu erhalten. Daher verwende ich fast nie 1er Siebe (außer wenn ich dunkle Röstungen für Gäste oder meine Frau zubereite). Nur mit 2er Sieben, und da auch eher nur mit den großen Varianten wie dem VST 17er oder 21er, wird das zur Freude. Mit überfülltem 14er Sieb kann das was werden, ist aber auch suboptimal. Probiere es also besser mit deinen 2er Sieben und ich bin mir sicher, dass sich dann Erfolg in Sachen Balance & Textur einstellen wird.

 

@ryk
Danke für deinen Rat. Für gewöhnlich nutze ich auch das 2er Sieb mit 17g Füllmenge, aber ich wollte das 1er mal ausprobieren.
Ich habe soeben ein paar Bezüge mit dem 2er gemacht, bin jedoch immer noch nicht zufrieden.
17g in -> 25g out, p.I. 5s , Gesamt 25 s. Die weiterhin schnelle Blondphase wurde hier meist in einem Bereich von 1:1,5 längst erreicht. Ich habe ein bisschen feiner gemahlen, um dem Bezug noch etwas flow zu nehmen. Der Bezug hatte viel Crema, die schnell verschwand und war geschmacklich weiterhin unterextrahiert.
Ich glaube einfach, dass die Bohnen noch was liegen müssten.
Weiterhin wollte ich beim nächsten Bezug mehr Pulver nutzen und von da aus mit dem Mahlgrad spielen.

 

@twofingaz probier doch mal den selben Mahlgrad mit dem VST17 mit 18g aus. Ich nutze i.d.R. immer 18g (zum einmahlen) und komme meist auf sehr gute Ergebnisse.

 

Edit: habe die Frage gelöscht da zu OT

 

Kann mir jemand einen Has Bean empfehlen?
Ich hatte eigentlich vor, mir einfach das Filterkaffee Starterpack zu holen aber nachdem ich hier eure tasting notes gelesen habe, gönne ich mir wohl lieber den Mutara Hill und den Ana Sora; die scheinen sehr beliebt zu sein. Vielleicht etwas, das mir geschmacklich noch fehlt... bisher kenne ich an 3rd Wave nur noch von Machhörndl die Äthiopien Aricha und Kochere und Brasilien Samambaia.
Würde mich über Empfehlungen sehr freuen!

 

@espressoking
Habe eben ein mal 17,5 und zwei mal 18g in ausprobiert. Jedes mal kam die Blondphase erheblich später, so dass die Shots endlich in einem 1:2 Verhältnis in einem akzeptablen Zeitfenster beziehbar waren. Aus Interesse habe ich den ersten 18er etwas länger laufen lassen (18 in -> 40 out), da beim 17,5er Shot die Säure doch unangenehm dominant war und die restliche Aromen überlagert. Der zweite Shot war dementsprechend etwas ausgeglichener, dafür kam ein leichtes muffiges Aroma hinzu. Also wieder zurück zum 1:2 Verhältnis.
Muff ist weg, anstelle dessen ist nun eine prägnante Würze zu erkennen. Wenn man wirklich danach sucht, ist leichte Mandarine zu schmecken. Da muss aber noch mehr gehen, denn so macht mich der Espresso noch nicht glücklich.

 

@twofingaz dann bleibe doch mal bei den 18g und beziehe mal eher in der 30sec Gegend. Mit Finetuning solltest Du dann den idealen Mahlgrad mit 1:2 hinbekommen. Würde mich wundern, wenn da die Frucht dann nicht durchkommt. Allerdings kannst Du von der Graef CM800 natürlich in der fruchtigen Ecke (höchstwahrscheinlich) auch keine Wunder erwarten. Das aber nur als Hinweis gemeint.
Hast Du ein PID? Welche Temperatur liegt etwa an der Brühgruppe an?

 

Nächster Has Bean. Diesmal Nicaragua Red Pacamera der Finca Limoncillo, elegant natural (was immer da auch elegant war?).
Als Filter überraschend unauffällig, am besten in der Aeropress etwas feiner gemahlen und deutlich unter 90°, dann kann man tatsächlich einen Anflug von Erbeersirup schmecken. Aber als Filter trotzdem nicht groß erwähnenswert und etwas dünn im Aroma. (Der Burundi war da deutlich besser und der Costa Rica den ich gerade angebrochen habe ist als Filter super aber dazu demnächst)
Umso überraschender, daß der als Espresso ganz anders daherkommt, guter Körper, volles Mundgefühl, Erdbeere erstmal nicht unbedingt, aber etwas undefinierbar beeriges das sehr gut mundet, die Erbeere kommt dann im Abgang hinterher und leigt einem noch lange auf der Zunge. Spannendes Gesöff. Parameter VST 17g 17g in 30g out in knapp 40 sec. bei 93°.

Kleines Zwischenfazit nach dem zweiten HB Kaffee, als Filter kein Must Have als helle Espressi aber schon beide gehören mit zum Besten was ich an hellem bisher hatte oder deren Röstung stellt weniger Anforderungen an die Maschinen und kommen auch ohne PressureProfiling gut.

