Eine Frage an die Profiröster im Forum: Warum kein 3rd-Wave?

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  1. galgo

    galgo Mitglied

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  2. #102 Slayer Espresso, 26.08.2010
    Slayer Espresso

    Slayer Espresso Mitglied

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    AW: Eine Frage an die Profiröster im Forum: Warum kein 3rd-Wave?

    Nett zu lesen, aber sie gibt nur die Meinung einer Person wieder, welche mit der italienischen Art der Espressozubereitung groß geworden ist.

    Da er es nicht anders kennt (oder gewohnt ist), hat er auch nicht den Anspruch der Verifizierung, daher kann seine Meinung nicht die alleinig richtige sein.

    Gruß
    Ralf
     
  3. #103 Weltenbummler_207, 26.08.2010
    Weltenbummler_207

    Weltenbummler_207 Mitglied

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    http://www.kaffee-netz.de/bohnen-und-kaffee/19308-ich-trinke-gerade-diesen-espresso-69.html#post328033

    Die Suche ergibt noch ein paar Treffer mehr...
     
  4. #104 koffeinschock, 27.08.2010
    koffeinschock

    koffeinschock Mitglied

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    bei den usa habe ich aber auch immer wieder das gefühl, daß 'show & shine' im vordergrund stehen. und neidlos muß man auch anerkennen können, daß sie das wirklich gut können: ein produkt auf den markt bringen und es professionell anpreisen - da macht ihnen keiner so schnell was vor (oft hat es sich aber leider damit auch wieder...).
     
  5. #105 deus ex macchina, 27.08.2010
    deus ex macchina

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    Wenn ich mir Hamburg und Berlin so anschaue - die Dritte-Welle-Cafés liegen alle völlig abseits in irgendwelchen wenig frequentierten Wohngegenden. Selbst reelgmäßige Besucher wissen z.T. nicht, daß da was besonderes passiert resp. passieren soll. So werden sie immer Geheimtipps bleiben, und so tritt man schon gar keine Welle los.
     
  6. #106 Bubikopf, 27.08.2010
    Bubikopf

    Bubikopf Mitglied

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    Vor ein paar Jahren waren überdosierte Megaristretti aus dunklen Röstungen State of the Art in den USA, dann gab es zwei Gegenbewegungen, die eine war back to the italian Roots und die andere war die überdosierten Ristretti nun mit unterrösteten Bohnen ( baked Beans ? ) zu machen. The one and only way, aber eben alle paar Jahre ein anderer.
    Wenn ich jetzt lese, dass Tim W. in Kopenhagen seine (Über)Ristretti mit sehr hellen Röstungen und niedrigen Temperaturen und mit 7 bar produziert um das Beste aus den Bohnen zu holen ( bzw. das Beste zu erhalten ), frag ich mich, ob nicht vielleicht ein anderer Prozess dem Kaffeecharakter der verwendeten Bohnen dienlicher wäre ( FP, Filter AP... ). Die technischen Möglichkeiten des Pressure Profiling werden sicher noch den einen oder anderen Holzweg mit sich bringen.
    Es gibt hier vielleicht keine Röster die Fratello o.Ä. rösten, aber qualitätsbewußte Leute die mit Sinn, Verstand und Liebe zum Produkt arbeiten gibts auch hier reichlich.
    Gruss Roger
     
  7. #107 Kai Lässig, 27.08.2010
    Kai Lässig

    Kai Lässig Mitglied

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    Hallo Roger,

    Tim Wendelboe bereitet, wie er selbst schreibt, 25ml Espresso mit der Strada aus 18 bis 19 g zu. Die Temperatur liegt bei ca. 93° C . Der Druck steigt bis 8 bar an. Und das ganze macht er in Oslo. Und es wird beim Arbeiten mit Druckverläufen bestimmt öfters auf dem Holzweg gewandelt. Irren ist menschlich, nicht wahr?

