Faema E61 - 50 Jahre - Abschlussbericht

Diskutiere Faema E61 - 50 Jahre - Abschlussbericht im Restaurierungen und Raritäten Forum im Bereich Maschinen und Technik; Hi zusammen, nachdem ich so viele Informationen hier aus dem Forum gezogen habe, will ich auch noch nach und nach den Abschlussbericht zu meiner...

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  1. #1 tsp_nbg, 05.03.2018
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    Hi zusammen,

    nachdem ich so viele Informationen hier aus dem Forum gezogen habe, will ich auch noch nach und nach den Abschlussbericht zu meiner ersten Instandsetzung loswerden. Anfang April (2017) durfte ich eine eingruppige Faema E61 hier aus dem Forum abnehmen. Optisch war sie altersbedingt in einem super Zustand, wenig Rost, innen etwas verschmutzt (Gasbetrieb?), aber keine größeren Dellen und sonst sehr gut erhalten. Gefehlt haben lediglich die Tassenheizung und die Original Siebträger. Die Maschine ist Anno 67 – eine spätere Variante mit dünneren Blech und geschlossenen Kessel. Der Kessel wurde hier bereits genauer identifiziert. Plan war von Anfang meine bestehende Rocket Evo v2 zu ersetzen. Demnach sollte Sie auf jeden Fall eine Dämmung (Energiekosten) und ein Unterdruckventil bekommen, damit sie per Zeitschaltuhr eingeschaltet werden kann. Nachdem ich in der Küche auch noch kein Zu- bzw. Abwasseranschluss hatte, habe ich hier auch nochmal in der Küche basteln müssen. Außerdem sollte die externe Pumpe per Funk geschalten werden, da ich kein weiteres Stromkabel von der Maschine zur Schaltung der externen Pumpe verlegen kann bzw. wollte, aber dazu später mehr.

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    Nach der groben Zerlegung ging der Rahmen erstmal zum Strahlen und Pulvern und kam nach einigen Wochen in Schwarz wieder zurück. Da die Front-Befestigung ursprünglich genietet ist, wurden in die ehemaligen Befestigungslöcher Gewinde geschnitten und die Chromfront später dort mittels Gewindestangen und Hutmuttern befestigt.

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    Für Messing, Kupfer und Chrom gab es Zitronensuppe in unterschiedlichen Varianten. Vor letzterem hätte man mich nochmal warnen sollen. Leider hat sich an einigen Stellen das Chrom abgelöst bzw. Stellen mit bereits abgeplatzten Chrom wurden verkupfert. Ich war so geschockt, dass ich gar keine Bilder davongemacht habe. Zum Glück ließ sich das mit polieren wieder hinbekommen.

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    Kupfer- sowie Messingteile wurden nach dem Köcheln mit Metallwolle abgerieben und mit Silikonfett vor frühzeitigen verdunkeln geschützt. Allerdings sind einige Teile durch häufiges An- und Abbauen trotzdem wieder dunkel geworden.

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    Da ich leider nicht auf einen Schleifbock zurückgreifen konnte, habe ich Chrom und Aluteile per Hand geschliffen bzw. poliert und nach einigen Stunden/Tagen aufgegeben und mich mit dem "Used-Look" zufrieden gegeben. Viele der Kratzer und Kerben gerade in den Aluteilen konnten so beseitigt werden, aber Hochglanz sieht natürlich anders aus. Vielleicht werde ich das Thema mit einem Schleifbock irgendwann nochmal aufrollen...

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    Die Füße haben sonst lediglich noch neue Plastikeinsätze vom Baumarkt bekommen. Die Höhen Verstellbarkeit der vorderen Füße ist leider nicht mehr gegeben, da die Schrauben hier völlig eingerostet sind. Ich habe mir hier den Aufwand gespart und die Schrauben nicht ausgebohrt. Glücklicherweise ist meine Küchenplatte plan und ich benötige die Funktion aktuell nicht. Auf dem Foto: "wiederhergestellt" vs. "originalzustand"