Wie auch immer das wird nicht meine letzte Bestellung bei Has Bean sein, die Dinger machen Spass.

 

Von den 3 die ich bisher probiert habe sticht der hier https://www.hasbean.co.uk/collectio...a-rica-sumava-monte-llano-bonito-yellow-honey als Filter raus und kann ich warm empfehlen zumal er nichtmal teuer ist.

sicher auch kein Fehler

 

Und hast du ihn schon probieren können? Wir hatten den gestern im verblindeten Cupping auf dem Tisch und er war eher geht so.

 

Ich hab gestern alle drei als V60 probiert und heute als AeroPress... morgen Chemex, dann schreib ich mal was dazu. Aber so richtig platt bin ich auch nicht.

 

Kenne die Bohnen nicht, aber sind sie vielleicht noch zu frisch?

 

Ich fühle mich mal angesprochen, die Bohnen waren vom 03.04. und ich gehe davon aus, dass wir auf ziemlich hohen Niveau meckern. Die Kaffees waren schon sehr gut, allerdings fehlte mir persönlich der Knaller-Effekt, wie beim Sasaba von Bonanza, dem Gesha Village von Talor & Jorgen oder dem San Alberto von Love. Zumindest nachdem ich mich vom social media hype letztes Jahr durch Coffee Circle habe anstecken lassen.

Es kann allerdings auch am Mahlgrad gelegen haben. Der Wush Wush von Assembly erzielte im Cupping beim gleichen Mahlgrad höhere Extraktionsraten (~21%) als bsp. der Sasaba (~19%).

 

Meine sind auch vom 3.4. Angeblich gab es ja nur eine Charge. @luluke87 hat allerdings gestern eine vom 11.4. bekommen. Ich finde ihn auch nicht schlecht, aber beim Kilopreis von rund 100€ erwartet man halt was wirklich besonderes. Chemex-Verkostung wird aus Zeitgründen auf morgen verschoben... dann mehr.

 

Ich habe aus welchen Gründen auch immer heute noch mal ein Package vom 11.04. bekommen..... Deine Chemexparameter würden mich interessieren, wenn du sie durch hast.

 

Soderla.

Wush Wush (Assembly), Kolumbien, Röstdatum 3.4.2017



Tag 1 - V60 12/200 - relativ fein gemahlen (5.5 auf meiner EKK43), 2:15 (30 s bloom, 100 g bis 1:00, 200 g bis 1:30)
washed: leicht süßer, schlanker Schwarztee, Earl Grey, floral, fein, sehr clean, evtl. Bergamotte, Lavendel o. ä.
natural: spitzere, schnellere Säure, mehr Zitrus, dicker, sirupiger Körper, erdig, irgendwie leicht ledrig, gerbig. Mir jetzt nicht auf Anhieb sympathisch.
honey: überraschend am wenigsten süß von den dreien, nahe am natural, schlanker, breitere, angenehmere Säure (gelbe Frucht) als der Natural aber insgesamt hätte ich den nicht als honey identifiziert.

Tag 2 - Aeropress 12/200 - gleicher Mahlgrad, 15 s pour, 1 min steep, 15 s plunge
washed: süßer und breiter als gestern im V60, Agavensirup, etwas Chinin-Bitterkeit, wmgl. etwas überextrahiert.
natural: überraschenderweise sattere Säure als der washed (gestern als spitzer empfunden), weniger Süße, gestriger Unterschied im Körper wird durch AeroPress ausgeglichen, Erdigkeit wird zu süßem Holz, Moos.
honey: wieder am wenigsten süß, am ehesten „Kaffee“, nehme hier das erste Mal Röstaromen wahr, dahinter etwas subtilere Aromen, schwer zu identifizierende, leicht bittere Frucht… Kumquats und unreife Pflaumen o.ä.?

Tag 3 - Chemex 18/300 - gröber gemahlen (7 auf meiner EKK43), 3:30 (30 s bloom, 100 g bis 1:00, 200 g bis 1:30, 300 g bis 2:00)
washed: saugut… hatte bisschen Angst, dass der in der Chemex zu filigran wird, aber er ist einfach rund. Süße Säure, die an frische, weiche Mandeln erinnert, definitiv wieder Schwarztee mit etwas Limette vllt., Zeste, ähnlich wie V60 aber nochal deutlich aufgeräumter und klarer und seltsamerweise gleichzeitig etwas satter, bilde ich mir ein. Angenehmes trockenes Mundgefühl. Der letzte kalte Schluck: bisschen angebackener Zwetschgendatschi vielleicht… bleibt lange und ist bisher die beste Tasse dieses Experiments.
natural: Das unangenehme gerbige Leder vom V60 wird hier zum frischen Tabak, die Säure ist aber auch hier stringenter und weniger eingebettet als im washed… Kälter wird das ein wenig hefelig und verabschiedet sich immer weiter vom Körper des Kaffees… ist dann wohl das nicht ganz fertig gebackene Stück vom Zwetschgendatschi. Die Säure kann ich keiner Frucht so richtig zuordnen (weiße Trauben?) und sie bleibt lange in der Backe hängen und mag mir nicht so recht gefallen. Der war in der AeroPress deutlich besser.
honey: auch in der Chemex deutlich weniger Säure und auch Süße als der natural und auch als der washed. Sehr rund und angenehm, fruchtiger als aus der AeroPress. Nichts sticht heraus, sehr feiner, aromatischer Kaffee, aber viel mehr auch irgendwie nicht. Die Zwetschge wird vielleicht ein wenig zum Pfirsich, das Mundgefühl ist wieder so angenehm trocken wie beim washed. Insgesamt ist er ein wenig „fetter“ als der washed, ohne so interessant zu werden.

