Erfahrungsaustausch zu brew-advices bei Hario V60

Ich bin neu bei der Habdaufbrüh-Geschichte und habe mir mal ein paar Videos angeschaut. Mir ist eines aufgefallen. Der Handaufbrühhalbgott Hoffmann sagt sinngemäß dass man kochendes Wasser über das Mehl kippen soll. Alle anderen sagen oh nein tu das bloß nicht, 94° ist super, wenns zu heiß ist verbrennt das Mehl...
Ja was denn nu?

 

Man kann mit hoher Temperatur starten, wenn man nicht mehr nachheizt und z.B. 5 Aufgüsse alle 30s macht. Wenn beim letzten Aufguss bei 90° ist, ist alles ok.

 

Das Argument, dass Kaffee bei 100°C nicht "verbrennen" kann, da er bereits bei um die 200°C geröstet wurde, leuchtet mir ein... Ich brühe direkt aus dem Wasserkocher (um genau zu sein, in die Kalita Schwanenhals, und von da aus in den Filter, dabei habe ich schon nicht mehr 100°C und in der Chemex sind es dann wahrscheinlich noch 80+)... Behaupte aber nicht, den bestmöglichen Kaffee zu produzieren. Da gibt es weitere Stellschrauben...

 

Ich glaube, dass es einfach eine Geschmackssache ist. Es gibt ja nicht die richtige Methode. Wenn ich über 96° gehe, dann schmeckt es mir in der Regel nicht mehr. Ich habe für mich so die 94° herausgefunden und gehe bei neuen Sorten mal ein Grad hoch oder runter.

 

+1
Bei mittleren und hellen Röstungen kann mMn gar nix verbrannt schmecken, weil das Ausgangsprodukt das ja nicht hergibt und helle Third-Wave-Filter-Röstungen bieten meiner Erfahrung nach fast gar keine Möglichkeit für Bitterkeit. Da "übertünchen" zu hohe Temperaturen imho nur ab und an feine Säuren und Nuancen oder wirken sich glättend aus, also nehmen bissl Komplexität.

Nichtsdestotrotz haben sich bei mir am Tschibo Wasserkocher 97°C als Standard eingependelt, die mir nach Filter durchspülen & ausleeren, nehme ich mal an, ungefähr 93-95°C direkt am Kaffee bieten. Will ich mehr oder weniger Geschmack, ändere ich zuerst den Mahlgrad und dann die Temperatur in 1-2°C-Schritten

 

Es kommt auch ein bisschen auf das Material des Filterhalters an. Der Plastik-V60 nimmt beispielsweise weniger Wärme auf und ist schneller vorgewärmt als die Keramikvariante.
Ich hab den Hario Drip Decanter (Filterhalter ist dort aus Plastik), bei mir haben sich 93 Grad eingependelt, mit Drip Assist 95. Bei der Glasvariante jeweils ein Grad höher.

 

Mir nicht, Rösten ist ein komplett anderer Prozess als brühen.
Natürlich „verbrennt“ bei 100°C nichts, aber die Aromenentwicklung ist eine andere, als mit ein paar Grad weniger.
Probier es einfach aus, gern auch mal mit nur 90°C

 

Vor allem verbrennt sicher nichts, wenn man Wasser drauf gießt (außer vielleicht Alkalimetalle, wenn ich nicht richtig an den Chemieunterricht erinnere), wohl können aber beim Rösten entstandene Aromen gelöst werden, die wir mit “verbrannt” assoziieren.

 

Hey ich hab mal ne frage generell zum Bloom - Bleibt das wasser bei euch eine Zeit lange oben stehen? Ich gieße meistens 30-32 G innerhalb von 7-8 sek auf, und macht das ganze Kaffeebett nass - das Wasser sinkt dabei aber direkt in die Karaffe. Letztens ist mir allerdings aufgefallen, dass das bei den Tutorials immer ganz anders aussieht. Evtl weil dort extrem frischer Kaffee verwendet wird? Ich nehme meinen meistens 2 Wochen nach dem Rösten.
Hier so sieht das bei mir NIE aus - Ignoriert mal die kettle was der nutzt zum aufgießen

Coffee Bloom: Understanding what it is and how to take advantage of it - YouTube

 

Bei mir bleibt nie Wasser stehen.
Um gleichmässig zu durchfeuchten, nehm ich idR 60ml Wasser auf 20gr. Kaffee, manchmal mit Drip Assist, blooming 30-40 sec.. die Faustregel hat bisher immer funktioniert.

