Erfahrungsbericht: Wärmedämmung einer ECM-Classika

Diskutiere Erfahrungsbericht: Wärmedämmung einer ECM-Classika im Espresso- und Kaffeemaschinen Forum im Bereich Maschinen und Technik; Hallo zusammen, nachdem ich bei der Modellsuche für Maschine und Mühle sowie bei der Umsetzung dieses Projekts als Passivnutzer sehr von dem...

  1. NicoK

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    Hallo zusammen,

    nachdem ich bei der Modellsuche für Maschine und Mühle sowie bei der Umsetzung dieses Projekts als Passivnutzer sehr von dem Forum hier profitiert habe, möchte ich mit diesem kleinen Erfahrungsbericht etwas zurückgeben. Die Ergebnisse in Kurzform: Nach dem Aufheizen habe ich eine Einsparung um etwa 33% erreicht und die Dämmung der Brühgruppe hat sich als überraschend effektiv erwiesen. Ziemlich weit unten sind die Ergebnisse in einer Tabelle dargestellt.

    Ich hatte den Kaffee geschmacklich einigermaßen im Griff, da kam mir die Frage, wie viel Energie eigentlich mein Luxus eines leckeren Espresso am Morgen verbraucht. Das Stromverbrauchsmessgerät (wer sich das Ding im Raum Stuttgart mal ausleihen will, melde sich bitte) brachte das ernüchternde Ergebnis: Meine Morgenroutine (Aufheizen, 2 Espressi, Duschen, Frühstücken, nochmal 2 Espressi + jeweils Wasserbezüge zum Aufwärmen, ein Handtuch liegt oben auf der Maschine) zieht immerhin 229 Wh. Dafür könnte ich immerhin fast den ganzen Tag das Licht in einem Zimmer anlassen, meinen Router laufen lassen oder knapp 800 m Auto fahren*.

    Ich habe mich schließlich für das hier vorgeschlagene Wollfilz entschieden und in einer ziemlichen Frickelaktion den Boiler und die Leitungen eingepackt:

    [​IMG]

    und hier noch eins:

    [​IMG]

    Ich habe 3mm-Matten verwendet, die aber um den Boiler doppelt gelegt und das so, dass die Übergänge immer an anderen Stellen sind, um Wärmebrücken zu vermeiden. Die Leitungen sind etwas lieblos eingepackt. Ich habe mich nicht getraut, den Boiler komplett auszubauen. Im Nachhinein betrachtet wäre das wahrscheinlich einfacher, schneller und sauberer gewesen.

    Weil ich schon dabei war, habe ich noch an die Rückseite, die Oberseite innen und unter das aufliegende Gitter eine 1cm-Styropor-Platte geklemmt. Diese Maßnahme kostet kaum etwas, bringt aber mMn auch so gut wie nichts, weil die Wärme, die erstmal vom Boiler und den Leitungen in den Innenraum der Maschine abgegeben wurde, zum größten Teil per Konvektion, also durch die warme Luft, die oben aus der Maschine strömt,verloren geht . Solange man da nicht jede Lücke schließt, kriegt man keine sinnvolle Dämmung hin. Die Temperatur im Innenraum ist durch die Styroporplatten dann auch nur von 64° auf 66° gestiegen.

    Der Effekt war ganz ordentlich, aber nicht überragend. Ich verfiel deshalb darauf, auch für die Brühgruppe ein kleines Mäntelchen zu basteln. Das Ergebnis ist optisch etwas gewöhnungsbedürftig, aber durchaus effektiv. Das verwundert auch nicht. Schließlich haben wir eine sehr große Oberfläche und eine deutlich größere Temperaturdifferenz zur Umgebung als in der Maschine selbst:

    [​IMG]

    [​IMG]

    Zur Erläuterung nebenbei: Das kleine Schälchen links der Maschine sammelt das Wasser, das aus dem etwas zu weit aufgedrehten Übderdruckventil tropft, das Glasröhrchen rechts ist ein externer Wasserstandsanzeiger.

