Der lange weg zum espresso - Die leiden eines verrückten

Hallo, zusammen!

Im zarten Alter von 16 Jahre habe ich in einem Eiscafe gesessen und bei mir gedacht, dass ich einen Espresso bestellen sollte. Die kleine Tasse sah cool aus. Die Crema sah auch verführerisch aus. Der Tischnachbar, sicherlich Italiener, schaute mich komisch an in Sorge um sein Tässchen. Die junge Dame mit dem kurzen Rock kam dann zu meinem Tisch, nahm meine Bestellung entgegen und brachte mir dieses Getränk. Ich muss noch erwähnen, dass ich keinen herkömmlichen Kaffee mag. So saß ich mit meinem Tässchen da und wusste nicht recht, warum ich als nicht Kaffeeliebhaber mir eine Tasse Kaffee bestellt habe. Das Tässchen ging nun an meine Lippen und ich kippte es über meine Zunge. Kurz darauf explodierten meine Geschmacksknospen und ich war auf Droge und bin bis heute nicht mehr davon losgekommen.

Von diesem Geschmackserlebnis tief getroffen kaufte ich mir sofort am nächsten Tag einen Pezzeti Mokka-Kocher, ein paar Espresso-Tassen und vorgemahlenen Espresso. Mein Taschengeld für einen Monat war dann fast futsch (war ja noch Schüler). Mein Bruder wollte mir die Tour vermasseln und sagte meiner Mutter, dass der Mokka-Kocher schlecht für die Herdplatte ist. Unbeirrt und angetrieben von dem Verlangen dieses göttliche Getränk meine Kehle runterlaufen zu lassen, kochte ich mir zu Hause meinen ersten Pseudo-Espresso. Er war nicht so lecker wie in der Eisdiele, aber es funktionierte, leider ohne Crema.

Die Ansprüche wurden höher und ich musste mir eine Espresso-Maschine von Krups kaufen, die wie ein Espressokocher funktionierte. Crematechnisch tat sich da auch nichts. Zwei Jahre trank ich nur im Eiscafe Espresso, bis ich mir eine Maschine von Solac kaufte und die ersten Crema-Erfolge erzielte und das mit vorgemahlenem Lavazza-Espresso. Darauf folgten dann eine AEG und eine Clatronic. Bisher immer noch keine Mühle.

Jetzt kommt der endgültige Absturz in die Sucht. In unserer Stadt hat auf dem Wochenmarkt ein kleiner blauer Stand aufgemacht. Da gab es Espresso zu kaufen. Vorher hatte ich mir meine erste Mühle gekauft(TCM) und auch schon Kaffee von Lavazza und Tchibo gemahlen, was eine Steigerung bedeutete, trotz der Kaffeemarken. Die Clatronic war da schon im Dienst. Der Inhaber des Standes verkaufte dort hochwertige Kaffees kleiner Röstereien. Da war ich dann schon fast beim Geschmack eines Eiscafe-Espressos.

Die Clatronic machte nach drei Monaten schlapp. Es wurde kein Druck mehr aufgebaut. Also bestellte ich mir eine SAECO-Aroma Nero. Saeco kannte ich von der Tour de France, also musste die gut sein. Es war eine Besserung spürbar, aber keine die diesen Preis rechtfertigte. Das Ding wurde nach glaube ich fünf Monaten verkauft und meine Silvia kam in unser Haus. Das war dann der Zeitpunkt, wo ich nur noch Cappuccino im Eiscafe bestellte.

Die TCM-Mühle wurde gegen die SAECO Nero-Mühle ausgetauscht (Fehler, trotz Verbesserung). Jetzt warte ich noch auf meine Innova-Mühle.

Ein Tamper mit 58 mm Durchmesserund einem Gewicht von fast einem Pfund, Bar-Tassen, Ausklopfkasten und ein Blindsieb habe ich mir auch schon besorgt.

Nachts wache ich auf mit Ideen, wie ich die Espresso-Performance meines Equipments noch verbessern kann. Dabei trinke ich alleine Espresso bis auf Gäste, die auch noch deinen schlechtesten Espresso mögen, der immer noch besser ist als der im Eiscafe oder in der Pizzeria um die Ecke. Ich glaube denen könnte ich Lavazza vorsetzen und würden sich die Finger danach lecken. Wenn man ihnen noch sagt, was das so kostet bis man halbwegs trinkbaren Espresso hinbekommt, besuchen sie dich lieber, als selber zu investieren.

Wie wird das noch enden oder hört es gar nicht mehr auf ?

Gruss vom Blues

 

Das klingt ja fast nach einer europäischen Form des Zen-Buddhismus. Finde Dich selbst auf der Suche nach dem perfekten Espresso....

Gruß,

MacLeon

 

Der Verrückte hat schon wieder was angestellt

Er hat sich einen Siebträger mit einem Auslauf für seine Silvia gekauft. Und prompt war das wieder eine Verbesserrung, die Geld gekostet hat. Doch lange DL-Zeiten von bis zu 30 sec. ohne Abreissen des Mäuseschwänzchen sind kein Problem mehr. Die Crema-Dicke für das Ein-Tassen-Sieb der Silvia und die Färbung der Crema hat sich auch verbessert. Rote Augen von aufsteigenden Tränen hab ich auch.

Puh wieder einen Schritt dem völligen Wahnsinn entgegen.

Wann steht bei mir die erste Barmaschine in der Küche?

Gruss vom Blues