Einschätzungen zum eigenen Sensorikvermögen

Diskutiere Einschätzungen zum eigenen Sensorikvermögen im Grundsätzliches Forum im Bereich Fragen und Tipps; Das Thema Sensorische Fähigkiten beschäftigt mich persönlich sehr und da es wieder in einem Thread Thema wurde, möchte ich es hier auskoppeln und...

  1. #1 silberkorn, 04.11.2022
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    silberkorn Mitglied

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    Das Thema Sensorische Fähigkiten beschäftigt mich persönlich sehr und da es wieder in einem Thread Thema wurde, möchte ich es hier auskoppeln und mal separat mit euch beleuchten.


    Ohne das Sensorik Vermögen von @butfirstcoffee zu kennen, würde ich das mal so pauschal nicht unterschreiben wollen.
    Ich hatte zum Thema Sensorik Vermögen vor einigen Jahren mal ein AHA Erlebnis.

    Und zwar haben meine Frau und ich ein Team bei einer Deutschen Grillmeisterschaft geführt.
    Als Teamchef durfte ich beim Sensorik Seminar mitmachen welches für die Juroren der Veranstaltung obligatorisch war.
    Teil des Seminars war ein Selbsttest der mit 10 Gässchen Wasser durchgeführt wurde (weiches Mineralwasser ohne großen Eigengeschmack).
    In die Gässchen wurde in einer definierten Verdünnung Zucker, Salz, Zitronensäure oder eben nichts "gereicht".
    Ziel war es zu schmecken was wo drin ist oder auch nicht.

    Ich selbst hatte im Vorfeld meine eigene Sensorik Leistung als recht gut eingeschätzt, hab aber bei dem Test "nur" 6 von 10 geschafft.
    Was aber schon überdurchschnittlich ist. Laut Seminarleiter der das wohl schon mit vielen Menschen gemacht hat liegt der Schnitt wohl irgendwo bei 3 oder 4.
    Raucher schaffen auch gerne mal Null. Laut Aussage des Seminarleiters schafft ein guter Somellier 10 von 10 auch noch bei noch größeren Verdünnungen.
    So würde ich sehr gute Baristi auch einschätzen.

    Takeaway für mich war: Der Durschnitt der Menschen hat keine guten Sensorik Leistungen. Ich selbst bin etwas besser als der Durchschnitt, aber weit weit von Spitzenleuten weg.

    Ich selbst tue mich recht schwer unterschiede zwischen Mühlen zu schmecken wenn es beides gute, für Espresso geeignete Mühlen sind.
    Ich persönlich würde sehr bezweifeln Unterschiede zwischen unterschiedlichen Scheiben in der selben Mühle zu schmecken.
    Und so wird es den allermeisten gehen. Den Unterschied zwischen einem 9 Bar Profil und einem Handhebel Profil auf meiner Decent kriege ich hingegen mit.

    Den Unterschied im Ergebnis zwischen zwei guten Mühlen oder gar zwischen unterschiedlichen Scheiben in der selben Mühle,zu schmecken, ist meiner Erfahrung nach, Menschen vorbehalten die über außergewöhnliche sensorische Fähigkeiten verfügen.

    Aus Dieser Diskrepanz in den Sensorischen Leistungen erwachsen auch die vielen verschiedenen Aussagen die man hört. Hier im KN schwören ja einige die Unterschiede zwischen unterschiedlichen Scheiben in der selben Mühle schmecken zu können, was ich denen auch völlig abnehme. Auf der anderen Seite hat man Menschen denen es wie mir geht. Ich hab vor ein paar Wochen bei einem Netten Kollegen in Stuttgart "meine" Niche abgeholt und wir haben etwas gefachsimpelt. Er meinte auch dass er den Unterschied zwischen einer Niche und einer anderen Mühle auch nicht schmeckt.

    WIe geht es euch? Wie schätzt ihr euch ein?
     