    Die Messergebnisse nun also in "tabellarischer" Form:

    ...................................... | 1. Aufheizen | abgeschl. Aufheizphase | Ende der Morgenroutine
    Ungedämmt...................|......85Wh......|.................130Wh..............|................229Wh
    Nur Boilerdämmung......|......81Wh.......|.................125Wh..............|................205Wh
    + Brühgruppenmantel...|...... 81Wh......|.................121Wh..............|................188Wh

    Die Ergebnisse scheinen mir schlüssig: Beim Aufheizen ist kaum was zu holen. Erst wird das Wasser im Kessel aufgeheizt, die Wärme wird an die Außenwand abgegeben, so dass nach kurzer Zeit der Schwellenwert des Thermostats (eingestellt auf 95°) wieder unterschritten ist und er nachheizt, bis das ganze durcherhitzt ist (ca. 10 bis 15 min mit Waserbezug zur Beschleunigung). Erst danach fällt es ins Gewicht, wie schnell oder langsam die Teile abkühlen. Die Zeit nach der Aufheizphase bis zu dem Moment, in dem ich die Maschine nach der 2. Runde Kaffee ausschalte, beträgt etwa 45 Minuten. In dieser Zeit spare ich 39Wh oder etwa 33%. Pro Stunde (wenn auch mit einem Kaffeebezug, also kein reiner Standby-Betrieb) wären das 52Wh. Zu beachten ist jedoch, das die Werte insofern etwas ungenau sind, als jeden Moment die Heizung anspringen kann und dann in 3 Minuten 20 Wh verbraucht werden, im Anschluss ist dann wieder eine Weile Ruhe.

    Insgesamt bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Ich sehe an folgenden Punkten Verbesserungspotential:
    • Wie bei jeder Dämmung dürfte auch hier die Verarbeitungsqualität im Detail wesentlich sein. Mit ausgebautem Boiler, mehr Nerven und handwerklichem Geschick wäre hier sicher noch etwas zu holen.
    • Ich bin mir (das kam mir aber auch erst hinterher) nicht sicher, ob Wollfilz dieselben Dämmeigenschaften hat wie Wolle selbst, etwa eine Wolldecke. Wenn man wikipedia Glauben schenken kann, dann hat Schafswolle einige Tricks auf Lager, die durch das Verfilzen verloren gehen könnten.
    • Nochmal 10Wh pro Morgen bringt es nebenbei, wenn ich die Maschine in der Pause ausschalte.
    Ich beziehe so gut wie nie Dampf oder Wasser. Ob es bei den dabei notwendigen deutlich höheren Temperaturen zu Problemen (Wollfilz soll ja ab 120° kokeln) kommt, kann ich nicht sagen.

    Was haltet Ihr von dem Ganzen? Was sind Eure Erfahrungen? Wo seht Ihr noch Potential? Und wie kriegt man ansehnliche Tabellen hin?

    *Diese Rechnung ist sicher angreifbar: Angenommen wurde ein Benziner mit einem Verbrauch von 6l/100km, Heizwert und Dichte des Benzins von wikipedia und ein Primärenergiefaktor des Stroms von 3.
     
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  2. NicoK

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    Das mit dem Star wird nichts werden. Seitdem meine Schwiegereltern letztes Wochenende zu Besuch waren, ist der 2011er leider aus.

    Im Ernst: Meine Freundin musste noch mehr lachen als ich. Zur Farbe kann ich nur sagen, dass ich bei der Bestellung nur die Boilerdämmung geplant und deswegen rosa ausgewählt hatte. Das Schicksal gab mir noch eine Chance, rosa war bei modulor wegen eines Bestandfehlers plötzlich doch nicht verfügbar. Gespräch mit der Service-Hotline:
    "Ist der Wollfilz komplett aus oder haben Sie andere Farben auf Lager?"
    "Andere Farben haben wir, welche wollen Sie?"
    "Egal"
    "Sie müssen sich schon entscheiden"
    "Gut, dann nehme ich.. pink!"
    "Ähmm, sind Sie sicher?! Das Pink kommt in Echt, wie soll ich sagen, doch eher knallig raus"
    "Kein Problem, die Farbe ist eh nur ein Witz. Das Zeug wird als Dämmmaterial in einem Gehäuse verwendet. Das sieht danach eh keiner"
    "Achso, dann geht Pink heute noch raus"
     
  3. Indigo

    Indigo Mitglied

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    Danke für den Bericht und die Messwerte.
    Ich bin immer wieder erstaunt, wie gering die potenziellen Einsparungen einer Kesseldämmung sind.
    Da schlägt dann wohl doch die Wärmekapazität des Wassers bei Weitem die Abstrahlung.
     
