Favorite Muehlen

Diskutiere Favorite Muehlen im Mühlen Forum im Bereich Maschinen und Technik; Und weiter gehts mit dem Lagerwechsel bei dem Typ1: Nachdem man die Welle poliert hat, ölt man diese mit Haushaltsöl leicht ein. Nun gehts es ans...

  1. #81 mechanist, 16.01.2017
    Zuletzt bearbeitet: 16.01.2017
    mechanist

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    Und weiter gehts mit dem Lagerwechsel bei dem Typ1:

    Nachdem man die Welle poliert hat, ölt man diese mit Haushaltsöl leicht ein. Nun gehts es ans Abziehen des
    ersten Lagers - dafür benutzt man einen Abzieher. Ich warne ausdrücklich vor anderen Methoden wie dem
    Austreiben der Welle mittels Hammer - das führt zwangsläufig zu Materialstauchungen und Verletzungen der
    Welle / des Wellenendes. Bei dem geschlitzten Wellenende hat man das Problem, das dieses für das Ansetzen
    des Abziehers ungeeignet ist. Die Lösung kommt in Form einer 12er Nuss, die auf das Wellenende aufgesteckt
    wird. Zwischen Lager und Rotor sitzt ein Staubschutzblech - da man nicht mit den Abzieherarmen zwischen
    Blech und Lager kommt, nimmt man das Blech einfach mit. Die Bleche später nicht wegwerfen, man braucht
    sie wieder.
    [​IMG]
    Mehr Mühe macht leider das zweite Lager am anderen Ende im Lagerkäfig. Beim Zusammenbau der Mühle vor
    67 Jahren hat Zwanger zuerst das Lager in den Käfig und dann die Welle in das Lager gepresst. Leider kommt
    es auf diese Weise - nämlich von vorne - nicht wieder raus. Weder kann man ein Werkzeug ansetzen, noch
    irgendwo entsprechende Kräfte wirken lassen, um Lager und Welle herauszubekommen. Man muss durch
    die Hintertür und die muss man sich erst bauen:
    Der Lagerkäfig ist hinten fast komplett geschlossen, hier gibt es nur eine winzige Bohrung mit Gewinde für
    eine kleine Schraube, die den Chromdeckel mittig hält. Ich mache es nicht gerne, aber in diesem Fall
    geht es nicht anders - in mehreren Stufen wird von hinten in der Mitte die Bohrung soweit vergrössert,
    dass dort eine Hülse hineinpasst, deren Durchmesser dem inneren Lagerring entspricht. Der Lagerkäfig ist
    aus Leichtmetallguss, das Bohren also relativ einfach. Anschliessend wird mit einem Abzieher und einer
    zweiten Hülse, die im Durchmesser kleiner als die Welle ist, zuerst die Welle aus dem Lager gedrückt:
    [​IMG]
    Da das Staubschutzblech nun entfernt wird, hat man einen schönen, rostigen Einblick:
    [​IMG]
    Nun wird mit einer zweiten Hülse, deren Durchmesser dem des inneren Lagerrings entspricht, das Lager
    von hinten nach vorne aus dem Käfig gepresst, natürlich ebenfalls mit dem Abzieher.
    Im Ergebnis sieht das dann so aus - oben links kann man die Bohrung im Lagerkäfig gut erkennen. Sie wird
    später wieder verschlossen und beeinträchtigt die Stabilität des Käfigs nicht.
    [​IMG]
    Nun kann man die Lager mittels Schieblehre vermessen und neue bestellen, bei der Gelegenheit
    bestellt man das Stützlager, das vorne in der Verstellung für den Mahlgrad sitzt, gleich mit. Der
    Ausbau dieses Lagers ist weiter vorne in diesem Thread beschrieben.

    Ich verwende für die Favorite-Mühlen ausschliesslich vollgekapselte SKF-Lager (mit dem Zusatz ZZ oder 2Z
    nach dem Lagermass) - sie sind hermetisch staubgeschützt. Eine gute Auswahl, auch in den kleinen
    Lagermassen hat z.B. agrolager.

    Bis die Lager in der Post sind, hat man erstmal wohlverdiente Pause...,
    und dann gehts auch hier wieder weiter mit dem Einbau der neuen Lager.
     