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  2. #2 tsp_nbg, 05.03.2018
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    Die Fittings vom Kessel zu Lösen war eine Herausforderung. Einige der Fittings sind förmlich mit dem Kessel verschmolzen, haben aber dann letztendlich mit Erwärmung, Kältespray und Kraft aufgegeben. Auf diesem Bild kann man es ein wenig erahnen:

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    Der Kessel hat nach der Säuberung (3x Kochende Zitronensäure, Hochdruckreiniger) ein neues Gewand bekommen. Hierfür wurde Nadelfilz für den Kessel passend zugeschnitten und mit einem kleinen Nagel lauter kleine Löcher für die Drahtnaht geschlagen. Anschließend wurde der Draht durchgezogen und das Nadelfilz am Kessel befestigt. Die Naht verläuft an der unteren Seite des Kessels, damit man sie nicht durch das Gas-Sichtfenster sehen kann.

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    Die Gruppe wurde vollständig zerlegt, teilweise entkalkt, mit Stahlwolle abgerieben sowie gefettet. Dann gab es natürlich noch einen Satz neue Dichtungen. Zu einem späteren Zeitpunkt auch neue Federn, weil die Gruppe bei aufgebauten Druck nicht mehr sauber abgeschlossen hatte.

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    So langsam ging es dann weiter mit dem Wiederaufbau und der Ersatzteilsuche. Für kurzzeitiges Kopfzerbrechen hat der gebrochene Injektor im HX gesorgt. Diesen konnte ich nicht als Ersatzteil auftreiben, zumindest ein Handwerker dem ich das Teil gezeigt habe meinte ich könne es auch nicht schweißen (lassen). Letztendlich habe ich den Injektor einer E91 bestellt, zugeschnitten und mit dem passenden Reduzierstück einen Ersatz hergestellt. Ob das Teil wohl einen großen Einfluss auf die Thermo-Charakteristik bzw. Durchfluss und HX-Zirkulation hat?

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    Auch die Fittings am Wasserstandglas waren einige Zeit ein Sorgenkind, da die Asbest-Dichtungen hier stark festgesetzt waren. Für das obere Fitting gibt es theoretisch Ersatz, für das untere offenbar nicht. Die richtige Länge des Fittings ist aber ausschlaggebend, sonst kann das Wasserglas nicht mehr korrekt eingebaut werden bzw. die originalen Kupferrohre liegen dann natürlich auch nicht mehr plan auf den Anschlüssen. Nach längerem Einlegen in WD40 ist es dann irgendwann gelungen das Original-Fitting aufzubekommen. Der Halter für das Wasserstandglas wurde geschliffen und mit Hitzestabiler Farbe lackiert.

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    Beim Wiederzusammensetzen waren die größten Themen, die Rohre wieder sauber dicht zu bekommen. Mit einigen Rohren bin ich zum Schweißen und habe neue Hutnippel oder neue Muttern anbringen lassen. Man beachte den Haarriss im Hutnippel (oberes Foto). Verwendet habe ich meist Teflonband und gegen Ende auch etwas Loctide Gewindefaden.

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    Hier noch ein paar Impressionen vom langsamen Zusammenbau:

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    Mehr dann demnächst, sobald ich wieder dazukomme... :)

    Viele Grüße,
    Tom
     
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  3. #3 Espresso doppio, 05.03.2018
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    Wunderschön geworden ist deine E61. Auf einen Schleif- bzw. Polierbock kannst du meiner Meinung nach getrost verzichten, würdest nur die „Geschichte“ wegpolieren, was schade wäre.
    Besonders gut gefällt mir das Winterkleid deiner Maschine, sehr hübsch maßgeschneidert. Da würde mich die Quelle für den Nadelfilz interessieren.
     
  4. #4 Andros1, 05.03.2018
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    Sehr schöne Arbeit, viel Spass damit.

    Falls es Dich interessiert:

    Ich habe vor gut 8 Jahren genau die gleiche Maschine (1 gruppig mit Edelstahlboiler) restauriert. Die Basis war allerdings etwas schlechter, der Kessel z.B. konnte nicht gerettet werden.
    Dann habe ich noch einmal nach 1 Jahr den Kessel mehr zur Kontrolle, jedoch ohne Befund geöffnet.

