Dritte Welle o. Spezialitätenkaffe immer dünn?

Vor allem ergeben die kursierenden Brühempfehlungen dünnen Kaffee. Es spricht mE nichts dagegen, davon abzuweichen und den Kaffee höher zu dosieren.

 

Hellen Röstungen fehlen weitestgehend die Bitterstoffe und auch medium roasts, die welche haben, fehlt das extrem bittere, „verbrannte“ der Industrieröstungen, was sie gegenüber denen bisweilen als „dünn“ erscheinen lässt.
Auf die komplexeren, subtileren Aromen und auch die Säure von Spezialitätenkaffees muss man sich einlassen wollen, um sie genießen und schätzen zu können.
Für Gäste könnten verhältnismäßig dunkel geröstete Spezialitätenröstungen gefälliger sein, wie es sie z.B. bei Quijote gibt.
Wenn meine Eltern sich zu Besuch ankündigen, röste ich meist eine kleine Charge Bohnen mit eher dunklen Aromen und gönne ihnen etwas mehr Entwicklungszeit. Das mögen sie lieber als meine superhellen „Fruchtsäfte“ hart am first Crack.

 

Das wäre schon am oberen Ende der üblichen Empfehlungen. Ich würde da eher über die Sorte als über die Dosis nachdenken.

 

3.Wave Filterröstungen sind (Anmerkungen. d. R., i.d.R.) hell geröstet, ihnen fehlt eine entscheidende Komponente, die 98% der Kaffeetrinker in D ihr Leben lang aber mit "richtigem" Kaffee verbunden haben, Röstaromen. Die braucht es bei Billigröstungen, um auf ein gewisses Level zu kommen (die Feine Milde muß immer und überall nach Feiner Milde schmecken, egal wie billig die Rohbohne auf dem Weltmarkt eingekauft wird).
Kaffee ist auch nicht schwarz sondern rot, von mir aus auch rot/braun Geschwärzt wird durch intensives Rösten.

Erst am Samstag wieder ein Kommentar eines Besuchs (allerdings für Espresso), bei mir hätte er sowohl den Besten (immer original italienisch, z.B. Quarta) als auch den schlechtesten (sehr heller Espresso roast, egal welcher) seines Lebens getrunken.

Genau, die Leute wollen was sie gewohnt sind. Gerne mal was ausgefallenes probieren aber dann wieder zurück zur Routine.

Es wird in erster Linie Vollautomatenkaffee, Kapsel- oder Pad-Kaffee getrunken, oder eben Dröhnung aus Melitta-Filter/Tröpfchenmaschine.
Es muss schnell und/oder einfach gehen, es darf nicht überfordern und auf keinen Fall teuer sein (lieber Kaffee im Angebot auf Vorrat kaufen).

So, jetzt habe ich wohl alle Vorurteile durch, leider bewahrheiten sich die meisten immer noch, wobei es in den letzten Jahren sicher besser geworden ist.

 

@Pepik
ich verstehe die Aussage deines Besuchs, geht mir teilweise auch so.
warum?
wurde bereits erleutert...

Mein Set-Up bei Kaffee trinkern:
Ich nehme meinen medium-Dark Espresso und mach den Als V60 oder FrenchPress (FP wäre wegen "Körper" durch Fines sogar passender und auch fixer zubereitet bei Besuch)
selbst da bekam ich schon den Kommentar "der ist aber mild..." (ok, war auch ein sehr milder Espresso aus mittelamerika, der auch als Espresso eher nur nussig ist)

für Besuch quäle ich mich dann auch nicht mit dem Hoffmann Rezept, sondern einfach:
1:15
bisl Wasser und rühren
dann rest drauf.
nach 4min. umrühren und runter drücken
ausschenken.
ggf. in Thermoskanne rest rein und/oder den Rest nochmal durch V60, damit die Fines nicht nachziehen.

LG

 

Wenn es tatsächlich an falschen Erwartungen bzgl der Rösttiefe, des Geschmacks usw liegt, wird mein Tipp vermutlich nichts bringen. Soweit muss ich den anderen zustimmen.

Aber die Konzentration des Getränks kannst du mit dem V60 selbst nach eigenem belieben oder dem deiner Gäste anpassen und bestimmen. Ganz ähnlich wie beim Siebträger, mit dem du sehr dünne 1:3 Lungo"plörre" extrahieren kannst sowie stark konzentrierte 1:1 Ristretti und natürlich alles dazwischen.

Das wäre mir vermutlich ebenfalls zu dünn. Ich verwende aktuell 250g wasser auf 21g Kaffeemehl. Das ergibt in etwa 200g Getränk.

 

Das Brühverhältnis (1:16-1:17, 60g Kaffee auf 1000g Wasser) kann nicht unendlich reduziert oder gesteigert werden, es wird sonst entweder auch mit dunklen Röstungen zu leicht/dünn oder konzentrierter dann schnell anstrengend (wobei das wohl vom Besuch eher goutiert wird, ist ja näher am "Original"). Was es braucht sind Röstaromen in Kombination mit billigster Rohbohnenqualität, dass ist es, was viele gewöhnt sind.