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  2. #2 cbr-ps, 04.11.2022
    Zuletzt bearbeitet: 05.11.2022
    cbr-ps

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    Manche Unterschiede schmecke ich, manche nicht. Bei nicht wissenschaftlicher Herangehensweise bleibt eine Unsicherheit über die Ursache. Sind Prozess und die Rahmenbedingungen wirklich genau reproduzierbar? Sind die Unterschiede wirklich objektiv oder eine Spiegel der Erwartung?
    Ich meine, den Unterschied zwischen Comandante, Feldgrind, Kinu M68 und Lagom P64 UM SSP schmecken zu können. Ob das objektiv ist, ist mir letztlich auch egal, solange das Ergebnis für mich passt.

    Ein ganz eindeutiges Erlebnis hatte ich neulich bei meiner Schwester. Sie hatte einen Kaffee gebrüht, den ich sehr gut kenne und ich fand, der schmeckte seltsam - schlechter, als ich es gewohnt war. Gemahlen hatte sie mit der Feldgrind, Brühparameter waren identisch mit meinen. Also hab ich meine Comandante aus dem Wohnmobil geholt und damit schmeckte der Kaffee wie erwartet. Auch für sie war der Unterschied so eindeutig, dass sie sich eine Comandante gekauft hat.
     
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  3. #3 Geschmackssinn, 04.11.2022
    Zuletzt bearbeitet: 04.11.2022
    Geschmackssinn

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    ich war mal wesentlich besser, als momentan. vor allem im Bereich fruchtige Noten zu differenzieren.

    da ich seit ca. 2Jahren nur noch sporadisch meine Sensorik reize (mit 3rd-Wave Fruchtkaffee) lassen die Fähigkeit spürbar nach.
    dies ist aber durch fehlende Zeit (zur passenden Tageszeit) momentan nicht zu ändern.
    regelmäßiges Zelebrieren und nerdiges V60 Experimentieren braucht es schon um seine Sensorik weiter zu entwickeln.

    Edit:
    den allgemeinen Unterschied von Mühlen /Mahlwerken schmeckt man häufig im Bereich von:
    - Fines (evtl. staubig, bitter, Überextraktion, mehr Körper)
    - (un-) balancierte Säure /süße

    wenn die Mahlwerke sehr ähnlich sind und ähnlich schnell drehen, dann braucht man Übung
     
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  4. #4 furkist, 04.11.2022
    furkist

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    Ich denke, das ist der Punkt.

    Man kann wohl die Sensorik weiterentwickeln - indem man die Parameter leicht verändert, um die Geschmacks-Änderung rauszufinden. Auch das Wechseln der Bohnen hilft dabei.
    Also: fleissig probieren, das bildet die Sensorik aus.

    Auf der anderen Seite : der Mensch als "Gewohnheitstier" kauft "seine" Bohne - bei gleichbleibenden Parametern (nix verstellen !). Jeder so, wie er mag.
     
  5. GorchT

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    Sorry hab leider kaum Zeit heute noch zu antworten. An sich finde ich das Thema sehr interessant, erstens klar ist es individuell und ja es gibt Leute die schmecken zwischen Asche und Apfel keinen Unterschied.
    Zweitens ist meine Vermutung richtig, dass der test den du meinst ein reiner "Zungensensorik" test ist?
    Wichtig hier für mich ist Geschmack Zunge und Aroma Nase nur damit es nicht zur Verwirrung kommt. Meine Zunge würde ich als durchschnittlich bezeichnen aber meine Nase sollte besser als der Durchschnitt sein, da kann ich relativ gut und genau Aromen unterscheiden und teilweise ohne zu probieren Leuten sagen, was im Essen fehlt.
    Ich glaube es ist generell schwer faire Tests für Mühlen zu definieren, wäre aber auch bereit für vergleichstests. Tests mit gleichem Rezept benachteiligen immer eine der Mühlen. Und für das optimale Rezept für jede Mühle zu finden fehlt meist die Zeit.
    PS commandante als "Filterspezialist" und 98er pre2015er Mk style ssp Scheiben schmecke ich wie gesagt den Unterschied.
     