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  2. Jupe

    Jupe Gast

    @mechanist Perfekter Post, wie alle von Dir bislang zu diesem Thema. Danke!
    Grüße Jürgen
     
  3. #83 Alexsey, 16.01.2017
    Alexsey

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    Danke auch von mir. Ich bin zwar froh wenn ich das sehe, dass sich meine Welle, auch bei drehen Selbiger von Hand, nachdreht. Aber das kann sich ja durchaus noch ändern. Und meinen Rotor werde ich die Tage auf jeden Fall mal noch auf Rost kontrollieren und das Innere ausblasen.
     
  4. helges

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    Ja, grossartig!
     
  5. #85 Alexsey, 17.01.2017
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    Hab jetzt heute auch den Rotor ausgebaut. Der Ausbau ist recht einfach. Zum Glück habe ich nicht mit Rost zu kämpfen. Auch ist die Konstruktion meines Käfigs etwas anders. Ein Erreichen des Lagers müsste damit auch ohne aufbohren möglich sein.

    [​IMG]
    [​IMG]
     
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  6. #86 mechanist, 17.01.2017
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    Ja, das bleibt dir erspart. Das Kunststoffteil hinten ist der Fliehkraftschalter, der bei Erreichen einer bestimmten
    Drehzahl die Hilfswicklung abschaltet. Nach der Demontage des Schalters ist die Vorgehensweise im Prinzip
    wie oben bei der frühen Typ1. Wenn Du das jetzt eh auseinander hast, würde ich die Lager wechseln -
    dann hast Du mindestens die nächsten 20 Jahre Ruhe.
     
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  7. #87 Alexsey, 17.01.2017
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    Ich besitze keine Abzieher. Allerdings ist der Rotor in 5 Minuten ausgebaut. Werde ich bestimmt noch nachholen. Ist die Gelegenheit mal wieder ein Werkzeug zu kaufen.
     
  8. #88 Alexsey, 17.01.2017
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    @mechanist: hast Du Maße für die benötigten Abzieher, bzw. kannst Du Empfehlungen dafür abgeben?
     
  9. #89 mechanist, 17.01.2017
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    Man braucht zwei: Für das Lager im Käfig einen zweiarmigen (drei kriegt man da nicht unter) mit 65mm
    Armlänge innen / Arbeitsbereich, für das andere einen dreiarmigen mit 150mm Armlänge innen/Arbeitsbereich.
    Wenn man sie nur einmal benutzt, lohnt die Anschaffung neu kaum - ich würde mich nach gebrauchten
    umsehen, gibts manchmal für kleines Geld und reicht für diesen Zweck.
     
  10. 6.638

    6.638 Gast

    Die nicht mehr zu bekommenden 50 er Mahlscheiben : gibt es da genaue Grössenangaben (Innen, Aussen, Höhe , Löcher , rechts - links )?
     
  11. Jupe

    Jupe Gast

    Klar, kann ich nachliefern.
     
  12. #92 mechanist, 19.01.2017
    Zuletzt bearbeitet: 19.01.2017
    mechanist

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    Ich will mich nicht vordrängeln, aber hatte sie eh auf der Werkbank liegen.
    Hier die Scheiben der Typ1:
    [​IMG]
    [​IMG]
    Wie beim Typ 2 ist der Innendurchmesser unterschiedlich.
    Lochabstand bei beiden (Mitte Bohrung zu Mitte gemessen): 38mm, Linkslauf.
    Bezüglich des unterschiedlichen Innendurchmessers frage ich mich, was es ausmacht,
    wenn dieser bei beiden Scheiben gleich wäre. Dadurch würde sich wohl der Durchsatz
    etwas verringern, aber sonst?
     
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  13. #93 Alexsey, 22.01.2017
    Zuletzt bearbeitet: 22.01.2017
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    Faszinierend einfache Technik. Hatte schon befürchtet dieser Fliehkraftschalter sei ein kompliziertes Bauteil. Dabei sind es einfach zwei Gewichte, welche ab einer bestimmten Drehzahl den Taster zurückdrücken und damit den Kontakt unterbrechen.

    [​IMG]
     
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  14. #94 mechanist, 22.01.2017
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    Hier die Lagermaße für die frühe Typ 1 (1948-1952):
    30x10 (Käfig), 32x12 (Mitte), 19x5 (Stützlager vorne).