  4. #4 Sonic-Master, 20.08.2015
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    Hast du bei modulor.de bestellt?
     
  5. Arni

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    Tolle Idee mit den Wollfilzen! Du solltest dir das patentieren lassen , vor allem das mit der BG.
    Du könntest mindestens nochmals 5-10 Wh sparen, wenn du die ganze Maschine in eine mit 5 cm Styrodur Platten gedämmte Kiste stellen würdest.
     
  6. NicoK

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    Ja. Ich war echt beeindruckt, dass der Mensch (zumindest den Eindruck vermittelte, dass er) diesen speziellen wollfilz tatsächlich mit eigenen Augen gesehen hatte.
     
  7. helges

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    Mich wuerde doch arg wundern, wenn der Espresso jetzt nicht anders schmeckt.
    Gerade die E61 duerfte maechtig ueberhitzen - vorausgesetzt Du aenderst an der Temperatureinstellung nichts.
    Der Thermosiphon wurde auf die "normale" Abstrahlung ausgelegt.
     
  8. #8 nnamretsuM, 20.08.2015
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    Da stimme ich zu, würde mich auch wundern!
     
  9. Arni

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    Was du außer den schon angeführten Überhitzungsproblemen noch bedenken musst: Die Energie, die für die Herstellung und den Transport der Wollfilze aufgewendet wurde ist höher als das, was du in 5-7 oder mehr Jahren einsparen kannst.
     
  10. helges

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    Arni, das ist Unsinn - die Wolfilzherstellung duerfte zu den eher weniger energieintensiven Industrien gehoeren und die in 7 Jahren gesparten ueber 100kWh duerften locker reichen um die paar Lappen zu produzieren. :D
     
  11. #11 Claro007, 20.08.2015
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    Dafür durften wir schmunzeln, das ist doch auch was;)
     
  12. helges

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    Arni haelt alles, was er nicht macht fuer Unsinn, vollkommen egal auf welchem Gebiet. Er liest eigentlich auch nie die Kommentare zu seinen Postings, er hat ja sowieso Recht. :D
     
  13. #13 Dieselweezel, 20.08.2015
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    Ich finde Deine Dämmung cool, der Ansatz und die Farbe gefallen mir. Aber:

    Nur um das Ganze nochmal zu wiederholen und in Relation zu setzen: Deine vier Espressi kosten Dich morgens (grob überschlagen) ganze 10 Cent Energie. Also pro Espresso 2,5 Cent...
    Bei 220 Arbeitstagen sind das 22 Euro - fürs ganze Jahr und rund 1000 Espressi. Habe ich mich verrechnet?
    Das findest Du ernüchternd? Das müsste ich schon gar keine anderen Probleme haben, als mir darüber Gedanken zu machen.

    Reine Selbstgeißelung:

     
  14. #14 SchlagRat, 21.08.2015
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    Ich habe meine BZ 99 auch gedämmt. Natürlich bringt das beim aufheizen nichts, der Standby Verbrauch (Maschine an, aber kein Bezug) hat sich aber mehr als halbiert! Statt vormals knapp üner 200 Watt sind es jetzt weniger als 100 watt zum warm halten.

    Wer das mit einem Energiekostenmessgerät selber messen möchte, sollte ein schnelles nehmen. Manche messen nur alle paar Sekunden, das ist aber witzlos wenn die Heizung nur 7-10 sekunden an geht.
     
