Espressosaufende Espresso-Pragmatiker (EEP)

Ein schöner Thread! Ich glaube, dass es kaum jemanden hier im Forum gibt, der sich nicht als Pragmatiker bezeichnen würde. Problem ist nur, dass jeder die Grenze unterschiedlich setzt.

Bei mir ist Wiegen der Bohnen und RDT noch ok (und wegen Handmühle zwingend notwendig), Wiegen des Extraktes und Refraktometer-Messung aber zu viel des Guten. Was die Temperatur und das Tampen angeht, bin ich Pragmatiker, dafür achte ich sehr auf die genaue Bohnenmenge am Anfang des Bezuges.

Fast jeder außerhalb unserer Community würde es als komplett verrückt ansehen, sich für das tägliche Koffein eine 2.500 EUR Dualboiler-Maschine und eine Gastromühle als Kombi hinzustellen, bei der man das Mehl noch selber andrücken muss und der Milchschaum nicht automatisch herauskommt. So pragmatisch, das über Instantkaffee oder Nespresso zu lösen, ist hier kaum jemand. ;-)

 

Chris, weniger ist manchmal mehr und wenn du "Leerlaufthread" und "inhaltslos" schreibst, kommt das nicht bei allen gut an.

 

Streiche das "fast" und du kommst der Realität ziemlich nahe

 

Ich bin mir sicher, es gibt in Italien den einen oder anderen hauptberuflichen "Kaffeequetscher", der nicht so viel Gefühl im Handgelenk hat.
Der Vergleich hinkt sowieso, in Italien schmeckt alles besser als bei uns, das liegt wahrscheinlich am anderen Licht, das ist da wärmer, dichter, fülliger Da kann der Barista noch so wenig Ahnung haben.

Jeder interpretiert Spass anders.
Mir macht es Spass, wenn mein Espresso besser wird und ohne die ganzen "Spinner" (die wahrscheinlich genau so viel Spass hatten, all die unnützen Dinge herauszufinden, wie du) gäbe es nur original italienischen Espresso, mal besseren, mal schlechteren. Übrigens soll Luigi Bezzera zu seiner Zeit auch so ein "Spinner" gewesen sein
Wären wir Deutschen wie die Italiener, wir wüßten das italienische gar nicht zu schätzen (wenn wir ehrlich sind, wissen wir es auch nicht)

 

Das ist ein Spassthread auf den genau das doch zutrifft was ja auch gar nicht schlimm ist und auch mal sein muss. Oder welche neuen Erkenntnisse erwartest Du hier. Hier wollen halt mal Leute ihre Weltsicht loswerden, vieleicht auch gestreßt durch zuviel Forumslesen. So und wenn man zynischen Kommentaren zum wiegen einfach mal in gleicher Weise umgekehrt den Spiegel vorhält, muss man dann eben auch genausowenig gleich auf empfindlich machen. Ok versteht wohl nicht jeder, halt mein Fehler.

 

Kann ich so nicht unterschreiben, ich habe in meinem Bekanntenkreis ad hoc 8 Familien, die alle einen Siebträger nebst Mühle (preislich im Bereich zwischen Silvia und DC Mini) haben, und die kennen das Forum alle nur vom Hörensagen (ok, an zwei Infektionen bin ich selber schuld) und die sind auch ohne Forum (und den damit verbundenen Verrücktheiten) glücklich. Ergebnisse sind für meinen Geschmack je nach Person passabel bis saugut.

 

Klar wobei man sich ja die Frage stellen kann wie man zu der Ansicht kommt, lt. Forum würde ohne Waage nichts gehen. Wo steht das denn so? Nirgends es wird empfohlen vor allem wenn jemand nicht zurecht kommt und dem Problem auf die Spur kommen will. Wenn einer ohne Waage glücklich ist und so zurecht kommt wunderbar, wer sollte da was dagegen haben, jeder nach seinem Gusto. Warum man das dann in die Welt schreien muss, naja wers braucht.