  6. #6 silverhour, 04.11.2022
    Zuletzt bearbeitet: 04.11.2022
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    Ich möchte behaupten, daß Du den Unterschied sehr wohl schmecken würdest, vor allem im direkten Vergleich.
    Wie ich zu der Behauptung komme? Ich habe selbst lange beschworene Geschmacksunterschiede für besseres Voodoo gehalten bis ich es ausprobiert habe: Beim ersten Verkosten vom gleichen Kaffee aus unterschiedlichen habe ich sehr deutliche Unterschiede erschmeckt. Auch beim Cupping von Bohnen aus verschiedenen Mühlen sowie gleichen Mühlen mit verschiedenen Scheiben waren spürbare Unterschiede festzustellen. Um nur die zwei gravierensten Momente zu nennen. Und ich halte meine Sensorik auch ehr für so Mittelmaß.

    Ungeachtet davon erlebe ich Sensorik als sehr dynamisch - je nach Tagesform, Streß/Ruhe, Empfinden und äußeren Einflüssen kann ich besser oder schlechter oder einfach nur anders Geschmack wahrnehmen.
     
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  7. #7 Bob_Fahrer, 04.11.2022
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    Ich würde niemals sagen, dass man zwischen verschiedenen Scheiben keinesfalls Unterschiede schmecken KANN, aber doch behaupten, dass die meisten Menschen ihre sensorischen Fähigkeiten (teilweise weit) überschätzen und bei einer Blindverkostung straucheln würden. Irgendwie muss man seine Investitionen in die letzten 3 Prozent ja rechtfertigen.

    Es gibt ja auch Studien zu Wein und Bier. Auch wenn die Aromenwelt des Kaffees eine andere ist: Wieso sollte es hier grundlegend anders sein?
     
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  8. #8 Cappu_Tom, 04.11.2022
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    Ja, sicher ein allgemein recht interessantes Thema.

    Für mich selbst habe ich auf Sensorik im Sinne von Unterscheiden/Benennen/Messen bisher wenig Augenmerk gelegt und ist in absehbarer Zeit vermutlich auch nicht in meinem Fokus.
    Ich kann das eher so beschreiben: ich erfreue mich an der Vielfalt der Ergebnisse, an neuen Geschmacksnoten, manchmal einfach nur anders und manchmal auch besser ;)
    Oder anders ausgedrückt :
    Ich lass es mir lieber schmecken ohne quantifizieren zu müssen, falls ich es überhaupt könnte.

    Ähnlich wie beim Kochen ist diese Reise wohl nie zu Ende und daraus schöpfe ich meine Befriedigung.
    Diagramme, Aromaräder u.ä. schau ich mir zwar hin und wieder an, bringt mir aber wenig Mehrwert.
    Die Zeit investiere ich lieber für Bohneneinkauf, Rösten, SD - das hat sozusagen Hand und Fuß.
    Auf diesem Weg ist natürlich ein gewisses handwerkliches Können und Sorgfalt hilfreich, ebenso das Befassen mit Herkunft und Qualität der Rohstoffe solange all das nicht überhand nimmt..

    Auch wenn das nicht unmittelbar die Frage von @silberkorn beantwortet, so bin ich vermutlich/hoffentlich nicht ganz allein mit meiner Sichtweise - zum Wohl!
     
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  9. Phenyl

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    Dumme Frage: Das ganze liest sich analog zu Hi-Fi Voodoo, wo bei einer korrekt ausgeführten Doppelblindstudie der Unterschied zwischen dem 5000 Eur/m Lautsprecherkabel und einer Billiglitze nicht gehört würde.
    Oder Vorhang auf/zu grösseren Einfluss auf die akustischen Eigenschaften des Raums hat als die Glaspyramiden auf/unter/im Verstärker.
    Beim Kaffee kann man halt nicht 1000 Mahlungen mit je einem Mikrometermeh Abstand durchmachen, gleich extrahieren und genau gleich warm Trinken.

    Und dann hat sich noch eine Bohne mit Defekt in eine der Vermahlungen geschlichen. Oder die zweite Hälfte der Bohnen würden am gleichen Tag bei 5 Grad höherer Aussentemperatur geröstet...

