Einige Bemerkungen zur Elektra MXPC

Diskutiere Einige Bemerkungen zur Elektra MXPC im Mühlen Forum im Bereich Maschinen und Technik; Wie berichtet ist mir eine Elektra MXPC zugelaufen. Hier im KN ist nicht viel darüber zu finden, daher erlaube ich mir einige Bemerkungen zu ihr...

  1. #1 ghaffy, 17.12.2017
    Zuletzt bearbeitet: 17.12.2017
    ghaffy

    ghaffy Mitglied

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    Wie berichtet ist mir eine Elektra MXPC zugelaufen. Hier im KN ist nicht viel darüber zu finden, daher erlaube ich mir einige Bemerkungen zu ihr anzubringen, falls in ferner Zukunft nach Infos zu dieser Mühle gesucht werden sollten. ;)

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    (Ein repräsentatives Bild kommt an dieser Stelle noch.)

    Zuerst ein paar Informationen zur Mühle im Allgemeinen, die ich als verlässlich bezeichnen möchte, weil die Mühle vor mir steht und ich in jedem Winkel drin war. Im Netz liest man - ob auf Deutsch, Englisch oder Französisch - allerlei, zum Teil Widersprüchliches.

    Über Elektra muss man nicht viel sagen, man kann ja auf der Website nachlesen: Gegründet 1947 von Florindo Fregnan (letztes Jahr 87jährig verstorben), und eines jener Unternehmen, die Entwicklung betrieben haben, die nachhaltig war: die Liste der Patente ist nicht uninteressant, sowohl im Espressomaschinen- wie auch im Mühlenbereich.
    Die Elektra MXP und MXPC (das C steht für "Chrome", die MXP ist die gleiche Mühle im "Kupfer-Messing-Design") stellen das obere Ende der Elektra Mühlenpalette dar und sind automatisch nachmahlende Bar-Mühlen mit Dosatore. Allenthalben liest man, die MXPC sei eine "umgelabelte Macap". Das stimmt nicht. Richtig ist: Elektra baut keine eigenen Mühlen mehr, sondern lässt unter anderem bei Macap produzieren. Etliche Bauteile haben auch das Macap-Logo, wo man es nicht sieht: zB die Bodenplatte oder der Deckel vom Dosatore.
    Die entscheidenden Details findet man aber meines Wissens in dieser Kombination nicht bei Macap als Mühlenmodell:
    • Mahlscheiben DM 74 mm, rechtsdrehend
    • Motor 1000 W
    • Drehzahl 700 U/min (!)

    Sie bringt stolze 16,5 kg auf die Waage. Nebenbei: Hopper-Aufnahme 68 mm.
    Die Motorwelle ist konisch, daher geht der untere Mahlscheibenträger nicht einfach ab, wenn die Sicherungsmutter gelöst ist (Achtung: RECHTS-Gewinde! Erwarten würde man bei einer rechtsdrehenden Mühle ein Linksgewinde, ist aber nicht. Habe die Welle aus Zufall nicht ruiniert. :rolleyes: ).

    Was das Mahlergebnis betrifft, würde ich sagen, dass die Maschine über jeden Zweifel erhaben ist: Die großen Scheiben und die niedrige Drehzahl sprechen für sich. Das notwendige Drehmoment ist vorhanden. (Wenn meine Physikerinnerungen mich nicht trügen, dann hat der 1000W-Motor bei 700 U/min das doppelte Drehmoment wie der 350W-Motor mit 1400 U/min bei meiner Fiorenzato T69).

    Das Mahlwerk ist feingradig aber nicht stufenlos verstellbar.
    Der Gewindedurchmesser beträgt 84 mm, bei einer Umdrehung bewegt sich die Mahlscheibe um gemessene 1,5 mm. Die Rasten liegen außerhalb des Gewindedurchmessers bei etwa 90 mm und haben eine Abstand von 4 mm. 2*45*Pi macht einen Umfang von 282,6 mm. eine Raste von 4 mm macht daher 1/70,65 einer Drehung aus.
    1,5 mm * 1/70,65 = 0,0212 mm.
    Wenn meine Rechnung stimmt, dann kommen sich die Scheiben pro Raste daher um 21 Tausendstel Millimeter näher. Nun gut, das ist nicht "stufenlos", aber die Wirklichkeit ist nun mal "gequantelt" und nicht stufenlos... o_O

    Ich habe die Mühle wirklich günstig bekommen, aber im Netz hat sie bei den Händlern einen Preis von bis zu 2.000,- . Klar, es gibt auch Einzelstücke um etwa 1.000,-, aber der realistische Preis dürfte wohl um die 1.200 (neu) liegen. Ich halte das für angemessen, wenn man betrachtet, was man bekommt. Auch wenn die MXPC wohl eine echte Gastromühle und kein semiprofessionelles Modell für den ambitionierten Home-Barista ist.
    Preislich liegt sie also dort, wo andere dieser Klasse auch angesiedelt sind.

