Erfahrungsbericht Graef ES70/CM70 Starterset

Diskutiere Erfahrungsbericht Graef ES70/CM70 Starterset im Espresso- und Kaffeemaschinen Forum im Bereich Maschinen und Technik; Moin Gemeinde J Eine kurze Bemerkung vorweg bevor ich starte: dieses ist ganz bestimmt kein Leitfaden zum weltbesten Espresso, und ich möchte mir...

  1. Kitoma

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    Moin Gemeinde J

    Eine kurze Bemerkung vorweg bevor ich starte: dieses ist ganz bestimmt kein Leitfaden zum weltbesten Espresso, und ich möchte mir auch keinesfalls anmaßen Vergleiche zu anderen Maschinen, Kaffeemühlen oder Kaffeesorten zu ziehen die ich nicht kenne. Mit Sicherheit sind die Meisten der aktiven User hier im Forum mir weit überlegen was die Herstellung eines Espressos und die Bedienung eines Siebträgers betrifft. Mein Geschreibsel ist eher für die unter uns gedacht die wie ich echte Anfänger auf dem Gebiet des ernsthaften Espressos sind und hier Infos zu einer günstigen Einsteigerlösung suchen.

    Nachdem ich schon einige Monate von dem großen Wissensschatz hier im Kaffeenetz profitiere möchte ich ein kleinen wenig davon zurückgeben und anderen Siebträgereinsteigern vielleicht ein wenig bei Ihrer Entscheidung helfen.

    Kurz zu meinem (Kaffee-) Werdegang, damit man meinen Wissensstand (oder Nicht-Wissensstand) einordnen kann:

    Eigentlich bin ich Teetrinker der naturbelassene Schwarztees bevorzugt (Assam, Ceylon etc). Nur Morgens und auch hin und wieder auf der Arbeit brauche ich meine Koffeindröhnung, meistens Filterkaffee aus der Maschine, stark, schwarz, bitter und meistens eklig… aber es hilft…, und nach einem guten Essen in einem Restaurant liebe ich meinen Espresso. Deswegen stand schon jahrelang eine Einfach-Siebträgermaschine von Ikea (wurde meines Wissens nach nie in Deutschland vertrieben, war ein Flohmarktfund und kurze Recherchen ergaben das die mal in England verkauft wurde) bei mir im Schrank die mit fertig gemahlenem Espressopulver bestückt wurde.
    Was soll ich sagen, es schmeckte so ähnlich wie der Espresso in den meisten Restaurants hier in der Gegend und ich habe den Geschmack für normal gehalten J

    Mitte letzten Jahres begann ich mich dann vermehrt für Kaffee und unterschiedliche Zubereitungsarten zu interessieren. Dabei bin ich dann auch auf das Kaffee-Netz gestoßen. Nach viel lesen stand für mich fest: Siebträger ist wohl das Non-Plus-Ultra, aber für mich viel zu teuer in der Anschaffung und zu kompliziert (Vorwärmen, Temperatursurfen, Alu oder Messingboiler, Ein- oder Zweikreiser, Cremaventil, Kaffeemühlen und was einem dann noch alles so für Schlagworte um die Ohren fliegen). Also wurde es eine Kapselmaschine von Tchibo. Schnell, unkompliziert, Kaffee, Cafe Crema und Espresso möglich, also genau das was ich mir wünschte… dachte ich. Aber der Geschmack war nie wirklich überzeugend, irgendwie immer sauer, und immer gleich, egal welche Kapsel man eingeworfen hat. Nach ein paar Wochen war mir klar das ich entweder wieder auf (inzwischen handgebrühten) Filterkaffee umsteige oder mich doch an das Abenteuer Siebträger herantraue.