    Will sagen, wenn die Parameter einigermassen gut eingestellt sind, kann man wohl Unterschiede schmecken, aber worauf die dann zurück geführt werden... Vielleicht passen halt die einen Scheiben besser zur Tagesform und deswegen geht man dann mit den 98 mm hu SSP statt den türkischen.

    Aber den nächsten Kaffee vergleicht man dann nicht mehr, da die türkischen im KN ein glückliches Abnehmy gefunden haben.

    Dann auch noch die Psychologie, die die Neuanschaffung verteidigt und den finanziellen Einsatz rechtfertigt.

    Muss dann Morgen mal sehen, ob ich zwischen meinen zwei ProM einen Unterschied schmecke :)

    Und man hat Spass am Hobby, einem schönen Objekt in der Küche. Das ist ja auch etwas Wert

    Ein "immer wieder Vergleich" zwischen zwei verschiedenen Mühlen mit wechselnden Kaffees wäre interessant. Ob da immer "die gleiche Konstante" dazwischen liegt.

    (Ich Stelle nicht in Abrede, dass es Unterschiede gibt, sonst würden die Diskussionen ja aufhören. Aber ich weiss nicht, ob die Präferenz nach 4 Tassen aus zwei unterschiedlichen Mühlen für immer in Stein gemeisselt sind.) Bis die Lagom p150 oder ein noch schöneres Objekt aus Alu, Stahl und DLC rauskommt :p Dann beginnt die Diskussion wieder von neuem.
     
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  10. cbr-ps

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    Das ist eine beliebte Killerphrase, um den Sinn teurer Technik wegzudiskutieren..
     
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  11. #11 Grindiger, 04.11.2022
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    Den Unterschied zwischen der Commandante und Niche erkenne ich, wenn in der Stempelpresse gebraut. Der Kaffee aus der Niche schmeckt dann etwas "staubiger".
    Im Siebträger merke ich aber eigentlich nix.
    Da sind die Schwankungen zwischen den einzelnen Bezügen mit der selben Mühle größer.
    Und: die Tage sind verschieden: heute schmeckte mir der ausgewogenere Äthiopier komischerweise gar nicht. Der Guatemala, welcher normalerweise würziger schmeckt, heute fruchtig. Hab wohl eine Geschmacksverwirrung ;)
     
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  12. Phenyl

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    Ich hoffe ich hab das nachher noch ein wenig ausdifferenziert. Im Kaffeebereich bin ich ja auch nicht unschuldig...
    (Sonst stünde ich hier mit einer Skerton und einer Bialetti... Mehr "braucht" objektiv gesehen kein Mensch, aber es hält die Wirtschaft im Gange und wird subjektiv gerechtfertigt.)
     
  13. #13 Cappu_Tom, 04.11.2022
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    Ein guter Vergleich -
    schmeckt von Tag zu Tag und von Lokal zu Lokal anders -
    entzieht sich hartnäckig sensorischer Einordnung -
    nur sagt man bei uns nicht staubig sondern stürmisch -
    ... gibt es leider nur im Herbst :D
     
  14. #14 Bob_Fahrer, 04.11.2022
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    Mag sein. Gerade bei Audio-HiFi aber m.M.n. oft völlig zurecht gebraucht. Da halten viele Dinge einer wissenschaftlichen Beurteilung in keiner Weise stand. Das ist ja im Kaffeebereich ja nun (noch?) nicht so ausgeprägt.
     
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  15. Wasu

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    Dunkle Röstung, Mühlen Ceado E37, ECM S64, Lagom Mini, Commandante, mehrere Teilnehmer, mehrere Verkostungsdurchgänge.
    Unterschiede wurden "erschmeckt", aber nicht reproduzierbar.
    Meine Meinung: unsaubere Puckvorbereitung, ein Bezug 3 Sekunden länger wie der andere usw. machen geschmacklich mehr aus. Bei dunklen Röstungen sind die Mühlenunterschiede für mich sensorisch also nicht feststellbar.

