Beratung Siebträger bis 1.500€: ZK oder DB; Rocket, Bezerra, Profitec, Lelit...

@PG1988 - ich bin über die Markierung von @Azalee auf deine Anfrage aufmerksam geworden.
Grundsätzlich verstehe ich deinen Frust und auch deine vielen Überlegungen - da hast du dir quasi alles, was so verfügbar ist, zusammengestellt.

Vorab
Mich würde zunächst deine Schilderung vom Baristakurs noch ein wenig näher interessieren. Kannst du das bitte näher erläutern?

Mühle:
Du hast die Eureka Silenzio, Perfetto erwähnt - hier würde ich den Schritt zur Specialita/Magnifico gehen, sofern Espresso im Vordergrund steht.

Trinkverhalten:
Ihr seid überwiegend milchbasierte Trinker - da ist deine Schlussfolgerung auf ZK/DB absolut sinnvoll und konsequent.

KVA:
Ich hatte einige KVA, sowohl Gastro- als auch Heimbereichsysteme. Sobald du einmal einen "richtigen" Milchkaffee/Cappu aus nem ordentlichen Siebträger getrunken hast, wirst du dich sehr schwer tun, was die gewünschte Qualität mit einem KVA angeht. Dort wird sowohl beim Espresso als auch beim "Milchschaum" geschummelt, was zu Lasten des Geschmacks geht. Ausgehend von deinem aktuellen Equipment wäre ein KVA aber wahrscheinlich immer noch geschmacklich angenehmer. Sollte es ein KVA werden, achte darauf, dass du leicht an die Brühgruppe und ins Innere der Maschine kommst, um die regelmäßige Reinigung durchzuführen.

Qualität der Bianca:
Von gestandenen Händlern mit ihren bisherigen traditionellen Marken wird die Bianca sehr oft schlecht geredet.
Lelit hat hier im klassischen E61-Segment bzw. grundsätzlich im Heimanwendersegment aber die meisten Innovationen/Neuerungen in den letzten 2 Jahren eingebracht, während sich die anderen Hersteller eher auf ihren Lorbeeren auszuruhen scheinen.
Ursprünglich wollte ich auch nicht mehr als 1.500 für (m)eine Maschine ausgeben - habe es aber nach nunmehr 1 Jahr Nutzung an meiner Bianca nie bereut, nochmal 500 drauf gelegt zu haben. Ich würde mir diese Maschine immer wieder kaufen. Sie macht einfach jeden Tag Spaß und man kann herrlich experimentieren und am Paddle spielen. Leider komme ich dadurch aber kaum noch mit Zubereitungen in öffentlichen Kaffees/Gaststätten klar... ;-) (zum Glück gibt es da Ausnahmen, aber die kann ich an einer Hand abzählen)
Was schlussendlich mit der Qualität des blauen Y-Stücks rauskommt, bleibt von der Antwort des Herstellers abzuwarten - da ist die Firma Lelit wirklich sehr angenehm schnell in der Bearbeitung und ich fühle mich als Endanwender ernst genommen. Das Ergebnis kommuniziere ich im Bianca-Thread...
Der Vorteil solch einer Maschine - die ist im Inneren sehr aufgeräumt, besteht aus Standardkomponenten und mit ein wenig handwerklichem Geschick kann man den Großteil an möglichen Wartungen/Reparaturen in der Zukunft selbst ausführen.

Empfehlung:
Die Auswahl ist immer sehr individuell und braucht angemessene Zeit der Überlegung. Besonders wichtig ist auch das Anschauen und Ausprobieren einzelner Maschinen vor Ort. Bei einem preiswerten Zwischenschritt läuft man Gefahr, dass man nach kurzer Zeit die Engpässe erkennt und dann wieder wechselt.
Auf jeden Fall sollte man nichts überstürzen und nach diversen Tests auch noch ein wenig Zeit verstreichen lassen.
Ich wünsche dir viel Spaß auf deinem Weg!
;-)

 

Zurück zum Eröffnungspost. Es gibt ja mittlerweile doch einige Läden in denen du dich sehr gut beraten lassen kannst und dort viele der genannten Maschinen ausprobieren kannst. Spätestens da würde dir ein Licht aufgehen, ob du bisher einen Bedienfehler gemacht hast. Das schließe ich aber durch deine Erklärungen aus.
Wie so oft wirst du dich dann zwischen den technisch identischen Rocket Appertamento und Bezzera Magica S MN entscheiden. Das sind nun mal ganz klassische Siebträger mit großen Namen bei denen man nichts falsch machen kann. Steigern im Preis und Design sowie Gehäusemassivität kann man sich natürlich immer. Wenn du PID, Shottimer usw. willst oder brauchst dann wirst du in den Modellreihen darüber fündig.