    Am letzten Wochenende habe ich ihr dann nach 8 Jahren störungsfreiem Betrieb eine kleine Revision gegönnt. Sie lief vor allem am Wochenende, da ist sie allerdings dann durchgelaufen.
    Viel war nicht zu tun:
    HX und Brühgruppe im Durchlauf entkalkt, im Kessel minimale schwarze Ablagerung mit Zitronensäure entfernt, in der Brühgruppe die Endstücke der Ventile und den Exzenter (alle abgenudelt) ersetzt und dabei einige Dichtungen erneuert, das etwas labile Dampfrohr ersetzt und die Dichtung des Dampfhahnes erneuert.
    Wirklich ausgefallen weil völlig verkalkt war aber nur der untere Zulauf zum Wasserstandsglas. Das Glasrohr ist mir dabei kaputt gegangen und musste deshalb auch ersetzt werden.
    Außerdem habe ich alle Ventile im Warm- und Kaltwasserbereich demontiert, geprüft, etwas gereinigt und wieder montiert.
    Jetzt ist sie fit für die nächsten 8 oder 10 Jahre. Mindestens.
    Es ist wirklich fein, wie robust langlebig und wartungsfreundlich diese Maschienen gefertigt sind.
    Tatsächlich war sie auch nicht einmal ausgefallen, nur das lästige Problem mit der defekten Wasserstandsanzeige und zugegeben, meine Neugier hat mich dazu getrieben, sie auseinander zu nehmen.
    Glücklicherweise hat das dieses mal nur ein paar Stunden gekostet.

    Beste Grüße,
    Andreas
     
  5. #5 tsp_nbg, 06.03.2018
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    Ja, die Nadelfilzdämmung ist tatsächlich ziemlich gut geworden. Vielleicht spendier ich da irgendwann mal noch eine zweite Schicht - mal sehen... . Die Quelle ist Iskanda hier im Forum ;).

    Auf die Langzeiterprobung bin ich auch neugierig. Ich betreibe die Maschine mit einer Britta Purity Kartusche und bin gespannt wieviel Kalk sich bilden wird. Neben der Robustheit ist die Ersatzteilsituation natürlich auch ein echter Vorteil der Maschinen. Bin mit der Alltagsnutzung wirklich happy, wobei sich der höhere Energieverbrauch im Vergleich zur Rocket trotzdem bemerkbar macht. Aber dafür ist sie halt ein Klassiker...

    Viele Grüße,
    Tom
     
  6. #6 tsp_nbg, 06.03.2018
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    ... und der nächste Teil:

    Die beiden Original-Manometer waren für mich leider nicht mehr zu retten. Trotz Reinigung und Zurücksetzen des Zeigers auf 0 zeigte das Wasserdruck-Manometer keine sinnvollen Werte. Nur eines auszutauschen, war aus meiner Sicht nicht stimmig - deshalb gab es direkt zwei neue Manometer die jetzt anstandslos Ihren Dienst vollbringen. Natürlich lagere ich sämtliche Original-Teile ein, und werfe sie nicht weg. Vielleicht kommen sie ja doch noch mal zum Einsatz...

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    Die Haube war von innen vollständig mit einem dunklen Belag überzogen - vermutlich vom Gasbetrieb. Die Einzelteile wurden je nach Material entrostet und lackiert oder mit Stahlwolle vom Belag befreit. Für die sichtbaren Außenteile gab es lediglich eine Runde „Nevr Dull“ - Politur auf Spiegelglanz hatte ich zu diesem Zeitpunkt ja schon aufgegeben. Im letzten Bild ist schon der Trafo für die Beleuchtung sichtbar, mehr dazu dann später.

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    Da mir der Charme eines Quecksilber-Pressos bekannt war, und ich auch das mechanische Konzept dahinter wirklich beeindruckend finde, stand es völlig außer Frage auf einen elektronischen Presso umzubauen. An sich habe ich natürlich von den Quecksilber-Fiolen Respekt, und hoffe das mir nie eine davon kaputt gehen möge…. . Der Quecksilber-Presso wurde komplett zerlegt und mit Stahlwolle gereinig und die beweglichen Teile gefettet. Die Halterungen für das Presso wurden geschliffen, entrostet und mit Hitzestabiler Farbe lackiert.

