Druck zu hoch und trotzdem zuviel Espresso?

Faktor 1 - Konflikt
12bar, 25sec und 70g Espresso

Würde die Maschine bei 10bar begrenzen, könnte die Menge schon passen, das würde ich als erstes verändern.
Durch den zu hohen Druck fließt logischer Weise auch mehr Wasser durch den Puck als bei 9,5-10,5bar Pmax.

Hast du ein Blindsieb? (Alternativ 3 Lagen Frischhaltefolie im Sieb vorsichtig mit einspannen.
Wenn der Druck dann noch höher steigt, es quasi aus dem Siebträger rausquillt, arbeitet evtl. das Überströmventil nicht, evtl. öffnet es gar nicht.

 

Klingt nicht nach einem unlösbaren Problem...
Hier findest Du relativ viele gute Tips auch in anderen Belangen: Diskussion: Ein Erste-Hilfe-Kasten für Espresso

Was Dir konkret im ersten Schritt egal sein sollte, ist der Druck. Du willst aus einer definierten Menge Pulver eine definierte Menge Espresso beziehen. Das ist der Fokus.
Meine Annahme ist, dass Du ein Doppelsieb benutzt und die Bohnen im richtigen Zeitfenster sind (2 Eochen bis zwei Monate nach Röstdatum).

Im Doppelsieb erscheinen mir 15 Gramm sehr wenig, ohne die Lelit zu kenne. Wenn die dann noch mit >65 Gramm in der Tasse ausgelutscht sind, ist völlig klar, dass das nur bitter sein kann. Geh eher auf 17-18 Gramm.
Mahle zunächst so fein, dass die Maschine blockiert. Von da aus in Stufen gröber stellen, bis Du das berühmte Mäuseschwänzchen erreichst. Bei der Menge 17-18 Gramm solltest Du etwa 34-40 Gramm als Ergebnis erhalten. Wenn das funktioniert, dann kannst Du an den einzelnen Einflussfaktoren spielen, um den Espresso geschmacklich in die Richtung zu bringen, die Du Dir vorstellst.

Viel Erfolg.

 

Wieso das?
Bei 12bar fördert die Pumpe meiner Meinung nach mit viel zu hohen Druck, mit gleicher Logik wären auch 30bar OK und dann könntest du ja mal versuchen das über Menge und Mahlgrad anzupassen.
Ich bleibe dabei, Druck zu hoch und deshalb die Schwierigkeiten auf richtige Menge zu kommen.

 

@MammaMia: ich sehe Du hast Dich heute neu angemeldet: willkommen im KN.

Hast Du die Lelit schon länger? Wenn ja, klappt es mit anderen Bohnen?

 

Du hast eine Lelit? Du weisst, wo der Druck für die Anzeige abgenommen wird? Dann kann ich gegen Deine Argumentation nichts einwenden. Ausser, dass kaum Pumpen über 15 bar verbaut werden. Aber diese Soezifikation für Lelit kenne ich ebenfalls nicht. Bei den meisten kleine Haushmaschinen sind die Manometer aber nicht exakt genug, um sie als alleiniges Steuerinstrument heranzuziehen.

In jedem Fall aber aufpassen, was ich sage: "Was Dir konkret im ersten Schritt egal sein sollte, ist der Druck." Der wesentliche Aspekt dabei ist, dass dies im ersten Schritt nicht die selbe Relevanz hat, wie Bohnen, Mahlgrad und Füllmenge. Bei der Problembeschreibung des TE glaube ich nicht in erster Linie an einen technischen Defekt, sondern leite aus den Angaben ab, dass es sich um eine klassische Fehlbedienung handelt.
Ausschliessen lässt sich momentan noch nichts, aber die weiteren Tests des TE werden dann eine Richtung aufzeigen. Insofern sind erstmal alle Spekulationen erlaubt. Persönlich würde ich dann aber doch mit den einfach zu handhabenden Optionen starten, bevor ich eine Maschine zerlege oder retourniere.

Bleibt zunächst spannend...

 

Ist zwar nur ein Nebenschauplatz, aber:
Neue Dichtungen allein tun es nicht:
Es muss auch alles rund um die Dichtung sauber sein, bei 12 Bar darf keine Leckage auftreten.

 

Ich vermute das auch. Daher interessiert es mich, ob das die ersten Gehversuche mit einem Siebträgergerät sind.

 

Hast du mit den neuen Dichtungen schon gute Bezüge gehabt?

Wie soll denn eine Fehlbedienung in dem Fall aussehen? Wenn der Durchfluss zu hoch ist wurde doch eher zu grob gemahlen und zu wenig Druck aufgebaut!?

 

Die Lelit hat ja wenig räumliche Möglichkeiten das Manometer zu versorgen, ich denke es ist direkt vor dem Gruppenauslass angesetzt.
Das Manometer ist zwischen 8 und 10bar vom Hersteller grün eingefärbt, da sollte der Druck liegen.

edit:

Bei min 3:39 kann man es sehen.


Klar, es können auch 10bar anliegen und 12bar angezeigt werden, keine Frage, ich ging nicht von Manometerdefekt aus.
Die Druck-Flusskennlinie ist bei zu hoch eingestelltem Druck oder wegen Verschmutzung nicht korrekt arbeitenden Bypassventils schon arg anders.
Mit Doppelsieb ist er nicht so weit weg vom Ziel, das plus an Menge kann schon durch zu hohen Druck (und dann kommen Mahlgradprobleme erhöht zum tragen) entstehen.