Ich habe mich mittlerweile damit abgefunden, dass dem Besuch der Kaffee eher nicht schmeckt (interessant, wieviel hat das Päckchen gleich nochmal gekostet? Katzenkaffee? (auch so ein immer wiederkehrender Kommentar, an den Scheixx erinnern sich viele, obwohl ich das nie thematisiert, geschweige denn jemals jemandem vorgesetzt habe))
Bei Espresso habe ich immer eine italienisch geröstete Qualitätsbohne im Gefrierschrank. Und Cappu funktioniert fast immer, da darf man sogar zwischen Hafer- und konventioneller Milch wählen

 

Fines hätte ich jetzt nicht gesagt. Die Industrie-Walzenmühlen sind schon gut und außerdem läuft der Kram ja durch Papierfilter. Aber vollkommen verbrannt und überextrahiert natürlich schon. Zählen Schmerzen eigentlich als “Mouthfeel”? Wenn das fehlt, wird das gerne mit schwach/dünn assoziiert, einfach in Ermangelung anderer Attribute um Kaffee zu charakterisieren.

Oder meintest du mit den Fines KVA?

 

Bei mir ist das Feedback meist eher positiv, gern mit dem Hinweis, den könne man auch ohne Milch/Zucker trinken. Ein paar KVA User sind halt nicht zufrieden. aber ich im Gegenzug auch nicht, wenn ich Kaffee bei denen kriege…

 

Die sog. Kaffeevollautomaten.

 

Von unendlich wage ich auch nicht zu berichten; das überlasse ich mal dem Limes. Allerdings, den Bereich auf 1:16-1:17 einzuschränken ist in etwa wie zu sagen, das Brühverhältnis am Siebträger läge zwischen 1:1,8-1:2, alles andere ginge nicht. Und dann wären die guten Italiener nie auf diese tollen Ristretti gekommen, die mir so gut munden... Du musst auch beachten, dass der TE bereits bei ca 1:14.3 liegt und ich eben von 1:12 berichtete!

Ich muss auch noch dazu sagen, dass das bei richtiger Zubereitung keineswegs anstrengend (und auch nicht adstringierend) schmeckt. Mein gestriger Besuch hat den Kaffee als intensiv fruchtig, vor allem kirschig und pflaumig wahrgenommen und wollte mehr davon.

Der letzte KNler, der sich auf das Experiment eingelassen hat, einen Leuchtfeuer nach meiner Anleitung (mit 1:13) zu brühen, hat so reagiert:

Ich selbst werde es demnächst bestimmt auch mal mit 1:10 probieren, wenn der Kaffee von Haus aus eher dünn, aber vielversprechend lecker schmeckt, wie neulich der Sudan Rume von GKC mit seiner seichten aber sehr klaren Mangonote.

 

Wie vor mir schon gesagt: die Leute sind zum einen ihren Industriekaffee gewohnt, den sie seit -zig Jahren trinken. Zum anderen hat auch nicht jedeR entsprechend feine Geschmacksnerven - und gerade hell gerösteter Spezialitätenkaffee ist Geschmacks- und Gewohnheitssache. Auch hier mögen das nicht alle.

Meine Frau z. B. schmeckt bei den Kaffees so gut wie keinen Unterschied - egal, ob es jetzt der Coffeeman von GKC ist, eine eher fruchtige Röstung oder der Dallmayr Prodomo Blümchenkaffee aus der alten Kaffeemaschine, den meine Schwiegermutter braut.

Ich würde da pragmatisch vorgehen: für die Gäste irgendein Industriekaffee (Gaöla Nr. 1, Feine Milde, Dallamayr Prodomo, Movenpick der Himmlische etc.) aus der (Billig)Kaffeemaschine (oder halt Handaufguss), für mich selber meinen bevorzugten Kaffee. Der Industriekaffee kann auch bei langer Lagerung kein Aroma verlieren, weil er keines hat...

"Missionieren" (also die Leute von den guten Röstungen überzeugen) lohnt sich meistens nicht.

 

Mir geht es ähnlich - Gästen ist mein Kaffee meistens
zu dünn (nach den Standardvorgaben ist er das auch,
außer ich mache ihn in der Robot oder Brikka).
Meine Lösung:
Für Gäste nehme ich eine dunklere Röstung, FP und
erhöhe die Kaffeemenge.

 

Nichts, wenn es für dich optimal ist. Muss ja den „Gurus“ nicht gefallen, sondern Dir und deinen Gästen.
Misst Du die aufgegossene Menge Wasser oder das Ergebnis in der Tasse? Die „Guru-Rezepte“ beziehen sich immer auf die aufgegossene Menge.