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    Die Quecksilber-Fiolen selbst wurden sehr vorsichtig mit 0000 Stahlwolle und Spülmittel gereinigt. Damit die Fiolen nicht direkt vom Metall gehalten werden, gab es für die Halterung noch einen neuen Bezug mit Schrumpfschläuchen. Die Litzen haben einen neuen Silikonschlauch von Conrad bekommen (nicht auf den Fotos). Die Original Keramikringe habe ich bisher noch nicht über die Litzen geschoben - eines der wenigen offenen Themen.

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    Die alte Heizung wurde gegen eine neue ersetzt, da hier auch einer der Anschlüsse schon weggefault war.

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    Soweit dann für heute.

    Viele Grüße,
    Tom
     
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  7. #7 tsp_nbg, 09.03.2018
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    Energie! - Teil drei.

    In das Runde Loch im Rahmen der Maschine passt ziemlich passgenau eine Zugentlastung von Conrad - hier kommt die Netzspannung an. Für die Verkabelung habe ich ausschließlich temperaturstabile Silkonkabel verwendet, damit hier Hitzetechnisch auch nichts anbrennt ;).

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    Die Netzspannung wird hier erstmal auf eine Wago-Klemme gelegt, da diese auch für einen hohen Temperaturbereich ausgelegt sind und ich die 230V an mehreren Stellen benötige. Zum einen für ein kleines 12V„LED“ Netzteil - zum anderen liegen sie auf einem Relais an, dass später durch einen neuen Ein-/Ausschalter geschalten werden.

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    Einbauort für den Schalter? Naja,... Ursprünglich wollte ich auch den Gasbrenner und Anschluss wieder in der Maschine verbauen, nach Reinigung der Teile bin ich aber zu dem Schluss gekommen, dass ich den 19mm Gasanschluss lieber für den Schalter verwenden möchte und den frei werdenden Raum für die restliche Elektronik durchaus gebrauchen kann. Letztendlich ist es bei einem 19mm Vandalismus Schalter mit 12V LED Ring (rot/orange) geblieben, der sich ganz nett einfügt und ohne Modifikationen verbaut werden kann.

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    Ist der Schalter gedrückt, führt er dazu, dass das 230V Relais durchschaltet und so den Stromkreis mit der Heizung schließt. Natürlich unter der Vorraussetzung, dass das Quecksilber-Pressostat auch gerade auf Durchgang geschalten hat. Hurra, die Maschine hat endlich einen Ein-/Ausschalter.

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    Die zusätzliche Elektronik habe ich im vorderen Teil der Maschine verbaut, um der Hitzeproblematik zu entgehen. Ich bin allerdings mit dieser Lösung noch nicht 100% glücklich und werde hier in Zukunft vermutlich noch eine saubere Lösung umsetzen bzw. alles in einer "Blackbox" verstecken. Falls hier jemand Tipps oder Erfahrung hat, nur her damit :).

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    Um die Elektronik - und auch den Barista - zu schützen, habe ich unterhalb der Elektronik eine Plexiglasscheibe als Griffschutz eingezogen. Daneben sind die Elemente mit etwas übrigem Nadelfilz vor Spritzwasser (was hier aber eigentlich nicht vorkommen sollte!) zusätzlich geschützt. Natürlich liegt auf sämtlichen Gehäuseteilen auch der Schutzleiter an.

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    Da für Relais-Steuerkreis nun bereits ein 12V Netzteil verbaut wurde, habe ich die Beleuchtung der Front-Seite einfach über reguläre 30cm Revoltec Kaltlichtkathoden aus dem PC-Zubehör umgesetzt. Mit etwas Geschick, lassen diese sich auch in die Original-Halterungen drücken. Da die 12V für den Schalter-Steuerkreis ohnehin dauerhaft anliegen, ist die Beleuchtung der Maschine immer aktiv, sobald die Maschine an der Netzspannung hängt und damit unabhängig davon ob der Ein-/Ausschalter gedrückt ist. Damit die Haube einfach abgenommen werden kann, ohne vorher die Elektronik komplett mühsam auseinanderzunehmen, fungieren noch 2 Wago Klemmen als Brücke zwischen in der Haube verbauten Kaltlichtkathoden (siehe auch vorheriges Foto der Haube).