    Grüße

    Kai
     
  8. #108 deus ex macchina, 27.08.2010
    deus ex macchina

    deus ex macchina Mitglied

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    Nur, wenn man etwas falsch machen kann, kann man es auch richtig machen.
     
  9. EleMac

    EleMac Händler

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    Welche ist die schönere Farbe. Rot oder blau. Gelb oder grün.
    Fest steht, das das bessere der Feind des Guten ist.
    Dabei ist die "italienische Sicht" in dem Artikel auf den Espresso doch mehr als nur verständlich.
    Mit dem Hintergrund der Preisbegrenzung in Italien ist diese Meinung zur Verarbeitung von überdosierten Spitzenbohnen leicht zu verstehen.
    Und weil die entstehende Kultur der kleinen Röstereien weltweit die industriellen Röster ohne Frage schmerzt ist dieses imho spezielle Statement doppelt verständlich.
    Die Anzahl derer, die mit Pp ernsthaft testen konnten passt vermutlich in Deutschland noch an eine Hand.
    Aber alle die mal bei Ralf waren konnten ja schon einen Einblick aufschnappen.
    Da waren imho die Meinungen der Interssierten eindeutig (positiv).
    Wenn3d-Wave ; Pp mit hellen Röstungen jemanden findet dem es schmeckt ist es einfach ein Option mehr wie man das Produkt Kaffee zubereiten kann.
    Es macht aber deshalb noch keinen zum besseren oder schlechteren Menschen. Denn über Geschmack gibt es noch immer nichts zu streiten.
    Gruß
    Rolf (EleMac)

    p.s
    Ich trinke zur Zeiit fast ausschließlich helle Singleröstungen überdosiert.
    Sollte jeder einfach mal ausführlich mit verschiedenen geeigneten Kaffees probieren. Danach ist immer noch genug Zeit zum lästern es wäre ein Modetrend:roll: Ich glaube nicht;-)
     
  10. Walter_

    Walter_ Mitglied

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    AW: Eine Frage an die Profiröster im Forum: Warum kein 3rd-Wave?

    Na dann will ich mal ein heißes Eisen anfassen:

    Es gibt mittlerweile einige Röster von hochwertigen Kaffees (incl yours truly), die der Meinung sind, daß es so etwas wie einen optimalen Röstgrad/Röstprofil für eine bestimmte Sorte/Blend gibt, und daß die Zubereitung ebendiesem Röstgrad untergeordnet sein sollte. Wenn sich damit ein Espresso ausgeht, dann ist es gut, wenn nicht, muß eben die AP/Chemex/FP/Vakuumkanne/Woodneck dafür herhalten. Jedenfalls steht bei dieser Betrachtung die Bohne im Mittelpunkt und nicht die Zubereitung...

    Und es gibt auch gar nicht so wenige Röster, die der Meinung sind, daß die Zubereitung von Spitzenqualitäten als Espresso ohnehin mit so vielen Problemen behaftet ist, daß die meisten anderen Zubereitungsarten nicht nur viel einfacher und kostengünstiger sind, sondern - bei entsprechendem Können und einer gewissen Sorgfalt - auch die qualitativen Vorzüge der Bohne wesentlich besser zur Geltung bringen...
     
  11. Walter_

    Walter_ Mitglied

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    AW: Eine Frage an die Profiröster im Forum: Warum kein 3rd-Wave?

    Mit Verlaub, aber für einen "ernsthaften Test" von Pressure-Profiling braucht man keine Slayer oder keine Strada, da reicht eine kleine Handhebelmaschine (vorzugsweise ohne Feder) gepaart mit ein bißchen Gefühl für Temperatur und Druck.

    Eine Maschine a la Slayer oder Strada wär was ganz Tolles und steht auch recht weit oben auf meiner Wunschliste ans Christkind ;), aber PP hab ich mit meiner Pavoni schon gemacht, da waren diese Maschinen noch nicht einmal angedacht...
     