    Also wieder Foren gewälzt, Erfahrungsberichte gelesen, Theorie angeeignet, und mich dann schließlich, wenn auch nicht vollends überzeugt, für eine Gaggia Classic und Graef CM80 Mühle entschieden. Deswegen nicht überzeugt weil mir immer noch der Kopf von Alukessel, Temperatur abwarten und vorher Dampf beziehen oder gleich PID einbauen usw. schwirrte. Für mich immer noch viel zu kompliziert und irgendwie furchteinflößend J
    Bei der abschließenden Preisrecherche im Internet ist mir dann immer wieder das Graef ES70 Starterset untergekommen und klang für mich interessant. Kurze Aufwärmzeit (komme ich später zu), Thermoblock edelstahlverkleidet, für mich(!) erheblich schöneres Aussehen als die Gaggia, espressotaugliche Mühle mit dabei, Magnetventil… also mal wieder das Kaffee-Netz durchforstet und Ernüchterung machte sich breit. Irgendwie wurde die nirgendwo als ernsthafte Alternative in Erwägung gezogen, immer hieß es lass die Finger davon, nimm gleich eine Gaggia oder Silvia, wer weiß wie lange die hält, aus einem Thermoblock kann doch niemals die richtige Temperatur kommen etc. Nur die Erfahrungsberichte von ergojuer zur ES90 und von Comenius zur ES70 klangen da positiver. Und da ich sowieso ein sturer Heidjer bin der seinen Kopf durchsetzt wurde die Kombi für 249,- € bestellt, immer mit dem Hintergedanken das wenn ich völlig unzufrieden bin ich wenigstens schon mal eine halbwegs taugliche Mühle habe und die ES70 dann weiterverkaufen kann.


    So, und nach dieser, nun doch etwas länger gewordenen Einleitung, startet er endlich… mein Erfahrungsbericht nach 4 Monaten mit der ES70.

    Einzelheiten zum auspacken, anschließen und entlüften erspare ich mir, da bin ich einfach stur nach Anleitung vorgegangen und bin beim Stecker in die Steckdose stecken auch auf keine größeren Probleme gestoßen J. Nur ein paar kurze Worte zum Lieferumfang: der erscheint mir als großzügig und ziemlich komplett und besteht aus der Siebträgermaschine, Espressomühle, 1er- und 2er Sieb, Kaffeemehlbehälter, Milchkännchen zum aufschäumen, relativ wertig ausgeführter Tamper, ein bisschen Kleinkram zur Reinigung, Unterlegscheiben für die Mühle und eine kompliziert zu lesende Kurzanleitung.

    Auf den ersten Blick fehlt nur ein Blindsieb das ich dann ein paar Tage später zusammen mit einer Brühgruppenbürste und einer Dose Coffeeclean bei EspressoXXL bestellt habe. Es ist zwar einerseits Schade das kein Blindsieb dabei ist, aber andererseits muß man sich sowieso Kaffeefettlöser besorgen und der Lieferumfang besteht aus mehr Teilen als andere Hersteller in dieser Preisklasse mitliefern.



    Hier mal ein Bild meiner Kaffee-Ecke damit man sich die Maschine auch mal vorstellen kann:


    [​IMG]


    Schnell noch beim örtlichen Röster ein Paket Espresso besorgt und losgelegt…. die ES70 eingeschaltet und 2 Minuten gewartet bis die Anzeigen „Betriebsbereit“ signalisiert haben, die Mühle auf einen mittleren Mahlgrad gestellt, das 2er Sieb randvoll gemacht und dann mit leichtem Druck getampert, den Siebträger eingespannt, den Bezugsknopf gedrückt…. und knapp 7 Sekunden später lief die Espressotasse über. Also von vorne, Mahlgrad 5 Stufen feiner gestellt und das Ergebnis rauschte dann nach 9 Sekunden über den Tassenrand.
    Moment… da hast du mal was drüber gelesen, da war was mit Unterlegscheiben in der Mühle…
    Also die Mühle zerlegt und den ersten Spacer eingebaut.

    2 Stunden, 3(!) Spacer, 250g Bohnen und viele unanständige Worte später war er da. Der 60ml in 25 Sekunden Bezug im 2er Sieb bei einer niedrigen Mahlgradeinstellung. Oben schwamm in der Tasse eine hauchdünne, gelblich-weiße Crema und so richtig geschmeckt habe ich nach den ganzen Probeshots sowieso nichts mehr… aber die Parameter stimmten einigermaßen!
    Das Einzige was mich ein wenig nachdenklich gestimmt hat waren die Umbauarbeiten an der Mühle. Vielleicht habe ich da falsche Vorstellungen, aber ich denke mir das es mit ein wenig mehr Endkontrolle möglich sein sollte diese Umbauarbeiten, die vor allem Anfänger abschrecken, zu vermeiden und die Mühle von vornherein besser abzustimmen. Aber vermutlich hängt das auch mit den günstigen Preis der Mühle zusammen. Bessere Kontrolle = höhere Kosten?

