Eine Gaggia Orione will zurück ins Leben

Vor ein unvorhersehbares Problem haben mich die beiden Kesselheizungen gestellt.
Es war kein entsprechender Ersatz lieferbar. Zumindest habe ich nichts finden können. Also habe ich nach einer Heizung gesucht die in Ihren Maßen, Eintauchtiefe, Knick in den Kessel passend scheint. Ich bin in der WEGA Ecke fündig geworden. Zudem ein Schnäppchen für 28€. Ich dachte das ist sicher ein Versuch wert! Also die Heizungen die sich beide auf einem Flansch befanden rausgeschnitten/ausgefeilt. Auslöten schien mir schwierig, da die benötigte Temperatur vllt mehr schaden als Nutzen bringt. Also den Umweg gegangen und belohnt worden. Habe meinen alten Flansche ausgebohrt und dort die neuen Heizstufen mit Silberlot eingelötet. Das Löten ging nur mit lautem "puff-paff-pem" und ordentlicher Geruchsentwicklung! Ich dachte die Heizstufen sind sicher kaputt. Nix da, haben beide überlebt und tuen Ihren Dienst. Problem war der Kleber mit dem die Keramikisolatoren eingeklebt waren. Dieser sorgte für den Ärger beim Löten. Die Heizungen zeigten sich davon unbeeindruckt. Ich habe die Keramikeinsätze hinterher einfach gesäubert und wieder mit hitzebeständigem Lagerkleber eingesetzt. Hält auch ;-)
Eine tolle Bereicherung ist die hierdurch zusätzlich gestiegene Heizleistung. Original waren es 1500Watt jetzt wird der Kessel mit 2700Watt befeuert. Man ist einfach schneller am Ziel ;-)

 

Usrpünglich hatte ich die Hoffnung die Chromteile unangetastet lassen zu können. Am Ende hatten mir zu viel Teile zu viele Fehler. Also alles neu chromen.
Eine Arbeit die ich in nächster Zeit nicht unbedingt nochmal machen möchte. Ein Aufwand! Jedes Teil von der Feile, über schleifen bis zu 1500 Korn und anschließendem Polieren auf Hochglanz bringen. Drei volle Tage gingen alleine hierfür drauf...
Ich habe keine Ahnung wie das jemand bezahlen soll? Das geht nur mit selbermachen! Diese Stunden an polieren kann man nicht bezahlen...

 

Die Kesselplatte bot einen ungenutzten Flansch wo sich super ein modernes Kesselüberdruckventil /Sicherheitsventil einbauen lies. Schnell ein 3/8Zoll Gewinde gesetzt und gut is es.


Der Chromring des Manometers war unrettbar gerissen. Hier habe ich zwei Stahlrohre ineinandergschweißt und an der Drehbank überdreht um den Ring zu duplizieren. Leider habe ich hier vergessen Bilder zu machen. Hier nur das fertige Produkt fürs verchromen hergerichtet.

 

Armaturen überarbeiten und zusammensetzen.
Durch das Labor meiner Eltern konnte ich die Teile innen Glasperlenstrahlen. Da wird wirklich alles sauber! Man will ja schließlich am Ende daraus trinken...

 

Nach vielen Stunden Putzen, Polieren und Herrichten endlich mal was zum Schrauben! Jetzt sieht man mal was von seiner Arbeit

 

Ich hatte das Glück einen zeitgenössischen Pressostaten in Albanien ausfindig zu machen. 40€ mit Versand und er war meiner.
Zerlegen und ab ins Ultraschallbad. Den Pin an der Kupfermembran musste ich neu herstellen und auflöten. Der alte war nach dem Ultraschallen im Bad solo gelegen und nicht mehr wirklich brauchbar. Hatte bei dem dünnen Belch etwas Magenschmerzen, aber es lies sich auch dies lösen...

 

Fortschritt, Fortschritt. Schön wenns einfach mal wächst!

 

Das Manometer war auch noch etwas Arbeit.
Nadel/Zeiger musste runter. Hierfür habe ich mir ein recht einfaches Werkzeug aus einem Flachstahl gemacht. Damit konnte ich die Nadel unbeschädigt von der Welle lösen. Ab ins Labor, schnell in die Strahlkabine und anschließend in Cremeweiß gelackt.
Auch war eine Verplombung aufgegangen. Das musste ich Löten. Gar nicht so leicht ohne die Lötung des Federrohrs zu beschädigen. Den Überschuss habe ich anschließend weggefeilt bis der Chromring schön drüberging
Mittels eines geeichten Reifendruckprüfers habe ich das Manometer prüfen können. Läuft einwandfrei und zeigt ordentlich an!