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    Hier noch ein Foto von der fertigen Beleuchtung. Sichtbar ist zum einen der "leuchtende" Ein-/Ausschalter, aber auch der Effekt der Katlichtkathoden. Am Glas habe ich hab keine Modifikationen vorgenommen. Der Siebdruck blättert bereits ein wenig ab, aber ich lang da ja auch nie hin. Ich finde es passt sehr gut zum "Vintage-Look". Die Glas-Halterungen wurden wieder mit Stahlwolle gereinigt und für die Verbindung zwischen Glas und Metallhalter habe ich übrige O-Ringe und etwas Schrumpfschlauch verwendet.

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    Teil 4 folgt demnächst...

    Viele Grüße,
    Tom
     
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  8. #8 tsp_nbg, 14.03.2018
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    Und weiter geht’s mit der Pumpenansteuerung. Wie bereits im Stromlaufplan im vorherigen Post zu sehen, steuere ich die Pumpe über einen Funkschalter an. Im Originalzustand wird die Pumpe direkt über den Schalter an der Brühgruppe ausgelöst und mit einem dreiadrigen Kabel direkt mit der Maschine verbunden. Soll die Pumpe unsichtbar in der Küche verbaut werden, muss also immer noch ein dickes Stromkabel von der Maschine zur Pumpe gelegt werden. Ich wollte aufgrund der speziellen Anforderung der Gastromaschine nicht unbedingt meine Küchenplatte mit einem weiteren Loch für die Stromversorgung zerstören. Deshalb hängt die Pumpe an einem eigenen Stromkreis unter der Arbeitsplatte bzw. dem Küchenschrank. Dieser zweite Pumpen-Stromkreis wird durch ein Eltako Funk-Relais (FSR 61NP-230) geschlossen. Anschluss erfolgt ganz regulär am Kaltkabelstecker der Pumpe und ist damit auch vollkommen reversibel.

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    Der Funkschalter (FSM61-UC) zum Auslösen des Relais befindet sich in der Maschine und wird beim Betätigten des Original Gruppenschalters durch den jetzt geschlossenen Stromkreis ausgelöst. Das ganze funktioniert problemlos - eine relevante Schaltverzögerung, unbeabsichtigtes Auslösen bzw. nicht mehr Abschalten konnte ich bisher nicht feststellen. Einziger Nachteil - die Elemente sind relativ teuer.

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    Der Original Procon Pumpenkopf war leider hinüber, da er noch nur um die 6-7bar Wasserdruck lieferte. Nach Austausch gegen einen neuen Fluid-O-Tech Pumpenkopf wurde die Pumpe auf „Waschmaschinenunterlagen“ unsichtbar am Boden hinter dem Küchenschrank installiert. Die Schwingungen sind so auf ein Minimum reduziert und die Pumpe ist nur noch durch ein leises Sonoren wahrnehmbar. Im folgenden zwar kein besonders schönes Foto, aber es zeigt den Raum unter unserem Küchenschränkchen mitsamt der Pumpe auf den Dämmatten.

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    In die Küchenplatte selbst wurden zwei Löcher für Zu- und Abwasser gebohrt und mit Schell Spülgarnituren ausgestattet. Klingt erstmal einfach, aber die Schläuche und Garnituren anzubringen, ohne die gesamte Küche abzubauen war relativ schwierig, da ich nur "von oben" an die Garnituren komme und sie quasi von unten nach oben im zusammengebauten Zustand durch die neuen Löcher durchführen musste....

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    Für das Zuwasser wurde ein Britta C50 Wasserfilter, Rückschlagventil sowie Druckminderer unter dem Küchenschrank bzw. an der Spüle verbaut. Das Wasser beziehe ich über ein T-Stück mit Kugelhahn direkt vom Wasserhahn der Spüle. Der Pumpendruck wurde auf 10bar (laut Wasserdruckmanometer der E61) eingestellt, an der Gruppe mit Siebträger-Manometer ergibt das etwa 9bar - sollte also soweit passen. Abwasser wurde mit flexiblen und zuschneidbaren Silikonschläuchen realisiert, um ein ausreichendes Gefälle ohne Tricks hinzubekommen.