    Da mein Bohnenvorrat bei diesen ganzen Versuchen rapide gesunken ist habe ich gleichzeitig eine Bestellung für den hier im Kaffee-Netz als Anfängerespresso empfohlenen Parotta „Gran Crema“ und für ein Shotglas mit Skala aufgegeben. Nach einer wirklich schnellen Lieferung konnten die Versuche weitergehen. Doch dazu später mehr.

    Teil 2 folgt im nächsten Beitrag




     
  2. Kitoma

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    AW: Erfahrungsbericht Graef ES70/CM70 Starterset

    Teil 2:

    Jetzt möchte ich erst einmal zu dem Pro und Contras kommen die mir mittlerweile aufgefallen sind.

    1. Graef ES70 Siebträgermaschine:

    Optik:

    Für mich nach wie vor eine schöne Maschine. Größe, Material, Bedienelemente fügen sich gut zusammen und sind für mich immer noch schöner als z. B. eine Gaggia Classic.

    Akustik:

    Beim ersten Druck auf den Bezugsknopf dachte ich: „Mist, kaputt, kannste zurückschicken“. Dabei ist es nicht einmal die reine Lautstärke, sondern eher die Art der Geräuschentwicklung. Ein rasseln, scheppern, dröhnen, die Tassenablage und die Tasse auf dem Abtropfgitter fangen an zu vibrieren, eigentlich nicht das Geräusch das man erwartet wenn man zum ersten Mal diese Maschine einschaltet. Dazu kommen am Anfang die 3 kurzen Pumpstöße für die Pre-Infusion die ohne Gegendruck im Siebträger ebenfalls hohl und blechern klingen. Das Geräusch ändert sich sobald Kaffee im Sieb ist und die Pumpe Druck aufbauen kann. Dann wird das Betriebsgeräusch leiser und dumpfer und klinkt ungefähr so wie ich es mir vorgestellt habe. Trotzdem denke ich das man durch eine bessere Dämmung und geschicktere Aufhängung der Pumpe noch so Einiges an der Geräuschkulisse hätte verbessern können.

    Tassenwärmer:

    Die Tassenwarmhalteplatte taugt nicht wirklich zum aufwärmen der Tassen, was aber bei einem Thermoblock wohl auch normal ist. Sie erwärmt sich zwar bei längerer Betriebszeit, aber mehr als „Handwarm“ kommt dabei nun mal nicht heraus. Da ich aber mittlerweile immer einen Leerbezug in die Tasse mache und die Tasse so aufwärme stört mich das nicht weiter.

    Die Bedientasten wollen manchmal mit etwas Nachdruck betätigt werden. Das kann hin und wieder stören wenn z. B. der Bezug bei leichtem Druck auf die Taste nicht beendet wird und man noch mal drücken muß. Mittlerweile habe ich mich aber daran gewöhnt und drücke halt etwas energischer.

    Die Maschine ist schwer genug um den Siebträger auch einhändig einzuhängen und zu entnehmen, wobei man dabei nicht zu stark in die jeweilige Richtung drücken sollte da sich die Maschine dann doch bewegt.

    Wassertank:

    Der Wassertank ist nach vorne entnehmbar und lässt sich dadurch leicht befüllen. Das einsetzen ist etwas hakelig und ich mache den Tank darum nie ganz voll da es ansonsten leicht überschwappt. Was mich am meisten stört ist das man die Dampflanze immer ganz ausschwenken muß um den Tank daran vorbei zu bekommen. Meistens denke ich nicht daran, habe den Tank halb draußen und bleibe dann hängen. Zwar nur ein Schönheitsfehler, aber für mich nervend.

    Abtropfschale- und Gitter:

    leicht zu entnehmen, gut zu reinigen, recht großes Volumen und als besonderes Gimmick der Schwimmer der anzeigt wenn die Schale langsam voll wird. Ich dachte zuerst: „brauche ich nicht“ aber mittlerweile bin ich grade beim Reinigen doch ganz froh darüber.

