Espresso-Temperatur nach der Extraktion - Stirbt der Espresso doch?

Diskutiere Espresso-Temperatur nach der Extraktion - Stirbt der Espresso doch? im Bohnen und Kaffee Forum im Bereich Rund um die Bohne; In den letzten Tagen/Wochen ist mir aufgefallen, dass es, vielleicht unabsichtlich, verschiedene Diskussionen zum Thema Temperatur nach dem...

  1. #1 shadACII, 28.11.2022
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    In den letzten Tagen/Wochen ist mir aufgefallen, dass es, vielleicht unabsichtlich, verschiedene Diskussionen zum Thema Temperatur nach dem Espressobezug gibt.
    Disclaimer vorab, ich vertrete bisher die Meinung, dass der Espresso nicht "stirbt", wie man früher gesagt hat, sondern man schmeckt lediglich mehr, je näher die Getränketemperatur an der eigenen Körpertemperatur ist.

    Für viele wichtig ist die Aufheizzeit einer Maschine, wie man in den Kaufberatungsthreads häufig sehen kann. La Marzocco geht mit der Micra jetzt sogar so weit und reduziert die Siebträgermasse mittels eines Kunststoff-Auslaufs. Hier ist die erste Diskussion, ob das wirklich einen Einfluss auf die Aufheizzeit hat. Es führt schneller zu einer höheren Getränketemperatur, ähnlich wie ein bodenloser Siebträger. Für manche, vielleicht Teil der Aufheizzeit, andere argumentieren, dass die Extraktion vorher im Sieb schon geschehen ist und damit nur noch die Getränketemperatur beeinflusst wird. Bisher war letzteres auch meine Annahme, dass verändert nicht die Extraktion, da diese bereits abgeschlossen ist, sondern lediglich die initiale Getränketemperatur, ähnlich dem Tassenvorwärmen.

    Jetzt habe ich entdeckt, dass manche ihren Espresso bewusst schnell abkühlen nach der Extraktion, angeblich verbessert es den Geschmack. Das älteste Video dazu, das ich finden konnte, ist von der WBC 2021, wo Hugh Kelly dies für seinen "Signature-Drink" macht. Vor ein paar Tagen gab es dazu dann noch ein Video eines Kaffee-Influencers, der Espresso auf gekühlte Stahlkugeln bezieht. Hier mal beide Videos:





    Auch weiß ich, dass manche hier im Forum ihre Tassen bewusst vorher kühlen, was ja einen ähnlichen Effekt haben dürfte. Bisher war ich davon ausgegangen, das dient nur der persönlichen Temperaturvorliebe. Aber vielleicht schmeckt es ja wirklich besser "frisch gekühlt" und ist unter diesem Aspekt vielleicht ein nicht durch geheizter Siebträger sogar von Vorteil?

    Den Titel hab ich etwas reißerisch gewählt, andersherum zum alten "Espresso-Sterben", wenn er abkühlt hin zu dem neuen "Espresso-Sterben", wenn er heiß bleibt. Ich möchte hier niemandem seinen Arbeitsablauf oder die Präferenzen madig machen, sondern eine Diskussion mit Meinungen und Erfahrungen zu dem Thema anregen. Mich interessiert es, da ich selbst eher kühler trinke und vielleicht sollte ich ja auch meine Tassen kühlen.
     
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  2. #2 Andreas 888, 10.10.2023
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    Das war wohl ein intensiver Schub in der Öffentlichkeit.

    Wenn ich mich richtig erinnere, war's 2016 als Berg Wu eisgekühlte Siebträger verwendet hat. Was einen ähnlichen Effekt hat.
    Über die eisgekühlte Kugel zu extrahieren, hat den Vorteil, dass die eigentliche Extraktion unbeeinflusst ablaufen kann, anschließend aber sehr schnell die Aromen...'gebunden werden'.

    Ich hab' schon immer den Espresso grade mal warm/lauwarm getrunken.
    Da für mich der Geschmack/die Aromen... bei fast jedem Espresso mit zunehmender Abkühlung besser/intensiver werden.

    Die Chill-Extraktion ist die Steigerung davon.
    Meine Erfahrung ist, dass es einen gravierenden Geschmacksunterschied macht.
     
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  3. #3 Gelöschte Mitglieder 54053, 10.10.2023
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    Mh. Interessant - bisher hab ich es nie miteinander verbunden, aber: ich kenn eine Griechin, die sich ihren Espresso auch immer direkt über Eis bezieht - was quasi auch ganz Griechenland so macht, ihrer Aussage nach (und nein, damit ist nicht die schreckliche Tradition des Schüttelfrappe gemeint). Klar, dadurch wird der Kaffee immer ein bisschen verwässert ... aber vielleicht hat sie einfach schon immer Recht gehabt?
     
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  4. #4 shadACII, 11.10.2023
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    Kommt dieser Thread nach fast einem Jahr wieder hoch.
    Ahh, danke das wusste ich nicht.

    Definitiv, das mach ich auch so aus gleichem Grund.

    Ich habs innerhalb des Jahres noch nicht wirklich ausprobiert. Wenn der Unterschied allerdings doch deutlich ist, dann muss ich das wohl doch mal ausprobieren. Also erstmal die Tassen für morgen in den Tiefkühler.