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    Schon zu Beginn war es mir wichtig die Maschine möglichst vollständig wieder zusammenzusetzen. Die fehlende Tassenheizung/Scaldatazze war mir deshalb ein Dorn im Auge. Auch, weil die Maschine bei mir nicht 24/7 läuft, und diese Funktion für mich deshalb einen Aspekt darstellt. Insgesamt benötigt man für die Scaldatazze fünf Teile: Das „Verdampfer“ O-Rohr unter der Tassenablage, das Verbindungsrohr zwischen O-Rohr und Ventil, das Ventil selbst, Y-Dampfrohr und der Ablauf für das Kondenswasser. Letzteres war mir besonders wichtig, da es zusätzlich auch noch als Ablauf für das Unterdruckventil fungieren sollte. Die Teile hab ich mir hier und da zusammengetrödelt - nochmals vielen Dank an Condino für die letzten Puzzleteile.

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    Der Ablauf für das Kondenswasser wird im Originalzustand von einem weiteren Blech, welches am vorderen Rahmen befestigt wird gehalten. Ich habe hier einfach ein Aluprofil vom Baumarkt geschnitten, zwei Löcher gebohrt und lackiert, damit es zu den restlichen Teilen passt.

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    Das Unterdruckventil würde mit einem geeigneten T-Stück und einem 1/4-Rohr zum Ablauf der Scaldatazze gelegt. Das am Ventil entstehende Kondenswasser fließt über das Rohr zum Ablauf bzw. Kann auf dem Weg im Rohr verdunsten. Damit entfällt am Morgen das Entlüften, und minimiert das Risiko versehentlich Milch in den Kessel zu ziehen - wie hier aktuell auch in einem Parallelthread zu lesen ist :(.

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    Viele Grüße,
    Tom
     
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  9. #9 Sansibar99, 15.03.2018
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    Tolle Beschreibung und super Lösungen!
    Allerdings sehe ich die Gefar, daß Dein Unterdruckventil nicht senkrecht genug eingebaut ist um bei drucklosem Kessel zu öffnen... Hast Du schon getestet?
     
  10. #10 tsp_nbg, 15.03.2018
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    Ja, durchaus berechtigter Einwand. Die Maschine läuft jetzt seit knapp nem halben Jahr und bisher funktioniert das Entlüftungsventil ohne Probleme - sowohl beim ersten Heizen der Maschine, als auch beim Abkühlen. Der Zapfen bewegt sich in diesem Winkel aktuell noch ausreichend hin-und her. Ich frage mich aber auch, ob das Entlüftungsventil wirklich nur über das eigene Gewicht wieder öffnet, oder ob hier auch ein Unterdruck im Kessel ggf. verantwortlich ist...?

    Mal beobachten..., ich gebe ein Update, falls ich was ändern muss.... :)

    Viele Grüße,
    Tom
     
  11. Jfh

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    tolle maschine. einzig und allein bei deinem abwasserschläuchlein sehe ich eventuell verstopfungspotential.hast du im hx einen durchflussbegrenzer eingebaut?
     
  12. #12 tsp_nbg, 15.03.2018
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    Mit den Durchflussbegrenzer im HX habe ich einige Monate experimentiert: Ich hatte von Nuova Ricambi eine 2,5mm Drossel (Teflon) im HX verbaut. Allerdings hat diese dazu geführt, dass die Zirkulation sehr eingeschränkt war - sogar so eingeschränkt, dass ich die Gruppe aktiv "flushen" musste, damit das Wasser aus der Brühgruppe die gewünschen ~90°-92°C erreichte. Letztendlich habe ich die Drossel dann wieder komplett entfernt und mache ggf. einen coolen Flush, bevor ich den nächsten Espresso beziehe.
     
  13. Jfh

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    ah ok. ich hatte damals das problem bei meiner ariete, dass durch eine sehr kleine düse in der bg der flow so begrenzt war, dass das wasser garnicht aufhören wollte zu kochen. mit der drossel war dann alles perfekt.
     
