Fehler bei PID mit Gicar-Box

Diskutiere Fehler bei PID mit Gicar-Box im Reparatur und Wartung Forum im Bereich Fragen und Tipps; Frontedit: Der ursprüngliche Thread zur Reparatur einer PID-Platine musste leider umständehalber gelöscht werden. Ich habe die relevanten...

  1. #1 Toppo78, 16.10.2019
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 19.11.2019
    Toppo78

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    Frontedit:
    Der ursprüngliche Thread zur Reparatur einer PID-Platine musste leider umständehalber gelöscht werden.

    Ich habe die relevanten Informationen zur Lösung in diesen Thread rüberkopiert und hoffe, Betroffene finden so weiterhin eine Reparaturmöglichkeit.

    Vorneweg:
    Bei Arbeiten an elektrischen Stromkreisen bestehen Gefahren für Leib und Leben, durch mögliche Brandgefährdung auch für Andere :eek:!
    Wer also nicht wirklich weiß, was er tut, wende sich besser an einen Fachmann / Fachbetrieb!


    Fehlerbild:
    Die Steuerung springt nach Einschalten der Maschine nicht mehr in den Betriebsmodus,
    sondern bleibt mit der Anzeige "1.05" hängen und die Maschine heizt nicht mehr auf.

    Danke fürs Verständnis,
    Sansibar99
    _____________________________________


    Guck mal hier, das sieht ziemlich nach dem gleichen Fehlerbild aus: Bezzera Unica PID Display
     
  2. #3 mondair, 28.10.2019
    mondair

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    Hallo zusammen,

    vielleicht kann ich hier etwas Licht ins Dunkel bringen.

    Ich habe bei meiner Bezzera BZ07, die auch ein Gicar PID (bei mir 8.5.65.79 von 11/2009, SW 1.01) hat, vor ein paar Tagen ähnliche Symptome gehabt (Kesselheizung lief nicht mehr).
    Nun, bei der Gelegenheit habe ich mir etwas genauer angesehen, wie das Ganze funktioniert. Bevor ich ~100EUR für so eine eigentlich simple Elektronik ausgebe, wollte ich verstehen was da schief läuft.

    Zuerst war allerdings das Display dran, das schon seit einiger Zeit die bekannten Ausfallsymptome zeigte (einzelne Segmente sind nach und nach ausgefallen). Ich habe die Schaltung getestet, die Ansteuerung über µC-Transistor-Vorwiderstand war komplett OK, das Display selbst hält wohl der Temperatur nicht auf Dauer stand.
    Ersatz gibts z.B. bei Mouser, das Display kann durch ein Lite-On LTC2721B (Farbe:Blau) ersetzt werden, das hat exakt die gleiche Pinbelegung. Ist nur recht teuer (>12EUR) und schlecht verfügbar. Man kann auch ein rotes (LTC2721JD) oder grünes (LTC2721G) Display für je etwa 2,50 EUR verwenden, hab ich auch gemacht, leider dämpft die blaue Frontfolie das Licht so stark, dass fast nichts mehr zu erkennen ist.
    Ich vermute wegen der schlechten Verfügbarkeit der blauen Version sind die neueren Gicar PID Regler mit roten Displays ausgestattet.. wegen der blauen Frontfolie muss ich mir noch was einfallen lassen.

    Nach dem Displaytausch konnte ich exakt die gleichen Symptome wie hier beschrieben erst erkennen:
    Nach einigem Testen der in der Schaltung verwendeten Komponenten konnte ich den Fehler eingrenzen. Ich beschreibe hier kurz wie die Schaltung funktioniert, falls jemand sich auch auf Fehlersuche begeben möchte hilft das vielleicht weiter:

    Der kleine Trafo vom Typ Hahn BV 202 0154 (230V, 6V, 0,5VA) versorgt einen Gleichrichter (DI154). Die Ausgangsspannung vom Gleichrichter wird zweierlei verwendet:
    1. zur Versorgung des µC, des Displays und des Temperaturfühlers wird ein LDO (L4941) gespeist, der stabilisierte 5V Ausgangsspannung liefert.
    2. zum Ansteuern des Solid-State Relais (bei der BZ07 unter dem Wassertank), das die Kesselheizung schaltet. Dies läuft nicht über den LDO, sondern direkt vom Gleichrichter auf die Tochterplatine mit dem µC, dort schaltet ein kleiner Transistor nach Ansteuerung durch den µC durch und das Signal läuft wieder runter auf die Anschlussklemme zum SSR. Das SSR verträgt einen recht breiten Spannungsbereich (3..30V DC muss anliegen, damit die Kesselheizung eingeschaltet wird). Man kann an der kleinen LED am SSR erkennen, wann die Heizung aktiv ist. Das SSR zieht etwa 15mA Strom.