 

Das geht auch preislich drunter mit der Profitec Pro 300 oder den erwähnten Thermoblock Maschinen.

 

Natürlich, aber dann muss man auch erhebliche Abstriche beim Design machen. Die Rocket Modelle mit den Drehgriffen schauen eben verdammt cool aus, man wohnt ja in der Regel nicht allein. ;-)

 

Stimmt, meine bessere Hälfte meinte erst auch ein E61 Bolide sähe doch besser aus als die schlichte Pro 300. Aber das sei doch auch mehr zu putzen - was dann doch Zustimmung zum Balkondesign der Profitec erwirkte.

 

Design ist Geschmackssache und somit sehr individuell.
Was Du schön findest hat meine gelangweilte / genervte Maschinenschleppbegleitung als „grosse schwarze Plastikaugen“ bezeichnet und sich vor die Technika V PID verzogen.

@FRAC42
Mit schlicht kann ich leben, solange der Espresso so schmeckt wie ich ihn haben möchte und ich keine 30-45 Minuten darauf warten muss. Vor einer E-61 Brühgruppe zieht hier eher ein kleiner Röster ein.

 

Mein Reden.

Wobei man nicht oft genug betonen kann, daß in der hier diskutieren Liga die Maschine am wenigsten kritisch ist. Bohnen, Mühle und wir als Bediener sind da viel größere potentielle Schwachpunkte.

 

Das ist definitiv ein Irrglaube! Gerade die Chrome und Edelstahloberflächen lassen sich mit einem Tuch trocken ganz leicht sauber halten.

 

Eben, und die glatten Chrom- und Edelstahloberflächen der Pro 300 wiederum einfacher als die opulenten einer E61 Maschine.

 

Ferrarese rät zu Glasreiniger.

Die BZ02 hatte ich in den 10 Jahren, die ich sie hatte, mit Frosch Spiritus Glasreiniger geputzt.

 

Ich fürchte, wir driften ab ...

 

Beide Maschinen sind "fast" identisch - d.h. gleicher Motor, ScheibenGRÖSSE von 55mm.
Lediglich die Oberfläche der Mahlscheiben von der Magnifico (Sondermodell für Deutschland) sind über ein Spezialverfahren noch einmal härter und sollen somit eine deutlich höhere Standzeit haben, was für ein langes, kontinuierliches Mahlergebnis spricht.

 

Für viele ist E61 Design Pflicht, mein Ding ist es nicht unbedingt. Ich bin aber eh mittlerweile Handhebel Fan und kann mir aktuell kaum vorstellen auf eine Pumpenmaschine zu wechseln.
Ein Manko der P300 ist fehlende PI, die allerdings bei der Version von @Grafikus nachgerüstet ist. Bianca hat Paddle und bei anderen E61 ist es mittlerweile nachrüstbar. Aus meiner Sicht ist das aber verzichtbar bei Schwerpunkt klassischer dunkler Bohnen.
Die großen haben ausserdem mehr Reservern durch größere Boiler. Die Dampfpower einer Line Mini z.B. (weit ausser Budget...) ist schon beeindruckend. Dafür brauchen sie halt ihre Zeit, mehr Energie und man muß die Optik mögen.

 

Die Pro300 war meine Vernunftentscheidung, aber ich wurde im Laden einfach nicht warm mit ihr. Und für einen Kompromiss fand ich dann auch 1300€ zu viel bzw. nicht weit genug weg von den 1850€, die mich die Bianca damals gekostet hat.

Eine Lelit PL92T war ebenfalls im Rennen, aber auch nicht wirklich spürbar günstiger als die Profitec.

Die "Großen" haben halt noch mal etwas mehr Dampfpower, für zwei Cappu ist die Milch in unter 20s geschäumt. Aber klar, "vernünftig" ist ein kleiner DB, weil der in aller Regel absolut ausreicht. Aber was ist an diesem Hobby schon vernünftig

 

Die E61 hat Präinfusion (PI) - da wird der Kaffee bei mäßigem Druck ein paar Sekunden angefeuchtet um zu Quellen, bevor der Pumpendruck voll zuschlägt.