  14. #14 tsp_nbg, 30.04.2018
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    Hallo zusammen,

    noch ein letzter rückblickender Beitrag...

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    Da die Maschine als Alltagsmaschine verwendet wird, mussten ein paar der Originalteile weichen. Die weiße Haube wollte ich lieber konservieren und im Alltagsgebrauch nicht weiter beschädigen.

    Wasser- und Dampflanzen waren ziemlich fertig. Ich habe neue ungebogene verchromte Dampfrohre bestellt und mit einem Standard Kupferrohr vom Baumarkt ein für mich passendes Profil zurechtgebogen. Ein lokales Metallbauunternehmen hat dann die verchromten Rohre meinem Muster entsprechend gebogen, so dass sowohl Wasser auch als Dampflanze identisch zueinander sind. Im Nachhinein hätte ich vermutlich für die Wasserlanze ein kürzeres Rohr genommen - aber, kann man vorher nicht wissen.

    Die Dampfleistung der E61 ist irre. Da wir mit der „Original“ 4-Loch Düse nicht zurechtgekommen sind und die Milch viel zu schnell auf Temperatur war, habe ich eine Tidaka 3-Loch Düse spendiert. Damit gelingt dann auch wieder problemlos Latte Art taugliche Milch und der Umstieg auf mehr Dampfpower fällt nicht so ins Gewicht ;).

    Die Dämpfräder haben den Chromeinsatz von der Faema E61 Legend bekommen, ich finde ihn stimmiger und er hebt die Wertigkeit aus meiner Sicht nochmal deutlich. Langfristig möchte ich aber sämtliche Plastikteile gegen Holzvarianten tauschen, die optisch dem Maroni-Braunen Bakelit der älteren Faema Maschinen nahekommt. Hoffentlich kann ich hierzu bald ein Update geben :).

    Die Schauglasbdeckung war schon stark strapaziert und blätterte ab. Ich habe sie deshalb geschliffen und mit mit hitzestabiler, weißer Farbe lackiert. Anschließend wurde die Wasserfüllstandslinie mit einem blauen Acryllack und mit ruhiger Hand und nem Pinsel nachgezogen.

    Da viele der schwarzen Siebdruck-Beschriftungen durch Politur und Reinigung leider nahezu verschwunden sind, wirkte die Maschine immer etwas leer. Die erhältlichen aufgeklebten schwarzen Aufkleber kommen nicht annähernd an die Original Siebdruck Beschriftungen ran. Deshalb habe ich die blauen Aufkleber der älteren Faema E61 Baureihen aufgeklebt. Natürlich ist das ein Bruch der Originalität, aber nachdem ich die Aufkleber schon rumliegen hatte, wollte ich einen Versuch wagen. Ist ja vollkommen reversibel. Letztens habe ich dann in Richy’s Thread (La Cimbali M27 start C2 - Restauration) von den Transferfolien gelesen. Denke, das könnte eine stimmigere Lösung sein und werde ich wohl bei Gelegenheit mal angehen….

    In dem gleichen Thread wurden auch die Dämmwirkung von verschiedenen Materialen betrachtet. Einlagiges Nadefilz scheint noch nicht das Optimum zu sein, weshalb ich auch noch gerne eine zweite Schicht aufziehen möchte. Ich habe mit ner Wärmebildkamera mal ein paar Aufnahmen gemacht - und bin schon auf den Unterschied gespannt, sollte ich jemals dazukommen eine zweite Lage aufzuziehen.

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    Der Energieverbrauch liegt bei uns unter der Woche ziemlich genau bei etwa 1kWh pro Tag (laut Fritz! Steckdose). Die Maschine läuft bei uns jeden Morgen etwa zwei Stunden. Am Wochenende läuft Sie länger, und benötigt dann i.d.R. zwischen 2 und 3kWh - je nachdem ob Besuch da ist und wie lange die Maschine im „Standby“ ist.

    Hinter der Maschine haben wir mittlerweile einen Spiegel eingepasst, damit auch die wunderbare Barseite ein bisschen zur Geltung kommen kann...

    Viele Grüße,
    Tom
     
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Faema E61 - 50 Jahre - Abschlussbericht

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