    Siebträger:

    Der Siebträger ist für mich das größte Manko an der ganzen Konstruktion. Zwar ist er sehr massiv ausgeführt und fühlt sich auch wertig und schwer an in der Hand, aber hat in meinen Augen zwei massive Nachteile:

    1. ist am Boden des Siebträgers eine Art „Plastikkulisse“ verschraubt die den Espresso gleichmäßig in den 2er-Auslauf verteilen soll. Das mag ja auch funktionieren, aber es bleibt bei einem Leerbezug oder beim Reinigen immer eine gewisse Menge Wasser darin stehen die dann unkontrolliert sich über die Arbeitsfläche, über die Hand, in das Handtuch oder sonst wohin entleert, je nachdem wohin man den Siebträger schwenkt. Wenn man das „Plastikgelump“ entfernt hat man zwar dieses Problem nicht mehr, aber dafür einen dritten Auslauf dort wo sonst die Schraube sitzt die den Plastikpropfen festhält und dadurch das gleichmäßige Befüllen von 2 Tassen unkontrollierbar macht. Also habe ich notgedrungen das Plastikteil wieder eingeschraubt und ärgere mich über das Gekleckere.

    2. ist der 2er-Auslauf mit dem Siebträger vergossen (siehe Bild)

    [​IMG]

    Irgendwie zu eng zusammen um 2 Tassen vernünftig drunter zu stellen und zu weit auseinander um eine Espressotasse vernünftig zu befüllen (gut, das hängt von der Tassenform ab, aber bei der Kaffee-Netz-Tasse habe ich z.B. schon Probleme und bin ständig am ausrichten damit nichts vorbeiläuft). Außerdem bleibt Formenbedingt immer ein wenig Restkaffee darin stehen der dann später nachtröpfelt oder beim abnehmen herumkleckert.

    Wünschenswert wäre für mich entweder ein Bodenloser Siebträger oder einer mit einem 1er-Auslauf. Leider bietet aber die Fa. Graef einen Siebträger mit 1er-Auslauf nur für die beiden größeren Modelle an (ES85 u. ES90). Also bleibt für mich nur weiterärgern und kleckern.

    Ansonsten bleibt nur zu sagen das beide Siebe normal fest sitzen, sich aber trotzdem durch eine kleine Nut am Siebträgerrand auch leicht wieder entnehmen lassen.

    Die einzelnen Berichte hier im Forum und auch an anderen Stellen im Netz über eine schnell nachgebende Siebträgerdichtung und dementsprechend nicht richtig sitzendem Siebträger und daran vorbeilaufendem Wasser kann ich bei meiner Maschine nicht bestätigen. Ich beziehe seit Oktober ca. 4-5 Espressi am Tag und bisher kann ich keinen Verschleiß feststellen.

    Dampflanze:

    Dazu kann ich leider nicht viel Erhellendes beisteuern da ich kein großer Cappuchinotrinker bin. Ich habe es ein paar Mal ausprobiert und für mich reicht das Ergebnis. Der Milchschaum ist (hergestellt nach Anleitung hier aus dem Forum) cremig und feinporig, die Milch (aus dem Kühlschrank) wird mir beim aufschäumen nicht zu heiß und es hat bisher allen geschmeckt. Das es mit anderen Systemen schneller, besser, heißer, feincremiger etc. geht glaube ich unbesehen. Es dauert auch etwas länger als in den meisten Beschreibungen hier bis der Milchschaum die richtige Konsistenz hat. Aber die Milchschaumherstellung war für mich beim Kauf absolut kein Thema und ist es auch jetzt noch nicht. Worauf man allerdings achten sollte ist die Abkühlphase nach dem Dampfbezug. Da sollte man der Maschine ruhig 10 Minuten oder länger bis zum nächsten Espressobezug geben da es ansonsten viel zu heiß aus dem Duschsieb prasselt.

    Sollte jemand weitere Fragen zur Dampffunktion haben bin ich der falsche weil unwissende Ansprechpartner… und nein… meine Latte-Art versuche zeige ich niemandem J


    Weiter in Teil 3
     
  3. Kitoma

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    AW: Erfahrungsbericht Graef ES70/CM70 Starterset

    Teil 3:

    2. Graef CM70 Espressomühle:

    Optik: Billig. Kann man nicht besser umschreiben. Vom Ansehen her billiges Plastik, billiger Gummirüssel am Auswurf, billig verarbeitete Auffangschale, mit einem Wort: billig.