  12. #112 Bubikopf, 27.08.2010
    Bubikopf

    Bubikopf Mitglied

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    AW: Eine Frage an die Profiröster im Forum: Warum kein 3rd-Wave?

    Das wollte ich ja mit meinem Post provozieren.
    Da reitet ein Röster auf dem Grat zwischen Rösten und Backen um mit möglichst langen und flachen Röstverläufen bei max. Erhalt der Fruchtsäuren und -Zucker und dabei max. Abbau der Chlorogensäure alle möglichen typischen Eigenschaften einer Bohne zu erhalten und diese gleichzeitig mit möglichst wenig Röstaromen zu überlagern. Der eine beschreibt das Ergebniss unausgewogen sauer und körperarm, der andere nennt es klar und differenziert. Durch extreme Überdosierung gibt man dem Kaffee dann Körper und Dichte ( + Viskosität ), verschiebt das " Gleichgewicht " dabei aber noch weiter ins Saure.
    Von den Fans wird das dann gel. " wie Saft einer reifen Frucht beschrieben ".
    Wenn ich das möchte, nehme ich mir ein paar Früchte und press mir einen Saft al Gusto. Für mich gehört das ausgewogene Verhältnis von Röstaromen und Säure zu einem Espresso, in weiten Bereichen " verhandelbar ", aber wenns dann noch in Richtung Niederdruck und Untertemperatur geht, bin ich raus.
    Zu T.W.:
    Zu beachten bitte noch, dass eine Überdosierung von 18-19g bei 25ml Wasser zu einer deutlich niedrigeren eff. Brühtemperatur führt.
    Mir ist auch aufgefallen, das es im AP Bereich eine deutliche Verringerung der Brühtemperatur Als Trend zu beobachten ist.
    Warum also überhaupt noch rösten, in Zukunft wird das auf Molekularebene gemacht und da zerstört Rösten zu viele Aromen, die dazukommenden will man ja nicht haben. Ob sich der Name Espresso dann immer noch hält ?
    Wichtig ist halt, dass das Kaffeeheissgetränk mit sündhaft teuren Maschinen und von erfahrenen Baristi hergestellt wird.
    ( Prov. Modus aus ).
    Ja, T.W. sitzt in Oslo und nicht in Kopenhagen, aber die Amis wissen von beiden Städten nicht wo sie sind.

    Gruss Roger
     
  13. Walter_

    Walter_ Mitglied

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    AW: Eine Frage an die Profiröster im Forum: Warum kein 3rd-Wave?

    Da haben wir ein paar Jahrzehnte lang gedacht, die Espressi in Italien wären das Maß aller Dinge und daß ein Espresso halt verbrannt und bitter schmecken muß, weil er ja ohnehin mit zwei Löffelchen Zucker zugedeckt wird, denen man beim langsamen Absinken in wohlig-schauriger Erwartung auf das bittersüße Geschmackserlebnis zusieht.

    Und dann kommt unvermittelt die Erkenntnis, wieviele und welch verschiedene Aromen in so einer kleinen, gerösteten Kaffeebohne manchmal vorzufinden sind. Wir haben staunend gelernt, welchen "Gaumenkitzel" der Nuancenreichtum und die Komplexität mancher - entsprechend gerösteter - Bohne erzeugen kann. Ist es da wirklich so verwunderlich, daß einige von uns Röstern, der Versuchung erliegen, genau diese Sensationen auch an unsere Kunden weitergeben zu wollen? Wohl wissend, daß nur ein sehr kleiner Teil dieser Kundschaft dieses Erlebnis nachvollziehen kann oder will, und ein noch kleinerer Teil es dann auch noch zu schätzen weiß?
     
  14. #114 EleMac, 27.08.2010
    Zuletzt bearbeitet: 27.08.2010
    EleMac

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    AW: Eine Frage an die Profiröster im Forum: Warum kein 3rd-Wave?