 

Die Entwicklung machen hier fast alle durch. Fürher habe ich mich mal ein wenig mit Hifi beschäftigt und dabei irgendwann den Einruck gehabt, dass es nicht wenige Hifi-Freaks gab, die ihre Anlage nur noch mit anerkannten Test-Platten bestückten und auszuprobierten, wie perfekt die ist. Einfach mal Musikhören ging da irgendwie nicht mehr. Ähnliches gibt es hier halt auch.

Von dem Brühdruck-Hype hatte ich mich damals auch ein wenig anstecken lassen, meine Erfahrungen waren daann aber viel zurückhaltender als das, was ich immer gelesen hatte.
Meine jetzige Quickmill bedient meine Ansprüche perfekt. Ich ertappe mich zwar immer wieder dabei, dass ich auch mal gerne wieder etwas anderes hätte, letztlich lasse ich das aber, da mir meine Ausstattung derzeit reicht.
Ich mache damit einen Kaffee, der ist wahrscheinlich weit von den Spitzenprodukten entfernt, ich habe aber meine Freude daran.

Mein größter Schritt hier war, dass ich über das Forum Brühkaffee wieder schätzen gelernt habe. Hätte ich zuhause überhaupt keine Ausstattung, würde ich mir nur eine Aeropress und eine Feldgrind bestellen und gut ist. Damit kann man dann wunderbar Brühkaffees probieren.

Ich finde es aber klasse, wenn hier noh viele richtige Kaffeefreaks zugange sind. Von deren Erfahrungen kann man nur profitieren und sich hie und da auch mal eine kleine Anregung oder Idee holen.

 

Ich denke ein guter Maschinenpark erleichtert schon einiges. Meine aktuelles Setup verzeiht fast alles an kleinen Schwankungen was eine viel entspanntere Vorgehensweise zulässt. Lediglich bei zu alten Bohnen hört es auf.
Es geht ja auch darum ein gewisses Niveau erreicht zu haben, auf dem der Genuss bequem in den Vordergrund rücken kann. Mit Bohne vom Discounter hilft auch Pragmatismus nicht.

 

Doch! Als Pragmatiker weiß man, dass man keinen leckeren Espresso als Ergebnis rausbekommen wird. Und ist damit zufrieden.

 

Habe auch schon viel ausprobiert, an eigenem Kram, an den Geräten von Freunden. Ich glaub ich hatte schon viele Kaffeeutensilien in der Hand. MIttlerweile sehe ich das so, dass eine Espressomaschine (slebst eine GS3) nix anderes ist als ein Toaster oder Mixer. Ein Elektrogerät, mit dem man Espresso zubereiten kann (Natürlich nicht der Toaster, mit dem macht man Toastbrot - logo...)
Das gelingt mir nach 13 Jahren übern mittlerweile ganz gut. Feinwaage, Atomizer etc. liegt in der Schublade. Ich hab kein Problem mit channeling etc.

Was ich momentan abgefahren finde: Mein ältester Sohn findet grad Geschmack am Kaffee. Was ist sein Lieblingsgerät? Nein, nicht die GS3 sondern die Aeropress.... Wenn er nach Hause kommt schlabbert ein bisschen rum und macht für jeden der will einen Brühkaffee....

 

Die Krux an der ganzen Espressogeschichte ist, dass es mir manchmal fantastisch schmeckt, selbst (oder gerade) mit preiswerten Bohnen, und dass ich genau diesen Geschmack möglichst gut reproduzieren möchte, es aber nicht verlässlich schaffe. Ich schütte kaum einen Espresso weg, ich verschwende auch sonst kaum Lebensmittel. Umso ärgerlicher ist es, wenn ich aus nicht ganz einfachen Exoten (zuletzt von Chromatic und Counterculture) nichts für mich Brauchbares hinbekomme. Dann MUSS ich pingelig sein, um mich wenigsten ein wenig annähern zu können.

 

Wie war das noch gleich, mit 20% Aufwand 80% des Ergebnisses. Beim Kaffee kann ich gut damit Leben.

 

Das ist nicht pragmatisch, das ist geizig .
Als Pragmatiker kauft man gar keinen Discount-Espresso, weil man weiß, dass damit nix zu holen ist, egal wie wenig oder viel Aufwand man betreibt. Statt dessen bleibt man einfach bei seinen 3-4 Stammröstern, die man in mühsamer Probierarbeit über Jahre hinweg auserkoren hat..