    Für mich deutlich differenzierbar ist aber der Unterschied zwischen einer E61 und einer LM Brühgruppe, das trau ich mir auch blind zu.

    Je nach Tagesverfassung "schwankt" auch mein Geschmackssinn deutlich, merke ich besonders beim Rösten, wenn ich in 30 Sekundenschritten Profile "durchröste" und keinen Unterschied erschmecke weiß ich, dass heute ein schlechter Tag ist. ;)
     
  16. Tara

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    Das ist ein schöner Thread :)
    Ich hab bei mir schon öfter gedacht, ich bin ne Katastrofe. Als mein Mann aus dem kaffe dann einfach mal so irgendwelche Nuancen rausschmeckte (Marzipan) die ich nur alle Jubeljahre mal erahne… habe ich aufgegeben.
    Ich röste meinen Malabar (Pardon… mache Bohnen schwarz) weil der Unterschied zwischen frisch und abgestanden kriege ich schon noch mit, aber ich denke um da wirklich mal zu was zu kommen, müsste ich ein Sensoriktraining machen und selbst dann bin ich mir nicht sicher ob ich da so viel entwickeln würde. Aromatisch und flach… das klappt. Aber einzelnuancen…. Was da so nettes auf dem Kaffee steht…. Sinnlos (einmal bei nem Amaro gayo Heidelbeere….)
    Leider habe ich ständig Heuschnupfen und bis vor ein zwei Jahren roch ich auch nicht so viel. Das ist mir allerdings erst aufgefallen, weil ich seit ein/zwei Jahren (die Zyste aus dem Oberkiefer ist raus) tatsächlich mehr feine Gerüche wahrnehme. vielleicht ergibt sich auch beim Geschmacksinn noch Steigerungen, dann probiere ich mich auch wieder durch verschiedene Kaffees.
     
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  17. #17 Geschmackssinn, 04.11.2022
    Geschmackssinn

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    hmmmm,
    hier muss es garnicht um die letzten 3% gehen... wenn man mal eine Sette270 mit AP vs. BG Konus testet, merkt definitiv jeder den Unterschied aufgrund extremen Fines unterschied.
    hier ist also beim Blind Test auch wichtig wie ähnlich die zu vergleichenden Scheiben/Koni sind!

    jep, man braucht keine Aroma Räder und Diagramme um die Sensorik zu schulen und dabei zu genießen.
    deshalb leiste ich mir teuren/komplexen Kaffee eigentlich nur, wenn ich auch Zeit habe ihn zu genießen und während des Trinkens meine Gedanken schweifen lassen kann.

    das entspricht gewissermaßen auch dem hier:
    also genieße ich nach Möglichkeit zu ähnlichen (positiven) Bedingungen und Schule dadurch automatisch meine Sensorik/Wahrnehmung /Achtsamkeit. :)
     
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  18. #18 Cappu_Tom, 04.11.2022
    Cappu_Tom

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    Wie wahr, wie wahr!

    Ich darf dazu folgende selbst erlebte Geschichte beisteuern:
    Vor einiger Zeit hatte ich die Gelegenheit, an einem Dinner im Dunkeln (neuhochdeutsch "Dinner in the dark") teilzunehmen, zusammen mit Tochter und Enkelkind.
    Näheres dazu siehe hier.

    Das zuvor nicht bekannt gegebene 4-gängige Menü eines anerkannten örtlichen Gastronomen und Caterers wird in absoluter Dunkelheit serviert und verzehrt - sämtliche noch so kleine Lichtquellen sind abgeklebt, Armbanduhr und Handy sind abzulegen bzw. abzuschalten.
    An den praktischen Ablauf haben wir uns relativ bald gewöhnt, die Zuhilfenahme der Finger (speziell beim Nachschenken von Getränken) war rasch gelernt und angenommen. Dass die blinde Bedienung (alle Laien) uns aufmerksam und gewandt versorgten, war bewundernswert aber auch nicht überraschend.