    [​IMG]




    Aber letztlich soll die Mühle keinen Schönheitspreis gewinnen sondern Kaffee mahlen. Wenn man dabei auf ein paar Dinge achtet macht sie das auch.
    Zum Einen liegen der Mühle 2 Siebträgerhalter bei. Ein größerer für die Siebträger der ES85/90 (und für die meisten anderen Siebträger) und ein kleinerer für den Siebträger der ES70. Betätigt wird die Mühle dadurch das man mit dem Siebträger gegen einen Kontaktschalter am Mühlenkorpus drückt. Dadurch das der Siebträger der ES70 kleiner ist als die üblichen 58mm ist das Sieb beim Mahlvorgang aber nicht mehr mittig unter dem Kaffeeauswurf. Das führt dazu das man den Mahlvorgang immer wieder mal unterbrechen und das Kaffeepulver im Sieb verschieben muß da es ansonsten doch schnell über den Rand geht und anfängt rumzusauen. Vielleicht bastel ich irgendwann mal eine kleine Verlängerung für den Schalter wenn es mich zu sehr nervt.
    Zum Anderen sollte man darauf achten das immer eine gewisse Menge Bohnen im Behälter ist (bei mir meistens 1/3 bis ½ voll). Wenn ich da mal nicht dran denke fangen die Bohnen beim Mahlvorgang an im Hopper hin und her zu springen und der Mahlgrad stimmt nicht mehr. Deswegen halte ich mit dieser Mühle das portionsweise mahlen nicht für praktikabel da man bei leerem Hopper den Mahlgrad nicht in den Griff bekommt.
    Mit der Rasterung des Mahlgrades komme ich mittlerweile gut klar. Ich finde eigentlich immer eine Einstellung bei der die Menge und Durchflußrate passen. Allerdings kann ich auch diejenigen unter Euch verstehen die sich eine feinere Verstellmöglichkeit oder eine stufenlose Verstellung wünschen. Das steht bei mir ja auch auf der Wunschliste für das nächste Upgrade.

    Was das angeblich starke herumstreuen beim Mahlvorgang angeht über das man hin und wieder liest muß ich sagen das es zumindest bei mir reproduzierbar Bohnenabhängig ist. Bei der Bohnensorte von meinem Kleinröster vor Ort muß ich nach jeder Siebbefüllung die Küche fegen, bei dem Sulawesi von Langen den ich grade in der Mühle habe fällt kein Krümelchen daneben. Alle anderen von mir probierten Bohnensorten liegen irgendwo dazwischen. Warum das so ist? Keine Ahnung, aber ich nehme es so hin und freue mich wenn ich eine Sorte in der Mühle habe die nicht herumsprotzt.

    Was mir dabei auch aufgefallen ist: manchmal neigt die Mühle zur Klumpenbildung. Meistens rauscht das Kaffeepulver mehr oder weniger gleichmäßig in das Sieb. hin und wieder kommt es aber vor das sekundenlang gar nichts ankommt und sich dann auf einmal ein großer Kaffeemehlklumpen aus dem Rüssel löst und das Sieb halb vollmacht. Bisher konnte ich das noch in keinen Zusammenhang mit Bohnensorte oder Mahlgrad bringen. Sollte ich dazu mal etwas Neues feststellen werde ich den Artikel hier gegebenenfalls ergänzen.

    Mit dem Totraum in der Mühle habe ich keine Probleme. Es kommt mir so vor als würde der sich beim ersten Mahlvorgang einmal auffüllen und das nachfolgende Pulver direkt darüber hinweggehen. Zumindest habe ich morgens beim ersten Espresso keine Probleme mit altem Pulver. Da scheint immer direkt frisch gemahlenes aus dem Auswurf zu kommen. Beim Reinigen jedoch holt man mühelos einige Gramm Pulver aus der Mühle.

    Abschließend zur Mühle möchte ich sagen das es wohl die erste Komponente ist die ich austauschen werde. Es lässt sich zwar recht gut damit das Kaffeepulver für den Siebträger mahlen, aber nach einigen Monaten Benutzung möchte ich doch demnächst auf eine feinstufigere oder gleich ganz stufenlose Mühle umsteigen mit der dann auch das portionsweise Mahlen möglich ist. Aber ich denke auch das es grade für Einsteiger zu dem Preis im Moment nichts vergleichbares gibt und bereue den Kauf auch nicht.