  15. #15 Dieselweezel, 21.08.2015
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    50% Einsparung kann ich mir nicht vorstellen, das würde den hier veröffentlichten Erfahrungen widersprechen. Siehe z.B. hier: http://www.rimprezza.de/Kesselisolierung-was-bringts
    Ich dämme übrigens meine Maschinen während der Restauration auch. Ich mache es, weil die Maschine dann sowieso schon zerlegt ist und ich meistens auch Maschinen mit größerem Kessel habe (zur Zeit eine Dalla Corte Super Mini mit 3,5 l Dampfboiler). Ich bin mir jedoch auch darüber im Klaren, dass es angesicht der hohen Preise für Armaflex und der geringen Gesamtlaufzeit bei mir eigentlich keinen Sinn macht. Meine DC ist in zehn Minuten voll einsatzbereit, es macht also keinen Sinn sie den ganzen Tag durchlaufen zu lassen.
    Bei einer Gastromaschine mit 11 l-Kessel, die 14 Stunden am Tag durchballert, mag eine Isolierung Sinn machen. Im privaten Bereich mit meistens geringen Kesselgrößen und geringen Laufzeiten sehe ich keinen Anlass mir deswegen großen Stress zu machen.
     
  16. #16 Phippu, 21.08.2015
    Zuletzt bearbeitet: 21.08.2015
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    Editiert, weil ich leider teilweise Unsinn geschrieben hatte...

    Guten Morgen! :)

    Finde es sehr cool, dass du dir Gedanken über den Verbrauch deiner Maschine machst! Espresso-Trinken ist wahrlich ein Luxus, den wir uns gönnen, die dafür zuviel benötigte Energie ist aber imho Verschwendung, denn sie bringt keinen Mehrwert. Dass man sich diese Verschwendung finanziell leisten kann, weil die Energie (zu)wenig kostet, ist für mich amerikanische Mentalität, à la "was kümmert mich der Spritverbrauch meines Big-Blocks, wenn die Gallone nichts kostet". Ausserdem hast du ja jetzt nur dein "Morgenritual" betrachtet (weils so schön reproduzierbar ist), aber ich vermute mal, deine Maschine läuft doch einiges mehr und es kommen jährlich einige Heizstunden zusammen.
    Den Kessel und die ganze Verrohrung zu isolieren finde ich eine gute Idee und es wäre eigentlich wünschenswert, wenn dies bei den Herstellern ab Werk mit befestigungstechnisch durchdachten Lösungen bereits Standard wäre. Beim Filz müsste man vielleicht nochmal checken, ob es wirklich das am besten geeignete Material für die vorliegenden Anforderungen ist, Wolle vs. Feuchtigkeit, die bei einer Kaffeemaschine immer irgendwie vorhanden ist ;)

    Bei der Brühgruppe kommt es mir ein bisschen so vor, als ob sich jemand ein SUV kauft und dann nach Möglichkeiten zur Verbrauchsreduktion sucht, sozusagen Schadensminimierung im nachhinein. Die freistehende E61 mag an kalten Wintertagen eine willkommene Zusatzheizung sein (ähnlich wie Glühbirnen), aber sie ist halt definitiv nicht auf Energieeffizienz ausgelegt. Wahrscheinlich würde hier eine Balkonmaschine schon besser abschneiden (und optisch eher akzeptiert werden, als E61 mit Mäntelchen :D). Beim Einkreiser mit E61, wie ich grad festgestellt hab die Classika ja ist, müsste es ein bisschen besser sein als beim Zweikreiser, bei dem der Service-Kessel auf - ja wieviel eigentlich... - °C aufgeheizt wird, um mit dem HX das Brühwasser auf +/-93° hochzuziehen, aber sie bleibt eine Umgebungszeizung.

    Mein Fazit: Um beim Espresso kochen energietechnisch auf einen grünen Ast zu kommen, sollte man einerseits schon beim Kauf der zum Trinkprofil passenden Maschine auf den Verbrauch achten und die Maschine dann mit Verstand ein- und ausschalten, anderseits könnte wohl konstruktiv noch einiges Potential ausgeschöpft werden. Und hier meine ich nicht passive Wärmedämmung, sondern es muss technisch einfach möglich sein, 30-60 ml Wasser mit einer definierten Temperatur bereitzustellen, ohne dafür vorher kiloweise Metall und literweise Wasser zu heizen... o_O Auch wäre es sinnvoller, wenn die Hersteller dieses Thema angehen, denn wenn sich die Politik einmischen muss, entstehen dann so Auswüchse wie "automatischer Standby-Betrieb nach xx Minuten"

