Einsteiger will es wissen....

Naja, wer ohne ABS, Servolenkung und Automatik Autofahren gelernt hat, hat sicher mehr Erfahrung mit der eigentlichen Physik dahinter gesammelt, die auch durch Assistenten nicht ausgetrickst werden kann, und kann z.B. in Not-/Extremsituationen besser mit einem Auto umgehen, als jemand, der nur Stumpf auf Pedale trampelt und am Lenkrad reißt, weil den Rest der Computer macht.

 

Ja, man kann den steinigen Weg gehen, muss man aber nicht. Und auch die meisten Autofahrer, die das Fahren früher mal ohne Helferlein gelernt haben, können das nicht unbedingt besser als diese.

 

Is klar, es geht nix über einen exzellenten Cappu. Aber wir reden ja nicht von verhunzten Espressi, sondern einfach von den letzten Prozentpunkten, die noch Luft nach oben war ... ;-) Ich bekomme aus der LM einfach immer die Qualität, die ich der Silvia nur mit gutem Zureden bei jedem dritten, vierten Tässchen entlocken konnte. Und Milch kaschiert halt schon so einiges.

 

Versteh ich nicht. Man sollte sich als Anfänger erst mal monatelang mit einer Pavoni rumärgern, damit man mit einer PID-Maschine guten Espresso machen kann?

 

Manche Leute wollen halt nur zur Arbeit und zum Einkaufen und nicht mit dem SUV durch die Landschaft. Trotzdem gibt es unzählige SUVs in der Stadt, weil die Leute es schätzen, dass der Kindersitz gut erreichbar ist usw.

Ich dachte, das "man muss durch die harte Schule" sei mit meinen Großeltern ausgestorben ...

 

Meine Tochter hatte es nach 3 Tagen drauf. Meine Frau auch. Keine von beiden ist jetzt irgendwie Asperger-Autist mit besonderer Diven- Inselbegabung. Keine Ahnung, was das Divengebashe immer soll. Die meisten bekommen Probleme, weil sie dieser günstigen Maschine Sparfuchs-konformes Mahlgut vorsetzen (z.b. gestorbene Supermarktbohne in Porlex verhackstückt). Eine PreMillenium Pressostat-Diva mit Überhitzungsmod, Einloch-Hutmutter und Manometer ist viel weniger zickig als die meisten glauben, gleichzeitig hat man keine Wartepausen zwischen Wasser- und Dampfbezug und auch das Temperatursurfen fällt flach. Hier täte etwas Fallunterscheidung der Diskussion ganz gut.
Ja, für 60% mehr Geldeinsatz bekommt man dann nen Einkreiser mit PID, nach oben hin ist es dann eh offen. Die Bezüge werden vielleicht komfortabler, aber nicht unbedingt besser. Dafür brauchts in den meisten Fällen mehr die doppelte Zeit, bis die Maschine überhaupt erstmal bereit ist.

 

Ganz zu schweigen vom Ventilator-Mod und dem Temperaturmesstreifen! Vermutlich muss man dann nur zweieinhalb Tage unter Aufsicht üben.

 

.. blubber...

 

ein stück weit gehts in dieser diskussion zeischenzeitlich auch ein wenig darum, in der regel schön an beispielen der autoindustrie aufgezeigt, mit wie fortschrittlichem equipement man starten soll. dass dabei PID mehr luxus als notwendigkeit ist, stell ich jetzt mal so in den raum!
ob die frage beim autokauf, beim neuen fotoapparaten oder aber beim siebträger auftaucht, ist eigentlich egal. der TE muss letzten endes entscheiden. PID ist praktisch, fern von notwenig insbesondere beim aktuellen trinkverhalten und kostet aber auch nicht alle welt!

 

Na, das ist doch schon fast ein Wink des Schicksals Ich würde Werk zuschlagen, zumal Kauf von jemandem den du kennst.

 

Stimmt!
Es gibt ja inzwischen diese Tabletten, die man einfach nimmt, die einem dann fundierte Erfahrung verschaffen, ohne Erfahrung gesammelt zu haben.