    Nun zum Unerfreulichen:

    Ich gehöre nicht zu den "Totraumleugnern" ( copyright by @Aeropress hier), und davon hat die Elektra reichlich. Ich habe mich noch nicht eingelesen in die Kaffeenetz-konforme Totraum-Messung, aber wenn man in den Auswurfschlund der MXPC blickt, glaubt man sich am Eingang zum St. Gotthard-Tunnel: 50 mm breit, 25 mm hoch, 25 mm tief: Das ist nur mal die Fräsung durch den Mühlenkorpus.
    Dann ist da natürlich "das Übliche" im Mahlwerk innerhalb, unterhalb und neben den Mahlscheiben: Wie gesagt 84 mm lichte Weite bei 74 mm Mahlscheiben.
    Und schließlich ist da noch ein Balkon, denn der Dosatore ist nicht direkt an den Mühlenkorpus geschraubt, sondern da ist noch so ein sporto, aus massivem Aluminium, an welchem der Dosatore befestigt ist.
    Wenn ich mir die Totraumliste im Kaffee-Wiki ansehe, dann hat die MXPC das Zeug dort die Führung zu übernehmen.

    Dennoch:
    Insgesamt eine leise, leistungsfähige (unter 3 sec für 7 g), kraftvolle Maschine, die ich nicht so schnell hergeben werde. Sie liefert. wie ich meine, ausgezeichnetes Mahlgut.

    Meine Geschichte mit meiner MXPC:
    Ich habe sie günstig und versaut und ohne Hopper bekommen, die Mahlscheiben fertig. Die Maschine ist wohl höchstens 7 oder 8 Jahre alt. Außer reinigen und neue Scheiben war überhaupt nichts zu machen. Die Maschine ist nach meinen bisherigen Erfahrungen erfreulich gut verarbeitet für Industrieware.

    Weil das Mahlergebnis so überzeugend, die Drehzahl mit 700 U/min so verlockend und das Baujahr jung ist, dachte ich mir, ich gebe ihr eine Chance und stelle mich dem Kampf gegen den Totraum. Der erste Versuch mit Verengung auf 15 x 25 mm ging in die Hose: Der Kaffee wollte da nicht durch.
    Nun habe ich auf 20 x 25 mm erweitert. Das funktioniert sehr gut. Im St. Gotthard-Tunnel bleiben dann noch etwa 5 g liegen. Optimistisch betrachtet.

    Man könnte noch auf Likörtrichter oder Rutsche umbauen, mir ist aber das clique-claque-dosatore wichtig. :)

    Ich arbeite lieber mit Kupfer als mit Niro-Blech, weil man das leicht schneiden, biegen und löten kann. Die "Totraumreduktion" besteht aus zwei Teilen: einem gefalteten Blechstreifen, den den Tunnel verengt, und einer komplex mittels moderner CAD-Intelligenz über Wochen hindurch mit größter Rechenleistung entwickelten Balkonevakuierungsrutsche (pat. pend.).

    Tja, jetzt ist die Elektra MXPC auch im Kaffee-Netz dokumentiert, und die Flasche Rotwein neben mir ist leer.
    Brauche einen caffè, denke ich. :rolleyes:

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    Dirk7110, Sansibar99, burnt und einer weiteren Person gefällt das.
  2. #2 Mokkaschlukka, 18.10.2022
    Mokkaschlukka

    Mokkaschlukka Mitglied

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    Hallo, vielen Dank für die ausführliche Beschreibung. Ich habe die gleiche Mühle kürzlich für den Familienhaushalt günstig gebraucht erstanden, obwohl sie dafür völlig überdimensioniert ist (das Design ist einfach hinreißend, macht sich auf dem Küchentresen wie eine Trophäe für die Mille Miglia). Jetzt habe ich vor, den Dosierer abzubauen und stattdessen eine einfache Rutsche zu basteln. Kann man den Dosierer abbauen, ohne die Mühle zu demontieren ?
     
  3. vectis

    vectis Mitglied

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    Deine Frage beantwortet sich eventuell im vorherigen post, der von 2017 stammt, also derjenige vielleicht nicht gleich antwortet.
    Wenn ich das richtig verstehe, dann sollten vom Dosierer aus zwei Schrauben an dieses Aluminiumteil geführt sein.
    Einfach mal in den Dosierer schauen?

    edit: vielleicht hilft auch diese Art Explosionszeichnung etwas weiter:
    Elektra Muehlen günstig Kaufen Spezialist für Kaffeemaschinen
     
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