    Damit möchte ich den Punkt „Pro und Contra“ erstmal abschließen und zu dem kommen was am wichtigsten ist: Wie schmeckt er eigentlich, der Espresso aus der kleinen Graef… und vor allem… schmeckt er immer gleich? J

    Weiter und Fazit in Teil 4
     
  4. Kitoma

    Kitoma Mitglied

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    Teil 4

    Keine Sorge, ich werde Euch jetzt nicht mit Details zu jeder Tasse quälen die ich bisher gezapft habe J Ich möchte hier nur einige Dinge aufführen die mir beim Gebrauch mit der kleinen Graef aufgefallen sind.

    Erstens wäre da die Aufheizzeit die laut Anleitung 2 bis 3 Minuten dauert. Natürlich kann man nach 2-3 Minuten schon anfangen Espresso zu beziehen, aber dadurch das der Siebträger und die Brühgruppe dann noch kein Stück aufgewärmt sind schmeckt das was da in der Tasse ankommt nicht wirklich gut. Mittlerweile bin ich dabei angelangt der Maschine 10-15 Minuten zum aufheizen zu geben und dann einen Leerbezug zu machen (den brauche ich sowieso um die Tasse vorzuwärmen). Danach scheint die ES70 recht temperaturstabil zu sein und egal ob ich 10 Minuten oder eine Stunde später den nächsten Espresso durchlasse, das Ergebnis in der Tasse schmeckt gleich. Dieser Absatz bezieht sich vor allem auf die User hier die ähnlich wie ich als Anfänger vor ihrer ersten Siebträgermaschine stehen. Vergesst das Werbeblabla von 3 Minuten Aufheizzeit…. gebt der Maschine Ihre Zeit und geht morgens nach dem einschalten erstmal duschen… das bisschen Geduld wird Euch mit einem leckeren Espresso gedankt :)



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    Zum Espresso selber: der rinnt wenn man den richtigen Mahlgrad und die Pulvermenge berücksichtigt hat im 2er-Sieb mit einem erst dunkelbraunen und dann goldenen Cremastrahl in die Tasse. Sieht appetitlich aus und schmeckt auch so. Und dabei bin ich mit Sicherheit nicht der große Espressokenner und glaube Euch gerne das man mit erheblich höheren finanziellem Aufwand und anderem Equipment mehr aus der Bohne herausholen kann… aber für einen Anfänger wie mich ist das was nach einiger Einarbeitungszeit aus der Graef herauskommt ein leckerer und reproduzierbarer Espresso. Sogar mittlerweile so reproduzierbar das ich mich langsam traue an Parametern wie Brühtemperatur, Füllmenge und ähnlichem herum zu spielen da ich mir mittlerweile sicher bin wieder jederzeit zu einem genießbaren Ergebnis zurück zu kommen.

    Mit dem 1er-Sieb komme ich mittlerweile auch sehr gut zurecht. Was dabei aber auffällt ist das durch dem merkwürdigen Auslauf am Siebträger der Espresso eher in die Tasse tröpfelt als fließt. Tut dem Geschmack in meinen Augen keinen Abbruch, sieht aber nicht so schön aus wie mit dem 2er-Sieb.

    Dies führt mich zu einem weiterem kleinen Novum in dieser Preisklasse. Man kann bei der ES70 ebenso wie bei Ihren großen Schwestern die Brühtemperatur, die Dampftemperatur und die Dampftrockenheit und Impuls (?) einstellen… wobei ich bei letzterem absolut nicht weiß was das beeinflussen soll. Aber wie weiter oben schon geschrieben ist für mich die Milchaufschäumfunktion eher zweitrangig. In wie weit ich mit der Brühtemperatur auf den Geschmack in Richtung bitter oder sauer Einfluss nehmen kann werde ich demnächst mal versuchen. Denn eines ist für mich sicher. Je besser man die Grundzüge des Espressomachens beherrscht desto mehr macht das Spielen mit den Parametern Spaß. Im ersten Monat war das Espresso beziehen eher Stress… denn man wusste nie so ganz genau was da jetzt bei rauskommt… Mittlerweile ist es fast Routine geworden. Wenn der Mahlgrad mal nicht passt weiß man jetzt um wie viel in welche Richtung man an der Mühle drehen muß und meistens ist dann der 2. Espresso schon so wie er sein soll. Und auch das Einstellen auf eine neue Bohnensorte geht mittlerweile erheblich einfacher und schneller.

    Und das führt mich zu einem letzten Punkt den ich hier noch erwähnen möchte und bei dem ich mir Input von Euch erhoffe.