Aber klar, es kann nicht schaden nochmal 300g Kaffee anderer Qualität durchzujagen.
Was bleibt ist der etwas sehr erhöhte Druck oder ein defektes Manometer ( was ich nicht glaube)

 

@MammaMia: Was du konkret im ersten Schritt angehen solltest, ist der Druck. Dieser, einmal eingestellt, ist eine Konstante und wird nicht mehr verändert. Der Brühdruck sollte zwischen 8 und 10 Bar liegen, wenn du also 9 Bar einstellst, bist du genau in der Mitte. Eine Zeit lang war es modern, zu behaupten, dass man Maschinen mit Vibrationspumpen auf 11 Bar einstellen sollte. 12 Bar ist aber definitiv zu hoch. Wie man den Brühdruck bei deiner Maschine einstellt - und ob dies überhaupt möglich ist - weiß ich aber leider nicht. Jedenfalls könnte ich mir gut vorstellen, dass du, wenn du jetzt aus 15 Gramm Kaffeemehl 65 bis 75 Espresso herstellst, alleine durch einen normalen Brühdruck schon nah an Parameter herankommen wirst, die einen guten Espresso erzeugen können.

Was mir allerdings auch Sorgen machen würde, sind die Dichtungen: Wie der Kollege schon geschrieben hat, auch bei 12 Bar Druck darf eigentlich nichts seitlich herauslaufen ...

theltalpha

P.S.: Im Threadtitel gehört statt "trotzdem" wohl ein "deswegen" hin?!

 

Im Video wird doch das Brühdruckventil gezeigt.

Bei min 3:39 + besser noch 7:16 kann man es sehen

Das lässt sich ja prüfen ob es dieses ist
EXPANSIONSVENTIL - ÜBERDRUCKVENTIL FÜR LELIT PL42EM - PL42EMI - PL42T, 22,80 €

 

Dann wäre der erste Versuch doch, wieder auf bekannte Bohnen zu wechseln. Wenn der Fehler dadurch nicht verschwindet, ist eine Nachfrage beim Reparaturbetrieb berechtigt.

 

Ein kurzer Einblick in die Technik der Maschine:

Deine Maschine wird vermutlich eine ULKA E Pumpe verbaut haben. Den Zusammenhang zwischen Druck und Durchflussgeschwindigkeit der Pumpen kannst du hier nachlesen.

Ulka E models

Bei einer ULKA EP5 sollte die mittlere Durchflussgeschwindigkeit (bei 9 bar) ca. 250cc/min also ca. 4,1 ml pro Sekunde betragen.
Gehen wir nun einmal davon aus, dass die Dichte deines Espressos annährend der Dichte von Wassers (1g/cm³) entspricht (grob gerundet natürlich).
Bei 15g Füllung im Sieb und einer brewratio von 2:1 sollten am Ende ja ca. 30g Espresso herauskommen. Genau hier wird das Expansionsventil relevant. Bei einem gewünschten Druckwert wird ein Kanal geöffnet und das Wasser zurück in den Tank geleitet. Somit wird die Durchflussgeschwindigkeit bei 9 bar begrenzt. Daher ist ohne eine aktive Pumpensteuerung oder ein Ventil, aus technischer Sicht, nicht möglich den "perfekten Shot" zu beziehen.

Als erstes würde das Druckbegrenzungsventil prüfen und ggf. auf 8-10 bar einstellen. Wenn ich mich richtig erinnere, wird laut einer profiling Anleitung der Strada EP wird bei helleren Röstungen eher ein höherer Druck (10 bar) und bei dunkleren Röstungen ein etwas geringerer Druck (8 bar) empfohlen. Daher solltest du mit 9 bar für alles gerüstet sein.

Ich persönlich befülle das Sieb immer ohne "headroom". Das bedeutet das der gemahlene Kaffee direkt an die Dusche stößt. Daher wäre der nächste Schritt die richtige Menge Bohnen zu mahlen. Je nach Röstung kann es bei gleichbleibenden Volumen schon mal 1-2 g Abweichung im Gewicht geben. Natürlich in Abhängigkeit vom Sieb (einer oder zweier).

Wenn nun der Druck und die Menge passt kannst du den Mahlgrad einstellen. Je nachdem was du anstrebst. Als allgemein wohlschmeckend hat sich wohl eine brewratio von 2:1 herausgestellt. In deinem Fall würde ich im erstversuch wohl 30g in 30s (5s preinfusion + 25s Bezug) versuchen zu beziehen.

Wenn es mit anderen Bohnen besser war, könntest du versuchen das Kaffeepulver etwas mehr quellen zu lassen. Sprich die preinfusion zu verlängern. Pumpe manuell anschalten und sobald der Druck bei ca. 2-3 bar ist, ausschalten und nach 3-5s wieder starten.

Soweit zu Technik.

 

Dazu solltest du noch erwähnen, dass bei falsch eingestelltem Expansionsventil bedingt durch den höheren Druck eben auch mehr über den Puck abfließt und in der Tasse landet. Mag auch alles bei anderem Kaffee funktioniert und geschmeckt haben, manche brühen auch bei 3-5bar und es schmeckt aber eben anders.
Bei 12bar ist es nahezu unmöglich eine gute reproduzierbare Durchflussrate zu reproduzieren.
Anders herum bei 7bar, wäre das um Längen einfacher. Das Ventil wird nicht ohne Grund in den üblichen Bereich um die 9bar gelegt, auf den übrigens auch die Federkennlinie abgestimmt ist.

Raum 23xxx, komm vorbei und ich stelle dir deine Lelit ein.