 

So schauts aus!

 

Hätte mir sehr viel Unzufriedenheit, Zeit, Aufwand und letzlich sogar Geld erspart, wenn ich viel früher (also lange vor meiner KN-Zeit) nicht nur frischen und schmackhaften Bohnen hinterher gejagd wäre, sondern damals schon mehr Wert etwa auf eine vernünftige Mühle, die Füllmenge im Siebträger,........gelegt hätte.
Dabei ging es mir (und geht es mir auch heute) weder darum, da die letzte Geschmacksnuancen herauszukitzeln, aber sicherlich schon gar nicht um reine Koffein-Zunahme (das ginge ja deutlich effizienter), sondern "nur" um das Erlebnis eines schmackhaften Espressos, den man sogar ohne Zucker genießen kann, ohne dass es einem da das Gesicht verzieht, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Tausche heute daher auch tatsächlich recht selten die Bohnensorte, weil die einfach passen und sich meine Rest-Neugíer auch außer Haus befriedigen lässt (aber oft auch entäuscht wird, aber meist weniger durch die andere Sorte).
Finde es daher für einen Einstieiger auch erstmal nur klug, die einfach zu ermittelnden Parameter (wie Füll-Gewicht, Zeit,..) mit Hilfe von Hilfs-Gerätschaften konstant zu halten und sich erstmal an den doch eher variablen Rest zu wagen. Mit gewachsenen Erfahrungen und dann einsetzender Sicherheit kann man die dann ja irgendwann lassen, oder aber auch nicht, gibt da kein Richtig oder Falsch. Ein wirklich guter Barista etwa in Italien schüttelt das auch nur deshalb aus dem Ärmel, weil er es auch mal lernen und zusätzlich noch viel Erfahrung sammeln konnte, heute aber auch dort eher sehr selten zu finden.

 

Dann habe ich ja alles richtig gemacht. Forum gelesen, Rocket58 und Ceado 37s gekauft. Feddisch.
Viel mit gutem Kaffee herumgedoktert. Eigenes Alter erkannt und mir Silana kastrat verschrieben. Trotz eigener Einschätzung einem Wein Sommelier in nichts nachzustehen, keinen Unterschied zwischen den Kaffees geschmeckt. Bin sehr zufrieden mit allem. Trotz Schwankungen im Equipment. Mal 1 g mehr, mal 1 g weniger, mal weniger getampert, mal mehr getampert. Alles gut. Ich hoffe inständig, das mir ein Experte das nicht kaputt macht. Habe jetzt das drechseln für Tamperoberteile entdeckt und fast keine Zeit mehr, Espresso zu trinken, weil jeder so ein Teil haben will. Schönes Hobby, dieser Kaffee...

 

So gehts mir seit ungefähr 35 Jahren. WDT, RDT, WTF, Stoppuhr und Feinwaage und Refaktometer war mir immer fremd.
Trotzdem finde ich es total spannend und interessant wie ingeniös andere an das Thema rangehen.
Und würde mich auch niemals nicht darüber lustig machen, sondern bewundere es aufrichtig.

Mein Equipment hat sich von Tchibo Picco über Krüpselchen, verschiedene Quickmills, Bezzera Livia hin zu BZ 2000al enwickelt.
Die Bohnen werden mittlerweile von einer MK 30 zerkleinert.

Schuld an dieser Entwicklung hat zu einem großen Teil dasKN ! Die Änderungen hatten allerdings nie Unzufriedenheit als Grund.
Eher war es so, dass ich hier über Angebote gestolpert bin, die ich nicht ablehnen konnte.

Richtig klasse finde ich, dass ich mich selbst nicht mehr für einen Spinner halte, seit ich das KN kenne ( ist absolut positiv gemeint! )

Bei einem guten Freund trinke ich übrigens immer noch sehr gerne Kaffee aus der Bialetti.

Ich könnte hier den ganzen Abend weiter tippseln, höre aber doch mal auf.

PS: 15, 25 oder 35 Sekunden ist mir wurscht solange das Mäuseschwänzchen zittert.

 

Sehr guter thread.

Bekenne mich als zugehörig!