    Damit wäre aber auch die Trinktemperatur weit runter. für mich kein Problem, manch ein andere mag das aber nicht. Aber ja, das sollte ja den gleiche Temperatureffekt haben.
     
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  5. #5 Heißwasserhorst, 11.10.2023
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    Ich stelle seit Jahren meine Espressotasse für ein paar Minuten ins Eisfach, bevor ich ihn beziehe. Das verbessert den Geschmack meines Erachtens merklich (Filter schmeckt abgekühlt ja auch besser). Eine tolle Kugel brauche ich nicht.
     
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  6. #6 dani87zh, 11.10.2023
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    im Ernst? Dann machen die in Italien ja alles falsch - dort kochen sie die Tassen teilweise vor dem Bezug. Und weshalb haben die Maschinen Tassenheizungen statt kühlungen? Grundsätzlich ist das so, dass ein heisser Espresso nur nach verbrannter Zunge schmeckt und besser wird wenn er abkühlt.
    Und eine zu kalte Tasse zerstört die Crema
     
  7. #7 Heißwasserhorst, 11.10.2023
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    Moin Dani. Zu pechschwarz geröstetem Billigkaffee passen heiße Tassen hervorragend, insofern machen die Italiener alles richtig. Ich habe einfach einen anderen Geschmack als die. Gruß
     
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  8. #8 dani87zh, 11.10.2023
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    Naja ich will dir ja deinen sauren Eiskaffee nicht schlecht reden. Aber bitte etwas mehr Respekt den Kaffeegöttern. Der Espresso in Italien ist das Mass aller Dinge. Dolce vita! Und auch in Italien werden (nicht immer) hochwertige Bohnen verwendet. Gruss
     
  9. #9 Gelöschte Mitglieder 54053, 11.10.2023
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    Ich würde mal sagen, dass der klassische italienische Espresso eine Optimierung auf ein lokales Maximum ist - sprich: Unter den Gegebenheiten der Entwicklung von Maschinen, die Kaffee unter Druck herstellen, den dort entstehenden Drücken, verfügbaren klassischen Röstungen etc. hat sich das entwickelt, was allgemein als Espresso entwickelt hat. Und kann großartig schmecken.

    Wie man aber an den ganzen Trends sieht, die eben hellere Röstungen, andere Temperaturen, andere Drücke, unendliche Spielereien mit jedem noch so erdenklichen Parameter sehen kann, gibt es tatsächlich außerhalb des klassischen Bereichs noch ganz viele andere Prozesspunkte, die geschmackliche Optima (natürlich immer auch sehr subjektiv) darstellen.

    Daher machen die Italiener garantiert nichts falsch, wenn sie Ihre Tassen kochen - es ist aber auch nicht falsch, Espresso über kalte Steine laufen zu lassen. Wenn es einem eben schmeckt. Und ich muss gestehen, gerade diese ganzen "Möglichkeiten" und Gedanken dazu, machen das Hobby Kaffee ja auch erst spannend. Dass die Italiener nicht gerade Fan davon sind, einmal etablierte Zubereitungsweisen jeglicher Nahrungsmittel anzupassen, ist nun ja nicht unbedingt was neues :-D
     
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  10. #10 shadACII, 11.10.2023
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    Die Tassenheizungen sind ja mehr einem wenig isoliertem Boiler geschuldet und nicht von vorn herein als Heizung gedacht eingebaut.

    Die ja eben kein notwendiges Qualitätskriterium darstellt und bei hellen Röstungen eh schnell weg ist, wenn überhaupt wirklich vorhanden.

    Das Extraktionskühlen ist eben eher eine Sache der 3rd Wave Specialty Kaffee Sektion und nicht der Süditalienischen klassischen Espresso Sektion. Wobei hat es mal jemand mit den süditalienischen Rötungen ausprobiert? Nur weil die Tassen dort vorgewärmt werden muss es ja nicht besser sein als sie zu kühlen.
     
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  11. #11 DaBougi, 11.10.2023
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    Überhaupt nicht. Er steht für eine (eigentlich sogar in Italien selbst für viele, von Süditalienisch dunkel bis norditalienisch elegant mit vielleicht sogar etwas Restsäure) gewisse Zubereitungsart, sowie auch ein gewisses Lebensgefühl und ein Narrativ das man damit verbindet.
    Das hat (zurecht, wie ich finde) auch seinen Platz.
    Das hat modernen Roasts bzw. Roastlevels, Maschinen wie einer Decent, Slayer oder was auch immer, Precision Baskets um Hunderte Euro und letztendlich auch Dinge wie Chill extraction absolut nichts zu tun.
    Da riecht auch keiner ewig an der Tasse herum, will Aromen finden und benennen oder mit technisch-physikalischer Herangehensweise Prozesse optimieren. Das ist doch mitunter auch der Charme eines gekonnten "Tresenshots", in der Zeit wo dem 3rd Wave Shot noch die Crema abgeschöpft oder eingerührt wird war der "italienische Gast" am Klo, hat bezahlt und ist fast zuhause.

    Warum um alles in der Welt muss man bzw. will man das gegeneinander abwiegen- es ist doch toll, dass es beides (und noch viel mehr) gibt
     
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