Vielleicht ist das auch der Grund dafür, dass man heute kein fähiges Personal mehr findet.

 

Das ist nicht neu, dass sich die Alten über die junge Generation auslässt, die ja nix mehr kann.

Hab ich's überlesen? Der TE sucht eine Anstellung als Barista?

ed:

Welche Mühle hatte er denn, und gibt er die auch ab?

 

Ich mag Deinen Ausführungen prinzipiell gern zustimmen – Deinen Gedanken fortführen und vielleicht etwas zielgerichteter auf einen sich spürbar ausbreitenden Verlust kognitiver Fähigkeiten vieler Menschen fokussieren. Dies wird ja meiner Meinung nach sehr gezielt beflügelt durch die Implementierung möglichst vieler (auch fragwürdiger) und immer komplexer gestalteter Funktionen und um Menschen dazu zu bringen, diese Funktionen vermeintlich nützlich erscheinenden technischen Vorrichtungen zu überlassen (die zudem nicht selten überteuert und mit programmierter Obsoleszenz versehen sind). Damit einher geht letztendlich der Verlust von persönlicher Erkenntnis, individueller Erfahrung und nicht zuletzt sogar der Verlust von Erfolgserlebnissen durch eigenes, autonomes Handeln, inklusive nützlicher Selbsterfahrung in Form einer lehrreichen 'trial & error Schleife'., die mitunter zunächst zwar auch zu suboptimalen Ergebnissen führen kann, aber ohne die eben kein oder nur ein fragmentarischer Lernprozess möglich ist.

Nicht wenige Konsum-Angebote sind ja explizit darauf ausgerichtet, möglichst viele der (eigentlich) ureigenen menschlichen kognitiven Fähigkeiten abzutrainieren, um diese durch kaufbare (Ersatz)Fähigkeiten zu implementieren. Es gilt die Erfolgsformel: Erfinde neue (Schein)Probleme und präsentiere gleich dazu die Lösung. Verpasse dem Produkt durch Story-Telling, Zeitgeist-Design und ästhetische Überhöhung einen Fetisch-Charakter, appelliere auch an das Selbstwertgefühl und nutze es, ähnlich wie ein trojanisches Pferd, um das dürstende Belohnungssystem zu stimulieren und voila, der Kauf kann eine Dopamin-Ausschüttung als (Schein)Glücksgefühl bewirken – leider, leider nur mit begrenzter Wirkungsdauer… Ein fataler Mechanismus, der mitunter auch an Beiträge manch' omnipräsenter Turboposter erinnert, die der (fragwürdigen) Versuchung erliegen hier ihre latenten thymotischen* Defizite zu kompensieren…

Indes – es soll ja (auch hier im Forum) noch vermeintlich 'altmodische Hirne' der Version 1.0 geben, die kritisches Hinterfragen, eigenes Handeln und den Erfolg oder bei Misserfolg das Training der eigenen kognitiven Fähigkeiten als glückbringende Belohnung erleben, die auch ohne Nachkauf erneut selbst-wirksam wird. Schauen wir uns in der Welt um, so könnte der eine oder andere meinen, diese alten Hirne sterben langsam aus – und die Menschheit könnte nicht zuletzt durch immer perfekteres Neuromarketing, das sich zunehmend der Erkenntnisse aus der neueren Hirnforschung bedient, zumindest in Teilen, zu unreflektierten, überzivilisierten Konsum-Zombies mutieren…

Quintessenz um Fehlkäufe zu vermeiden. Falls das Budget nicht gerade zu eng bemessen ist – sollte auf jeden Fall eine Maschine gewählt werden, die gewisse Leistungs-Reserven gegenüber den eigentlichen Ausgangs-Anforderungen hat. Die Erfahrung zeigt, dass erst im täglichen Gebrauch der wirkliche Spaß entsteht, ja wächst, und damit steigen nicht selten dann auch die Anforderungen. Werden diese Reserven später nicht wirklich genutzt, tut das weniger weh, als wenn man eine Maschine wählt, die weniger Ressourcen hat, die man vielleicht später vermisst.