    So long, Phippu
     
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  17. NicoK

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    @helges und nnamretsuM: Ich habe keinen geschmacklichen Unterschied bemerkt. Da ich natürlich jeden Verdacht auf Banausentum empört von mir weise, erkläre ich mir das mal so: Vor wie nach dem Dämmen wärme ich das Innere der Brühgruppe durch Leerbezug auf. In der kurzen Zeit, bis dann das Kaffeewasser durchläuft, kühlt die Brühgruppe so oder so nur minimal aus. Wenn ich Zeit und Lust habe, messe ich am Wochenende einfach mal die Temperatur des Kaffees. Das dürfte ergiebiger sein als meine laienhaften Spekulationen.

    @helges: Danke, dass Du die Antwort an arni übernommen hast. In einem Forum für Leute, die Zeit und Geld für mehrere Urlaube dafür vergeuden, kleine braune Bohnen zu zerkleinern und mit heißem Wasser zu übergießen, sollte man grundsätzlich jedem seinen Spleen gönnen. Mit der Energiebilanz hat er ja sogar möglichweise recht. Vielleicht stammt die Wolle von neuseeländischen Schafen und wurde einzeln per Kurier um den Globus geflogen. Ich hatte aber keine Lust, einen lokalen Schäfer zu suchen, der mir eine Hand voll Restwolle überlässt, die ich dann in den kommenden Wintermonaten mit (recyceltem) Seifenwasser verfilze. Wenn die Idee im Kopf ist, muss sie raus und zwar schnell. Und damit sind wir bei

    @Dieselweezel: Größenordnungsmäßig kommt Deine Kostenberechnung hin. Finanziell kommen die knapp 30 € Investition in lächerlichen 7 Jahren raus und ökologisch weiß ich es am Ende gar nicht (s.o.), zumal ich mir das Ganze mit Ökostrom schönreden könnte. Mit Selbstgeiselung hat es trotzdem für mich wenig zu tun, sondern vor allem mit Neugierde und Spaß am Basteln. Ich empfinde es nicht als Belastung, abends zu gucken, ob ich alle Lichter ausgemacht habe, und ich empfinde es eher als spannendes Projekt, meinen Alltag von dieser Seite zu beleuchten und zu optimieren. Bietet manchmal mehr Selbstwirksamkeitserfahrungen als das Produzieren von bedrucktem Papier im Büro. Und außerdem kann man sich dadurch herrlich selbst täuschen: Seit der Dämmung verbrauche ich nicht mehr pro Tag 229 Wh, sondern ich spare stets 40 Wh!

    @SchlagRat: Das Thermostat der ECM Classika ist offensichtlich deutlich träger eingestellt. Die Heizung springt ca alle 20 bis 30 Minuten für etwa eine Minute an. In dieser Zeit zieht sie dann aber 1500 W. Mich würde interessieren, ab wie viel ° Differenz zum Sollwert die Heizung anspringt. Weiß das wer?

    @Phippu: Dass Energie zu billig ist, ist völlig richtig. Dass es Luxusenergie ist, teile ich auch. Und insofern macht jede Dämmung die Sache in diesem Sinne nur weniger schlecht. Ich kam an diese Maschine billig gebraucht und ich habe mir null Gedanken über den Verbrauch gemacht. Und die Kaufentscheidung ist ja auch ohne diesen Aspekt komplex genug.

    Viel mehr als mein Morgenritual verbrauche ich in der Tat nicht, da ich dann zur Arbeit muss und abends keinen Kaffee mehr trinke. Am Wochenende findet das Ganze jeweils ein paar Stunden später und am Nachmittag statt. Und wie ich angedeutet habe: Inzwischen schalte ich die Maschine sogar während der beiden Bezüge am Morgen aus. Um diese Diskussion mal wieder hochzubringen: Ausschalten lohnt sich energetisch immer.