    Ich hab auch mit einer Pavoni angefangen. Und hab immer noch eine im Zugriff;-)
    Ich gehöre zu denen, die im Gegensatz zu vielen anderen die Pavoni für eine gute und interessante Maschine halten.
    Nur bin ich davon ausgegagen, das Pp nur bei halbwegs einstellbarer Temperatur Sinn macht.
    Da wird´s mit einer Pavoni imho ohne Umrüstung schwierig.
    Auch 19g im Pavoni Sieb ist glaube ich nicht so einfach:roll:
    Aber das können wir ja auf dem Kaffeenetztreffen unter Aufsicht unseres Pp Vollprofis Ralf mal testen;-)
    Gruß
    Rolf (EleMac)
     
  15. Kayoyo

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    AW: Eine Frage an die Profiröster im Forum: Warum kein 3rd-Wave?

    Man muss sich aber auch bei der ganzen Diskussion um die Qualität des 3rd Wave Kaffees und des daraus entstehenden Produktes, dessen Güte von mir aus unbestritten ist, vor Augen führen, dass in den USA ganz andere demografische Verhältnisse vorherrschen.

    New York hat 10 Mil. Einwohner. Darüber hinaus gibt es ganze 8 weitere Millionenstädte in den USA. Es ist klar, das sich in den großen Städten da ganz andere Trends durchsetzen und aufgrund der schieren Masse auch behaupten können, eben weil es die Bevölkerungsstruktur zulässt. Das gleiche gilt für London, was ja hier auch schon als Beispiel hergehalten hat.

    Deutschland hat bis vllt. auf Berlin, keine einzige Stadt, die in der Liga von New York, Los Angeles oder London spielt.

    Und trotzdem sind die 3rd Wave Cafes unter Garantie in der Minderheit, nur fallen sie halt im Gesamten mehr auf. Der Großteil der Amerikaner wird billig gerösteten und produzierten Kaffee trinken. Auch, oder gerade wegen finanzieller Aspekte.

    An dem 3rd Wave gefällt mir aber besonders der FairTrade Gedanke, allem anderen stehe ich eher skeptisch gegenüber. Es ist halt Geschmackssache...
     
  16. #116 Bestbrew, 27.08.2010
    Zuletzt bearbeitet: 28.08.2010
    Bestbrew

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    AW: Eine Frage an die Profiröster im Forum: Warum kein 3rd-Wave?

    Nein, es ist völlig nachvollziehbar und vor allem auch gut so, daß jemand der sich so intensiv mit den Möglichkeiten auseinandersetzt seine Erkenntnisse teilen will. Für mich gibt es da zwei Varianten wie die Erzeugnisse bewertet werden können. Die eine ist die Faszination daran was so alles an Aromen herausgekitzelt werden kann und die andere das ganz einfache persönliche Geschmacksempfinden. Das persönliche Geschmacksempfinden hat meiner Meinung nach viel mit der Erwartung an das was ich schmecken werde und mit der Erfahrung wie etwas schmecken kann zu tun. Die meisten Kaffeetrinker möchten vermutlich einfach diese Erwartungen erfüllt sehen und wenn ein Kaffee grundlegend anders schmeckt, schmeckt er halt nicht. Sich von dieser Form der Bewertung frei zu machen bedeutet auch mehr zu wollen als einfach nur Kaffee zu trinken der einem "schmeckt". Da geht es um die Erfahrung wie ein Kaffee schmecken kann, um die Erweiterung des persönlichen Geschmacksrepertoirs und Interesse an dem neuen bzw ungewohnten.
    Ich stelle für mich persönlich fest, daß sich persönliches Geschmacksempfinden sehr verändern bzw. weiterentwickeln kann. So kommt es z.B öfter mal vor, daß mir ein Kaffee der mir zunächst nicht geschmeckt hat auf einmal schmeckt oder auch andersrum. Ich bin jetzt kein Weinkenner, habe aber schon von einigen Leuten die sich damit besser auskennen gehört, daß man sich in einige "bessere" Weine einschmecken muß.
    So ähnlich ist es offensichtlich auch bei Kaffee.