    Hantiert man eh mit der Schieblehre, kann man bei der Gelegenheit die Welle kontrollieren. Man misst den
    Durchmesser der Welle an mehreren Stellen zwischen Lager und geschlitztem Wellenende.
    Durch Materialabtrag im Bereich der Feder und der Buchse, sowie durch Materialverdichtung im Bereich
    des Vorbrechers kann bei starker Beanspruchung die Welle verschleissen - sie schlägt aus. Für einen exakten
    Lauf der drehenden Mahlscheibe muss der Mahlscheibenträger mit Vorbrecher aber relativ stramm auf der
    Welle sitzen und zwar mit der gesamten Länge. Bei einer ausgeschlagenen Welle fängt der Träger und damit
    die Mahlscheibe an zu flattern. Das kann anfangs in begrenztem Umfang von dem vorderen Stützlager
    aufgefangen werden. Will man mit der Mühle Espresso mahlen, kriegt man mit einer ausgeschlagenen
    Welle trotz neuer Lager wohl kein gutes Ergebnis hin. Mir ist bis jetzt allerdings nur einmal eine Mühle
    begegnet, die durch den Wellenverschleiss nicht mehr brauchbar war.
     
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  15. #95 Alexsey, 22.01.2017
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    Ich war etwas verwundert, weil meine Welle 14 hat und es für dieses Maß keine Standardlager gibt. Meine Welle ist jedoch im Bereich des Vorbrechers abgesetzt. Am Lager hat sie 15.

    Muss jetzt noch meine Abzieher umarbeiten (oder etwas nehmen, um Lager und vor allem Stellring abhebeln zu können). Das hintere Lager sitzt sehr knapp vor dem Rotor.

    [​IMG]
     
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  16. #96 mechanist, 22.01.2017
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    Ich habe mir dafür aus zwei massiveren Blechwinkeln zwei Krallen gebaut, die in den Zwischenraum passen
    und anschliessend mit einem Abzieher verschraubt werden. Der Abzieher kriegt nur zwei Löcher in die Arme
    und bleibt ansonsten wie er ist. Die Kraft, die man zum Abziehen braucht, ist nicht sonderlich gross, sie muss
    nur gleichmässig wirken, sonst verkantet man das Lager auf der Welle - deshalb rate ich von Abhebeln ab.
     
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  17. #97 wiegehtlasanmarco, 23.01.2017
    wiegehtlasanmarco

    wiegehtlasanmarco Mitglied

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    Für das obige Problem gibt es ansonsten einen Spezialabzieher, der in mancher Werkstatt vorhanden ist. Ich brauche den für meine Rollermotoren.

    Und hier nun endlich die Bilder meiner Favorite K30 in Gold:
    [​IMG]

    [​IMG]
    sorry, leider weiss ich nicht wie man die Bilder drehen kann, als Datei wurden sie stehend gezeigt.
     
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  18. #98 Alexsey, 25.01.2017
    Zuletzt bearbeitet: 25.01.2017
    Alexsey

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    Mal noch eine Frage an die Fachmänner diesbezüglich. Das Gegenlager in der Mahlgradverstellung ist ja ein simples Rillenkugellager (jedenfalls bei mir), welches für axiale Belastungen nur bedingt geeignet ist. Dennoch wird es beim Mahlvorgang relativ stark axial belastet. Wäre es dort nicht sinnvoller ein Schrägkugellager oder Rollenkugellager zu verwenden? Auch scheint es mir, das vordere Lager einzupressen (also zwischen Motor und Mahlraum), ohne den Wälzkörper zu belasten, relativ schwierig. Ist das auch hier zwingend zu vermeiden?
     
  19. Jupe

    Jupe Gast

    M.E. wird es im Mahlbetrieb gar nicht belastet. Die so genannte schwimmende Mahlscheibe bewegt sich während des Mahlens gar nicht. Belastet wird das Lager nur bei der Mahlgradverstellung.
     
  20. Alexsey

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    Das Gegenlager dreht sich beim Mahlvorgang mit und die schwimmende Malscheibe bewegt sich nicht axial, weil das Gegenlager sie davon abhällt von den Bohnen nach außen gedrückt zu werden. Das ist M.E. gerade der Sinn dieses Lagers.
     
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