Wenn die Pumpe aber eh eine Vibrationspumpe ist (wie bei der Pro 300), braucht diese etwas Zeit bis der Druck voll aufgebaut ist. Ob das genauso wirkt wie eine "echte" PI kann ich nicht sagen, vermute es aber.

Ansonsten ist die Faema E61 vor fast 60 Jahren für den Gastrobetrieb gebaut worden:

• Man braucht viel Dampf und Heißwasser => großer Kessel
• Man braucht eine sehr leistungsfähige, laufruhige Pumpe, diesen großen Kessel fix füllen kann => Rotationspumpe
• Der starke Druckanstieg beim Einschalten der Rotapumpe macht Probleme => Präinfusion.
• Man braucht hohe Temperaturstabiliät => schwere, vorgeheizten Brühgruppe.
• Man braucht Brühwasser und möchte den Boiler dafür nicht runter kühlen => Wärmetauscher
• Man möchte die Brühgruppe sofort nach dem Bezug ausspannen können => Druckabbau über 3-Wegeventil.

Eine E61 Brühgruppe an einem für den Hausgebrauch angemessenen kleinen Kessel, dazu eine Vibrationspumpe und evtl. sogar Dual Boiler und / oder PID empfinde ich als widersprüchlich. Da erscheint mir das Konzept der Pro 300 oder einer aktuellen Thermoblock Maschine konsequenter.

Aber: Das Aussehen der E61 und die Geschichte dahinter haben ihren Reiz! Ein wenig hat das Ganze etwas von "vintage" vs. "modern".

Wenn aber dann wie bei der Bianca ein Paddle (individuelle Brühdruckanpassung während des Bezugs) ins Spiel kommt, ist man in einer ganz anderen Liga unterwegs.

 

Ist das Nachrüstung des Bianca Paddles an anderen E61 wirklich der gleiche Effekt wie bei der Bianca? Hab gelesen das die anscheinend die eingebaute PI der E61 deaktiviert haben....

 

Ja, wenn man die Version mit der verstärkten Feder hat. Alles hier nachzulesen: ECM/Profitec Flow Control
Um es korrekt zu sagen: Die automatische PI durch die Kammer wird mit der Feder deaktiviert, der Anwender ist dann selbst für die PI Steuerung per Paddle verantwortlich. Die PI Option bleibt damit natürlich grundsätzlich bestehen.

 

Wenn die "Großen" mindestens 15 Minuten länger aufheizen müssen, fallen ein paar Sekunden weniger Dampfpower für 2 Cappuccino am Tag nicht wirklich ins Gewicht - sofern es bei der Qualität des Milchschaums keine Abstriche gibt.

Der Fokus sollte hier eher auf dem Mehrwert in der Tasse liegen.
Aber dazu gehört dann auch ein entsprechender Aufwand bei den Bohnen bzw. beim gesamten Prozess.
Ich habe mehr Probleme mit zu alt werdenden Bohnen als mit einer fehlenden Präinfusion. Aber das ist - wie das Design - sehr indivduell.

Da niemand vorhersagen kann, ob sich das in Richtung "schnell / einfach nur 2 gute Cappuccino trinken" oder "zeitintensives Hobby" entwickeln wird, gibt es auch keine Empfehlung für die eine perfekte Maschine.

 

Korrekt. PI kann man eben über das Paddle selbst steuern, oder aber auch elektronisch einstellen. Bei elektronischer PI einfach das Paddle ganz aufmachen und die gewünschten PI Zeiten im Menü einstellen.

Und nicht jede E61 braucht 30-40 min zum Aufheizen, das geht bspw. bei der Lelit Bianca auch in ca. 10 min.

Das Paddle und die schnelle Aufheizzeit der E61 waren für mich die entscheidenen Gründe zur Bianca zu greifen und mir die Pro300 leider nicht gefallen hat. Wem die Pro300 gefällt, würde ich die unbedingt weiterempfehlen. Bei einer Investition über 1000€ überlege ich mir aber doch immer ob ich nicht irgendwo Abstriche mache sodass ich in kurzer Zeit wieder Upgraditis bekomme.