    Was oft hilft die Andersartigkeit des Geschmacks nicht nur zu tolerieren sondern auch zu schätzen zu wissen ist denke ich, zum einen den Kunden darauf vorzubereiten (z.B durch eine Geschmacksbeschreibung) oder aber mit entsprechendem Style und Exclusivität daran zu interessieren. Genau das haben die third wave Leute denke ich ganz gut drauf ;-)

    Grüße Robin
     
  17. #117 Vincent Kluwe-Yorck, 28.08.2010
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 28.08.2010
    Vincent Kluwe-Yorck

    Vincent Kluwe-Yorck Gast

    AW: Eine Frage an die Profiröster im Forum: Warum kein 3rd-Wave?

    Ich stelle meinen Überlegungen einen kurzen Text voran, mit dem ich vor einiger Zeit versucht habe, zu erklären, was mich am Radfahren fasziniert. Es zeigt sich aber sehr bald, was das mit unseren Gedanken zur Kunst der Espressozubereitung zu tun hat:


    WAS MICH AM RADFAHREN FASZINIERT

    Was reizt mich am Fahrrad? Natürlich: das Urbedürfnis nach Bewegung. Dazu die Vielfalt der sinnlichen Erfahrungen: Die Schönheit des filigranen Geräts. Der dynamische Reiz der schnellen Bewegung – der Geschwindigkeit, die ich selbst erzeuge. Die Erfahrung der Körperlichkeit – die Entfaltung der eigenen Kraft und ihr stetiges Wachsen durch das Training. Das sensorische Erleben der Landschaft durch Sehen, Riechen, Hören und Fühlen.

    Aber erschöpft sich darin die Wahrheit? Der Kern liegt hinter einer Schicht von 3 Millionen Jahren menschlicher Evolution! Gemeint sind die Grenz-ERFAHRUNG und der Wille zur Grenz-ÜBERSCHREITUNG: Jahrmillionenlang war das Leben im engen Rahmen des Horizonts die Urerfahrung des Menschen. Für Jahrmillionen hat sich der Mensch an den Grenzen des Horizonts gemessen und versucht, ihn zu überschreiten, indem er die Geheimnisse der Welt erforscht. Die Früchte dieser Versuche waren die Entdeckung der Welt und des Kosmos und die Entwicklung der Landwirtschaft, der Technik, der Kunst und der Religion.

    Und all das nur, weil es dem Menschen unerträglich ist, vom Horizont begrenzt zu sein. Warum sind Amundsen und Magellan zu ihren Entdeckungsreisen aufgebrochen? Was hat Heinrich, den Seefahrer bewegt? Sicher – vordergründig darf man behaupten, sie wollten die Wege zu den exotischen Schätzen des Ostens ebnen oder als Entdecker in die Geschichte eingehen. Aber ist das der tiefste Grund, die Wurzel ihrer Motivation? Was steckt als Antrieb dahinter – was hat diesen Ehrgeiz beflügelt? Nur die eine große Frage: Was liegt hinter dem Horizont?

    Das ist es, was uns Menschen bewegt – im wortwörtlichen, wie im übertragenen Sinn! Und das gilt auch für uns Radsportler im Kleinen: Was liegt hinter dem Horizont? Hinter dem Horizont unserer persönlichen Möglichkeiten? In diesem Sinne zündet in uns allen der gleiche Funke wie in Magellan oder auch Kopernikus und Galilei, weil uns der gleiche Impuls bewegt!

    Die Begrenzung durch den Horizont: Das ist der Archetypus, der den Menschen grundlegend prägt. Und der Wille, diese Grenze zu überwinden, ist der Motor, der ihn treibt.