 

Hier ist die Maschine fast fertig ;-)
Ein erster Espresso ist vor 5 Tagen aus der Maschine gelaufen und war auf Anhieb schon nicht so schlecht ;-)

 

Am Ende kam mir noch die Idee eine weitere Leuchte herzustellen.
Ich dachte die Front muss doch unbedingt auch ein Licht erhalten! Erstens als "Arbeitslicht" und zweitens leuchtet der Chrom wunderbar im Licht! Also noch ein Edelstahlvierkantrohr 15x15mm besorgt in das sich ein Aluminium U-Profil einschieben lässt. Darauf lässt sich dann wunderbar ein LED Streifen fixieren. Das Rohr habe ich unten mit einer 3mm Flexscheibe geöffnet, bzw einen Schlitz hergestellt. Nach diesem Job war das Rohr in alle Richtungen krumm... Der Verzug durch die Hitze war enorm... Also eine viertel Std mit Ausrichten beschäftigt gewesen.
Das Rohr lässt sich einfach von oben auf die Karosserie aufstecken! Ich wollte keine Löcher bohren! Damit wäre es auch jederzeit rückrüstbar.
Das Ergebnis ist in meinen Augen die Kirsche auf der Torte! Bin super happy mit der Maschine die ganz nebenbei auch noch einen super Espresso zaubert!
In den letzen 5 Tagen konnten wir zwei uns schon gut anwärmen! Ein schönes Projekt hat sein Ende gefunden! Die Arbeitszeit darf man nicht rechnen! Es ist wirklich enorm was man Zeit versenkt! Das Ergebnis entschädigt allerdings auf voller Linie

P.S: mein Handy schafft es nicht die Farbwirkung der LED's wiederzugeben! Das Licht wirkt auf den Bildern viel zu weiß... Es ist wirklich ein schönes Warmweiß mit einer Farbwiedergabe von 90CRI...
s

 

Sehr gerne! Ich versuche mich mal....

Das Zusammenschweißen zweier Rohre entstand mehr aus der Not heraus. Ich hatte keine passende Ronde zum Zerspanen. Auch muss man bei einem Rohr im Vergleich zu einem Vollmaterial deutlich weniger abtragen/spanen. Ich fand im Lager nur Rohre mit einer Wandstärke von ca 4mm und diese auch leider nicht passend zu meinem gewünschten Außendurchmesser. Damit bleibt am Ende kein "Fleisch" um den Chromring die nötige Phase nach innen anzudrehen.
Also habe ich ein weiteres Rohr gesucht welches im Durchmesser kleiner war und in das andere bestenfalls einsteckbar war. Am Ende habe ich das zweite Rohr ebenfalls auf den Innendurchmesser des ersten Rohrs überdreht sodass sie ineinander passen.
Jetzt kommt das Schweißen. Die beiden Rohre habe ich außen rüber großzügig mit einem Schutzgasschweißgerät ineinander verschweißt.
Damit hatte ich das nötige Aufmaß um die Form des alten Chromrings kopieren zu können.
Hilft diese schriftliche Erklärung etwas fürs Verständnis? Sonst muss ich vllt mal was zeichnen... ;-)

 

Absolut richtig! Das Verchromen habe auch ich mir anfangs zu einfach vorgestellt. Das Ergebnis ist maßgeblich von der Oberfläche darunter abhängig! Schlimmer noch, Chrom verzeiht dir keine Fehler! Jeder Polierfehler, Kratzer kommt später mit voller Wucht zu Tage! Ich habe selbst nicht schlecht gestaunt Im hochglanzpoliertem Messing wird man schnell blind... Es sind am Ende nur Nuancen, die kaum jemanden auffallen. Dem der die Teile poliert hat aber wieder schon

Auch ist das Verchromen am Ende stark vom Fachbetrieb abhängig. Hinterschneidungen werden von den meisten Chrombädern schlecht erfasst...
Auch an meinen Teilen bleibt an diffizilen Stellen ein leichter Nickelschatten sichtbar. Man muss schon genau schauen um das zu sehen, aber man sieht es wenn man möchte... Für das Gesamtergebnis tut das keinen Abbruch.

Als die Teile damals bei Gaggia verchromt worden sind wurde halt ein entsprechendes Bad für diese Serie präpariert um wirklich überall Chrom drauf zu bekommen. Das ist im Kleinstmaßstab einfach nicht möglich, oder unbezahlbar... ;-)

 

Das bringt es wunderbar auf den Punkt! Nichts hinzuzufügen