Ein begleitender Gedanke. Es ist doch eigentlich sehr einfach – manche (Neu)Homebaristi wissen eben noch gar nicht, was sie bis dato nicht wussten – bevor ihnen ein 'wissender', hilfreicher Kaffeenetz-Barista eine schlussfolgernde Antwort auf eine zwar rhetorisch nicht gestellte, aber implizit im Raum stehende Frage gegeben hat…
Dies könnte übergreifend auch als eine Art von nützlicher 'Kollateralbildung' .(Link) bezeichnet werden…

Gruß, Sebastiano

* Edit:
Danke @joost für Deine reflektierte Anmerkung… ;-)
Thymos ist ein Ausdruck für die Gemütsanlage eines Menschen […] kann im Sinne der politischen und ethischen Philosophie Hegels als das Streben der Menschen nach Anerkennung ihrer Leistung durch andere gedeutet werden. (wikipedia)
.

 

Melde dich doch einfach konkret bei Unklarheiten oder Problemen. Ungefragt "sinnige Sentenzen und windige Weisheiten" (ja, ich gestehe: Ich bin Donaldist!) um die Augen gehauen zu bekommen, verwirrt ja oft mehr als es hilft.
Gruß Achim

 

Wo ist die Dissertation veröffentlicht? Großartig. Inhaltlich möchte ich Dir da vollumfänglich zustimmen, wenn auch in deutlich kürzeren Sätzen. Ich bin begeistert über die profunde Auseinandersetzung mit dem Thema. Echt jetzt.

und: hast Du ein Urheberrecht an "latenten thymotischen Defiziten"

 

Das klingt doch irgendwie nach Schlotterdeik, oder?
OK...no jokes with names. Sorry.
OT off..

 

Irgendwie geht doch dieser, "von der Pike auf lernen" Gedanke hier etwas am Thema vorbei, oder nicht? Klar ist das oft sinnvoll und kaum umgänglich, so sollte ein Pilot noch händisch fliegen können, auch wenn er dies im Alltag zu 99% nicht tut, in manchen Situationen oder Notfällen muss er es aber. Genauso sollte ein Fotograf verstehen, wie die Belichtung eines Bildes funktioniert, auch wenn dies größtenteils die Automatik übernimmt, aber eben nicht immer und auch nicht immer gut.

Ein Thermostat dagegen ist einfach nur ein verhältnismäßig schlechter Regler, ein PID dagegen ein guter, der den Thermostat vollständig substituiert. Welchen Vorteil soll es denn jemals für die Espressozubereitung haben, wenn man Temperatursurfen erlernen musste? Welcher Erkenntnisgewinn entsteht für das Gesamtsystem? Auf was lässt sich das sonst übertragen? Es dient doch einzig dem Zweck, die Unzulänglichkeiten des schlechten Reglers zu überwinden, nicht mehr und nicht weniger.

Klar KANN man mit diesem Wissen auch mit einer Thermostatmaschine hervorragenden Espresso machen, besser als mit einer PID Maschine wird's dadurch aber nicht, höchstens gleich gut, manchmal schlechter, im Durchschnitt also sicher schlechter. Man muss einfach nur wissen, spare ich mir das Geld auf Kosten einer Bedienung, die man noch zu beherschen erlernen muss, oder nicht.

Meiner Meinung nach lohnt der Aufpreis bei Einkreisern für die PID und das sage ich nicht aufgrund von der Neuromarketingdruchdringung meines v.1.06 Gehirns, sondern weil ich mit beiden Systemen gearbeitet habe.

 

Sehe ich ähnlich, das hat mit Barista-Handwerk wenig zu tun, die Mankos (Manken? Mankii?? Monkeys???) einer Maschine auszugleichen.

Gleichwohl gewöhnt man sich ja an so manches, und ich war zehn Jahre mit meiner ungepiddeten Silvia inklusive TempSurfen, Aufheizen, Entlüften zufrieden. Jetzt, nach gerade mal drei Wochen mit meiner LM, möchte ich allerdings nie mehr wieder was anderes haben als einen DB ... ;-)