    Man übertrage diese Perspektive auf die Kunst der Espressozubereitung: Es ist ein tiefer Impuls des Menschen - wahrscheinlich der stärkste nach den vitalen Urimpulsen der Selbsterhaltung und der Fortpflanzung, die Grenzen des Bestehenden zu überschreiten und die Fähigkeit des Machbaren soweit als möglich zu erweitern. Dem entgegen stehen die Menschen, denen das Bewahren des Bewährten näher liegt und deren Vorbehalte dann in Formulierungen gipfeln wie 'das funktioniert nie' oder 'das entspricht aber nicht der Norm XY'. Die sogenannten Bremser. Nur neige ich mittlerweile - möglicherweise altersbedingt ;) - dazu, auch deren Wert anzuerkennen, denn ich vermute, dass das Auspegeln dieser beiden Tendenzen nötig ist, damit das Neue, Revolutionäre irgendwann zum Altbewährten werden kann, ohne bereits im Ideenstadium zu zerplatzen. Es sich also in der Reibungszone, im Kampf mit den beharrenden Kräften verdichtet, stählt, bewährt und letztendlich realisiert werden kann.

    Was hat das alles nun mit der Third Wave zu tun? Stillstand war noch niemals ein Endstadium der Evolution. Das ginge auch gar nicht, da viele divergierende Kräfte gleichzeitig am Werk sind. Viele Menschen experimentieren mit der Bohne. Entwickeln Ideen. Und irgendwann zünden einige dieser Ideen und münden in vorzeigbaren Ergebnissen, die geeignet sind, auch andere Menschen zu überzeugen. So pflanzen sich Ideen fort. Abgesehen nartürlich von kommerziellen Interessen, die mit Marketingmitteln sozusagen gewaltsam verbreitet werden und auf wirtschaftlichen Erfolg abzielen.

    Kann sich nun irgendjemand darauf berufen, den einzig erlaubten Weg beschritten zu haben, nur weil er der erste war, der ihn beschritten hat? Sprich: Sollen Italiener die Definition bestimmen dürfen, was Espresso zu sein hat und sollen sie weitere Entwicklungen beeinflussen oder stoppen dürfen? Ich denke, nein. Ob Dir oder mir das neue Ergebnis, das im weitesten Sinne mit Third Wave definiert wird, auch schmeckt, steht auf einem ganz anderen Blatt. Natürlich steht es mir frei, an den traditionellen Produktionsweisen festzuhalten oder eben auch, mich für das Neue zu begeistern. Das nennt man dann Demokratie des Geschmacks.

    Mich persönlich haben meine ersten Begegnungen mit den amerikanischen Produkten bei Kai-Uwe, Alex und Denise im Godshot begeistert und ich bin ziemlich sicher, dass ein Besuch bei Slayer-Ralf meine sensorischen Erfahrungen beträchtlich erweitern würden. Und ich bin mir auch sicher, dass das Potenzial der Techniken der Espressoröstung noch längst nicht ausgeschöpft ist. Das heißt aber nicht, dass ich einer traditionellen italienischen Röstung nichts mehr abgewinnen könnte. Ganz im Gegenteil!

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    Ich wäre nicht Vincent, wenn ich das Statement nicht mit einem Foto besiegeln würde! ;)
     
  18. #118 mr.peterbuilt, 28.08.2010
    Zuletzt bearbeitet: 28.08.2010
    mr.peterbuilt

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    Radfahren mag ich auch!




    ;-)
     
  19. tesboy

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    Ich persönlich stehe bei Espresso nicht so sehr auf ausgeprägte Säure. In meinen Espresso kommt aber in aller Regel kein Zucker, ich möchte die (nicht immer konstanten) Nuancen des Naturprodukts Espresso möglichst klar erleben.

    Ich bin aber immer offen für neues, anderes und möchte keine interessanten Erfahrungen mit neuen Geschmacksnuancen verpassen. Für mich ist das ein wichtiger Teil des Espresso-Spiels, ich bin einfach neugierig darauf. Genauso, wie ich jeden Wein/Whisky und was es da so alles gibt probieren werde, den mir jemand mit dem Kommentar anbietet "probier mal, den finde ich super".