    Soweit so gut.
    ABER: wir waren uns alle drei bis zum Schluss nicht wirklich sicher, was wir eigentlich gegessen hatten!
    Fast ebenso bedeutsam wie die gustatorische Wahrnehmung war dabei die Konsistenz/Haptik der Speisen ...
    Nach Aufhebung der Tafel und "zurück im Licht" durften wir dann die Auflösung in Form eines kompletten Menus bestaunen :rolleyes:

    Wir sind zwar keine Gourmets, aber ganze Banausen sind wir sicher auch nicht.
    In anschließenden Gesprächen in lockerer Runde zeigte sich, dass wir mit dieser Erfahrung nicht alleine waren.

    Eine eindrückliche Erfahrung, die manches zurecht rückt. Ich kann das nur jedem empfehlen und zudem wird auch einen Hauch von Einsicht in die Welt blinder Menschen vermittelt.
     
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  19. #19 ra1nbowkitty, 05.11.2022
    Zuletzt bearbeitet: 05.11.2022
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    Interessant, was es hier so zu lesen gibt. Ich bin sensorisch vermutlich eher minderbemittelt, vor allem, wenn ich es damit vergleiche, was erfahrenere/geübtere Menschen so alles aus Kaffee rausschmecken.

    Letztens hatte ich mir gedacht, dass ich mal ein Cupping mit einem für mich recht neuen, frischen Spezialitätenkaffee (Black Hen Tunki Filter) und einem billigen Alltagskaffee (Tchibo Blonde Roast) mache, um eventuell durch die andere Zubereitung als sonst (ich benutze normalerweise einen V60 oder Crystal Eye) ein paar neue Nuancen rauszubekommen... keine Chance. Das einzige, was ich am Anfang feststellen konnte, war das Vorhandensein der ausgewiesenen Geschmacksnoten auf der Packung und damit hatte es sich auch wieder. Bis ich den neuen Kaffee ein bisschen stehen gelassen hab und beim Probieren eine Stunde später von Blaubeere erschlagen wurde, was nicht auf der Packung notiert war. Also ich muss schon wirklich starke Aromen bekommen, um sie zu benennen zu können.

    Unterschiede zwischen meiner C2+ und meiner Super Jolly merke ich - primär dadurch, dass die Super Jolly anscheinend etwas weniger Fines produziert und der Kaffee entsprechend weniger bitter schmeckt, bei einem runderen Geschmacksbild und etwas differenzierteren Geschmacksnoten (die für mich allerdings immer noch undefinierbar wären) -, aber den Unterschied zwischen dem Standardmahlwerk der C2 und dem gerade verbauten E&B würde ich vermutlich nicht mitbekommen. Bei anderen Scheiben bei der SJ wäre es wahrscheinlich auch so, solange es nicht gerade eine Gegenüberstellung von platten Standardscheiben und frisch eingemahlenen SSP/Gorilla wäre.

    Eventuell sollte ich irgendwann mal einen Sensorikkurs machen. Mir kommt's doch langsam so vor, als würde mir ein bisschen was verloren gehen. Vor allem bei helleren Röstungen, die aktuell eher meinen Geschmack treffen.


    Nachtrag: Meine ewige Erkältung ist tendenziell auch eher weniger hilfreich.
     
  20. #20 Gus Goose, 05.11.2022
    Gus Goose

    Gus Goose Gast

    Leider habe ich wohl zwei völlig verschieden ausgeprägte "Sensoriken", obwohl bei beiden hauptsächlich auch Gaumen, Zunge und Nase ausschlaggebend sind.
    Eine meiner zu vielen Leidenschaften sind Zigarren und da ist mein Talent wohl ausgeprägter als bei Kaffee. In unserer Altherrenrunde merke ich das einmal in der Woche. Beim Kaffee trinken wirds für mich deutlich schwieriger. Da reicht mir meist ein lecker oder ein nicht so doll. Sauer, bitter, süß, malzig, nussig, oder schokoladig erreiche ich noch. Aber Fruchtaromen meine ich zwar zu erkennen, aber nicht genau zu identifizieren.
    Nebenbei, Rauchen und Kaffee genießen nie zu nah beieinander.
     
Thema:

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