Wenn es stockt: zu fein gemahlen, oder Feinstaub (Fines)
Wenn es durchrauscht: zu grobe Mahlung

 

Ich trinke sowohl sehr frische als auch gut ausgereifte Filterbohnen im V60 und bloome dabei meist für 30-45 Sekunden mit der 2-3fachen Menge Wasser zu Kaffeemehl - aktuell durch zwei Adventskalender auch vieles, was wohl vor mehr als 14 Tagen geröstet wurde - das das Wasser "direkt durchläuft" kenne ich aber nicht, bei mir sieht es meist so aus wie in Deinem Video oder bei James Hoffmann.

Ich würde vermutlich versuchen zunächst Mahlgrad und Filterpapier als Ursache auszuschliessen - am Wasserkocher lag es zumindest bei mir nicht

 

Danke euch! Ja mir kommt es mir so vor, als würde das Wasser zu fix durchrauschen und somit nicht korrekt "bloomen".
Filter nehme ich Kalita bzw Origami, bei beiden das selbe. mit der C40 bin ich meist zwischen 19 und 22 clicks.

Ach. und falls irh euch fragt. der Kaffee schmeckt eig, also hab daran nichts auszusetzen. Ich dachte nur, dass ich mit "Besserem Bloom" evtl noch mehr rausholen kann

 

Ich kann den Drip Assist empfehlen,
mit transparentem Filterhalter.
Auch per Schwall: Bloomingmenge mittig aufgiessen, bis es in den Aussenring überläuft.
Vorteil: sehr gleichmässige Verteilung bei konstanter Durchlaufrate, besser kriegt mans händisch nicht hin.

 

Sitze gerade vor einer Tasse El Paraiso von Van Gülpen. 40g (C40@30cl) gebrüht im Hario Switch 03 mit Chemexpapier, 350ml für 2 Min. geschlossen, nach ca. 30 Sek Drawdown restliche 330ml kontinuierlich kreisend zugegeben. Nach etwa 5½ Minuten zweite Drawdownphase beendet. Sehr gutes Ergebnis, die erwarteten Rhabarber- und Beerennoten sehr klar. Best of two worlds? Experimentiere weiter

 

Das schreibst du jetzt, wo ich gestern die letzten Bohnen davon verbraucht habe

War trotzdem lecker

 

Ich muss hier mal kurz unter euch Harioristen erwähnen...
Der offiziell noch als Weihnachsgeschenk verpackte Switch - inoffiziell täglich im EInsatz, es läßt sich auch nicht mehr vor der Familie verheimlichen und wird stillschweigend akzeptiert - führte hier zu einer so nicht von mir erwarteten Entscheidung: ich habe mich von meiner Ersatz-Chemex getrennt.
Die Haupt-Chemex ist davon unbenommen und behält Ihren festen Platz. Bis auf Weiteres. Mein Herz blutet etwas. Aber ich freue mich auch. ;-)

 

Chemex wird sowieso überbewertet.
Mehr schick als nützlich..

 

Müsste das nicht stark überextrahiert sein, wenn das Kaffeemehl über 5 Min mit Wasser in Kontakt steht?

 

Im Switch nicht. Die meiste Extraktion passiert durch Agitation, im Switch (Full Immersion) sitzt das Mahlgut erstmal bis zum Öffnen nur da.

 

Ist das nicht Unsinn? Im Switch hat man doch gerade das Gegenteil - maximale Extraktion durch den größtmöglichen Kontakt der Oberfläche des Kaffeemehls mit Wasser.