    Ich muss aber auch sagen, dass ich bisher tendenziell eher unangenehme Erfahrungen mit den modernen, sehr hellen Röstungen gemacht habe. Immer wenn ich irgendwo bin, wo ein Cafe dafür bekannt ist excellenten Espresso zu machen probier ich ihn, und meistens denk ich mir: "Welche Nuancen kann man bei dem sauren Zeug wohl herausschmecken?". Auch meine eigenen Bemühungen mit solchen Bohnen sind eher mau (wobei ich bzgl. meiner eigenen Kunst noch einige Lücken sehe).

    Ich habe das Gefühl, dass mir einfach das 'Aha'-Erlebnis dazu fehlt. Ich hätte gerne mal einen dieser modernen Espresso, gekocht von jemandem, der das kann und sich dabei Mühe gibt, und mir vielleicht noch eine Gebrauchsanleitung für dieses Geschmackserlebnis mitgibt. Wir bräuchten vielleicht mal eine grösser angelegte Verköstigung zum Vergleichen. Auch dann wird es noch Liebhaber und Leute geben, denen es eher nicht so schmeckt, aber Geschmäcker sind halt unterschiedlich.

    Volker
     
  20. #120 KlausMic, 28.08.2010
    KlausMic

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    So, jetzt will ich auch mal meinen Senf zum Besten geben. ;-)

    Es gibt ja nun mal diese italienische Definition des Espresso. Menge, Temperatur, Druck etc. Wen man diese Grenzen in einem gewissen Rahmen einhält, resultiert daraus ein Getränk, das ein gewisses Geschmacksmuster erzeugt. Und dieses Getränk mit diesem Geschmack und einer zugehörigen Sensorik wurde Espresso genannt. Irgendwann kamen dann die Kapselsysteme und Vollautomaten auf. Hier werden die Parameter meistens nicht mehr eingehalten. Zu kleine Menge, zu kurze Durchlaufzeit u.s.w. Und natürlich werden die meisten hier sich dagegen wehren, dass das dann wirklich noch ein "echter" Espresso ist. Aber was ist nun, wenn die Parameter - wie bei 3rd Wave - nach oben hin verschoben werden? Ist das dann plötzlich ein "besserer" Espresso? In meinen Augen nicht. Für mich ist das ein Getränk, welches vom ursprünglichen Espresso abgeleitet ist, aber halt kein echter mehr. Genauso wie Kapselsysteme keinen echten Espresso produzieren, ergibt die 3rd-Wave-Methode halt auch keinen echten Espresso mehr. Ich will damit nichts abwerten! 3rd-Wave hat für mich absolut seine Berechtigung, aber es ist halt eine andere (vom Espresso inspirierte) Methode der Kaffeezubereitung.
    Da hier ja so viele Fahrrad fahren, will ich es mal anders darstellen. Wenn ich vom Radl die Padalen und den Sattel abmontiere (-> Kapselsystem), dann nenne ich es ja auch nicht mehr Fahrrad, sondern Roller. Baue ich hingegen einen Motor ein (-> 3rd-Wave), dann ist es kein 3rd-Wave-Fahrrad, sondern ein Motorrad.
    In der gleichen Art sehe ich es eben auch mit der Begrifflichkeit "Espresso". Dieser ist nun mal in seinen Parametern definiert, alles andere ist davon abgeleitet. Wobei man damit natürlich ganz andere Geschmacksergebnisse erzeugen kann, dass steht außer Frage.

    Ach so, nochwas: In der Lebensmittelindustrie ist es gang und gäbe, dass Produkte in Ihrem Geschmack länderspeziefisch angepasst werden. Ein Schokoriegel in D kann anders schmecken als der gleichnamige in den USA. Wenn nun in den USA einige Leute auf 3rd-Wave stehen, dann muss das doch nicht automatisch bedeuten, dass auch hier genügend Leute diesen Geschmack zu schätzen wissen, so dass es sich für die hiesigen Röster lohnen würde, entsprechendes anzubieten.

    Viele Grüße

    Klaus
     
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