    ECM war der Energieverbrauch bei der Konstruktion offensichtlich völlig egal, anders lässt sich das nicht erklären - sowohl die fehlende Dämmung als die von Dir angesprochene Tatsache, dass eine absurde Menge heißes Wasser vorrätig gehalten wird. Ich behaupte mal, dass sich mit 1.500 W ein Durchlauferhitzer betreiben ließe, der das heiße Wasser dann und nur dann bringt, wenn man es braucht. Allerdings dürfte so ein System wesentlich anspruchsvoller zu bauen sein.

    Schwebt Dir eine Maschine vor, die geschmacklich in der Liga der Classika spielt und zu meinem Trinkprofil besser passt?
     
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  18. #18 SchlagRat, 21.08.2015
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    Die Bezzi ist keine E61 Maschine und der Kessel hat viel Oberfläche im Vergleich zum Volumen. Ich habe die Maschine letzte Woche vergessen auszuschalten und konnte so den von der Fritz Steckdose gemessenen Verbrauch von 10 Stunden Standby ablesen (885Wh).

    Mit der Stoppuhr gemessen kommt das auch etwa hin. Vor der Isolierung etwa 50-60 Sekunden Pause und dann 7-11 Sekunden Heizphase, jetzt sind es ca. 2min. Pause.

    Die Isolierung vom Kopf des Kessels und oberhalb der Brühgruppe musste ich entfernen, ansonsten überhitzte das Wasser während des Bezugs, trotz großzügigem Leerbezug.
     
  19. Phippu

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    Ich glaube, einerseits lautet das Credo der Maschinen-Entwickler "Hubraum ist durch nichts zu ersetzen als durch noch mehr Hubraub", sprich grosse Boiler durch noch grössere, andererseits scheinen sie eine Mentalität zu haben, die uns Solothurnern auch zugeschrieben wird, "'s isch immer so gsi, 's isch immer so gsi", warum etwas an einem Konzept ändern, das schon Jahrzehnte (mehr oder weniger) gut funktioniert?
    Ausserdem sind die Kisten Derivate aus dem Gastrobereich, wo der Aspekt Energieeffizienz wohl höchstens bei Flugzeug-Espresso angedacht würde...
    Ja & ja, ist auch meine Ansicht, dass das gehen müsste, aber eben nicht ganz so Low-Tech und vor allem nicht mit Festhalten an alten Konzepten; diese thermisch trägen Systeme lassen sich eben nicht durch schnelle, heute günstig vorhandene Regelungstechnik (siehe z.B. Mulitkopter/Drohnen) stabilisieren. Man müsste an den richtigen Stellen die Wassertemperaturen messen, sehr gezielt Energie einbringen und dann am Schluss noch kleine Unregelmässigkeiten fluiddynamisch ausgleichen, Stichwort Xenia/Turbulator.

    Auch von der Energie her müsste es imho gehen: sagen wir 80g Wasser von 12° auf 93°C in 25s erwärmen braucht es: 80g / 0.239 Ws/g/°C * (93-12)°C = 1.1kW durchschnittliche Leistung
    Man könnte natürlich immer noch mit einem kleinen (100ml) konventionellen Puffer-Boiler zur Vorwärmung (ca. 85°C) arbeiten, dann sind wir dann noch bei 100W.
    Einfluss von kaltem Frischwasser könnte man technisch auch unterbinden, z.B. mit einem Doppelkolben-System: Frischwasser drückt in die eine Kammer, das vorgeheizte Wasser der anderen Kammer wird in die BG gedrückt; zwei Magnetventile vertauschen die Protagonisten.
    ...hätte ich die Ideen hiermit nicht schon veröffentlicht, könnte man sie glatt zum Patent anmelden... :D
    Leider keine existierende... ;) Wünsche weiterhin viel Spass und gute Espressi mit Rudolf, äh der isolierten Classika!

    Gruss Phippu
     
  20. #20 domimü, 21.08.2015
    domimü

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    Wenn du nur Espressi zubereitest, passt die Portaspresso Rossa. Noch energiesparender als 300 ml Wasser kochen für 2 Espressi inkl. Tassenwärmen wird sehr schwer.
     
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