    Bei mir begann das Display (nach dem Austausch) auch wie oben zitiert alle paar s kurz auszugehen. Und zwar immer dann, wenn die Kesselheizung angeschaltet werden sollte. Die Spannung am SSR-Eingang brach von ~7,5V auf ~2,5V ein, das reicht nicht, damit das SSR sauber durchschaltet.
    Damit schien das Problem beim Gleichrichter zu liegen, der hier nicht genug Strom liefern kann, damit bricht die Spannung am SSR und auch am LDO ein, der µC wird unterversorgt und schaltet (inkl. Display!) ab. Damit ist die Last am Gleichrichter weg, die Spannung steigt wieder, der µC startet wieder (Display ist wieder an) und der Zyklus beginnt von vorne.

    Ein Austausch des Gleichrichters hat das Problem aber leider nicht behoben... auch der LDO und der Trafo waren in Ordnung.
    Die Ursache war schliesslich der Elko (25V / 220µF / 85°C), der die Ausgangsspannung des Gleichrichters stabilisiert. Dieser ist wohl soweit gealtert, dass die Kapazität nicht mehr zum Puffern des Strombedarfs des SSR ausreicht.
    Nach Austausch des Elkos (muss nicht exakt passen, ich hatte noch einen 25V / 470µF / 105°C herumliegen) lief das PID Modul wieder wie neu!
    Dass hier ab Werk ein 85°C-Typ verwendet wurde, muss man bei der gewählten (miserablen) Einbauposition des Displays nicht verstehen. Keine Ahnung wie man drauf kommen kann, den PID Regler an die heißeste Stelle im Gehäuse direkt über dem Kessel zu platzieren...

    Ich hoffe, ich konnte hier etwas weiterhelfen. Ist doch recht lang geworden, war aber Absicht, so dass jemand bei einem ähnlich gelagerten Problem auch etwas über die Suche findet.

    Ach ja, beim Displaytausch muss die Tochterplatine herausgelötet werden sonst kommt man nicht dran. Hierbei vorsichtig und mit Geduld vorgehen, damit nichts beschädigt wird. Ordentliches Lötwerkzeug und etwas Erfahrung damit sollte man mitbringen, ansonsten bitte jemand machen lassen der sich damit auskennt. Beim Testen/Messen besonders aufpassen und die Unterseite der Platine nichtleitend abdecken bzw. am Besten ins Gehäuse zurückbauen! 230V liegen am Trafo an, also Finger weg!

    Beste Grüße & viel Erfolg bei der Reparatur,
    Michael
     
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  3. #4 cyberlight, 28.10.2019
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    Ein 85°C Elko direkt neben dem Boiler?
    Da ist es kein Wunder, wenn die ausfallen.
    Vielleicht sollte man besser den Boiler an der Stelle isolieren.
    Eigentlich ist es ein Designfehler und sollte vom Hersteller behoben werden.
     
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  4. #4 mondair, 28.10.2019
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    Isolation hab ich probiert, funktioniert aber nicht sonderlich gut, da direkt unter der PID-Baugruppe bei der BZ07 auch die Brühgruppenheizung (2x50W) sitzt, und die läuft soweit ich weiß durch (da seh ich nur einen Übertemperatur-Sicherheitsschalter, in einen Regler ist die nicht eingebunden). Außerdem ist es mit der beheizten Tassenablage Essig, wenn ich drunter alles isoliere... da tausche ich lieber ab und zu das Display, hab ja jetzt genug da...

    Das Display geht übrigens auch nur bis 85°C laut Datenblatt, hier ist es aber deutlich schwieriger (und teurer), etwas für höhere Temperaturen zu bekommen.
    Ein 105 °C Elko sollte nun wirklich kein Problem sein, da gehts um ein paar Cent. Das ist definitiv falsch ausgelegt, ich hätte hier min. einen 105 °C -Typen, vielleicht sogar einen 135°C-Typen eingesetzt.
    Problem ist wahrscheinlich auch, dass Gicar sehr viele dieser PID-Regler für die unterschiedlichsten Espressomaschinen absetzt und vielleicht nicht immer über die Einbauposition Bescheid weiß.. wenn den Entwicklern die Anforderungen nicht vollständig bekannt sind, passiert nunmal auch Mist.
    Außer, die Anforderung hieß "geplante Obsoleszenz", dann würde ich sagen alles richtig gemacht!
     
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  5. #5 intel33, 15.03.2022
    intel33

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    Vielen Dank an mondair für die Beschreibung, das hat mir bei der Fehlersuche enorm geholfen!

    Bei meiner Lelit ist auch ein Gicar PID verbaut, welches defekt wurde. Da hat es den Trafo erwischt. Keine Spannung an der Sekundärseite. Ich könnte den verbauten Typ Hahn 0154 für wenige Euro im Internet nachkaufen und die Maschine samt PID wieder in Gang bringen.
     
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