    Wie viele Andere auch bin ich dem hier oft gegebenen Anfängertip gefolgt und habe mir den Parottacafe Gran Crema zum Einstieg und Kennenlernen meiner Maschine bestellt. Was folgte ist eine Cremaorgie bei der ich mir nie sicher war ob ich nun 30ml bzw. 60ml in meiner Tasse hatte. Das der Kaffee eine Unmenge an Crema produziert ist unbestritten, aber ich finde grade das macht es für Anfänger schwieriger die richtige Bezugszeit- und Menge zu bestimmen. Zumindest war ich mit dem Gran Crema im Zusammenhang mit dem Mess-Shotglas völlig überfordert. Der Flüssigkeitsstand war bei Ristretto… die Crema lief bereits über das Abtropfblech.
    Dazu kommt der in meinen Augen sehr eigene Geschmack des Gran Crema. Ich finde ihn sehr malzig, würzig, rauchig. Vermutlich werden die Gourmets hier jetzt den Kopf schütteln, aber ich, der ja nur den üblichen Restaurantespresso gewöhnt war, fand es sehr schwer da festzustellen ob der Geschmack nun „richtig“ ist oder ob der Espresso mir doch zu stark oder bitter oder sonst was geworden ist.
    Für mich ist der Gran Crema mittlerweile ein sehr leckerer Espresso geworden, aber ich würde ihn bestimmt nicht als Anfängertauglich einstufen. Hier bin ich jetzt auf Eure Meinungen gespannt.


    [​IMG]


    Zum Abschluss jetzt für Alle die bis hierhin durchgehalten haben mein Fazit:


    Würde ich mir diese Kombi noch einmal kaufen? Bis zu einem Preis von 300,- € auf jeden Fall da ich bisher nichts Vergleichbares Neu gefunden habe. Klar muß man einige Abstriche machen. Der komische Siebträger, die schwergängigen Knöpfe, die spratzelnde Mühle… seitdem ich die Kombi habe ist mein Zewa- und Waschlappenverbrauch immens angestiegen. Aber nach einiger Eingewöhnung kann ich mich jetzt jederzeit mit einem leckeren Espresso dafür entschädigen. Und nachdem was ich hier im Forum bisher so gelesen habe muß ich für ein spürbares mehr an Bedienkomfort und Geschmack deutlich mehr als das doppelte des Kaufpreises rechnen. Und dabei ist das Einzige was ich mir wünsche ein anderer Siebträger….

    Grüße aus der Heide

    Heiko
     
  5. #5 S.Bresseau, 08.02.2014
    S.Bresseau

    S.Bresseau Mitglied

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    AW: Erfahrungsbericht Graef ES70/CM70 Starterset

    Hallo Heiko

    wow - selten so einen umfangreichen Bericht gesehen!

    nicht unbedingt. Ich denke, dass eine CM800 + Classic deutliche Verbessungen bringen könnte, für unter 400 Euro, also weniger als 150 Euro mehr als für Deine Kombi. Vor allem die CM800 scheint in wesentlichen Punkten besser zu sein als die CM70.
    Das sind Optimierungen aufgrund der weiten Verbreitung der Maschine. Wäre die Graef ähnlich populär, gäbe es sicher genauso viele Tipps für Verbesserungen.
     
  6. gxxr

    gxxr Mitglied

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    AW: Erfahrungsbericht Graef ES70/CM70 Starterset

    Das Problem lässt sich eigentlich leicht lösen: Die Volumensangaben beinhalten die Crema bereits, daher soll diese nicht übers Abtropfblech laufen, sondern bei der 60ml-Markierung im Mess-Shotglas stehen.
     
  7. #7 Heiko_FFM, 31.03.2014
    Heiko_FFM

    Heiko_FFM Mitglied

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    AW: Erfahrungsbericht Graef ES70/CM70 Starterset

    Hallo Kitoma,

    tolle Fotos und ein schöner Bericht, ich finde die Graefs auch eine interessante Alternative. Wie schaut es mit der Verarbeitung aus, bist du auch nach einigen Monaten damit zufrieden? Ich konnte mir bislang nur die ES90 live und in Farbe anschauen, da fand ich die gummi-Knöpfe doch seh billig gemacht, egal welchen man gedrückt hat, alle anderen bewegten sich mit.
    Viele Grüße
     
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