(Wasser immer Black Forest mit ca. 94 °C laut dem Thermometer auf meinem Stagg Kettle… kurz vor dem Kochen vom Herd genommen.)



Fazit:
Vielleicht hab ich ein bisschen das falsche erwartet… Mit 25 GBP für 300 g schlägt der Kaffee mit ziemlich genau 100 €/kg zu Buche. Klar bezahlt man das vorwiegend schlicht, weil der Kaffee eine Rarität ist, aber der Preis schürt eben auch Erwartungen. Der Wush Wush hat schon was zu bieten… er ist sehr komplex, aber in keiner Richtung eine Wucht.

Selbst bei den 300g aus der Chemex schmatzt man bis zum letzten Schluck konzentriert vor sich hin, um zu greifen, was man da flüchtig schmeckt. Doch das liegt eben nicht nur an der Komplexität sondern auch ein wenig an der vergleichsweise niedrigen Intensität. Wenn man jetzt genug davon hätte, fundiert mit Brew Ratios und Temperaturen herumzuspielen, könnte man vielleicht mehr rausholen, aber da es nur 100-g-Tüten sind, hab ich mich einfach wieder mal sehr strikt an die SCA-Protokolle gehalten, um den Kaffee fundiert mit anderen vergleichen zu können. So wie oben beschrieben fange ich eigentlich jede neue Tüte an. Dann bleibe ich meist schlicht bei der Methode, mit der mir der Kaffee am besten geschmeckt hat, oder – wenn er mir einfach gar nicht zusagt – spiele an den Zahlen rum. Hier wären das Chemex/Aeropress für den washed, Aeropress für den natural und Chemex für den honey.

Das wirklich Interessante an dem Paket war für mich der direkte Vergleich der drei Aufbereitungsmethoden. Dass ein und derselbe Kaffee aufgrund eines Prozessbestandteils so unterschiedlich schmecken kann, war schon beeindruckend. Es gab mal von Brewdog ein 4-pack mit dem Namen „IPA IS DEAD“. Das war viermal das gleiche Bier mit jeweils einem anderen Aromahopfen in der Kalthopfung. Nun weiß man natürlich, dass beim IPA das Dryhopping einen maßgeblichen Anteil am Geschmack hat, aber als Experiment war’s trotzdem interessant.

Ich mag naturals eigentlich tendenziell am liebsten. Assembly mag aus diesem Dreierpack wohl auch den natural am liebsten. Ich finde den washed mit relativ großem Abstand am feinsten. Ganz einfach, weil mich naturals normalerweise mit ihrer Wucht überzeugen und der Wush Wush die nicht so wirklich hat. Deswegen stinkt er glaube ich auch in ner Blindverkostung mit anderen Kaffees ab, @frankie_four.

Aber wenn man sich davon nicht enttäuschen lässt, ist der washed am saubersten, klarsten und interessantesten, finde ich. Wenn man meine obigen Beschreibungen liest, wird man hier vmtl. die konkretesten Begriffe finden. Das Terroir, das Assembly am natural so schätzt, empfinde ich insbesondere bei der Verkostung direkt nach dem washed eher als störend, weil’s die sonstigen Eigenschaften dieser raren und vergleichsweise subtilen Kaffeevarietät überlagert. Der honey ist da irgendwo dazwischen und fällt im direkten Vergleich in keiner Hinsicht besonders auf… positiv wie negativ.

Bin gespannt, was bei @jazzadelic so aus der Synesso tropft. Ich spar mir die Zubereitung als Espresso hier und mach in 1-2 Wochen einfach nochmal genau das gleiche Programm nur in umgekehrter Reihenfolge.

tl;dr: Interessanter aber nicht sonderlich intensiver Kaffee. Die drei Verarbeitungen zu vergleichen war interessant. Der Hype ist m. E. nicht gerechtfertigt. Den Preis würde ich für den Kaffee in der Tasse nicht nochmal bezahlen… für das Experiment schon.

 

Gern, aber habt Ihr Tips? Die Fülle an Kaffees ist krass.

 

Den Wush Wush hatte ich über Barista Hustle bestellt und ähnliche Erfahrungen wie @dergitarrist , 27€ für 100g lässt den Himmel auf Erden erwarten und hindert eher am genießen. War sehr lecker und gut geröstet aber da gibt es genau so gute für weniger.